Our Little Secret

Por xLittleButterfly

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"Scheiße", murmelte ich erschrocken, als ihn sah. "Aria, das ist Damian.. und er wird bei uns einziehen", ver... Más

Our Little Secret.
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Epilog
Danke! <3

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Por xLittleButterfly

Donnerstag war der vierte Tag, an dem ich nichts von Leah hörte. Nach der Schule nahm ich mir immer mal wieder vor Leah anzurufen, alles zu klären, doch als ich gerade auf das grüne Symbol auf meinem Handy tippen wollte, rief Justin mich an. Ich nahm es als Zeichen dafür, dass es noch zu früh war. Wofür auch immer.

Er erkundigte sich nach mir, ob alles okay wäre und ich überhaupt noch lebte, weil ich mich mal wieder nicht gemeldet hatte, und ich sagte, mir ginge es gut und entschuldigte mich dafür, dass ich mich nie anrief. Er meinte es wäre kein Problem, ich fragte ihn nach Riley und obwohl ich das Gefühl hatte, er wirkte misstraurisch, beließ er es dabei und schließlich legte ich auf.

Dabei ging es mir gut. Wenn ich an Leah dachte, wurde ich traurig, aber - und ich hasste mich dafür - es war auszuhalten. Ich fragte mich, warum das so war. Sie ist doch meine beste Freundin. Oder sie war es.

Ich lag gerade im Bett, als das Haustelefon klingelte. Und klingelte. Und klingelte. Und keiner abnahm. Genervt hievte ich mich hoch und schlurfte nach unten in den Flur.

,,Hallo?", blaffte ich müde ins Telefon.

,,Hier ist Ann."

,,Oh, hi Granny."

,,Bist du das Aria?", fragte sie mich. Es ist lange her, als ich sie das letzte Mal gehört, geschweige denn gesehen hatte. Fast ein Jahr schon nicht mehr.

,,Ja, ich bin's", sagte ich.

,,Wer ist da?!"

Ich seufzte und sagte etwas lauter: ,,Aria, Granny, ich bin's, Aria!"

,,Sag das doch gleich. Wie geht es dir, Ria?"





Ich lächelte. Wie lange hatte ich diesen Spitznamen nicht mehr gehört? Oma und Mum waren die Einzigen gewesen, die mich so nannten. Oma hatte mir mal erklärt, dass ich früher, als ich klein war, meinen Namen nie richtig aussprechen konnte und immer 'Ria' sagte, falls mich jemand fragte und sie mich deshalb so nannten.

,,Alles okay und bei dir? Ist alles gut?"

,,Sicher, sicher. Wo ist dein Vater?" Ich sah auf die Uhr.

,,Noch arbeiten. Kommt gleich aber wieder."

,,Noch arbeiten, okay. Er soll mich zurückrufen, ja?"

,,Sag ich ihm", meinte ich und rieb mir dabei über die Augen. ,,Was ist denn los?"

,,Danke, danke", sagte sie, ignorierte dabei meine Frage. Ich könnte wetten, dass sie ihr Hörgerät wieder ausgeschaltet hatte. ,,Tschüß!"

,,Bye." Ich legte das Telefon wieder weg. Ann war die Mutter meiner Mutter und war mit meinem Opa weggezogen, als Mum gestorben war. Wir alle hatten uns lange nicht mehr gesehen und auch lange nicht mehr miteinander telefoniert, deshalb fragte ich mich, ob es irgendeinen Grund für ihren Anruf gab.

Gerade hatte ich mich wieder in mein Bett gelegt, da ich ein kleines Mittagsschläfchen machen wollte, als das Telefon erneut losging. Ich ignorierte es, doch es hörte nicht auf. Wo war Damian denn?!

,,Ja, hallo?"

,,Hi", meldete sich eine Jungenstimme. ,,Ist Damian da?"

,,Frag ich mich auch", murmelte ich ins Telefon. ,,Ich geh mal nachschauen, okay?"

Doch er war weder im Bad, in seinem Zimmer noch sonst irgendwo. ,,Er's nicht hier. Soll ich irgendwas ausrichten?"

