Ungewisses Gefühl

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  Ich wachte durch das Streichen von einer Hand über mein Haar auf.
Ich schmiegte mich an die Hand und wollte wieder einschlafen,doch eine Laute Stimme ließ mich hochfahren.
"So so. Filmabende von besten Freunden enden also damit,dass man im Schoß von dem anderen einschläft."
Ich drehte meinen Kopf und sah,dass Jena grinste.
"Ja."erwiderte ich bloß.
Dass dieses Liegen in seinem Schoß und das Streicheln über die Haare von den Leuten anders aufgefasst werden konnte,als es eigentlich war-darüber hatte ich nie nachgedacht.
Es war normal für mich und Josh.
Für unsere Filmabende gehörte es einfach dazu.
Ich stand auf,wuschelte mir einmal durch meine langen Haare und ging dann zum Kühlschrank um zu frühstücken.
"Ich find es übrigens gut,dass du normal weiterisst" sagte Jena.
"Ich würde meine Essgewohnheiten für niemanden ändern."entgegnete ich sachlich.
"Aber"führte Jena weiter "Ihr müsst unbedingt aufpassen. Bei diesem Mark habe ich ein echt schlechtes Gefühl."
Auch Josh schaltete sich ein.
"Ich weiß. Seine komischen Blicke beunruhigen mich."
Ich nickte nur. Das ich seit Tagen nervös wurde,wenn wir das Set erreichten, äußerte ich nicht.

