5 Monate später

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  5 Monate später:

Müde öffnete ich meine E-Mails.
Es waren zu viele,um sie alle zu lesen,das konnte ich nicht.
Aber überfliegen,das musste ich sie. Vielleicht war es ja etwas wichtiges,sagte Justine immer.
Aber was sollte es denn Wichtiges geben? Hass von Leuten,die ich nicht kannte? Beleidigungen? Stalker Nachrichten?
Liebeserklärungen von Leuten,die mich noch nie getroffen hatten,nur diese Maske kannten?
Oder Nachrichten von den Produzenten? Sie waren mir alle egal. Alles war mir momentan egal. Meine Privatsphäre war verloren gegangen. Mein Leben war weg. Sie verfolgten mich mittlerweile überall hin,kletterten an meinen Fenstern hoch und stalkten jeden,der je mit mir Kontakt gehabt hatte.
Wenn sie sich doch nur auf mich beschränken könnten. Nein,jetzt machte ich mir auch Sorgen um die Personen,die mir am Wichtigsten waren. Meine Eltern, Freunde, Verwandte,sie alle konnten wegen mir Leiden.
Sie waren nicht länger sicher vor den blitzenden Lichtern und aufdringlichen Leuten.
Ich selbst hatte aufgehört,sie öffentlich zu verurteilen. Das war ihr Job. Das alles war ein Job.
Ich bekam Alpträume,nachts,wenn niemand mehr bei mir war.
Angstanfälle.
Panikattacken.
Ich träumte davon,wie die ganze Welt über jedes Detail meines Privatleben Bescheid wusste.
Wie sie mich zu Boden trampelten und mir dabei euphorisch ihre Kameras ins Gesicht drückten.
Wie sie mich auch körperlich verletzten.
Ich hatte einfach Angst. Sie waren zu ehrgeizig,zu zielstrebig meine Bilder zu bekommen.
Schon früher hatte ich Angst vor großen Menschenmassen gehabt,wie ich von ihnen zerdrückt wurde und keine Luft mehr bekam.
Aber jetzt war es alles stärker geworden. Ich musste Tabletten nehmen,um nicht durchzudrehen.
Und es war niemand da,der mich beruhigen konnte,ich hatte nur die Tabletten.
Als ich vor Monaten vom Xmen-Dreh wiederkam,hatte sich die Situation hier in Hollywood radikal geändert. Ihr Interesse an mir hatte Überhand genommen.
Es war zuviel für mich.
Aber zuviel galt nicht. Sie nahmen keine Rücksicht. Josh konnte ich nicht mehr besuchen,meistens belagerten sie meine Straße.
Völlig erschöpft und ausgelaugt hatte ich mich dann entschlossen,wegzufliegen.
Von meinen Problemen weg,raus hier. Josh bekam ein Angebot für einen neuen Film und ich flog alleine. Niemand störte mich in Griechenland. Sie wussten nicht,wo ich mich aufhielt.
Aber obwohl ich lange da war,war all die neu getankte Energie verloren,als ich wiederkam.
Nichts hatte sich geändert.
Josh war immer noch in Panama.
Wir sprachen kaum noch,über Wochen gar nicht.
Und jetzt,ich wusste nicht einmal was richtig passiert war,redeten wir gar nicht mehr.
Es war Monate her,dass wir uns gesehen hatten.
Ich Vermisste ihn,aber ich wusste nicht,wie es sein würde,wenn er zurückkam.
Was wir führten,war keine gesunde Beziehung mehr.
Aber ich konnte ihm nichts vorwerfen. Ich war es,die keine Zeit für ihn hatte.
Den Tag,an dem er zurückkam,verpasste ich. Die Tage danach auch. Erst dann sah ich ihn wieder. Und dass auch nur,weil wir nun für Catching Fire durch die Welt reisen würden.
Ich schämte mich so. Für meinen eigenen Freund hatte ich nur noch beruflich Zeit.
Beim ersten Blick sah ich sofort,wie sehr er sich verändert hatte. Sein Bart war gewachsen,seine Haare kürzer und wieder Braun.
Ich hatte das alles nicht mitbekommen,war bei all diesen Veränderungen nicht da gewesen.
Ich ging auf ihn zu und wusste nicht einmal,wie ich ihn begrüßen sollte. Es war lächerlich,ich sollte ihn einfach umarmen und ihn küssen,so wie ich es immer Tat,aber da war diese merkwürdige Distanz zwischen uns,eine Barriere.
Wir hatten uns auseinander gelebt.
"Hi"sagte ich kaum hörbar.
Er schaute mir in die Augen.
Ich konnte nicht in seinem Blick lesen. Alle um uns herum,Produzenten und die Crew schwiegen. Von den zwei Spaßvögeln hätten sie sich eine heitere Begrüßung erwartet.
Unsicher sah ich ihn an. Es war Doch nicht normal.
Wir alle stiegen in unser Flugzeug nach Europa. Zuerst würden wir nach Rom fliegen und dann Interviews,Pressekonferenzen und eine Premiere veranstalten.
Vier Wochen würden wir unterwegs sein.
Ich setzte mich ans Fenster und schaute hinaus. Ich merkte einen Händedruck an meinem Arm.
"Wir sitzen doch noch zusammen?"fragte Josh und zeigte auf den Platz neben mir.
Ich nickte. Ein Paar sollte sich So etwas nicht fragen. Selbst vorher war es selbstverständlicher zwischen uns gewesen.
Er ließ sich mit einem Seufzer neben mir nieder und verstaute sein Handgepäck. Ich wusste nicht,was ich von ihm erwartete.
Wir hatten uns ein halbes Jahr nicht gesehen.
Josh umarmte mich mit einer abrupten Bewegung. "Eine Umarmung bekommen wir noch hin,oder?"sagte Josh wehmütig.
Ich schluckte. "Ja,natürlich."
"Ich habe dich vermisst . Ich habe meine kleine,nervige Freundin vermisst."sagte er laut und lachte gequält. Das rammte sich in mein Herz. Wir waren also wieder Freunde? Was war passiert,dass wir uns so entfernt haben? Ich weiß noch,wie er mich in Boston besucht hatte. Und wir von einem Leben ohne Paparazzi geträumt hatten. Das war das letzte Mal gewesen,dass ich ich in seinen Armen eingeschlafen war,dass er mich geküsst hatte. War es wirklich das letzte Mal gewesen?
Ich hatte nicht mitbekommen,wie wir zurück auf eine Freundes Ebene gegangen waren. Ich wollte ihn noch immer an meiner Seite.
Aber er,er hatte vermutlich genug von meinem Stress und meinem Leben. Er wollte mich nicht mehr als seine Freundin,sonst hätte er mich nicht so genannt. Er war immer so selbstverständlich gewesen. Er und seine Liebe.
Wie war das passiert?
Immer mehr verkrampfte ich mich in seinen Armen,bis er mich endlich losließ. Es tat einfach nur noch weh. Mein Leben im Rampenlicht zerstörte mehr als mir lieb war. Den ganzen Flug über starrte ich schweigend aus dem Fenster,während mir zwischenzeitlich eine einzige Träne über die Wange lief.
Josh berührte mich manchmal am Arm und jedes Mal zuckte ich kurz zusammen.
Als ich endlich aus dem Flugzeug stieg,holte ich erleichtert Luft. Es war die Hölle neben ihm zu sitzen.
"Was war das denn? Ich dachte ihr liebt euch?"zischte Jena in mein Ohr. "Das dachte ich auch. Aber anscheinend funktioniert so ein Job eben nicht mit so einer intensiven Beziehung,die wir haben wollten."flüsterte ich achselzuckend. Ich wollte gelassen rüberkommen,mir nichts anmerken lassen.
Aber es gelang mir schlecht. In einem Interview geriet ich fast in einen Streit mit ihm.
Es geschah viel öfter,dass ich mich im Spiegel ansah und einfach nur noch eine Blasse,von Müdigkeit gezeichnete Person sah.
Meine stumpfen Haare waren auf einer ungünstigen Länge und machten mich unzufrieden.
Ich entschloss mich kurzerhand,sie abzuschneiden und wieder blond zu färben.
Vielleicht würden die Erinnerungen ja mit verschwinden,wünschte ich mir als eine Haarsträhne nach der anderen auf den Boden fiel.
Das Ergebnis ließ sich zeigen.