,,Ne ne, passt schon", erwiderte die Jungenstimme. Ich glaubte, es war Sid. ,,Du bist Aria, richtig?"

Ich nickte. Erst wenige Sekunden später fiel mir ein, dass er das ja nicht sah, also sagte ich: ,,Ja."

,,Vielleicht wird Damian mich köpfen, vielleicht aber auch nicht, aber vielleicht interessiert es dich ja, dass ich in einer geheimen Mission unterwegs bin."

Ich ließ mich auf Damians Schreibtischstuhl sinken und betrachtete die verschiedenen CD's die auf seinem Schreibtisch verteilt lagen. ,,Ach ja? Und wieso wird er dich deswegen vielleicht köpfen?"

Ich fragte mich, wieso er mir das erzählte. Wir sprachen doch sonst auch nie, ich hatte ihn gestern erst kennengelernt, weswegen ich ein wenig nervös war.

,,Weil", er machte eine dramatische Pause, was mich an Damian erinnerte., ,,ich etwas über ihn herausfinden muss. Und du könntest mir dabei helfen."

,,Okay?", sagte ich unsicher.

,,Du hilfst mir?"

,,Was möchtest du denn wissen?", fragte ich.

,,Du versprichst zu schweigen und nichts als die Wahrheit zu sagen?"

,,Klar doch."

,,Okay, gut", sagte Sid. ,,Er meinte, er hätte 'ne Neue am Start." Mein Herz setzte kurz aus. ,,Und du als seine Schwester, weißt vielleicht, wer sie ist..?"

,,Ich bin nicht seine Schwester", sagte ich.
Ich hörte Sid am anderen Ende seufzen. ,,Dann halt seine Stiefschwester. Jedenfalls wohnst du mit ihm zusammen. Also: Weißt du irgendwas?"

,,Sagt er dir denn nichts?", fragte ich. Vor meinen Augen tauchte in Bild von Damian und irgendeinem Mädchen auf. Vielleicht war das Mädchen ja ich.

Vielleicht ja auch nicht.

Aber wieso sollte er dieses ganze Theater mit Leah und mir mitmachen, wenn er sich am Ende dann eh eine Neue sucht? Trotzdem, die Ungewissenheit blieb.

,,Hallo?"

,,Hm?"

,,Ich hab gesagt, dass er mir nichts erzählt", sagte er. ,,Dieser Wichser will sich mysteriös machen." Sid lachte. ,,Wusstest du überhaupt, dass er mit Leah Schluss gemacht hat?"

,,Ja", murmelte ich.

,,Ich glaube, es war wegen ihr. Also seiner Neuen."

,,Hat er denn wirklich nichts erzählt?", fragte ich. Hoffentlich deutete er meine Neugier nicht falsch.

,,Nichts, womit er mein Gewissen beruhigen könnte", er seufzte theatralisch. ,,Nur meint er, dass sie noch nicht.. du weißt schon, sie war'n noch nicht im Bett. Oh, und er hatte dieses schwule Grinsen im Gesicht."

,,Oh, naja. Mir hat er nichts erzählt." Immer noch musste ich darüber nachdenken, wen genau er damit gemeint hatte. Und ob er das wirklich so gesagt hatte. Ob er wirklich 'so schwul gegrinst' hat. Wobei ich mich auch fragte, wie man schwul grinsen kann. Man sollte dieses Wort wirklich nicht als Beleidigung nehmen.

,,Hast du nie irgendein Mädchen bei euch gesehen?"

,,Nein", antwortete ich. ,,Tut mir leid."

,,Falsches Zimmer, würde ich sagen", sagte jemand anderes als Sid hinter mir, und ich drehte mich hastig um.

,,Oh, hi", sagte ich zu Damian.

,,Hi?", sagte Sid.

,,Ich mein' nicht dich", sagte ich zu Sid.

,,Was machst du hier?", wollte Damian wissen und warf seine Jeansjacke aufs Bett. Er trug noch ein weißes T-Shirt und eine graue Strickjacke.

,,Ich - äh, telefoniere", antwortete ich.

,,Ist das Damian?"

