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*Immer noch in dem kleinen beschissenen Dorf, im Nirgendwo im Niemandsland*

Ich wachte noch vor dem ersten Sonnenschein auf. Das war immer so. Ich bin es anders nicht gewöhnt. Meine Eltern haben wohl die Tür geschlossen. Ich lasse noch mal einmal meine ganzen Träume sacken und schwinge mich mit Elan einer Schnecke zum Kleiderschrank.

Ich zog mir meine blue Jeans und eine Rote Bluse heraus und natürlich Socken. Zog mir diese in Schneckengeschwindigkeit an und trottete nach unten. "Morgen.", grummelte ich und ließ mich auf meinen Holzstuhl fallen. Meine Eltern nickten bloß und wirkten Angespannt. "Ist was?", fragte ich sie.

"Was? Nein.", meinte meine Mom, etwas schnell für meinen Geschmack. So schnell, als würde man was verheimlichen. Aber es sind meine Eltern, die verheimlichen mir ja nichts. "Musst du nicht zur Schule?", fragte meine Mom und sah mich gequält an.

"Ähm... ich will dir ja nicht deine Laune verderben Mom. Aber es ist erst kurz nach vier Uhr morgens. Die Schule beginnt um acht.", erklärte ich ihr und runzelte die Stirn immer mehr. Was stimmt mit ihnen nicht?

"Ach Emmi? Würdest du noch mal schnell die Treppe fegen? Maik und Phil kümmern sich um die Kühe heute morgen.", meinte Dad und las seine Zeitung. Ich blinzelte. Bin ich hier im falschen Film? Langsam blickte ich zu meiner Mutter, die eine Tasse Kaffee nach der anderen trank. Dann zu meinem Dad. Er saß verkrampft auf seinen Stuhl und las die Zeitung. Verkehrtherum. Okay. Da Stimmt was nicht. Dad war hier auf dem Gymnasium und Mom auf der Realschule. Außerdem wurde Mom von zu viel Kaffee normalerweise Übel.

Ich griff nach meinem Messer und schmierte mir mein Brot zum Frühstück. Dann fing ich an zu essen. Danach wollte ich den Teller abwaschen, dieser wurde mir aber entrissen und meine Mutter spülte. "Ähm... okay?", flüsterte ich zu mir selbst und ging aus der Küche. In der Tür sah ich meine Eltern noch mal an. Beide total verkrampft.

Ich schnappte mir den Besen und fegte die saubere Treppe. Woran ich weiß, das diese Sauber ist, ich habe sie gestern. Dreimal gefegt. Als ich fertig war, schnappte ich mir meine Tasche und verließ das Haus. Vorher rief ich aber noch mal hinein: "Bin nun weg!" "Ja.", riefen meine Eltern. Ein weiteres Zeichen, dass was nicht stimmt.

Auf den Weg zur Schule, traf ich Marie und Mali. Beides gute Freunde von mir. "Ey, Emma, warum in normalen Sachen heute zur Schule?", fragte Mali und musterte mich abschätzend. Nun mustere ich sie. Beide Mädchen Sonntagskleider, wie Oma sagen würde, an und geschminkt. Außerdem wehte eine kleine Fahne von Parfüm zu mir herüber.

"Ist doch ein ganz normaler Schultag. Oder wollt ihr Sven beeindrucken?", fragte ich die beiden und sie sahen mich ertappt an. Tja. Sven ist der coolste Junge auf der ganze Schule. Naja im ganzen Schulgebäude und im Dorf. Er ist ebenso wie ich eine von den großen und Insassen Familien. Und zwar von Familie Kühne. Keine Ahnung warum alle ihn cool finden? Nur weil er Traktoren fahren kann? Ähm hallo? Ich und viele andere können das auch, außerdem, fahren die meisten mit dem Auto?

"Nicht direkt Sven wollen wir beeindrucken, sondern IHN.", meinte Marie und wurde Rot. IHN? Wer soll das sein? Ich zuckte mit den Schultern und ging weiter. An der Schule angekommen, kam mir Magrit entgegen und im Gegensatz zu Magrit, war ich sogar noch ordentlich angezogen. Sie hatte eine Latzhose, ein Hozfällerhemd und dreckige Gummistiefel an. Ihre Rotbraunen Haare waren zu zwei dicken Zöpfen geflochten, die ihr über die Schultern fielen.

Wir begrüßten uns und gingen in den Unterrichtraum für die zehnten Klassen. Als unsere Lehrerin in den Klassenraum trat und uns musterte. Ich und Magrit waren nicht die einzigen, die sich normal gekleidet haben. "Also Kinder in der dritten Stunde, werden wir uns mit der elften und zwölften in der Turnhalle treffen und auf IHN warten. So und nun zeigt mir eure Mathe Aufgaben.", meinte Frau Meyer streng. Und wieder ging das Gespräch über IHN. Aber wer ist er? Was ist IHN?

Frau Meyer stand vor mir und sah mich auffordernd an. Ich zeigte ihr meine Aufgaben und sie wollte schon weiter gehen, als ich fragte: "Entschuldigen Sie Frau Meyer, aber ich habe eine Frage. Wer ist ER oder IHN?" Die Klasse sah Frau Meyer ebenso fragend an. Frau Meyer drehte sich zu mir um.