"So" Francis klatschte in seine Hände "ich würde dann gerne mal anfangen."
Wir standen nun schon eine viertel Stunde am Drehort und warteten darauf,dass es endlich losging.
Wir würden heute die Szene mit den imaginären,mutierten Affen drehen.
Es war schwer,gegen etwas anzukämpfen,das eigentlich gar nicht da war. Diese Tiere existierten noch nicht einmal,was es mir noch schwerer machte,mir alles vorzustellen. Deswegen war ich mehr als froh,als Francis eine Pause verkündete.
Das Wetter heute war schön,die Sonne schien,es war warm,deshalb beschlossen ich und Josh ,runter zum Strand zu gehen und dort unsere freie Zeit zu verbringen.
Wir setzten uns auf den feuchten Sand und schauten auf die Wellen ,die immer wieder ihren Weg zurück zum Strand fanden. Und sie gingen. Und sie kamen wieder. Sie gingen. Und sie kamen wieder. Es war schön,ihnen dabei zu zusehen. Mich beruhigte die entspannende Stille zwischen Josh und mir. Wie automatisch legte ich meinen Kopf auf seine Schulter.
Wir beide zuckten bei dieser Berührung ein wenig zusammen,verharrten aber so.
"Danke" flüsterte ich kaum hörbar.
"Für was?"fragte er.
"Du lässt mich bei all dem Stress vergessen."
Ich hörte ihn leise lachen.
"Du tust das Gleiche für mich."
Er zog mein Kinn hoch .
"Jennifer.." Er verstummte als ich ihm direkt in die Augen schaute.
Und mich traf es wie ein Fausthieb in den Magen. Das Flattern,das ich letztes schon einmal verspürt hatte,kam doppelt so stark wieder und nahm mir den Atem. Er legte seine Stirn gegen meine.
Und ich konnte kaum noch atmen.
So nah waren wir uns noch nie gewesen. Mein Herz klopfte wie verrückt und ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Ich schaute in seine Augen,die ich noch nie von so nah betrachten konnte und versuchte verzweifelt meinen Atem unter Kontrolle zu bringen. Was war das? Mein Herz raste so sehr,das ich fast schon Angst bekam. Was passierte hier gerade mit mir?
Gleichzeitig legten wir unsere Köpfe zurück. Ich keuchte. Was war das gewesen? Ich konnte es nicht erklären.
Tief atmete ich noch einmal durch und stand dann mit wackligen Beinen auf. "Lass uns zurück zum Set gehen."meinte ich ohne Josh anzugucken.
Wir setzten uns in Bewegung und gingen zurück zum Standort um die nächste Szene zu drehen. Ich stellte mich weit entfernt von Josh auf,in Angst,wieder Soetwas zu erleben.
In dem Moment hatte ich meinen Körper nicht mehr unter Kontrolle gehabt und ich hasste das. Es war mein Job meinen Körper unter Kontrolle zu haben. Was war da eben passiert?
Dieser Frage ging ich noch den ganzen restlichen Tag nach.
Ich machte viel zu viele Fehler,versemmelte jeden Take und ließ mich von jedem kleinen Geräusch aus der Ruhe bringen.
So kannten mich die Anderen nicht.
Mehrmals wurde ich gefragt,ob alles in Ordnung sei,sogar Mark machte einen besorgten Eindruck. Allerdings schien er andere Gründe zu haben..
Auf die Frage,ob Josh mich zum Trailer bringen sollte,damit ich mich ausruhen konnte ,antwortete ich mit einem hektischen" Nein!"
Deutlich konnte ich Josh's verletzten Ausdruck sehen,auch wenn er sich Mühe gab,es zu verbergen.
Er tat mir Leid. Ich konnte mich ja selbst nicht verstehen. Sonst würde ich jede Gelegenheit nutzen um mit ihm herumzualbern,aber irgendetwas war merkwürdig im Moment und mir gefiel das nicht.
Als er mich dann frage,ob wir zu mir ins Appartment gehen,um den Filmabend zu machen,zögerte ich zum ersten Mal. Würde es wieder passieren?
Ich konnte ihn aber nicht schon wieder vor den Kopf stoßen. Das hatte er nicht verdient . Deswegen sagte ich zu.
Nervös ging ich meinen Weg neben ihm ,setzte mich auf die Couch,so weit wie möglich entfernt von ihm und schaute den Film. Zwischendurch bemerkte ich seine traurigen Blicke,die er mir zuwarf.
Er zerriss mich innerlich. Ich hatte so eine Angst,vor diesem Gefühl,aber gleichzeitig spürte ich dieses Verlangen,mich wie immer in seinen Schoß zu legen.
Ich widerstand dem Verlangen. Die Angst war größer. Die Angst vor einem Gefühl,das ich noch nicht einmal benennen konnte,war größer als die Freude die ich mich mit meinem besten Freund hatte?
Ich verwirrte mich selber.
Als der Film dann zuende war,stellte ich mich schlafend,damit ich mich nicht von Josh verabschieden musste.
Ich bemerkte wie er auf mich zuging und mir noch einmal über die Wange Strich. Krampfhaft versuchte ich die Luft anzuhalten um dieses Gefühl im Keim zu ersticken. Meine Wange brannte heiß wie Feuer,als er ging.

Am nächsten Morgen wachte ich in einer unbequemen Position auf.
Die ganze Nacht hatte mich ein Alptraum verfolgt und heute musste ich schon wieder ans Set. Allein schon beim Gedanken daran,die anderen zu sehen,krampfte sich mein Magen zusammen. Nein. Nicht die anderen. Josh.