,,Ja", sagte ich ins Telefon.

,,Kann ich ihn sprechen?" Ich reichte Damian das Telefon, welches er mit erhobenen Augenbrauen entgegennahm. Eine Zeit lang schien Sid zu sprechen und Damian hörte zu, während er mich anschaute, dann holte er tief Luft.

,,Du bist so ein Spast", sagte er, schaute mich dabei an.

,,Ich?!", fragte ich empört.

,,Was - nein! Mit dir rede ich doch gar nicht. Ja, ich mein dich, Sid! - Ja, ist mir klar - trotzdem bist du 'n Wichser - extra nicht!" Dann gab es eine längere Pause.

,,Ja, ich liebe dich auch. Bye." Damian legte auf, schmiss das Telefon auf sein Bett und schaute mich abwartend an.

,,Er erinnert mich an den kleinen, nervigen Bruder, den ich nie hatte", sagte er nach ein paar Schweigesekunden.

,,Naja, jetzt hast du ja mich", sagte ich grinsend. Ich war gar nicht mehr so müde, wie vorhin.

,,Ich weiß nicht, ist eine kleine, nervige Schwester besser?"

,,Danke auch", sagte ich. ,,Wo warst du?" Erst hinterher merkte ich, wie lächerlich diese Frage war. Was ging mich es an, wo er war?

Er ging zum Schrank und zog sich eine schwarze Jogginghose raus. ,,Wo soll ich denn gewesen sein?"

Ich zuckte die Schultern. ,,Keine Ahnung." Er sah mich komisch an, dann schien ihm ein Lichtlein aufgegangen zu sein.

,,Nee, wirklich. Wo denkst du, wo ich war?"

,,Was denkst du, wo ich denke, wo du warst?"

,,Was denkst du, was ich denke, wo du denkst, wo ich war?"

Ich wiederholte seine Worte im Kopf. ,,Was denkst du, was ich denke, wo - ne, wie - ach, vergiss es."





Er grinste triumphierend, schmiss sein Handy auf sein Bett und entleernte seine Hosentaschen. ,,Ich geh jetzt duschen", sagte er und ging raus, ließ mich leicht verwundert alleine in seinem Zimmer, wobei er seine Tür jedoch aufließ. Das Wasser unter der Dusche war neben meinem Atmen das einzige Geräusch im Haus. Ich schaute mir seine Musik-CD's nocheinmal genauer an, und suchte mir eine von einer komischen Band aus, die ich mir.. ausleihen würde. Als Damians iPhone anfing zu klingeln, rief ich: ,,Damian, dein Handy!"

Er stellte das Wasser aus. ,,Wer ist es?"

Ich warf ein Blick auf das Display. ,,Sid."

"Oh. Lass einfach klingeln."

Kurz darauf piepte das Handy mehrere Male, bevor es aufhörte und eine Minute später wieder anfing.

,,Ich glaube dein Handy explodiert", rief ich. Erneut stellte er die Dusche aus, ich hörte ihn seufzen.

,,Was will er denn?"

,,Woher soll ich das wissen?"

,,Guck doch nach?"

,,Darf ich dein Baby denn ganz sicher anfassen?", fragte ich laut, als ich sein Handy schon in der Hand hatte und es entsperrte. Da ich sein Pin schon öfters gesehen hatte, konnte ich ihn auswendig, wobei ich nicht sicher war, ob Damian sich dies bewusst war. Naja, jetzt bestimmt.

,,Ich zitiere: ,,Damian, mir's langweilig", ,,Heeeey", ,,Ich muss mit dir reden, mein Schatzzzz", ,,Fick dich doch", dann folgen zehn 'Leck mich doch'-Smileys, dann ,,Ich glaube, ich weiß wer deine Neue ist", ,, .. ich weiß es bald" und jetzt: ,,Hi, Damian"."

Damian nuschelte irgendwas mit Nervensäge vor sich hin, also nahm ich mir die Freiheit ihm zu antworten.

Damian: damian sagt, er hat keine zeit

Sid: Aria?

