Ich kann ihn nicht verlieren

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  "Hast du mit Josh gesprochen?"fragte meine Mutter während sie die Tür schloss.
Ich senkte meinen Kopf,um ihr nicht in die Augen sehen zu müssen."Nein"gab ich kaum hörbar von mir.
Mum seufzte und brachte Bear ins Bett.
Was hätte ich ihm denn sagen sollen? Ich will ihn nicht noch weiter verletzten.
Als meine Mutter wiederkam,hatte ich mich schon auf der Couch hingelegt und meinen Kopf in den Kissen vergraben. Ich spürte ihre Warme Hand,die über meinen Rücken strich,so wie sie es schon als Kind bei mir gemacht hatte.
"Ich verstehe dich nur nicht. Du gehörst zu den unkompliziertesten Menschen die ich kenne und jetzt,wo es um Josh geht,habe ich das Gefühl,dass ich es mit einer ganz anderen Person Zutun habe."
Sie hatte Recht. Die letzten Wochen hatten nach außen hin eine viel kühlere Person aus mir gemacht. Nichts mehr von der Frau,die darauf achtete,jeden Tag zu lachen.
"Und du machst es dir selbst so kompliziert. Was ist so schlimm daran,verliebt zu sein?"
"Ich bin nicht verliebt." sagte ich trotzig.
"Doch das bist du. Ich weiß genau,wie es sich anfühlt,wenn plötzlich etwas in deiner Brust flattert. Wenn dir diese Person den Atem raubt und deinen Herzschlag beschleunigt. Wenn du diese Person vermisst. Wenn du von dieser Person berührt wirst und alles anfängt zu Kribbeln.
Wenn dir allein beim Klang seiner Stimme ein Schauer über den Rücken läuft. Hör auf,dir etwas vorzulügen.
Merkst du denn nicht,dass es nicht dieses Gefühl ist,das dich schlecht fühlen lässt,sondern dein Inneres Leiden? Dein Körper verlangt danach diesen Jungen zu lieben,aber du gibst ihm keine Erlaubnis.
Du vermisst ihn und seine Berührungen. Ich höre wie du im Schlaf immer wieder seinen Namen flüsterst. Du könntest es so einfach haben,müsstest nicht mehr Leiden."
Ich schluckte. Mit allem was sie sagte,hatte sie im Grunde Recht. Selbst in diesem Moment war mein Unterbewusstsein schon wieder in Gedanken bei Josh. Ich würde gerne wieder von ihm berührt werden. Ich würde einfach gerne wieder mit ihm reden.
"Es tut einfach weh Mom. Ich hätte nie gedacht,dass ich mich jemals in ihn verlieben würde."
Meine Mutter seufzte erleichtert auf.
"Na wenigstens gibst du jetzt zu,dass du Gefühle für ihn hast."
"Aber Verliebtsein geht vorüber. Und dann verliere ich ihn komplett. Für nichts werde ich unsere Freundschaft aufs Spiel setzten."
Meine Mutter warf theatralisch die Hände in die Luft." Jenny Lou,ich weiß nicht was du im Moment hier veranstaltest,aber es kann auf jeden Fall nicht gut ausgehen. Deine Gefühle werden stärker werden,umso mehr du sie unterdrückst!"
Ich setzte mich auf und funkelte sie an. "Jennifer,hast du schon mal daran gedacht,dass du auch Josh mit deinem Hin und Her verletzt? Er gibt sich wirklich Mühe mit dir und vermittelt,zumindest mir,das Gefühl dass er sich wirklich Sorgen um dich macht. Früher habt ihr jeden Tag miteinander verbracht, Filmabende miteinander gemacht und heute? Schweigst du ihn an und weist ihn ab.
Wie muss er sich dabei fühlen?"
Mir stiegen Tränen in die Augen,ohne dass ich es wollte. Es war ungerecht,was ich mit ihm abzog.
Er hatte Besseres verdient.

Am nächsten Tag im Hotel,rührte ich mein Essen kaum an. Viel zu sehr war ich in Gedanken versunken.
Dass Bear von Josh abgeholt wurde,bekam ich kaum mit. Bear stupste mir mit einer Hand auf die Schulter und lachte mich an.
"Guten Morgen"sagte Josh und strahlte mich an. Er streckte seine freie Hand aus,um mir eine Haarsträne aus dem Gesicht zu streichen,doch ich zuckte zusammen.
Traurig ließ er seine Hand wieder fallen. Ich hob meinen Kopf nicht mal mehr,trotzdem sah ich Moms mahnenden Blick auf mir.
Er unternahm einen letzten Versuch.
"Möchtest du mit zum Strand kommen Jen? Bear und ich"
"Nein"unterbrach ich ihn.
"Okay"brachte er noch heraus und verließ dann mit meinem Neffen das Hotel. Ich folgte ihrem Weg mit den Augen und sah wie er wieder mit Bear redete. Krampfhaft presste ich meine Augen zusammen um dieses Bild aus meinem Kopf zu vertreiben.
"Jennifer"sagte meine Mutter "was sollte das eben? Ich dachte,du hättest gestern Abend etwas erkannt."
"Das ändert nichts. Liebe oder nicht Liebe,ich möchte meinen besten Freund nicht verlieren."
Ich sah ,wie Josh sich noch einmal umdrehte und unsere Blicke verhakten sich ineinander. Selbst aus dieser Entfernung sah ich,wie sehr ich ihm wehtat.
Mir wurde schlecht und ich ging zurück in mein Appartement und sah raus auf das Meer.

