Dreizehn

3.3K 119 0
                                    

" Können wir zu Hause bitte mal kurz reden?" fragte Alex, als wir an einer roten Ampel hielten. Ich schreckte aus meinen Gedanken auf und nickte. Die ganze Zeit war es Still im Auto. Jeder hing seinen Gedanken nach. Ich dachte die ganze Zeit über Marvin nach. Wie es ihm wohl geht? Lebt er überhaupt noch? Oder liegt er im Koma? Die Gedanken ließen mir keine Ruhe. Noch immer pumpte das Adrenalin durch meinen Körper und die Anspannung viel auch nicht ab. In der Einfahrt stellte Alex das Auto ab und zog den Schlüssel aus der Zündung. Ich stieg aus und ging voran zur Haustür, Alex folgte mir. Wir zogen uns im Flur die Schuhe aus und gingen zusammen in die Küche. Dort setzte ich mich an den Tisch und Alex schenkte uns Wasser in zwei Gläser. Eines davon stellte er mir vor die Nase. Eine Weile war es still. Man hörte nur die aufsteigende Kohlensäure in den Gläsern, die fahrenden Autos auf der Straße, das zwitschern  der Vögel und unseren Atem. " Wie geht es dir?" Alex brach das Schweigen und schaute mich aus seinen braunen Augen an. Ich zuckte nur mit den Schultern. " Du hast das da draußen wirklich gut gemacht. Das hätte nicht jeder gekonnt. Ja wir haben eine Querschnittlähmung des Patienten riskiert. Aber lieber riskierst du eine Lähmung anstatt ein Menschen Leben." Tränen flossen mir über die Wangen und mir wurde schwummerig. " Alex...schwindelig...." brachte ich leise aus meinem Mund. Am Rande bekam ich mit, wie der Notarzt aufstand und um den Tisch lief. " Versuch tief ein und aus zu atmen." Ich atmete tief ein und aus. Tatsächlich wurde es etwas besser. " Hier trink etwas." Alex reichte mir mein Glas und ich trank in kurzen Schlucken das Glas leer. " Zu viel Aufregung was?" Alex nahm mich in eine feste Umarmung.      " Komm wir legen uns ein bisschen hin" Ich nickte und folgte Alex nach oben. " Kann ich bei dir Schlafen?" Mir war es peinlich ihn zu fragen, aber ich wollte grade nicht allein sein. " Na klar" Zusammen legten wir uns in Alex Bett. Ich kuschelte mich an meinen großen Bruder und schlief relativ schnell ein. Jedoch nur für kurze Zeit. 



~~~ Alexander Hetkamp ~~~

Ich nahm neben mir hektische Bewegungen wahr. Ich öffnete meine Augen und sah zu Elisa. Diese schüttelte ihren Kopf und murmelte unverständliche Wörter vor sich her. Sie träumte schlecht. " Elisa hey, wach auf." versuchte ich sie zu wecken. Als ich sah, dass es nichts brachte setze ich mich hinter sie und lehnte das Mädchen mit dem Rücken gegen meine Brust. " Alex?" flüsterte sie. " Ja, ich bin hier." Sie drehte sich um und nahm mich in eine feste Umarmung. Überrascht erwiderte ich die Geste meiner Schwester. " Du bist hier und du lebst." es war nicht mehr als ein Flüstern an meinem Ohr. " Ja. Wieso sollte ich nicht leben? Was hast du geträumt?" Vorsichtig löste ich die Umarmung, hielt Elisa aber an den Oberarmen noch leicht fest. " Du warst der Mann, den ich reanimieren musste. Du hast es aber nicht geschafft." Tränen lösten sich aus ihren blauen Augen und kullerten ihr Gesicht hinab. " Nein, mir ist nichts passiert. Und mir geht es gut" Ich schaute ihr in die Augen und lächelte ihr zu. Vorsichtig erwiderte sie das Lächeln. " Wollen wir Essen kochen? Die andren kommen gleich von ihrer Schicht." Zusammen standen wir auf und begaben uns in die Küche. Dort holten wir alle zutaten für einen Auflauf aus den Schränken. " Magst du das Gemüse schneiden?" wendete ich mich an Elisa, die neben mir stand und die Zutaten musterte. " Ja" Sie besorgte sich ein Schneidebrett und ein Messer. Während ich die Nudeln kochte und Elisa das Gemüse wusch kamen Cem und Phil von der Schicht. " Hallo ihr zwei." begrüßte uns Cem beim betreten der Küche. " Hi, wie war die Schicht?" erkundigte ich mich. " Eigentlich ganz entspannt. Heute waren nicht soviel Unruhestifter unterwegs wie sonst." erzählte Cem und verließ den Raum.      " Bis auf VU's und eine Synkope war auch bei mir nicht viel los. und bei euch so?" Phil nahm sich ein Glas und füllte es mit Wasser. " erzähl ich dir später" und widmete mich der Soße die zu köcheln begann. "Ich geh mal schnell duschen." meinte mein Kollege und verschwand ebenfalls aus der Küche. Elisa war die ganze Zeit still und hat das Gemüse geschnitten. " Alles gut?" erkundigte ich mich, sie nickte nur.