Damian: ja :)

Sid: Okay dann sag ihm bitte er soll mich später zurückrufen. Ich hab was zu erzählen hähähä

Erst jetzt bemerkte ich sein WhatsApp-Hintergrundbild und mir blieb für ein Moment das Herz stehen, dann ballerte es doppelt so schnell gegen meine Brust. Er. Hatte. Uns. Als. Hintergrundbild. Es war das, wo ich das Duckface versuchte zu machen und er mich auf die Wange küsste. Normalerweise war ich ja nicht so der Typ, der sagte, wenn er etwas niedlich oder so fand, aber jetzt konnte ich mein Lächeln nicht mehr abstellen. Es war für mich wie ein Beweis; ein Beweis dafür, dass ihm etwas an mir lag.

Immer noch grinsend sperrte ich sein Handy und legte es zurück aufs Bett, bevor ich in mein Zimmer ging und rief: ,,Du sollst ihn anrufen!"

Damian antwortete nicht, also war ich mir nicht sicher, ob er verstanden hatte. Trotzdem sagte ich es kein zweites Mal und schloß meine Zimmertür hinter mir.

***

Als ich das nächste mal das Zimmer verließ, lief mir auf dem Flur eine schlecht aussehende Sally entgegen, die gerade von der Arbeit kam. Nicht im Sinne von nicht gutaussehend, sondern im Sinne von krank. Ihre Blässe im Gesicht war unübersehbar, und stach in ihrem schwarzen Outfit noch mehr hervor.

,,Heute gibts kein Abendessen", murmelte sie schleppend und schmiss ihre Tasche in die Ecke, ging dann ins Wohnzimmer, wohin ich ihr folgte.

,,Du siehst nicht gut aus", sagte ich stirnrunzelnd.

,,Du bist ja beinahe genauso charmant wie Damian."

Perplex schaute ich sie an. ,,Tut mir leid, ich meinte nur.. geht's dir nicht gut?"





Seufzend schüttelte sie den Kopf, winkte dann jedoch ab. ,,Ach, mir ist nur ein wenig schlecht. Vielleicht ein 24-Stunden-Virus", sagte sie. Sie legte sich in ihrem Hosenanzug quer über die Couch und schloss die Augen. Ich ging in die Küche, um ihr einen Tee zu kochen und als ich wieder kam, war sie schon eingeschlafen.

Deswegen ging ich auch zurück in mein Zimmer, wo ich mich auf mein frischbezogenes Bett schmiss und anfing, die Rückseites meines Buches zu lesen. Ich sollte mir vielleicht was Neues zum Lesen besorgen, damit ich nicht jedes meiner Bücher doppelt und dreifach lesen musste. Ich hielt plötzlich inne als ich aus den Augenwickeln etwas kleines, schwarzes neben mir auf dem Bett entdeckte. Ich schaute hin und bemerkte die - für mein Empfinden - riesige Spinne, die auf mich zukrabbelte und fing reflexartig an zu kreischen und rutschte vom Bett. Wie ich diese Viecher hasste; vielleicht war das ein typisches Mädchenklischee, doch mit Spinnen oder anderen Parasiten dieser Art konnte man mich jagen. Da der widerliche Achtbeiner dabei war auf mein Kopfkissen zu krabbeln, schnappte ich mir mein Buch, doch hielt rechtzeitig inne; ich wollte keine zerquetschte Spinne auf meinem Kissen haben. Also rannte ich hastig nach unten, holte mir ein Glas und stolperte die Treppen rauf, doch die Spinne war nicht mehr zu sehen.





,,Das meinst du doch nicht ernst", murmelte ich panisch. Vorsichtig hob ich mein Kissen hoch und dann meine Bettdecke, schüttelte sie aus, doch sie war wie vom Erdboden verschluckt. Wenn ich sie jetzt nicht fand, dann wahrscheinlich nie wieder. Vermutlich würde sie heute Nacht wieder angekrochen kommen und über mein Gesicht krabbeln, bevor sie dann in meinem Mund oder meine Nase verschwand.. eine Gänsehaut kroch über meine Haut. Lieber nicht darüber nachdenken.