Als sich unsere Blicke trafen,fing mein Herz schon wieder an zu rasen.
Ich wusste genau was er sagen wollte. Wie kannten uns so gut,dass wir oft wussten was der andere dachte.
Er wollte wissen,was los war.
Das konnte ich ihm nicht sagen.
Ich wusste es selber nicht.
Den Blick senkend und ohne ihn mit einer Umarmung zu begrüßen stellte ich mich wieder weit entfernt von ihm auf. Die Szenen gelangen mir auch heute nicht. Wut kam dazu. Dieses Gefühl beeinflusste nun sogar meinen Job. Vor was hatte ich eigentlich Angs? Gegen das Gefühl würde ich einfach ankämpfen!
Trotzdem verbrachte ich meine Pause mit Jena,die mich nur mit einer hochgezogenen Augenbraue betrachtete. "Es ist ja nicht so,das ich nicht Zeit mit dir verbringen wollen würde,aber sonst bist du ja immer "reserviert". Was ist los?"
Ich senkte nur den Blick.
Wenn ich das wissen würde...
Jena seufzte dagegen nur auf.
"Weißt du Jen,ihr beiden macht euch die Sache so kompliziert und manchmal verlässt mich schon fast die Hoffnung"
Fragend sah ich sie an,doch sie winkte nur mit einem weiteren Seufzer ab.
Ich aß mein Mittagessen,doch mit keinem wirklichen Appetit.
Als mir dann jemand auf die Schulter tippte,zuckte ich zusammen.
Ich wusste genau wer es war.
"Hi"sagte ich und setzte zum ersten Mal in seiner Gegenwart ein falsches Lächeln auf. Ihm in die Augen zu schauen,traute ich mich nicht.
"Willst du mit zum Strand?"fragte er schüchtern.
Er wusste noch nicht einmal mehr wie er richtig mit mir umgehen konnte und fragte stattdessen zögerlich!
Aber zum Strand konnte ich nicht noch einmal.
"Nein"sagte ich mit brüchiger Stimme.
"Ach so"murmelte er und ich konnte seine Enttäuschung und Traurigkeit mitschwingen hören.
Wir kannten uns nun eineinhalb Jahre und das war noch nie vorgekommen. Wir hatten immer aufeinander gehockt.
Und nun verweigerte ich seine Gesellschaft. Eine tolle beste Freundin war ich....
Josh ging wieder und Jena schaute mich mahnend an. "Was zur Hölle sollte das?"
"Ich muss doch nicht immer Zeit mit ihm verbringen oder?" versuchte ich mich zu verteidigen.
Jena verdrehte nur die Augen und seufzte erneut auf.
Ich aß schweigend mein Mittagessen weiter.

Die nächsten Tage gingen immer so weiter. Jeden Tag fragte er,ob wir Zeit miteinander verbringen wollten,jedes Mal lehnte ich ab.
Mit den Filmabenden hatten wir aufgehört.
Stattdessen verbrachte ich abends meine Zeit mit Jena oder rief meine Mum an.
Im Bett,wenn ich dann niemanden mehr um mich hatte,verfiel ich in regelrechte Starren. Ich hatte Josh's und meine Freundschaft zerstört.
Ich brachte die ganze Crew durcheinander.
Alles meine Schuld.

Ich beschloss,professioneller zu werden und ignorierte Josh komplett.
Wenn er der Grund für meine Angst und gleichzeitige Aufgewühltheit war,
dann musste ich versuchen,ihn zu vergessen.
Und es fiel mir schwer.
Besonders wenn er immer ankam und versuchte,Zeit mit mir zu verbringen. Jedes Mal Klang er trauriger,heute meinte ich ,eine Träne in seinem Auge aufblitzen zu sehen.
Das Spiel führte ich immer weiter,was meine Schauspielerqualiät
Zwar nur gering verbesserte,aber immerhin.

Ein paar Tage später dann,hatte sich immer noch nichts geändert.
Als Josh mich heute wieder fragte,wusste ich nicht was in mich fuhr,aber zum ersten Mal schaute ich ihn wieder an. Tränen liefen über sein Gesicht und seine Augen erschienen mir leer.
Als ich das sah,kamen alle zurückgedrängten Gefühle wieder hoch. So sehr hatte ich ihn vermisst. So sehr.
Die Tränen liefen in Strömen und ich schmiss mich in seine Arme,dankbar,dass er mich überhaupt noch aufnahm.
"Es Tut mit Leid" flüsterte ich"es tut mir so leid". Meine Stimme hörte sich erstickt an. Seine Nähe Tat mir so gut. Ich wollte mich nie wieder aus seinen Armen lösen. Wie konnte ich ihn die ganzen Wochen ignorieren und abweisen. Was hatte ich mir nur dabei gedacht?  


Hinter den Kameras -Jennifer LawrenceWhere stories live. Discover now