Sechsundzwanzig

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Es war halb Zehn am Morgen und die gesamte WG saß am Tisch und frühstückte. Ja auch ich. Seid dem die Ferien vor drei tagen angefangen hatten, kam ich um das essen nicht mehr herum. Es kam selten vor, dass die WG zusammen saß und wir gemeinsam aßen. Alex, Frederik und Phil hatten Urlaub. Paula und Charlotte hatten sich Frei genommen. Die zwei Polizei Beamte Cem und Stephan sind vor drei Wochen in eine Polizei WG gezogen. Es ist nicht so, dass es ihnen in unserer WG nicht gefiel sie wollten nur etwas näher an der Wache sein. Und jetzt konnten sie ihre Arbeitsstelle zu Fuß erreichen. " Leute, könnt ihr kurz mal zuhören?" Paula brach das Schweigen. Alle richteten ihre Blicke auf sie und schenkten ihr die ganze Aufmerksamkeit. " Also ich liebe euch alle wirklich sehr und Charlotte auch." fing die Notärztin an. " Ja, Paula und ich haben uns vor einer Weile in einem Krankenhaus in Afrika eingeschrieben. Dort werden wir den Kindern helfen. Das ist eine Organisation die von unsere Klinik ausgeht. Der Leiter hat Paula und mich gefragt ob wir Lust hätten. Natürlich haben wir nicht abgelehnt. Wir fliegen in drei Tagen nach Afrika." Charlotte erklärte uns alles ganz genau. Wir freuten uns für die beiden. Sie bekommen die Chance Kindern in Armut zu helfen. Diese Chance bekommt nicht jeder. " Also ich bin dafür, dass wir eine kleine Abschiedsparty für die zwei machen." Phils Vorschlag war gut, sehr gut. Demnach stimmten auch alle zu. Die Party wird einen Tag vor der Abreise stattfinden. Alle werden eingeladen. Wir werden Grillen, zusammen Spaß haben und die letzten Stunden mit Paula und Charlotte genießen bevor sie für sechs Monate in Afrika sind. Ich habe mich dafür bereit erklärt mich um die Dekoration zu kümmern. Mein Kopf platz schon vor Ideen! Und ich kann es kaum abwarten unseren Garten etwas schöner und freundlicher zu gestalten.

" Alex komm mal bitte." schrie ich aus meinem Zimmer. Auf der Treppe ist Getrampel zu hören. Kurz darauf stand Alex in meinem Zimmer und blickte mich fragend an. " Ich muss einkaufen." Unterstützend hielt ich den Einkaufszettel hoch den ich vorher geschrieben hatte. " Ja klar. Jetzt?" Ein Nicken meinerseits. " Gut, dann komm. Wo hin musst du denn?" Wir verließen mein Zimmer und das Haus. Dabei zählte ich die Geschäfte auf zu den ich muss.                                               Wir saßen in Alexanders schwarzem Audi und fuhren zu Ikea. In dem Schwedischem Geschäft kaufte ich Kunstblumen, Kerzen und Lichterketten. Anschließend fuhren wir zu einem ein Euro Laden wo ich Plastik Teller und Servietten holte. " Ich bin fertig." sagte ich und wir verließen den Parklatz. Auf dem Weg nach Hause nahmen wir jede rote Ampel mit und so dauerte der Heimweg ewig. Als der Wagen von Alex vor dem Haus zum stehen kam sprang ich wortwörtlich aus dem Auto. " Vorsichtig Elisa. Wieso hast du es den so eilig?" Mein Bruder lachte und öffnete die Haustür. Von mir bekam er keine Antwort. Mein Kopf war so voll mit Ideen, die ich sofort umsetzten will. Ich zog mich mit den gekauften Materialien in mein Zimmer zurück und ließ mich den Rest des Tages nicht mehr blicken.

Ich hatte meine Kopfhörer auf den Ohren und wippte im Takt zu - Viva La Vida-. Mein Boden war von Kunstblumen überseht und man sah nur an manchen Stellen den weißen Teppich durch blicken. Verschiedene Größen, Farben und Arten von Blumen lagen in meinem Zimmer verteilt. Bei jeder einzelnen hatte ich den Stiel abgeschnitten und einen weißen Faden an der Rückseite der Blume befestigt. Jegliches Zeit Gefühl hatte ich verloren. Grade saß ich an meinem Schreibtisch und fertigte eine Skizze für die Deko an. In meinem Kopf sah ich das Endergebnis und blendete so meine Umgebung aus. Eine Hand auf meiner Schulter ließ mich aufschrecken und ich riss die Kopfhörer von meinen Ohren. " Man Frederik! Erschreck mich nie wieder so!" sagte ich und zwang mich, mich zu beruhigen. " Tut mir leid, aber du hast nicht auf unsere Rufe reagiert und auf mein Klopfen auch nicht." Der Arzt hatte Mühe nicht laut los zu Lachen. " Was ist denn jetzt, weshalb störst du mich?" lachte ich. " Alex ruft zum Abendessen." " Wie spät ist es eigentlich?" " halb sieben. Du saßt fünf Stunden in deinem Zimmer und hast dich nicht blicken lassen." Ich nickte und folgte dem Brillen Träger nach unten in die Küche.
„ Was hast du den so lange da oben gemacht?" Phil lächelte mich an und stellte das Essen auf den Tisch. „ Ich habe an der Dekoration für Mittwoch gearbeitet." verstehend nickte er. „ Wo sind die Mädels?" Alex betrat den Raum und hatte eine Flasche Wein dabei. Ich beäugte die Flasche mit dem roten Inhalt und schluckte schwer. Seid dem meine Mutter mir Gewalt angetan hatte und verstorben war, habe ich einen großen Bogen um Alkohol gemacht. Es hört sich vielleicht blöd an, doch ich habe Angst vor Leuten die Alkohol trinken. Ich habe Angst das sie so werden wie Mama. „ Alles gut Elisa?" Alex hatte meine Unsicherheit bemerkt. „ Ja, alles gut" Ich setze mich auf meinen Platz am Tisch und schaute in den Teller. Kartoffeln und Fisch. Daneben lag ein grüner Salat. Mein Blick schnellte wieder hoch und ich sah wie sich die drei Männer den Rotwein einschenkten. Ich blieb bei Wasser. „ Guten Appetit!"
Schon nach dem ersten bisschen Kartoffel rebellierte mein Magen und mir würde übel. Jedoch ließ ich mir nichts anmerken und aß langsam weiter. Ich habe Alex zwar versprochen zu essen doch er weiß nicht, dass ich die Nahrung wieder erbrach. Ein paar Tage habe ich mich an die Abmachung gehalten und wollte mich wirklich ändern. Doch es ist gar nicht so leicht. Man kann sagen es ist wie eine Sucht. Eine Sucht nach dem Hungergefühl. Eine Sucht nach dem erbrechen. Eine Sucht nach dem Gefühl, einen leeren Magen zu haben. Eine Sucht Gewicht zu verlieren. Ich tat es immer heimlich und meistens Nacht wo alle schliefen. Ich würgte noch die letzten Bissen meines Essens herunter bevor ich zurück in mein Zimmer verschwand.

I' m fine! Where stories live. Discover now