Ich hob die Matratze an und legte sie dann auf den Boden. ,,Na, komm du kleiner Scheißer", sagte ich und suchte den Boden unter meinem Bett ab.

,,Ich tu dir auch nichts, versprochen."

Schließlich schob ich mein Bett ganz zur Seite, denn sie musste ja irgendwo im Bereich des Bettes sein, es sei denn sie hatte die Superkräfte von Spiderman.

Ich stellte mich mit jeweils einem Bein auf die Bettkanten ab, sodass ich breitbeinig über das Lattenrost stand und schaute umher. ,,Draußen gefällt es dir sicher besser als hier", nuschelte ich vor mich hin.

,,Ich überlege, ob ich wissen möchte, was du da machst oder lieber nicht", sagte Damian, den ich erst jetzt bemerkte, obwohl er wahrscheinlich schon die ganze Zeit im Türrahmen stand.

,,Pssscht, du vertreibst sie doch!", flüsterte ich. ,,Ich bin auf Spinnenjagd."

,,Ich wusste doch, dass ich's nicht wissen wollte..", murmelte er, kam dann trotzdem ein Schritt in mein Zimmer herein, begutachtete mein halbes Bett, welches auf dem Boden lag und ließ sich schließlich auf die Matraze fallen. Gerade dann fing das Haustelefon an zu klingeln und wir beide schauten uns abwartend an.

,,Ich hab zu tun", argumentierte ich und deutete auf mein Bett, auf dem ich übrigens immer noch stand, also stand Damian wieder auf, um abzunehmen.

,,Was?", hörte ich ihn ins Telefon sagen. ,,Nein, hier ist nicht Toby - Hier wohnt keine Sandra - hören Sie - was? Ja, Aria ist hier - wer sind Sie noch gleich? - Ann, aha - warten Sie! Nein, warten Sie."

Damian kann erneut in mein Zimmer, das Telefon von sich weghaltend. Er sollte echt höflicher sein. ,,Irgendeine Ann. Sie will dich sprechen."

Ich sprang auf den Boden und nahm ihm das Telefon ab, setzte mich damit auf die Bettkante. ,,Hallo?", sagte ich zu meiner Oma.

,,Ich bin's, Granny", sagte sie und dann war Stille.

,,Ja, ich weiß", anwortete ich, als nichts mehr von ihrer Seite kam.





,,Sag mal, wer ist denn dieser Junge, der bei euch ans Telefon gegangen ist? Euer Gärtner oder so? Sam und ich hatten auch mal einen Gärtner - erinnerst du dich noch? Du mochtest als kleines Kind seine Heckenschere doch so gerne... Ach, aber das ist ja jetzt gar nicht das Thema! Oder ist das etwa dein Freund?"

Ich wurde rot. ,,Nein, Granny. Das ist Damian."

Bei dem Wort 'Granny' schaute mich Damian überrascht an.

,,Fabian?"

,,Nein, Gran, Damian!", erwiderte ich und schaute Damian grinsend an.

,,Aha und wer ist er?", wollte sie wissen. Es war ungewohnt mit Ann zu sprechen, da wir so lange nicht mehr miteinander geredet hatten und fast hätte ich vergessen, wie schwerhörig sie manchmal war. Aber manchmal hörte sie aber auch nur das, was sie hören wollte.

,,Mein.. ähm, Fast-Stiefbruder, könnte man sagen." Wieder diese Stille. ,,Oma?"

,,Ich glaube, ich hab das nicht so ganz verstanden. Was hast du gesagt?"

,,Damian ist sowas wie mein Stiefbruder", wiederholte ich, obwohl ich glaubte, dass sie es beim ersten Mal auch verstanden hatte.

,,Heilige Maria", nuschelte sie. Ich bemerkte, wie neugierig Damian zu mir rüberschaute. Anns Reaktion nach zu urteilen, hatte Dad seit Damians Ankunft nicht mehr mit ihr gesprochen. Oder ihr halt nichts von ihm erzählt.

,,Toby ist also immer noch mit dieser.. Sandra zusammen?", fragte Granny.

,,Sandra?", fragte ich verständnislos.

,,Sie hatte vorhin auch irgendwas von einer Sandra gesagt", sagte Damian.