Die Tage vergingen und das Top Thema der Interviews war immer meine Frisur. Oder meine tolle Chemie mit Josh. Wie oft schon hatten sie nach einer Beziehung zwischen uns gefragt. Innerlich Tat es weh,doch äußerlich spielte ich es herunter,gemeinsam mit Josh.
Wir waren gut darin,den Leuten die besten Freunde vorzugaukeln.
Wenigstens waren es dann keine Lügen mehr.
Klärende Gespräche führten wir auch nicht. Wir alberten mit den anderen und gemeinsam herum,aber halbherzig.
Mark's Kommentare rührten mich auch nicht. Ich würde mir immer das Gleiche anhören müssen.
Anscheinend wusste er aber mehr als ich. "Josh,warum hast du denn nicht deine Freundin mitgebracht?". Ich versuchte mit aller Kraft,die ich noch besaß,ruhig zu bleiben und keine Reaktion zu zeigen.
"Sie ist wieder in Spanien. Das ist nun mal ihr Heimatland."
Er hatte es bestätigt. Ich konnte es ihm nichtmal vorwerfen. Sie hatte wenigstens Zeit für ihn. Und wenn er sie liebte,dann sollte er glücklich werden. Ich wollte niemanden im Wege stehen. Ich war wieder seine nervige,beste Freundin. Dass sich meine Brust krampfhaft zusammen zog und sich mir Tränen in den Augen bildeten,wollte ich mir selbst nicht eingestehen.
"Wie hieß sie noch mal?"fragte Mark und schaute spöttisch lächelnd zu mir. "Claudia"murmelte Josh.
Ich drehte mich um und ging.

