Das ist es Wert

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  Im Flugzeug hatte ich erst richtig Zeit um nachzudenken. Heute war alles so schnell gegangen. Wenn ich jetzt an heute morgen zurückdachte,wurde mein Herz ein bisschen schwerer. Es war alles noch so Heil gewesen. Wir hatten noch nicht gewusst,dass sie uns die ganze Zeit beobachtet hatten.
In echten und liebevollen Momenten hatten sie zugesehen.
Das war widerlich. Aber,dass sie uns fast auseinander gebrochen hätten,das war unverzeihlich.
Josh und ich hätten keine Zukunft zusammen gehabt,wir hätten uns in schmerzender Erinnerung behalten müssen.
Und wir hätten vergessen müssen.
Vergessen,was da mal gewesen war. Vergessen,dass wir uns liebten. Wie hätte das gehen sollen? Neben meiner Familie war er das wichtigste in meinem Leben. Ich war froh,dass uns das erspart blieb. Auch wenn es vermutlich hart und schwer werden würde.

Zurück in Los Angeles schmiss ich wie üblich meine Sachen in die Ecke und legte mich auf meine Couch. Das letzte Mal als ich vom Dreh wiederkam,war ich traurig gewesen. Ich hatte Josh vermisst,hatte gedacht er würde mich vergessen. Ich lächelte bei dem Gedanken daran,was nun aus uns geworden war.
Bevor ich zu ihm losfahren konnte,musste ich mich aber noch verkleiden. Ich probierte Hüte, Perücken und Schminke aus. Am Ende trug ich dann eine blonde Perücke,in der ich meine langen,von Dreh noch dunkelbraunen Haare versteckte,roten Lippenstift,wie ich ihn nie tragen würde und eine Brille. Schnell packte ich noch ein paar Sachen ein und ging dann los. Wie erwartet stand schon eine Horde von Paparazzos vor seinem Haus und lauerte auf interessanten Dinge.
Würden sie mich erkennen? Würde heute schon alles vorbei sein? Mit klopfenden Herzen ging ich zu seiner Tür und klingelten.
Das bekannte Klicken der Kameras ertönte.
"Hallo. Ich komme wegen eines Autos und ich hätte ein Angebot für sie."
"Kommen sie herein."sagte er und schloss und wir betraten sein Haus. Das letzte was ich hörte,waren die Paparazzi,die seinen Namen riefen. Nichts von meinem Namen.
Sie haben mich nicht erkannt!
Freudig warf ich mich um seinen Hals und küsste ihn. "Sie haben nichts gemerkt!"
Er Lächelte zufrieden. "Ich habe die Jalousien schon runtergelassen,damit sie uns nicht sehen."sagte er während er mich ins Wohnzimmer führte.
"Wäre auch komisch,wenn Josh Hutcherson plötzlich mit einer Autoverkäuferin schmusen würden,nicht wahr?"meinte ich und wir bekamen einen Lachanfall bei einer derart absurden Vorstellung. Er ließ sich auf seiner großen,weißen Couch nieder und klopfte auf seinen Schoß."Komm her!"
Zögernd schaute ich mich noch einmal um,ob auch wirklich alles dicht und verdeckt war,dann ging ich zu ihm und kuschelte mich an seine Brust.
"So wird das jetzt immer laufen."seufzte er."Perücken, Jalousien,roter Lippenstift.".
Er schmunzelte.
"Was würde auch sonst zu einer solchen Frau passen?"lachte ich.
Lachend schüttelte er seinen Kopf.
"Aber mir ist es das alles Wert."
"Mir geht es ähnlich"sagte ich. "Ansonsten hätte ich heute kein Flugzeug gestürmt."
"Ich bin froh dass du das getan hast. Wegen dir Sitzen wir jetzt hier."
Ich küsste ihn. "Ich musste es tun."
Eng umschlungen saßen wir über eine Stunde zusammen. Dann stand Josh auf und machte etwas zu essen. Auf der Couch aßen wir dann unsere Nudeln und fütterten uns gegenseitig. Lachten,küssten,versuchten ein normales Paar zu sein.
Und es klappte. Wir konnten die Paparazzi,die Produzenten,die Welt vergessen.
Abends lag ich dann in seinen starken Armen. Ich fühlte mich beschützt vor all diesen dreckigen Angelegenheiten,konnte entspannen. "Ich liebe dich"sagte ich und küsste ihn,bevor ich meine Augen schloss. Er gab mir einen Kuss aufs Haar."Ich dich auch. Das habe ich immer."

