Watching him in pain

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  "Du kannst auch echt alles,oder?"meinte Elden,der im Film Pollux spielte. Ich schaute ihn verwirrt an. "Wie jetzt?"
"Na du kannst alles. Schauspielern,toll Aussehen,Leute mit deinen Scherzen unterhalten,singen..."
Er sah zu Wes. "Es ist doch schon unfair,oder nicht?"
Elden bekam Zustimmung. Ich wollte gerade ansetzen und widersprechen,doch dann bemerkte ich,dass er und Wes anfingen sich in ihrer Zeichensprache zu unterhalten.
Ich seufzte auf. Die beiden waren wirklich nett,aber wenn sie anfingen sich mit ihren Fingern zu unterhalten wurde es wirklich merkwürdig für Außenstehende.
Kopfschüttelnd drehte ich mich um und ging zu Liam und Natalie.
"Na du? Hast du's nicht mehr bei den zweien ausgehalten?"
"Die beiden haben wieder mit ihrer Zeichensprache angefangen."antwortete ich und deutete ein Augenrollen an.
Nat und Liam fingen an zu lachen. "Das du überhaupt mit ihnen reden kannst. Ich habe es nicht einmal geschafft."meinte Liam.
Ich bemühte mich immer,mit allen zu sprechen. Die meisten waren super nett und immer für einen schlechten Scherz meinerseits zu haben.Auch die neuen Darsteller passten zu uns.
"So Leute!"rief Francis über den Platz. "Jetzt geht's weiter! Ich bin sicher,alle hatten genug Mittagessen." Letzteres sagte er mit einem Seitenblick zu mir.
Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. Immer pünktlich um neun Uhr morgens schrie ich "Mittagsessen!",damit es auch jeder hörte. Damit trieb ich Francis jedes Mal aufs Neue in den Wahnsinn.
Aber jeden Morgen fingen wir zwischen fünf oder sechs Uhr morgens an zu arbeiten,nach ein paar Stunden Arbeit hatte ich nun mal Hunger.
"In den nächsten Tagen drehen wir die Szenen auf denen Katniss Peeta auf dem Bildschirm sieht."
Alle außer Liam und mir klatschten sich ab,sie würden für den Rest der Woche frei haben.
Francis gab uns die Texte. "Es ist nicht besonders viel. Die für heute kannst du doch sicher jetzt schnell lernen."
Ich schaute kurz auf die bedruckten Blätter. Es war nur eine Zeile,die ich heute sagen musste. Es kam mehr auf die Mimik und Gestik an.
"Okay."sagte ich.
In einer halben Stunden würden wir unseren ersten Take haben,bis dahin sollten wir uns schon mal vorbereiten.

Doch als wir es dann versuchten,klappte es überhaupt nicht. Dieses Gefühl,das Peeta von den Leuten in dem Raum als 'Verräter' und 'Heuchler' bezeichnet wurde,kam einfach nicht rüber. Es war bis auf Liam und mich niemand in diesem Raum,der schrie oder johlte.
Nach dem fünften Take merkten Francis und Mark,dass es keinen Sinn machte es weiter zu probieren.
Stattdessen besorgten sie sich einen Haufen von Statisten,um das Ganze lebendiger zu machen. Doch dieses Mal lag es an dem Raum,der einfach zu sehr schallte. Nach ein paar Takes brachen wir es auch hier an und fingen in einem neuen,dafür besser geeigneten Raum,an.
Ich merkte,wie die Produzenten langsam nervös wurden. Schon seit Stunden versuchten wir uns an nur einer Szene,normalerweise schaffte man mehrere solcher kleinen Szenen an einem Tag.
"Action!"schrie Francis und ich hörte das Klacken der Drehklappe.
Doch bei mir war einfach die Luft raus. Seit Stunden versuchten wir es hier,ich schaffte es einfach nicht mehr die richtige Stimmung aufzubringen.
Ich merkte selbst,wie emotionslos ich auf den schwarzen Bildschirm starrte,in den sie später Peetas Interview editieren würden.
"Stop!"unterbrach Francis die Szene. "Jennifer,was ist los mit dir? Ein bisschen mehr Stimmung bitte. Im Moment schaust du,als würdest du einen langweiligen Film schauen."
Ich prustete los. "Toller Vergleich."
Während Francis sich noch ein winziges Grinsen abringen konnte,fing Mark an mich anzuschnauzen. "Erst keine Leistung bringen und dann auch noch rumlachen? Was glaubst du eigentlich wieviel Zeit wir haben?"
Sofort fiel mein Lachen. "Ist ja gut."murmelte ich.
Wir drehten noch ein paar weitere Takes,doch ändern tat sich nicht viel. Eher wurde ich noch schlechter.
Die Statisten fingen an unruhig zu werden,schließlich standen sie schon seit Stunden hier rum. Und auch die Mitarbeiter und Produzenten Schienen genervt zu sein.
Als es auch hier auch nach Take Fünf nicht besser wurde,stoppte Mark die Aufnahme.
"Was ist dein Problem? Warum spielst du nicht? Alles was du machst ist auf den Bildschirm starren. Ohne jegliche Emotion!"
Ich funkelte ihn wütend an. "Versuch du mal nach einem langen Tag an dem wir nichts geschafft haben,auf einen schwarzen Bildschirm zu schauen und richtige Emotion hervorzurufen. Tut mir echt leid,aber irgendwo habe ich auch Limits!"
Francis klatschte in die Hände. "Heute schaffen wir nichts mehr Leute. Geht nach Hause oder zu euren Appartements und morgen geht's dann in aller Frische weiter."
Ich nickte. Ich nahm meine Tasche und verabschiedete mich von Liam,mit einem Ohr bekam ich nur noch mit wie Mark Francis wütend zuraunte,dass er mit ihm reden wollte.