,,Du meinst Sally, oder? Ja, sie sind noch zusammen. Ich glaube, Dad soll dir das am Besten.. ähm, selber erklären, ja?"

Plötzlich machte Damian große Augen und schaute auf eine Stelle auf dem Boden. Mir fiel fast das Telefon aus der Hand, als ich die Spinne sah, die langsam über den Fußboden kroch.

,,Ich muss auflegen, Granny, ich sag Dad er soll dich zurückrufen! Hab dich lieb. Tschüß", sagte ich und legte auf, auch, wenn ich mir dabei sehr unfreundlich vorkam.

,,Stopp!", rief ich, als Damian mein Mathebuch nahm, welches auf meinem Schreibtisch lag und die dicke Spinne damit erschlagen wurde.

Er hielt inne. ,,Was denn? Es ist nur Mathe."

Anstatt ihm zu antworten nahm ich das Glas von meinem Nachttisch und stellte es verkehrtherum auf die Spinne, sodass sie in der runden Glaswand eingesperrt war.

Damian schaute mich augenrollend an, nahm sich dann trotzdem ein vollgeschriebenes Blatt Papier von meinem Schreibtisch, schob es unter das Glas und hob es zusammen mit Papier und der gefangenen Spinne hoch. Er schüttelte sich, als er sich das Tier genauer anschaute. ,,Bah."

Er schmiss die Spinne aus meinem kleinen Balkon, während ich die Matratze wieder ins Bettgestell hievte.

,,Das wäre erledigt", sagte er.

,,Danke", sagte ich. Dann schaute er mich nur an, sagte nichts, sodass ich mich sofort unwohl fühlte. ,,Ist was?", fragte ich.

,,Nö", meinte er und ging einfach wieder. Manchmal würde ich alles dafür geben, um in seinen Kopf schauen zu können.

***

,,Ann hat angerufen", berichtete ich Dad, gleich als er durch die Haustüre kam. Er blickte genauso verwundert drein, wie ich es getan hatte.

,,Gleich zwei mal", fügte ich hinzu. Er meinte, er würde sie später anrufen und ging zu Sally ins Wohnzimmer, die immer noch schlafend auf der Couch lag. Ich schenkte mir ein Glas Wasser ein und obwohl ich hungrig war, war ich froh, dass das Abendessen heute ausfiel. Dad und Damian würde sich irgendwie eine Pizza machen und ich könnte mich schon irgendwie rausreden. Ich würde heute auch ohne Essen auskommen.

,,Ich mach ihr 'ne Suppe", sagte Dad, als er wieder in die Küche kam.

,,Ihr ist schlecht. Ich mach ihr noch einen Tee", sagte ich und fühlte Wasser in den Wasserkocher.

,,Dann werd ich mal Ann anrufen", seufzte er und setzte sich an den Küchentisch. Er mochte Ann, und auch ich - wie gesagt - mochte sie, liebte sie, schließlich war sie meine Oma. Doch nach Mums Tod wechselte ihr Verhalten zwischen anstregend und deprimierend hin - und her; was verständlich war. Nur.. es war so, dass ihre Gegenwart uns automatisch nachdenklich machte. Es war unfair, ja, denn sie konnte nichts dafür. Opa war da anders; er ging anders mit dem Verlust um. Ich weiß noch, wie Dad ihm damals gesagt hatte, dass Mum Krebs hatte, weil sie selber es nicht übers Herz brachte. Opa hatte nicht geweint. Erst später, als ich abends alleine zu meinen Großeltern ging und er mir die Haustür öffnete, sah ich seine Tränen. Was ich damit sagen will - er hat sich immer zusammengerissen für uns.

,,Hallo, Ann!", begrüßte Dad sie, als sie an der anderen Leitung abnahm.

,,Ja, hat sie mir ausgerichtet - wie geht es dir? Und Samuel? - Oh, das ist gut - nein, das ist nicht unser Gärtner, sie hat auch keine Witze gemacht, nein."

Dad warf mir einen fröhlichen Blick zu und ich grinste zurück, während ich auf das Wasser wartete. Ich hörte aufmerksam zu, wie Dad meine Granny auf den neusten Stand brachte.

