Hinter den Kameras -Jennifer Lawrence

Der erste Tag am Set

  Ein unangenehmes Geräusch klingelte in meinen Ohren.
Der Wecker.
Genervt stöhnte ich auf.
Ohne die Augen zu öffnen,schlug ich drauf,sodass er endlich Ruhe gab.
Dann drehte ich mich wieder auf die Seite und schlief erneut ein.
Kurze Zeit später war da wieder dieses schreckliche Geräusch.
In dem Wissen,eh nicht mehr einschlafen zu können,Streckte ich mich ausgiebig ,stellte den Wecker aus und ging dann runter in die Küche.
Dort fand ich einen verschlafenen Josh an der Kaffeemaschine vor.
"Guten Morgen!"sagte er und strahlte mich an."willst du auch einen?"
Ich nickte.
"Hast du auch so einen grauenvollen Wecker?"fragte ich und rollte mit den Augen.
Er lachte leise.
"Ja.Der soll uns jeden Morgen pünktlich wecken,sodass wir nicht zu spät zum Set kommen."
Jetzt musste ich auch Grinsen.
"Das würde uns ja nie passieren!"
"Nein,natürlich nicht..."
Dann herrschte wieder Schweigen.
Uns fiel das Gespräch von gestern wieder ein und der Angstanfall,den ich hatte.
"Denk einfach nicht darüber nach.
Denk an die schönen Jahre,in denen wir uns noch so viele Streiche spielen können."sagte Josh zu mir.
"Okay."war alles,was ich dazu sagen konnte.

Ausnahmsweise pünktlich kamen wir am Set an.Heute wollte ich Gary zeigen,dass er mit mir die richtige Auswahl getroffen hatte.
Ich begrüßte ihn und stellte mich in den großen Kreis.
"Guten Morgen!"rief er uns zu."Heute ist unser erster Drehtag und zu erst einmal will ich euch sagen,dass ich mich total auf das Hier alles freue.Ich hoffe,wir werden viel Spaß zusammen haben,was aber mit so ein paar Spaßvögeln hier sicher kein Problem werden wird!"
Ich schmunzelte.
"Hoffentlich habt ihr alle euren Text gelernt und wir kommen schnell mit allem durch.Nun zur ganzen Organisation.Als erstes drehen wir hier die Szenen,die in Distrikt 12 stattfinden,dann gibt es eine Dreheinheit in einem Hotel,welches das Trainingscenter darstellen wird,dann folgt noch eine Drehserie im Studio und dann wechseln wir unseren Standort und drehen die Szenen für die Arena.Ich kann euch Versprechen,der Ort den wir dafür ausgesucht haben,wird euch gefallen!"
Alle applaudierten.Auf den Dreh im Freien freuten wir uns.
Gemurmel entstand,welches aber sofort von einer kurzen Handbewegung Gary's gestoppt wurde.
"Heute starten wir mit der Ernte-Szene ,weil wir alle Darsteller,die wir brauchen,da sind und das Wetter perfekt ist."
Er hatte Recht.Der Himmel war Blau,keine Wolke war zu sehen.
Er war perfekt.
Genau wie es sein sollte,wenn das perfekte Kapitol einem schmutzigen Distrikt einen Besuch abstattete.

Nachdem Gary den heutigen Ablauf im Detail mit uns geklärt hatte,musste ich in die Maske und in die Umprobe.All die Leute die mich fertig machten,waren freundlich zu mir.Auf eine ehrliche Art und Weise.
Sie ließen mich natürlich aussehen und klatschten mir nicht so wie sonst Tonnen von Make Up ins Gesicht.
Dann mussten sie mir die Haare färben.Nie wieder würde ich exakt meine Naturhaarfarbe wieder bekommen.Ein bisschen traurig war ich darüber.Bisher bin ich immer drumherumgekommen,wollte natürlich aussehen.Mir nicht jede Woche die Haare färben,weil es ein neuer Modetrend war.Aber nun war es soweit.Die erste körperliche Veränderung,die ich für andere Leute unternahm.

Als ich fertig war,bedankte ich mich und sie lächelten mich an.Jetzt sah ich aus wir Katniss. Ein Blick in den Spiegel zeigte mir,dass ich ein blaues Kleid trug,mit Sandalen und geflochtenen Haaren.Sie sahen so ungewohnt aus.Keine hellen ,blonden Haare mehr,sondern dunkle,braune.Mich so zu sehen,half mir,mich noch besser mit meiner Figur zu verbinden.
Ich war bereit.