"Und wie wars?"wollte Jena wissen,als ich wiederkam. Sie hatte ihre Füße bereits auf der Couch ausgebreitet. "Ach,frag lieber nicht."antwortete ich und verdrehte die Augen. Jena zog fragend eine Augenbraue hoch. "Wir haben heute gar nichts geschafft. Absolut gar nichts."
Kurz erklärte ich ihr die Situation.
"Jen,mach dich nicht verrückt. Es gibt bei jedem Dreh Tage,an denen einfach der Wurm drin sitzt."
"Das stimmt wohl."pflichtete ich ihr bei. Bis jetzt hatte es bei jedem meiner Drehs solche Tage gegeben. Bei manchen klappte es auch die ganze Zeit über nicht richtig.
"Und was hast du so gemacht?"erkundigte ich mich.
Sie grinste. "Wir waren in der Stadt und haben eine neu eröffnete Bar gefunden. Heute Abend um elf geht's los. Kommst du mit?"
Ich gähnte. "Nehm's mir nicht übel,aber ich bin echt müde. Ich lege mich wahrscheinlich früh hin und telefoniere noch ein bisschen mit Josh. Aber zum Feiern habe ich heute echt keine Motivation."
Jena konnte jede Nacht durchtanzen und am nächsten Morgen mit der besten Laune bei der Arbeit erscheinen. Ich hingegen feierte zwar auch mal gerne,war aber bei weitem nicht so ein Partymensch wie Jena. Besonders nicht,wenn ich müde war.
"Wenn die Bar gut ist,gehen wir bestimmt oft hin. Du kannst ja am Wochenende mitkommen."
"Okay." meinte ich.

Es dauerte nicht lange,da hörte ich schon das Klacken der Tür.
Ich lag auf meinem Bett,hatte mir die Decke bis zum Kinn gezogen.
Noch immer hatte ich meine Kleidung an und abgeschminkt hatte ich mich auch noch nicht,aber das war mir egal. Ich wollte einfach nur Liegen und mit Josh telefonieren. Mittlerweile war es bei uns so,dass wir nicht mehr krampfhaft versuchten jeden Tag zu telefonieren oder zu skypen.
Wenn man ein paar Tage nicht miteinander gesprochen hatte,akzeptierte man das.
Aber heute wollte ich ihn unbedingt sprechen. Ich wollte wissen wie es ihm ging und einfach seine Stimme hören.
Aber war es nicht vielleicht schon zu spät um ihn anzurufen? Wenn ich mich an die Zeit ihm Krankenhaus erinnerte,hatte er sehr viel geschlafen. Andererseits Tat er das auch tagsüber,da könnte ihn mein Anruf genauso wecken.
Ich beschloss ihn anzurufen.
Nach ein paar Malen Durchklingeln ging er schließlich dran.
"Jen? Bist du es?"
Als ich ihn hörte,verzog sich mein Mund zu einem Lächeln. "Ja ich bin's. Wie geht's dir?"
"Gut. Die Schmerzen werden schon etwas besser."
"Na endlich,das hat ja auch gedauert."
Ich hörte ihn am anderen Ende der Leitung lachen. "Das braucht nunmal seine Zeit."
"Aber ich kann's nicht ertragen,wenn du solche Schmerzen hast. Du musst schnell wieder gesund werden."
"Ich bin auf dem besten Wege haben die Ärzte gesagt."
Ein kurzer Moment der Stille herrschte. "Wie geht's dir?"fragte Josh.
Ich grinste. Er lag im Krankenhaus mit Knochenbrüchen und Verletzungen und fragte mich wie es mir ging. "Alles gut. Bis auf die Tatsache,dass ich gestern vor versammelter Mannschaft Singen musste."
"Was denn Singen?"
"'The Hanging Tree',ein Lied was Katniss an einem See singt."
"Na ja,wenn du nicht singst wie du es immer in der Dusche tust,war es bestimmt toll."
Ich lachte los. Mein Singen in der Dusche war auch eher mit einem Schreien zu vergleichen.