,,Sally, sie heißt Sally", lachte er. ,,Schon diesen Samstag? Oh, ja - ja, ich denke - nein, ist doch kein Problem. Wir werden das schon irgendwie hinbekommen. Ich melde mich dann nochmal, in Ordnung? - Ich hab gesagt, dass ich mich nochmal melden werde. Okay, dann bis morgen - Tschüß!" Dann legte er auf.

,,Und?", fragte ich.

,,Sie hat uns eingeladen. Zu ihrem Geburtstag diesen Samstag", erzählte er.

,,Wir gehen doch, oder?"

,,Klar gehen wir", sagte Dad, massierte sich dabei aber die Stirn, als würde er über etwas nachdenken. ,,Bei der Gelegenheit kann Damian auch gleich mitkommen - sie wollte Sally und ihn unbedingt kennenlernen. Nur weiß ich nicht, ob Sally das packt."



Damian war nur dezent von dieser Idee angetan. ,,Ich hab Samstag aber schon was vor", sagte er.

,,Du kannst deine Pläne doch aufs andere Wochenende verschieben", sagte Sally, die inzwischen wieder wach war und scheinbar etwas ausgelaugt an ihrem inzwischen kaltem Kamilletee nippte.

,,Muss ich ja wohl", brummte er und verschwand wieder nach oben.

,,Was schenken wir ihr?", fragte ich Dad.

,,Ach du Kacke", sagte er leicht hektisch. ,,Was schenken wir ihr?"

Ich zuckte mit den Schultern.

,,Was mag sie denn?" Sally schaute uns beide an.

,,Bücher, Johnny Depp, Geschirr, ... "

,,Geschirr?", unterbrach sie mich leicht lächelnd. ,,Das erinnert mich an meine Tante Grace. Aber schenkt ihr doch die Biografie von Johnny Depp. Oder irgendein anderes Buch. Und dazu ein Film von ihm. Es gibt so viele Möglichkeiten , also sucht euch was aus. Und jetzt: Adiós. Ich geh schlafen."

Sally stand auf, trank ein einzigen Schluck ihres Tee und berühte mich und Dad im Vorbeigehen kurz an der Schulter, bevor sie Damians Schritten nach oben folgte.

,,Ich besorg morgen irgendwas", antwortete ich auf Dads fragende Miene, woraufhin er mich dankbar mit seinen schmalen Lippen anlächelte. ,,Ich lege dir Geld hin."



Später, als ich mich von Dad verabschiedete war es circa acht Uhr. Obwohl ich heute Mittag hundemüde war, spürte ich jetzt nichts mehr davon. Als ich an Damians Zimmer vorbeiging, bemerkte ich, dass seine Zimmertür ein winzigen Spalt breit offen war und ich konnte sehen, wie er auf seinem Bett lag, einen Arm hinter dem Kopf verschränkt und mit der anderen Hand sein Handy ans Ohr legte. Da ich eigentlich nicht lauschen wollte, ging ich weiter ins Bad.

Als ich dann aber sauber und umgezogen aus dem Bad kam, blieb ich kurz stehen.

,, - es dir doch schon zum 69. Mal gesagt: N.e.i.n."

Er hatte Sid auf Lautsprecher gestellt, denn ich konnte ihn bis hierhin hören. ,,Wetten du hast gar keine Neue. Sonst hast du auch nie 'n Geheimnis daraus gemacht." Ich hasste mich dafür, dass ich lauschte, vorallem weil ich es nicht ausstehen konnte, wenn man das tat, doch ich konnte nicht anders. Als ich erneut durch die Spalte in seiner Tür schaute, sah ich, dass er mit dem Rücken zu mir stand und an seinem Kleiderschrank beschäftigt war, während sein Handy auf dem Bett lag.

,,Fick dich, man", sagte Damian daraufhin.

,,Kraftausdrücke helfen dir auch nicht aus dieser Situation", ertönte Sids Stimme. ,,Außerdem hab ich schon."