Dieses verschwamm nach längerer Zeit mit Bildern von Josh und mir in meinem Kopf. Ich sehnte mir seine Arme herbei. Seine Hände,die so wie einmal über meine Wange streichen.
Aber das würde ich niemals verlangen. Ich hasste mich dafür,dass ich ihn weggeschickt hatte. Ich Vermisste ihn,dabei war er so erreichbar. Doch würde er wie heute Morgen fragen-ich würde das Gleiche Antworten.
Mein Blick wanderte wieder auf das Bild auf meinem Nachttisch.
Ich brauchte ihn. Ich musste ihn sehen. Jetzt.
Während ich losrannte,erinnerte ich mich an die Worte meiner Mutter. Umso mehr Zeit verging,desto mehr fühlte und verlangte ich nach ihm.

Ich sah Bear und ihn dieses Mal nicht am Strand,sondern im Dschungel.
Josh zeigte ihm harmlose Pflanzen und Tiere und von Bears Gesicht war das Lächeln gar nicht mehr wegzudenken.
Anscheinend hatte ich ein Geräusch gemacht,denn Josh drehte sich um und schaute mir direkt und Gesicht.
Starr schaute ich ihn an. Seine Freude,die in seinen Augen aufblitzte,war nicht zu übersehen.
Doch mich überrannte mal wieder Alles. Wofür war ich gekommen?
Was wollte ich denn von ihm?
Josh's Augen erloschen wieder,als er sah,dass ich mich zum Gehen wendete. Zum Dritten Male an diesem Tage hatte ich ihn verletzt. Und für was? Für nichts? Für meine Feigheit?
Ich rannte und rannte und rannte bis ich alles um mich herum nur noch gedämpft wahrnahm. Mein Gesicht war nass,ich musste geweint haben.
Ich wischte mir die Tränen weg und atmete noch einmal tief durch.
Meine überstürzten Aktionen bringen nichts. Nur noch mehr Schmerz,der sich in Josh's Augen spiegelte. Ich würde alles dafür tun,um diese Verletztheit,die er mir nie zuvor gezeigt hatte,zu entfernen.
Doch ich war der Grund dafür.
Ich machte alles nur noch schlimmer.

Mit einem bitteren Ausdruck saß ich auf einem Baumstamm und versuchte eine Lösung für mich und Josh zu finden. Ich musste mich zusammenreißen. Ich spielte mit dem Gedanken,ihn komplett zu ignorieren,so wie einmal. Mir würde es zwar wehtun,aber dieses Mal war Josh an der Reihe. Ich würde ihn mich vergessen lassen. Nie würde könnte er von mir verletzt werden.
Schritte ließen mich auffahren.
Leises Gemurmel war zu hören.
"Ich weiß nicht mehr was mit ihr los ist. Ich habe das Gefühl,sie will nichts mehr mit mir Zutun haben. Dabei war doch bis vor Kurzem alles in Ordnung. Ich will sie so gerne wieder haben,weißt du das?"
Das war Josh mit Bear. Natürlich. Irgendwann musste sie hier ja lang kommen.
Die beiden erschienen auf der Lichtung und ich sah sie an. Josh erkannte mich sofort. Dieses Mal schien es,als hätte er noch nicht mal Hoffnung,ich würde dableiben. Er blickte mich gleich mit diesen traurigen Augen an.
Ich hielt dieses Mal seinem Blick stand,bis ich auf seine Lippen schaute.
Ich zwang mich wegzuschauen,doch es erschien mir nicht mehr möglich.
Meine Mutter hatte Recht gehabt.
Irgendwann waren Gefühle zu stark.
Wie hypnotisiert starrte ich ihn an.
Bilder vom letzten Jahr beim Dreh in der Höhle kamen hoch. Ich wollte seine Lippen auf meinen spüren. Ich wollte ihn endlich wieder bei mir haben. Ich konnte nicht mehr lange kämpfen. Ich befahl mir wegzulaufen,doch der Blick auf seinen Mund hielt mich fest.
Ein stechender Schmerz fuhr durch meinen Körper. Ich brauchte ihn.
Mit einem Rück setzten sich meine Beine in Bewegung,geradewegs auf ihn zu. Er sah mich verwirrt an,doch ich ging weiter. Er war der Einzige,der diesen inneren Schmerz jetzt heilen könnte. Die letzten Meter rannte ich und schmiss meine Hände um seinen Nacken. Der Schmerz kam stärker. Die Vernunft wollte mich von ihm wegbekommen.
Ich legte meine Lippen auf seine.
Schlagartig war mein Körper still,dieses Gefühl nahm jeden Teil ein. Es explodierte, rauschte durch meinen Körper und erfüllte mich mit Wärme.
Mein Herz raste und zum ersten Mal war es ein schönes Gefühl.
Josh öffnete seinen Mund und gewährte mir Einlass für meine Zunge. Unsere Lippen passten perfekt aufeinander.
Wir küssten,bis mir die Luft ausging und ich mich von ihm lösen musste.
Sofort erfüllte mich Kälte und Soetwas wie ein schlechtes Gewissen. Ich wollte den Schmerz loswerden,den dieses Verliebtsein für mich bedeutete. Josh Augen sprühten wie Funken. Er wollte etwas sagen,doch ich legte einen Finger auf seine heißen Lippen,die vermutlich genauso brannten wie meine. Dann drehte ich mich um und ging. Es gab nichts,was ich ihm jetzt sagen könnte. Dass ich ihn mit dieser Aktion noch mehr gebrochen habe-daran wollte ich nicht denken. Die Vernunft hatte wieder Kontrolle über meinen Körper.


Hinter den Kameras -Jennifer LawrenceWhere stories live. Discover now