Die nächsten Tagen liefen ähnlich ab. Wir genossen es zusammen zu sein,aber natürlich fehlte dieses Freie ,Unbeschwerte.
Nach draußen konnten wir ja Leider nicht. Keine Spaziergänge,kein gemeinsames Ausgehen,keine Ausflüge.
Aber trotzdem war ich glücklicher denn je.
"Wann musst du fahren?"fragte er mich. "Morgen. Ich werde für zwei Monate weg sein."
"Du drehst?"
Ich nickte. "Ja. Der Film heißt Serena."
Gequält lächelte er mich an. Er versuchte sich für mich zu freuen.
Aber diesen traurigen Ausdruck in seinen Augen konnte er nicht verbergen. Sanft nahm ich seine Hand in meine. "Hey."sagte ich und zog sein Kinn hoch,sodass ich ihn ansehen konnte. "Es sind nur 2 Monate. Das ist nicht das Ende."
"Ich weiß. Es ist nur so,dass ich nicht weiß wie ich zwei Monate ohne dich auskommen soll."
"Du schaffst das,okay? Wir werden jeden Tag telefonieren und skypen."
"Aber du weißt selber,dass das nicht das selbe ist. Ich möchte dich am liebsten die ganze Zeit in meinen Armen wissen."
"Das gehört leider zu dem Job. Man muss viel zurückstecken können.Aber das heißt nicht,dass ich dich nicht auch vermissen werde."
Ich strich über seine Hand. "Komm lass uns nicht mehr darüber sprechen. Lass uns unsere Zeit genießen."

Den restlichen Tag lagen wir eigentlich nur noch zusammen.
Ich drückte ihn so fest an mich,dass ich Angst hatte ihm wehzutun. Immer wieder berührten sich unsere Lippen und verschmolzen zu einem langen Kuss. Er streichelte mich,wir schauten uns in die Augen.
In der Nacht fanden wir keinen Schlaf. Keiner von uns war bereit die letzten Momente zu verschwenden. Er hielt mich fest.
Unsere Berührungen hatten etwas Verzweifeltes. Wir beide wussten,dass das unsere letzte gemeinsame Zeit in zwei Monaten war.

Am nächsten Morgen musste ich schon früh fahren. Ich verkleidete mich als eine dreckige,etwas ältere Frau. Ich und Josh standen lange eng umschlungen vor der Tür. "Ich will dich nicht gehen lassen."flüsterte er. "Und ich will nicht gehen." Ich versuchte noch einmal seinen unvergleichlichen Duft einzuatmen. "Denk immer daran,dass ich dich liebe."sagte ich und küsste ihn.
Dann verließ ich schnell sein Haus bevor ich anfangen würde zu weinen.
Ich ging schnell,damit die Paparazzi mir nicht folgen könnten,zu einer Einkaufsmeile und zog mich dort auf einer Toilette um. Dann fuhr ich mit einem Taxi zurück zu meinem richtigen Haus,packte meine Sachen für den Dreh und eilte zum Flughafen. Unterwegs jagten mir die Reporter und Fotografen schon wieder hinterher.
Mal ein paar Tage nicht erkannt zu werden,war auch ganz schön gewesen.
Gerade noch rechtzeitig erwischte ich meinen Flug nach Tschechien.
Die Regisseurin Susanne und den Cast würde ich vor Ort antreffen.
Das hier würde mein zweiter Film mit Bradley werden,den ich selbst für die Rolle vorgeschlagen hatte.
Ich war gespannt was aus dem Film wurde.
Das Drehbuch gefiel mir. Es ging um eine starke Frau,die einen geschäftstüchtigen Mann heiratet und mit ihm zusammen sehr erfolgreich wird. Als sie dann aber erfährt,dass sie nach einer Fehlgeburt keine Kinder mehr bekommen kann,wird sie eifersüchtig auf ein uneheliches Kind ihres Mannes. Immer mehr verliert sie sich in diesen Hass und wird nach und nach immer verrückter.
Serena war natürlich ein kompletter Gegensatz zu meinen vorherigen Rollen,aber sie reizte mich. Das war die Art von Schauspiel,von der ich immer geträumt hatte. Drama.