Wir haben uns bereits alle an den Tisch gesetzt und hatten ein Stück dampfenden Auflauf vor uns auf dem Teller stehen. Jeder hing seinen Gedanken nach und aß sein Essen. " Franco?" Elisa unterbrach das Geräusch des klirrenden Bestecks, was in der Stille zu hören war. Franco hob seinen Kopf und schaute das Mädchen an. " Wie geht es dem Mann?" Sie legte ihre Gabel bei Seite und schaute hoffnungsvoll zu dem Sanitäter. Über Francos Gesicht huschte ein Schatten und er ließ sich mit der Antwort zu viel Zeit. Das heißt nichts gutes. " Er ist im RTW verstorben. Tut mir leid. Seine Verletzungen waren zu stark." erklärte er. Elisa wurde Leichen blass und Tränen sammelten sich in ihren Augen. Von ihr kam nur ein schwaches Seufzen.          " Darf ich aufstehen?" Ihr Blick glitt zu mir und ich nickte. Elisa erhob sich und ging nach oben. " Woran starb er?" fragte ich und nahm einen Schluck meines Wassers. " wie wir in der Klinik feststellen konnten, hatte er Innere Blutungen." erzählte Franco. " Könnt ihr abräumen, ich würde gern nach Elisa schauen." Ein einstimmiges "Ja" kam mir als Antwort entgegen und ich ging ins Gästezimmer zu Elisa. Vorsichtig klopfte ich an die Tür. Keine Antwort. " Elisa, kann ich rein kommen?" Wieder keine Antwort. Ich drückte die Türklinke herunter und betrat das ordentliche Zimmer meiner Schwester. Was sich mir für ein Anblick bot, zerbrach mir das Herz. " Elisa mein Schatz, versuch dich zu beruhigen." Sie saß auf ihrem Bett und weinte. Ich setzte mich zu ihr und nahm sie in eine Umarmung. Leicht strich ich ihr über den Rücken.                         " Schhhh....ganz ruhig." Eine Weile verging und Elisa wurde immer ruhiger, bis sie still in meinen Armen lag. Ich streichelte ihr weiterhin über den Rücken, da es eine Beruhigende Wirkung auf sie hatte. Sie entspannte sich immer mehr. Ich gab ihr einen Kuss auf die Haare und legte anschießend mein Kinn auf ihren Kopf. " Bin ich Schuld? Habe ich Marvin umgebracht?" sie spannte sich wieder an und Tränen verließen ihre Augen. " Nein. Es ist nicht deine Schuld kleine! So was darfst du nicht denken. Er hatte Innere Blutungen. Er hatte gar keine Chance zu überleben. Du hast alles richtig gemacht, dich trifft keine Schuld Elisa." versuchte ich ihr klar zu machen. " Sicher?" Sie löste sich von mir und schaute in meine Augen. Ihre hellen Augen waren nur so von trauer und Angst erfüllt. " Sicher." Sie nickte und legte sich in ihr Bett. " Kannst du hier bleiben, bis ich eingeschlafen bin?" Sie deckte sich bis zum Hals zu und kuschelte sich in ihr Kissen. Ich nickte und legte mich zu ihr. 

I' m fine! Where stories live. Discover now