Fake Smile

20 0 0
                                    


  "Jennifer!" "Schau zu mir!"
"Lächeln!" "Hierhin Jennifer!"
Ich verzog meine Lippen zu einem Lachen.Gab ihnen was sie wollten.
"Du siehst toll aus!Mach weiter so"
Ich lachte wieder.Aber es war ein spöttisches Lachen.Sie machten mir doch nur Komplimente,um meine Aufmerksamkeit zu erlangen.
Zwei Wochen ging das nun schon.
Premieren,Interviews,Posieren für die Fotografen.
Ich denke viele Leute waren neidisch auf mein Leben,wollte den gleichen Luxus haben wie ich.
Aber den Stress,die Arbeit und Mühe sahen sie doch alle nicht.Sie sahen doch nur das Produkt,den fertigen Film.
Viele hatten mich für meine Performanz in "Xmen" gelobt,jedoch konnte ich damit nicht viel anfangen.
Mit dem Charakter "Mystique" hatte ich mich nämlich nie wirklich identifizieren können.Sicher,sie hatte eine echt starke Persönlichkeit,aber ich war einfach nicht sie.
Das Ganze diente doch sowieso nur dafür,mir mehr Berühmtheit zuzuspielen.
"Das machst du gut"flüsterte mir jemand ins Ohr.Erschrocken zuckte ich zusammen.Nicholas.Für einen kurzen Moment hatte ich die Kontrolle verloren,den Paparazzi nicht die gewünschte Reaktion auf meinen Freund gegeben.Das würde später Ärger geben.Ich fing mich wieder und strahlte ihn an.Ich wusste,ich musste meinen vorherigen Fehler wieder ausbügeln,ansonsten würde es morgen von Trennungsgerüchten und Klatschzeitungsberichten nur so wimmeln.Kurzerhand lehnte ich mich vor und küsste ihn.
Ja,mittlerweile hatte meine Agentin unsere Beziehung schon so weit vorgetrieben,dass wir in aller Öffentlichkeit als Paar auftraten.
Trotzdem machte ich immer wieder Fehler "die nicht sein müssten"wie mir das Management immer mitteilte.
Für jedes Mal mussten sie sich etwas Neues ausdenken,um es zu verdecken.
Auch ich hatte meine Zeitungen,die immer etwas günstiges über mich schrieben.Auf jedes Gerücht,wurde eine neue Geschichte gedrückt.
"Kriselt es in der Beziehung?"wurde zu "Verlobung?"."Haben sie sich getrennt?" Wurde zu "Babynews!"
"Es ist nur eine Frage des Geldes"pflegte meine Pressesprecherin Liz zu sagen,"und die Zeitungen schreiben was du willst."
Und wer heute noch daran glaubte,dass die Presse frei und unabhängig war,lag falsch.Jeder hatte seine Tipps und Tricks,sie zu bestechen.Es war ein einziger Kampf der Magazine.Wer dachte sich das Beste aus?Wer bekam mehr Geld von den Stars?
Aber trotzdem machten sie nur ihren Job.Genau wie ich.Auch wenn es nur eine einzige Heuchelei war.

Verwundert stellte ich fest,dass meine Lippen immer noch auf Nicholas' lagen.Bis vor weniger Zeit war mir das noch sehr unangenehm gewesen,einen Mann zu küssen,jemanden den ich noch nicht einmal liebte und dann auch noch in aller Öffentlichkeit.Aber mittlerweile war es fast zur Routine geworden.
Ihm fing es ähnlich. Nur ,dass ihn das schlechte Gewissen wegen seiner Freundin quälte.Sie wusste nicht,wie das alles hier ablief,wie unecht das alles war.Sie dachte,er hätte sich plötzlich für eine Andere entschieden.
Aber nichts an seinen Gefühlen hatte sich geändert,er litt nach wir vor.Nichts hatte sich geändert.
Würde ich jemanden haben,den ich nicht lieben dürfte,ich glaube ich würde zugrunde gehen und das alles nicht mehr Meistern können.
Irgendwo musste doch mal Schluss sein?Es musste doch irgendetwas geben,auf das sie keinen Einfluss hatten.Aber was,wenn nicht die Liebe?Das natürlichste und freiste hier auf Erden.
Mir taten die beiden wirklich Leid,besonderes weil ich Nicholas durch die Zeit,die wir miteinander verbracht hatten,viel besser kennengelernt hatte.Ich würde das wirklich gerne in Ordnung bringen,weil ich trotz allem die Schuld bei mir selbst suchte.Aber wir mussten Stillschweigen bewahren und ich konnte zusehen,wie Nicholas von Tag zu Tag die Hoffnung verlor.