Ich erzählte ihm noch wie ich mich vorm Singen gefürchtet hatte und warum. Und von heute.
Wie nichts geklappt hat und wie ich am Ende einfach nur noch durchhing.
Es tat gut ihm das alles zu erzählen.
Man fühlte sich danach immer gleich viel besser.

Am nächsten Morgen musste ich früher als sonst zum Set,da wir die verlorene Zeit von gestern einholen mussten.
Als ich ankam waren die meisten schon versammelt und standen auf ihren Positionen.
Mark war Wild mit Francis am diskutieren. "Meinst du nicht,dass das zu gemein ist?"
Mark wank ab. "Ach Unsinn. Man muss manchmal halt ein wenig tricksen,um das zu bekommen was man will."
"Na gut. Wenn es wieder nicht klappt."murmelte Francis,überzeugt schien er nicht zu sein. Ich fragte mich,worüber die beiden debattiert hatten. Bildete ich mir Mark's teuflisches Grinsen nur ein als er an mir vorbei kam,oder hatte es wirklich was mit mir zu tun?
Meine Augen durchsuchten den Raum nach Auffälligkeiten,konnten aber keine finden. Was würde das werden?
"Hi Jen. Wieder etwas motivierter als gestern?"begrüßte Liam mich und zog mich in eine Umarmung.
"Hey. Ja auf jeden Fall,Schlaf hilft ja immer am besten. Auch wenn wir meiner Meinung nach eindeutig zu wenig hatten."
Liam lachte. "Wann kann man in diesem Beruf denn mal richtig ausschlafen?"
Ich konnte ihm noch kurz zunicken,da fing Francis auch schon an zu reden.
"So wir fangen jetzt an,wenn wir um neun Uhr fertig sein wollen."
Ich schaute extra zur Seite,damit mein übergroßes Grinsen nicht auffiel.
"Es geht genauso weiter wie gestern. Jeder weiß was er Zutun hat?"
Er bekam vereinzelte Rufe als Zustimmung. "Gut,dann fangen wir jetzt mit dem ersten Take an."
Ich wartete auf die Klappe und bemühte mich in meinen Charakter hineinzuversetzen. Doch anscheinend reichte es schon wieder nicht. Genervt stöhnte ich auf,als ich mitten im Spiel unterbrochen wurde.
"Mehr! Mehr!"rief Mark und gestikulierte Wild mit seinen Händen. "Es ist besser,aber es ist noch nicht gut!"
Ich drehte mich wieder um und fing erneut an. Doch diese Szenen hatten es anscheinend richtig in sich. Nie traf ich den Geschmack von Francis oder den Produzenten.
Nach dem dritten Take jedoch,bemerkte ich etwas. Die Bildschirme waren nicht länger schwarz,sondern fingen an zu flackern. Plötzlich waren überall Bilder zu sehen,Bilder von Josh,wie er abgemagert und verletzt war.
Sein Gesicht hatte nicht länger diese schönen markanten Züge,sondern war eingefallen. Einige blaue Flecke zierten seine Haut. Sein Blick war nicht länger hell und lebhaft,sondern voller Leiden. Mit voller Wucht kamen meine Vorstellungen,die ich von seinem Unfall hatte zurück.
Mir schossen Tränen in die Augen,um keine erstickten Laute herauszugeben,presste ich mir eine Hand vor den Mund.
Dann hörte ich eine Klappe hinter mir. "Das war schon viel besser!"rief Mark. Fassungslos sah ich Mark und Francis an. Wie konnten sie es Wagen,mir sowas zu zeigen,nur um eine Reaktion von mir zu bekommen,die ihren Vorstellungen entsprach?
Schon bald wurde das Ganze wiederholt. Immer und immer wieder zeigten sie mehr diese Bilder und neue,schlimmere Bilder.
Jedes Mal litt er mehr.

Hinter den Kameras -Jennifer LawrenceWhere stories live. Discover now