Zurück am Drehtort,gab es noch eine kurze Besprechung und Gary teilte mir seine Vorstellungen für diese Szene vor.Dann durfte ich die kleine Willow kennenlernen,mit der ich meine Allererste Szene als Katniss Everdeen drehen würde.
"Hi"begrüßte sie mich schüchtern.
Ich lächelte sie an und hier ihr meine Hand hin.
"Hey!Ich bin Jennifer"
Sie nickte unsicher und stellte sich dann nervös auf ihre Position.
Willow erinnerte mich an meine Zeit,als ich so Jung war.Nur mit dem Unterschied,dass ich damals noch weit entfernt von überhaupt einem Job entfernt gewesen war...
"Uuuuuund....Action!"rief Gary.
Völlig erschrocken fuhr ich zusammen.Ich war mal wieder viel zu tief in Gedanken gewesen..
"Sorry"sagte ich und mir stieg die Röte ins Gesicht.
"Das ist der Fluch der ersten Szene"sagte Gary trocken.
Sie wurde wiederholt.Sobald die Klappe fiel,blendete ich alles um mich herum aus , die Emotionen kamen von ganz allein. Willow spielte zauberhaft.
Ich konnte mich Super auf ihr Spiel einlassen .
Die Szene wurde noch ein paar mal wiederholt,aber dann war sie endgültig im Kasten.
Glücklich verließ ich meine Position.
Jemand sprang vor meine Füße und fing bei meiner erschrockenen Reaktion laut an zu lachen.Josh.
Die blond gefärbten Haare waren gewöhnungsbedürftig,aber das gehörte nun mal zu seiner Rolle dazu.
Auch er betrachte meine Haare.
Dann strubbelte er sie durch.
"Siehst gut aus."bemerkte er mit einem Frechen Grinsen.
"Gleichfalls"antworte ich.
"Wollen wir uns was zu essen holen?"fragte ich.
"Was?"er lachte ungläubig"du hattest doch gerade eben was!"
"Du weißt ja,wieviel ich esse!"erwiderte ich achselzuckend.
Er schüttelte nur lächelnd den Kopf und ging dann mit mir zu dem riesigen Essenstand.
Ich entdeckte Doritos,meinen absoluten Lieblingsnack.
Begeistert lud ich mir den Teller voll.
Beim Essen fragte mich Josh dann:"Was isst du eigentlich am liebsten?"
Ich setzte ein nachdenkliches Gesicht auf."Also da wären Pizza,Pasta,Kuchen,Insgesamt Fastfood und natürlich Doritos."
Er lachte in sich hinein."Gesünder geht's nicht oder?"
"Nein"sagte ich frech.
Ich wollte ihm noch mehr über meine Vorlieben für Essen erzählen,aber es kam schon eine Durchsage durch die Lautsprecher,dass wir nun endlich zum Drehort kommen sollten.
Kichernd eilten wir dorthin.
"Da seid ihr ja!"rief Gary.
Schnell nahmen wir unsere Plätze in der riesigen Menge von Menschen ein .
Dann kam auch schon Elizabeth auf die Bühne um als Effie durch die Ernte zu führen.Aber sobald ich ihr albernes Lila Kostüm sah,fing ich laut an zu lachen.
"Cut!"schrie Gary.
Das Ganze begann von neuem.
Wieder konnte ich mein Lachen nicht unterdrücken.
"Jen!Konzentrier dich!"rief Gary zu mir.
Dann klappte es endlich.
Und dieses Mal reibungslos.
Meine Schauspielpartner Lizzie,Willow und Liam spielten perfekt mit mir zusammen.
Und dann kamen wir an die Stelle,wo Peeta für die Spiele ausgewählt wird.
Josh trat mit einem ängstlichen,leidenden Blick aus der Menge heraus und als sich unsere Blicke dann kurz trafen,konnten wir es nicht mehr zurückhalten.Es war einfach zu komisch,Josh Schauspielern zu sehen.
Ihm musste es ähnlich gehen,den auch er bekam einen Lachkrampf.
"Cut!"schrie Gary.
"Schafft ihr beiden es denn gar nicht,irgendetwas zusammen zu machen,ohne Anzufangen zu lachen?"
Anscheinend nicht.

Nach etlichen Versuchen schafften wir es dann die Szene authentisch rüberzubringen.Der gesamten Crew stand der Schweiß vor der Stirn.
Wir waren ganz schön anstrengend.
Als die Sonne dann unterging,machten wir auf den Weg zurück zu unseren Appartements.
Innen ließ ich mich erschöpft auf einen Stuhl sinken.
"Das war ganz schön stressig heute"stellte ich fest.
"Und lustig"fügte Josh noch hinzu.
"Hast du Lust auf Pizza?"fragte er mich ganz unerwartet.
"Ja..klar."antwortete ich.
"Dann lass uns welche bestellen!"rief er voller Tatendrang .
Erstaunt schaute ich ihn an.
"Was ist?Welche möchtest du?"
"Hawai"antwortete ich ,immer noch überrascht über seine plötzliche Spontanität.
Er griff zum Telefonhörer und bestellte 2 Mal die Pizza Hawaii,nannte die Adresse und legte auf.
"Wollen wir einen Film schauen?So mit Pizza essen dabei und vielen Snacks danach?"
Ich lachte."Klar ich bin dabei!"
Er schien richtig Aufzublühen nach dem heutigen Tag.
Gemeinsam setzten wir uns auf diese riesige Couch,schauten den Film,aßen die Pizza,die zwischendurch geliefert wurde,lachten,alberten herum,hatten einfach Spaß.
Irgendwann legte ich meinen Kopf in seinen Schoß.
Er fing an,vorsichtig über mein Haar zu streichen.
Ich genoss es in vollen Zügen.
Allein seine Berührungen beruhigten so sehr,dass meine Augen immer weiter zufielen,bis ich sie schließlich ganz schloss.