Die Blitze der Kameras verschmolzen zu einem einzigen,gleißenden Licht.Jede Sekunde unseres Kusses mussten sie aufs Bild bekommen,jede noch so kleine Bewegung.
Schließlich löste ich mich von ihm.
Die Fotografen mussten jetzt genug haben. Mehr konnte und wollte ich Nicholas auch nicht zumuten.Ich posierte noch einmal mit ihm,bis ich zu den Fans ging und ich verzweifelt versuchte,jeden eines zu geben.
Aber das klappte leider nie.Mir taten die Leute auch leid.Sie hatten so viel Geld ausgegeben,um nur einmal so etwas mitzuerleben und dann bekamen sie noch nicht einmal ein Autogramm,standen vielleicht noch nicht einmal in der Nähe ihrer Lieblingsprominenten.
Aber für mehr war einfach nicht Zeit.Noch heute Abend würde ich nach Los Angeles fliegen,um dann morgen pünktlich zu der finalen Premiere zu erscheinen.
Ich konnte es gar nicht abwarten,aus dem Rampenlicht zu verschwinden.
Zwei Wochen waren einfach zu viel gewesen.
Umso mehr freute ich mich,in mein Haus zu kommen,mich in mein Bett zu legen und einfach mal nichts tun.
Mich einfach mal gehen zu lassen.
Eigentlich wollte ich nach Hause ,zu meinen Eltern fahren,aber dafür Blieb keine Zeit,denn in drei Tagen würde der *The Hungergames*-Dreh beginnen.Und obwohl es Arbeit und Stress bedeutete,freute ich mich darauf.Ich freute mich in meine Rolle zu schlüpfen und mit ihr verbunden sein.Ich freute mich,drei Monate abgeschieden zu drehen,ohne Paparazzi.
Und ich freute mich Josh besser kennenzulernen.Dazu würden wir am Set ja genug Gelegenheit haben....

Um zwei Uhr in der Nacht kam ich schließlich in mein Hotelzimmer.Am liebsten würde ich mich sofort hinlegen,aber ich hatte lediglich eine halbe Stunde Zeit,um meine Sachen zu packen,danach würde es direkt zum Flieger gehen.Hektisch schmiss ich alles in meinen Koffer und lief dann sofort los zum Taxi.Mir war schon schwummerig von dem ganzen Hin und Hergerenne und dem Schlafmangel.Das war vermutlich auch der Grund,warum ich im Taxi fast einschlief.Ich wollte doch nur kurz meine Augen schließen..
Müde schaute ich aus den Fenster und stellte fest,dass wir mittlerweile am Flughafen waren.Ich bezahlte den Fahrer und stieg aus.Schnellen Schrittes ging ich zu meiner Maschine.Klick.Blitzartig fuhr ich herum.Nichts.Wurde ich etwa paranoid?Ich schüttelte meinen Kopf,um diesen Gedanken loszuwerden.
Klick.
Und dann sah ich sie.Wie eine Horde Verrückter stürzten sie auf mich zu,kamen von allen Seiten und Blendeten mich mit ihren Kameras.
Ich konnte nichts mehr sehen,hielt mir die Hand vor Augen,versuchte weiterzugehen,aber fand meinen Weg nicht.
Hatten die heute nicht schon genug Fotos bekommen?Hatte ich ihnen nicht alles gegeben?
Vielleicht war alles ja nicht genug.