"Wer ER ist? Wer ER ist? Mädchen. Hat man dir etwa nie was von IHN erzählt?", meinte sie fast hyperwentilierend, und stützte sich auf den Tisch. Ich schüttelte vernehmt den Kopf. "Emma. Hör mir zu. Es heißt zwar, Fragen kostet nichts, aber in diesem Fall, hälst deinen Schnabel und akseptierts es einfach." Sie sah mich streng an. So wie Mom immer, wenn ich nicht das mache, was ich will.

"Ja Frau Meyer.",meinte ich kleinlaut und schaute auf mein Heft. Frau Meyer nickte und ging weiter. Als alle vorgezeigt hatten, fing sie mit dem Unterricht an.

Es war mitten in der Pause, als ich angerempelt wurde. Und zwar von keinem anderen als Niklas Behrens. "Man Brown. Pass doch mal auf. Du stehst allem nur im Weg.", meinte er und grinste mich Spöttisch an. Ich unterdrückte einen sehr fiesen Kommentar und brodelte vor Wut.

"Niklas, lass gut sein.", meinte Magrit und sah ihn böse an. Meine Cousine weiß halt immer wenn ich kurz vor einem Wut Ausbruch stehe.

"Magrit wir beide in der zweiten Pause.", meinte er und lächelte sie dreckig an. Angewidert schüttelte sie den Kopf. Niklas zuckte mit den Schultern. Und ging weiter. Er trat zu seinen Freunden und lachte, dann zeigte er auf mich und Magrit.

"Dieses Arschloch.", murmelte ich und drehte mich zu meiner Cousine und einer gemeinsamen Freundin um. "Emma. Lass ihn doch. Aber was meint ihr, wer ER ist?", fragte Anja und sah mich und Magrit erwartungsvoll an. Ich zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung, aber wir werden es wohl gleich erfahren. Denn die Meyer kommt auf den Hof.

"Alle Mädchen im Alter von 16 bis 20 kommen bitte in die Aula. Alle Jungen im Alter von 17-19 in den Gemeinderaum Nummer 2." , rief sie und ging wieder hinein.

Ich zog eine Augenbraue hoch. "Ähm..." "Emmi, lass gut sein. Komm wir gehen hinein. Wiedersehen Anja. Bis nachher.", meinte Magrit und zog mich hinter sich her. Anja blieb stehen. Sie ist erst 15 und wir beide sind 17 und 16. Tja Glück muss man haben.

Wir gingen in die Aula, wo fünf Tische aufgestellt wurden. Hinter jedem Schild stand ein Schild mit einer Zahl drauf. Also in unserem Fall: 16,17,18,19 und 20. Ich reihte mich bei den Tisch mit der 17 ein. Vor mir saß Frau Fraß: "Name. Schuhgröße. Kleidergröße?" "Ähm... Emma Brown, 39. 37?", antworte ich unsicher und sah sie an. Frau Fraß las sich eine Liste durch, und streicht meinem Namen durch. Dann drehte sie sich um und reichte mir ein Kleid und Schuhe. Beides in weiß. "Bitte gehen sie in die Umkleiden.", meinte sie und lächelte mich traurig an, "Außerdem duschen sie sich vorher, falls sie Parfüm oder Deo sich aufgetragen haben."

"Gut das habe ich nicht.", meinte ich und sah sie an.

"Dann brauchen sie sich nicht zu duschen. Bitte ziehen sie sich nun um.", meinte Frau Fraß und wandte sich an das Mädchen hinter mir. Ich ging in die Umkleiden der Sporthalle und zog mir das Kleid und die Schuhe an. Meine Cousine kam neben mir und sah mich an.

"Du siehst aus, als ob du deine Kommunion hast.", lachte sie.

"Ich bin aber evangelisch. Das heißt ich hätte meine Konfirmation.", lachte ich zurück und flocht mir meine Haare. "Woher hast du die Haargummis?", fragte mein Cousine. "Aus meiner Tasche. Soll ich dir die Haare auch flechten?" "Bitte.", flüsterte sie. Sie zog sich ihr Kleid an und ich flocht ihr die Haare zu einen Französischen Zopfzusammen. Zusammen gingen wir hinunter in die Sporthalle, wo alle Mädchen aus der 10, 11 und 12 stehen oder in Gruppen sitzen.

"Ah. Emma und Magrit Brown.", rief Frau Meyer und lief auf uns zu. "Ihr zwei geht jetzt bitte zu euren Klassenkameradinnen. Die Jungs kommen auch gleich."

Als ob das ein geheimes Kennwort war, kamen die Jungs in schwarzen Anzügen und schwarzen Lackschuhen. Alle Platte Haare ohne Gel und Haarspray. Frau Meyer klatschte und wir sahen zu ihr. "Bitte stellt euch in eure Klassen Alphabetisch auf. Jungs und Mädchen getrennt."

Ohne zu murren stellten wir uns so auf wie erwünscht. Dann hieß es warten.

Frau Meyer prüfte ob wirklich alle in der richtigen Reihenfolge stehen. "Also Kinder ihr geht immer zu zweit. Ein Mädchen und ein Junge. Also als erstes Erika Amsel und Killian Arm."

Damit verschwanden die ersten. Ich sah neben mir Niklas Behrens. Na super.

Irgendwo zwischen Liebe und MateWo Geschichten leben. Entdecke jetzt