Interviews zogen in einem Rausch an uns vorbei. "Passiert es,dass man sich an einem Set verliebt?"wurden wir einmal gefragt. "Ich kann mit Sicherheit sagen,dass das nie passiert."sagte ich und sah zu Josh in dessen Augen für kurz etwas wie Schmerz aufleuchtete.
"Doch. Ich finde schon. Man sieht sich oft,verbringt viel Zeit miteinander."sagte er und sah mich lächelnd an. Ich sah zum ersten Mal wieder Liebe in seinen Augen aufleuchten. Fast konnte man meinen,er meinte mich.
"Er spricht nicht über mich nebenbei gesagt."erklärte ich schnell. Sofort wurde mir überschwänglich zugestimmt.
Aber dennoch wünschte ich mir,dieser Blick eben wäre für mich gewesen.
Bei unseren Pressekonferenzen beschrieben wir gegenseitig unsere Blätter und lachten.
Wenigstens als Freunde hatten wir uns wieder angenähert . Doch dieses Verlangen nach einem Kuss wuchs in mir,umso länger er in meiner Gegenwart war.
Als er mir einmal in die Augen schaute,verlor ich mich sofort in ihnen. Josh beugte sich vor und ich bereitete mich innerlich schon auf das Zusammentreffen unserer Lippen vor. Doch er beugte sich weiter vor zu meinem Ohr und flüsterte etwas über die Unnötigkeit dieses Events.
Natürlich hätte er mich nicht geküsst. Warum auch? Wir waren zudem noch in der Öffentlichkeit.
Trotzdem sehnte ich mich immer weiter danach.

Wir hatten noch eine Woche unserer Tour über,als ich das Kratzen in meinem Hals spürte.
Es wurde schnell zu einem stechendem Schmerz und der Unfähigkeit zu Reden.
Als Schauspielerin die ich war,musste ich natürlich trotzdem raus und die Fans glücklich machen,die dieses Jahr viel mehr waren als letztes.
Doch an einem gewissen Punkt machte mein Körper schlapp. Fieber und Kopfschmerzen verschlimmerten die Situation.
"Aber du musst raus!"rief Mark sauer. Mal wieder die Diskussion übers Krank Sein.
"Ich kann nicht."krächzte ich müde.
Er fluchte und verlief dann stürmisch das Zimmer. Ich weigerte mich,zu einem Arzt zu gehen oder generell Leute um mich zu haben.
Als ich eines Morgens völlig nass und erschöpft aus einem Alptraum erwachte,spürte ich,dass mein Körper gehalten wurde. Von zwei starken Armen,die früher meine Zuflucht gewesen waren. Meine Einzige.
"Josh"flüsterte ich kaum hörbar.
Er legte mir einen Finger auf die Lippen. "Nicht reden. Du musst wieder gesund werden."
Ich kuschelte mich dicht an ihn und schlief immer wieder ein,nur um mit erneuten Fieberschüben aufzuwachen. Josh brachte mir Tee und Decken. Legte mir kalte Tücher auf die Stirn. Er verließ mich nie.
Ich war ihm so dankbar. Trotz seiner Freundin passte er immer noch auf mich auf. Es wurde aber immer schlimmer,sodass er beschloss, Medizin für mich zu besorgen. "Das musst du doch nicht machen."versuchte ich ihn schwach umzustimmen. "Doch. Ich will,dass es dir gut geht."
Er schien zu Zögern und gab mir dann einen Kuss auf die Stirn.

