Zehn

4K 124 1
                                    

~~~ Elisa de Lima ~~~

Als ich aufwachte war es schon früh am Morgen. Ich befand mich nicht in meinem Zimmer und es war auch nicht meiner Wohnung. Langsam lies ich meinen Blick umher schweifen und erkannte schließlich auf einem Sessel Alex. Er saß gegenüber von mir auf einem roten Sessel und schlief. Mein Blick ging auch an meinem Körper herunter. An meiner Hand war ein Zugang. Ich hatte eine Nadel in meiner Haut. Mir stiegen Tränen in die Augen. " Alex?!" flüsterte ich und schaute zu ihm rüber. Dieser fing an sich zu bewegen und sein Blick landete auf mir.                          " Elisa, warum weinst du?" Der Notarzt war schnell bei mir und setzte sich zu mir auf das Bett. Ohne Worte machte ich ihn mit einem Blick auf meine Hand und damit auch auf den Zugang aufmerksam. " Den zieh ich dir gleich. Die Infusion hast du gestern aber dringend gebraucht." erklärte Alex. " Kannst du das jetzt bitte aus meiner Hand raus machen" fragte ich mit etwas mehr Druck in der Stimme. Alexander stand auf und verließ den Raum. Wenig später kehrte er mit Tupfer und Pflaster zurück. Der Arzt zog mir den Zugang und klebte mir ein Pflaster über den Einstich. 

" Was passiert jetzt eigentlich mit mir?" Wir saßen alle am Frühstückstisch und aßen schweigend auf unseren Plätzen. Alle Blicke wurden auf mich gerichtet. " Ich weiß es nicht. Da du aber keine Angehörigen mehr hast, musst du wohl in ein Heim." Stephan antwortete mir auf meine Frage. " Ich will aber in kein Heim." Ich legte meinen Löffel, mit dem ich zuvor mein Müsli gegessen hatte beiseite. " Das lässt sich aber nicht vermeiden Elisa. Es tut mir leid." Ohne auf Cems Aussage ein zu gehen stand ich auf. Zog mir meine Schuhe an und verließ das Haus. Mein Weg führte mich zurück in die Wohnung von meiner Mama und mir. Da ich aber kein Schlüssel dabei hatte, schaute ich unter der Fußmatte. Noch immer lag da der Ersatz Schlüssel. In der Wohnung sah es aus wie immer. Die Alkoholflaschen lagen über all herum und es stank nach Zigarette und Bier. Das erste was ich machte war Fenster öffnen um den Gestank los zu werden. Anschließend fing ich an aufzuräumen. Im Wohnzimmer fing ich an und werde mich bis ins Schlafzimmer meiner Mama vor arbeiten. Wenn mein Kopf von Gedanken umkreist wird und ich nicht mehr klar denken kann fing ich an aufzuräumen. Für mich hatte es eine beruhigende Wirkung. Ich konzentrierte mich dann so auf das aufräumen und vergaß dabei meine Gedanken. Es war eine seltsame Situation. Es war still in der Wohnung. Keiner rief nach mir. Der Fernseher lief nicht. Und keiner schlug mich. 

Im Wohnzimmer räumte ich als aller erstes die Alkoholflaschen weg. Nicht nur die vom Boden sondern auch die vollen Flaschen, die im Schrank standen. Das ganze Gesöff fand Platz in einem Korb den ich vor die Haustür stellte. Ohne die ganzen Flaschen sah das Wohnzimmer schon viel sauberer und freundlicher aus. Ich wischte noch überall Staub bevor ich mir den Staubsauger nahm und zu saugen begann. Selbst das Sofa saugte ich gründlich ab. Danach verteilte ich noch die Kissen und die Decken auf dem Sofa.

Es waren mehre Stunden vergangen und nun kam ich im letzte Raum an. Dem Schlafzimmer meiner Mutter. Hier sah es einiger maßen ordentlich aus. Mama hatte sich nie hier aufgehalten. Seit dem Papa gestorben war, hatte sie nur im Wohnzimmer geschlafen. Sie war nur hier, wenn sie sich anzog . Im Schlafzimmer machte ich das Bett und legte eine Tagesdecke drüber. Auch hier wischte ich Staub. Als ich fertig war schaute ich in den Schrank. Überall hingen Klamotten, doch in einem Regal stand eine blaue Kiste. Die Kiste war zwischen zwei Pullovern versteckt, doch man konnte sie dennoch gut erkennen. Vorsichtig nahm ich die Kiste raus und setze mich auf das Bett. Auf dem Deckel stand in großen Buchstaben der Name Alexander. Vorsichtig öffnete ich ich die Kiste und mir sprangen zwei Bilder und ein Brief entgegen. Auf den Bildern war ein kleiner Junge zu sehen. Er hatte braune Augen und dunkle Haare. Die Bilder legte ich zunächst beiseite und fing an den Brief zu lesen.


Lieber Alexander,

Ich weiß du kennst mich nicht, aber ich bin Natalie. Ich weiß auch, dass du mittlerweile schon 18 Jahre alt bist. Aber ich habe mich nie getraut dir zu schreiben. Es tut mir unfassbar leid, als ich dich verlassen habe. Aber ich war viel zu jung um mich um ein Kind zu kümmern. Immerhin war ich erst 16 gewesen. Und ich hatte nicht das nötige Geld um dich versorgen zu können. Dein Vater jedoch hatte die Unterstützung seiner Eltern. Die hatte ich nicht. Ich war nämlich ein Heim Kind. Meine Eltern sind früh gestorben. Ich hoffe dir geht es gut, und du lebst bei deinem Vater.  

Weißt du ich habe Liam wirklich geliebt. Wir waren seid der sechsten Klasse ein Paar, aber dann kamst du. Ich hatte einfach Angst,dass du auch ins Heim kommst. Aber ich wusste das sich Anna, Dirk und Liam um dich kümmern werden. 

Deswegen habe ich mich auch dazu entschieden, dass du den Nachnamen von Liam bekommen sollst. Somit bist du Alexander Hetkamp. 

Ich würde mich über eine Antwort  freuen, weswegen ich dir meine Telefonnummer und die Adresse da lasse.

Ganz liebe Grüße 

Deine Mama,Natalie 

Der Schock stand mir wie ins Gesicht geschrieben. Ich hatte einen Halbbruder. Und es war Alex! Tränen liefen mir die Wangen hinab. Ich sprang vom Bett auf und lief aus der Wohnung. Auf dem direkten Weg zu Alex. Meinem Bruder. 

I' m fine! Where stories live. Discover now