Irgendwann hatten sie dann von mir abgelassen und ich hatte meinen Weg gerade noch rechtzeitig gefunden.
In mir aber kochte Wut.
Ich dachte,nach dem heutigen Tag würden sie mir etwas Zeit für mich geben.Aber so tickten sie nicht.Wenn ich ihnen etwas gab,bekam ich nichts von ihnen zurück.
Wofür war das denn alles?
Alles was ich wollte,war meine Leidenschaft ausüben.Ich habe nie nach einer regelrechten Paparazzi Attacke gefragt.
Ich fürchtete mich nun umso mehr vor dem Erscheinen der Panem Filme.
Danach würden solche Aktionen hier zu einem stündlichen Takt ausarten.
Hatte ich wirklich richtig gewählt?
Ich konnte doch sowieso nichts mehr ändern.Und meine Zeit als Katniss Everdeen konnte ich kaum abwarten.
Aber trotzdem wollte ich dieses Drumherum einfach auslassen.
Ich wusste nicht,wie es den anderen damit ging,wie Josh,der schon als Kind sowas erleben musste,damit umging.Meine Xmen Kollegen genossen jedenfalls alle Aufmerksamkeit die sie bekamen.
Alles was ich wusste war,dass ich niemals so werden wollte.

Nach einer viel zu kurzen Zeit,die ich mit schlafen verbracht hatte,landete ich auch schon.Vorsichtig tritt ich aus der Maschine und guckte,ob ich Kameras entdecken konnte.Erleichtert atmete ich aus.Es waren keine da.
Ich fuhr nach Hause,schmiss meine Sachen achtlos in die Ecke und schlief sofort ein.Die Mühe,mich umzuziehen und alles auszupacken,machte ich mir gar nicht erst.
Es tat viel zu gut,den Vertrauten Duft meiner Decke einatmen zu dürfen.

Ich schlief bis nachmittags.
Und ich stand nur auf,um mir etwas zu essen zu holen und um den Fernseher anzumachen.Den ganzen Tag verbrachte ich mit Essen und Fernsehschauen.Anderen mag das langweilig erscheinen,aber mir Tat es einfach nur gut.
Abends schlief ich selig ein.Das erste Mal in Monaten.

Den Tag darauf wiederholte ich das Prozedere.Bis ich schließlich der Meinung war,genug Kraft für den Dreh getankt zu haben,lag ich im Bett.Dann stand ich auf,duschte,zog mir vernünftige Klamotten an,schminkte mich und packte mir frische Sachen in meinen Koffer.
Ich warf noch einen letzten Blick auf mein Haus und stieg dann in ein Taxi,welches zu mir geschickt wurde.
Meinen Blick Starr auf die vorbei rauschende Landschaft gerrichtet,fuhr ich,bis ich schließlich am Flughafen ankam.Nun würde eine neue Zeit für mich beginnen.
Ich atmete noch einmal tief durch,stieg dann aus und ging zu zum Check in.
Schon von weitem sah ich ihn.
Josh.
Automatisch bildete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht."Josh!"rief ich aus .Sofort drehte er sich herum.Auch seine Miene hellte sich auf."Jen!"schrie er quer durch den Flughafen.So,als würden wir uns schon ewig kennen.
Aber als ich schließlich vor ihm stand,wusste ich nicht,wie ich ihn begrüßen sollte.
Er zog mich einfach in eine Umarmung,als wäre es das Normalste auf der Welt.
"Na?"flüsterte er.
"Na"wisperte ich zurück.Eine Begrüßung,die für uns fast schon ein Standart geworden war,in den paar Wochen,die wir uns kannten.
"Wie ist es dir ergangen?"fragte er mich und lächelte.
Ja wie ist es mir ergangen?Schrecklich.
"Gut"Log ich.Und ich wusste genau,dass er mir das nicht abkaufte.
Josh kannte mich schon so gut,es war verrückt.
Er stupste mich ihn die Seite und ich fing schon wieder an zu lachen.
Gary und die Anderen trafen schon bald darauf ein und wir konnten unsere Plätze wählen.
Ich schlug Josh vor,neben mir zu sitzen.
"Nein,Jen.Eigentlich wollte ich neben jemand Anderen sitzen."
"Achso"murmelte ich traurig und setze mich auf einen freien Platz ans Fenster.
"Hey!Ich will ans Fenster"protestierte Josh.
Verwirrt sah ich ihn an.
"Du hast doch nicht gedacht,ich würde neben jemand anderen sitzen wollen,oder?"sagte er und fing an zu schallend zu lachen.
Ich brauchte ein paar Minuten,bis ich kapiert hatte,dass er bloß mit mir gescherzt hatte,dann stimmte ich in sein Gelächter ein.Das würde ein spaßiger Flug werden!



Hinter den Kameras -Jennifer LawrenceWhere stories live. Discover now