Ich wurde geweckt,als er wieder da war. Er schien verärgert zu sein." Alles gut?"fragte ich.
Er lachte. "Das fragst du? Nein,ich wurde nur von einer Horde Paparazzos gestoppt."
Josh gab mir eine Tablette und ein Glas Wasser. Ich nahm es schwach an. "Danke. Für alles."krächzte ich erschöpft,als ich mich wieder in seine Arme sinken ließ.
Ich spürte seine Lippen auf meinem Kopf. Und als ich fast eingeschlafen war,hörte ich es noch. "Alles für dich Jennifer. Alles."

Mithilfe der Tabletten konnte die Pressetour ein paar Tage später weitergeführt werden. Josh passte auf mich auf,immer noch und ich genoss es.
Doch mich plagte auch schlechtes Gewissen. Ich wollte ihn nicht so in Anspruch nehmen,auch wegen Claudia.
"Darf ich sie irgendwann mal treffen?"fragte ich einmal beiläufig.
"Wen?"
"Claudia,deine Freundin."
Seine Schultern sackten zusammen. "Lass uns über etwas Anderes reden,okay?"
Ich legte eine Hand auf seine Schulter."Wieso? Habt ihr euch gestritten.? Du kannst mir alles sagen. Beste Freunde schon vergessen?"sagte ich und lächelte ihn warm an. Ich musste mich daran gewöhnen. Wir waren kein Paar mehr.
Eine Welle der Trauer sah ich in seinen Augen.
"Jen! Hör auf damit! Hör auf damit,beste Freunde zu sagen,denn das sind wir nicht!
Ich liebe dich verdammt noch mal!
Hör bitte einfach auf!"
Verständnislos schaute ich ihn an.
Was sollte das? Er hatte doch eine Freundin!
"Hör du auf Josh,so einen Unsinn zu reden und mich damit zu verletzten! Und Claudia."
"Das kannst du doch nicht ernsthaft geglaubt haben,so inszeniert wie das war! PR! Alles immer nur PR!"
"Du hast es mir aber auch nie gesagt!"schrie ich.
Er hatte Tränen in seinen Augen.
Ich schrie ihn nur sehr selten an.
Er kam auf mich zu und presste mich dicht gegen ihn.
"Ja,es war schwierig,wenn du keine Zeit hattest,aber ich bin immer bei dir geblieben! Meine Liebe hat sich doch durch sowas nicht verändert! Warum sollte ich dich verlassen? Ich Träume davon,dass wir eine Zukunft haben,mit Familie! "
Ich versuchte mich zu befreien. "Und warum hast du es mir nicht gesagt,warum habe ich mich dann immer gefühlt,als würde mir jemand ein Messer in die Brust rammen?"
Er holte tief Luft und starrte den Boden an. Ich wartete.
Minutenlang kam keine Antwort,sodass ich aufstand.
"Ich weiß nicht,wie ich sowas zulassen konnte. Ich schäme mich so."
Sofort stoppte ich. "Was?"
"Mark,die Produzenten,sie wussten,dass wir geheim zusammen sind. Irgendwelche Leute haben uns beide in Boston gesehen und eins und eins zusammen gezählt. Mark hat aber immer noch Angst,dass wenn wir uns trennen,alles zerstört ist. Die Chemie, die öffentlichen Auftritte.
Deswegen hat er mich kontaktiert,als du noch Xmen gedreht hast. Er meinte,wenn ich mich wirklich von dir entferne,wenn wir wirklich wieder nur Freunde sind,würde wir alles gut werden. Aber ich kann nicht mehr. Als du krank warst... Ich hatte solche Sorgen. Du bedeutest mir Alles. "
Ich musste seine Informationen erst einmal verarbeiten. Es war also alles bei Mark angekommen.
Ich ging auf Josh zu und umarmte ihn lange. "Es tut mir Leid,dass du da durch musstest. Und dass ich dich so angeschrien habe. Ich war so verletzt."
Er nickte. "Was machen wir jetzt? Du willst mich doch noch,oder?"
"Natürlich."wisperte ich und zog ihn näher zu mir heran.
"Wir machen einfach so weiter wie vorher. Ich lasse mich nicht von Mark fertig machen. Und falls so etwas noch mal passieren sollte,redest du mit mir,okay? Ich dachte,es läge an meiner Hektik und der wenigen Zeit."
Josh schüttelte den Kopf und zog mich noch näher heran. "Darf ich dich jetzt küssen?"
Als Antwort drückte ich meine Lippen gefühlvoll auf seine.
Erleichterung,Aufregung und Liebe,das alles fühlte ich,als ich endlich wieder in seine Augen sehen und seine warmen,Vertrauten Lippen auf meinen spüren durfte.  


Hinter den Kameras -Jennifer LawrenceWhere stories live. Discover now