,,Sid, das reicht an Informationen, danke", meinte Damian sarkastisch und holte zwei T-Shirts heraus - ein dunkelgraues und eins mit weißer Schrift. Er begutachtete sie kritisch und schmiss sie dann wieder in den unordentlichen Schrank.

,,Ich find das nicht okay von dir, man", beschwerte Sid sich. ,,Wetten wir, dass ich es herausfinden werde? Um 'nen Snickers."

,,Um zwei", sagte er.

,,Okay, um zwei Snickers", dann seufzte Sid. ,,Sie muss ja echt was Besonderes sein, wenn du sie so verheimlichst. Oder sie ist hässlich."

Ich blies leise, aber zu plötzlich die Luft aus und drehte mich schnell von dem Türspalt weg, damit Damian mich nicht sehen konnte, falls er etwas gehört haben sollte.

Doch das hatte er nicht, denn er fuhr das Gespräch unbeirrt fort. ,,Etwas Besonderes", sagte Damian und erneut geriet meine Atmung außer Kontrolle.

Ich war für ihn etwas Besonderes.

Etwas Besonderes. Ich.

,,Aw, wie niedlich", sagte Sid ironisch, doch man hörte sein Grinsen heraus. ,,Werd bloß nicht zur Pussy."

,,Ich will dir doch keine Konkurrenz machen", erwiderte Damian locker. Ich wagte einen erneuten Blick und er stand immer noch an seinem Kleiderschrank. Gerade zog er einen schwarzen Adidas-Pullover zusammen mit einer dunklen Skinny-Jeans heraus.

,,Du mich auch", sagte Sid und legte ohne ein weiteres Wort auf. Damian schüttelte lächelnd den Kopf.

,,Was meinst du, Aria? Passt das?"

Kurz überlegte ich wegzulaufen und alles zu leugnen, doch es war ja zwecklos. Er hatte mich doch bemerkt. ,,Ja, ich mag den Pullover. Der's cool", sagte ich deshalb und stoß die Tür ein wenig weiter auf. Mir war bewusst, dass meine Wangen glühten.

,,Dacht' ich mir", sagte er und drehte sich mit einem Grinsen um. ,,Lauschen gehört sich nicht. Wenn ich mich nicht irre, warst du diejenige, die mir das gepredigt hat."

,,Naja, das war ja kein richtiges Lauschen", sagte ich und schaute zu ihm hoch. ,,Ich hab mich ja bemerkbar gemacht ... irgendwann."

,,Die Kunst im Lauschen liegt darin, sich nicht bemerkbar zu machen. Du musst noch vieles lernen, Weib." Er drehte sich um, damit er sein Handy sperren konnte und schloss dann seinen Kleiderschrank.

,,Ich finde eure Gesprächsthemen einfach so interessant", erzählte ich und hoffte, dass er irgenwie darauf einging. Tat er nicht.

,,Ja, nicht wahr?" Ich nickte. Er trat ein Schritt vor, sodass ich meinen Kopf jetzt fast in den Nacken legen musste um ihm ins Gesicht schauen zu können. Wegen unserer Nähe dachte ich daran, wie ewig es her ist, als er mich das letzte Mal geküsst hatte. Also so richtig. Obwohl es mir vielleicht ein wenig peinlich wäre, es laut auszusprechen; ich vermisste es. Seine Lippen auf meinen. Oh Gott.

Anscheinend irritierte mein Blick ihn, denn er fragte, genauso wie ich heute Nachmittag: ,,Ist irgendwas?"

,,Nö", sagte ich und verließ mit einem Lächeln sein Zimmer.

Zwar lag ich wenige Minuten später in meinem Bett, war zugedeckt und hatte die Augen geschlossen, doch schlafen konnte ich trotzdem nicht. Immer wieder schwirrten mir die Worte 'etwas Besonderes' in meinen Gedanken herum. Und dann sein Hintergrundbild. Allein der Gedanke daran ließ mich grinsen, sodass es dazu kam, dass ich wie eine Dumme im Dunkeln vor mich hingrinste.

Vermutlich schlief ich so auch ein, denn einige Zeit später schalteten meine Gedanken dann doch ab.



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