Zweiunddreißig

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~~~ Elisa de Lima ~~~

Zwei Wochen waren wieder vergangen. Alex passte auf, dass ich drei Mahlzeiten am Tag aß und das nach dem Essen immer jemand bei mir war. Er sagt, es sei zu meinem besten. Dabei ging mir das alles gewaltig auf die Nerven. Ständig wurde man gefragt, ob man schon etwas gegessen hatte und ständig wurde geschaut ob ich mich übergeben hatte oder nicht. Alexander hatte mir sogar verboten meine Badezimmer - und Zimmertür abzuschließen. Ich durfte meine Zimmertür maximal anlehnen. Zum Kotzen, echt. Zum Kotzen ist auch das Essen. Ich mein, wie würdet ihr euch fühlen, wenn man von 0 auf 100 plötzlich alles essen soll. Also war bin damit überfordert. Immer wieder sprachen Engelchen und Teufelchen. Der Engel sagte,ich sollte das Essen in mir behalten und meinen Bruder stolz machen. Doch der Teufel meinte, geh und erbreche dich, dir wird es danach besser gehen. Aber ich wäre nicht Elisa de Lima, wenn ich das Wohl anderer vor mein eigenes stelle. Also befolge ich den Rat des Engelchens und behielt das Essen in mir. Auch wenn es mir selber schadete. Ich merkte wie es mich psychisch belastete, so einem Druck ausgesetzt zu sein. Jeder erwartete von mir, dass ich aß und es nicht erbrach. Jeder erwartete von mir, dass ich es von einem tag auf den anderen schaffte. Alle dachten es sei so einfach. Dachten sie man muss einfach nur einen Schalter umklappen, oder was. Einen Schalter auf - nicht Erbrechen- stellen,  oder wie. Ich mein,ja sie sind Ärzte. Aber nur weil sie Medizin studiert haben und als Arzt oder Sanitäter arbeiten, hieß es noch lange nicht das sie mich verstanden . Gut, sie machen sich Sorgen, dass verstand ich ja. Mich aber unter Druck zu setzten half nicht. Ganz im Gegenteil. Alex lief mir die ganze Zeit hinterher, wie so ein Hund. Er hatte sich sogar Frei genommen! Und jetzt habe ich ihn an der Backe. Und ich dachte auch noch, bald kommt der Tag an dem alle Arbeiten sind und ich meine Ruhe hab. 

" Elisa, komm essen!" Alex rief die Treppen hoch. Ein genervtes Seufzen verließ mich, dennoch machte ich mich auf den Weg in die Küche. Dort traf ich auf die anderen und in der Mitte des Tisches stand eine Auflaufform mit Lasagne. Schon vom Anblick drehte sich mein Magen um und eine Welle der Übelkeit kroch in mir hoch. Gekonnt versteckte ich sie und setzte mich zu den anderen an den Tisch. Mein Bruder legte jedem eine Normale Portion auf den Teller, dabei kam es mir so vor als wenn ich mehr bekam als die anderen. Alle begannen zu essen, während ich noch mit mir kämpfte. Langsam nahm ich die Gabel in die Hand und spießte ein Stück der Lasagne auf. Lange kaute ich auf der italienischen Spezialität herum bis ich den Haufen Nudeln schließlich herunterschluckte. Kaum hatte das Essen meinen Magen gefunden, schon wollte alles wieder raus. Trotzdem aß ich Alex zu liebe weiter. Natürlich möchte ich wieder normal essen, doch wenn ich jedes mal unter Druck gerate fand ich es noch schwerer als so schon.             " Elisa, alles gut?" Phil wedelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht und holte mich in die Realität. " Ja, natürlich." etwas pampig antwortete ich den Mann bevor ich die Gabel entschlossen zur Seite legte. " Du hast noch nicht aufgegessen." Mein Bruder sprach diesen Satz mit so viel Hass aus, das es mir Tränen in die Augen trieb. Unser Verhältnis hat sich seid dem ganzen ziemlich verändert. Er ging mir aus de Weg. Sprach kaum noch mit mir. Geschweige denn Umarmte er mich, oder so. Und wenn wir mal miteinander sprachen sollten, war zwischen uns eine enorme Distanz. Ich hielt das nicht mehr aus. Wo ist sein Versprechen, dass wir das zusammen schaffen. Wo ist das zusammen? Ist seine Definition von zusammen, seine Schwester zum Essen zwingen, und Aufpasser hinter ihr her schicken? Ich will meinen alten Bruder. Meinen alten Alex haben. " Du musst deine Portion noch auf essen, du weißt was sonst passiert." Alex Stimme war so kühl,dass sie mir einen kalten Schauer bescherte. Ganz ehrlich, wie lange soll das noch gehen? In mir kochte die Wut und ich wusste das ich gleich explodieren würde....

I' m fine! Où les histoires vivent. Découvrez maintenant