Nach langem Flug und einer Taxifahrt kam ich endlich beim Hotel an. Nach Auspacken meines Gepäckes in meiner Suit,ging ich runter zu einer kurzen Besprechung mit Susanne,der Regisseurin.
"Hallo!"sagte sie und kam freundlich lächelnd auf mich zu.
"Hallo!"antwortete ich und schüttelte ihre Hand.
Sie stellte mich den anderen Darstellern vor,Bradley kannte ich zum Glück ja schon.
"Ich bin echt froh,dass ich so eine tolle Arbeit übernehmen darf."sagte Susanne zum Abschluss. "Ich und die Produzenten waren sehr erfreut,als wir hörten,dass wir sowohl dich als auch Bradley für unsere Produktion gewinnen konnten. Wir haben uns vorab schon eure Leistung in 'Silver Linings' angeschaut und sind beeindruckt."
Ich wusste nicht,voher diese Chemie kam. Bradley und ich sprachen kaum ,aber vor der Kamera war er ein toller Spielpartner. Vielleicht würden das die Zuschauer auch sehen,wenn nach Ende dieses Drehs 'Silver Linings' in die Kinos kommen würde.
Ich verabschiedete mich und ging dann auf mein Zimmer,bestellte Essen und öffnete meinen Laptop um Josh per Skype anzurufen.
Ich lächelte,als ich ihn auf meinem Bildschirm sah." Hi"sagte er.
Ich winkte. "Wie geht's dir?"
"Gut. Bis auf die Tatsache,dass du weg bist. Und wie geht's dir?"
Ich erzählte ihm von meiner Ankunft und den anderen Darstellern und dass ich schon aufgeregt war,morgen in meine Rolle zu schlüpfen.
Er freute sich wirklich für mich.
Aber trotzdem bemerkten wir beide,dass es jetzt schon schwer war eine so verdrehte und komplizierte Beziehung zu führen.
Stunden lang redeten wir,bis ich beschloss schlafen zu gehen. Es war schon mitten in der Nacht.
Ich gab ihm einen Kuss über den Bildschirm. "Ich würde gerne deine echten Lippen spüren."
Er nickte wehmütig. "Ich auch. Viel Spaß morgen. Ich werde an dich denken."
Dankbar lächelte ich. "Schlaf schön Jen. Ich liebe dich."
"Ich dich auch."antworte ich,dann wurde der Bildschirm schwarz.
Ich kuschelte mich in meine Decke und dachte an ihn,bis ich einschlief.

Am nächsten Morgen trafen wir uns schon früh am Set. Ich bekam eine blonde Perücke und wurde geschminkt.
Über die Kleidung staunte ich. Sie sah wirklich wie aus einer früheren Zeit aus.
Schon bald hatten wir unsere erste Szene,eine in unserem Haus,abgedreht. Es fiel mir leicht in die neue Rolle hineinzukommen,auch mit Bradley wurde ich schnell wieder warm.
Auch wenn er abseits der Kameras wie jeder andere aus Hollywood war.
Am Ende des Ersten Tages waren alle begeistert und ich glücklich,weil ich anscheinend eine Gute Leistung gebracht hatte.
Natürlich erzählte ich später Josh davon,und sein Stolzes Lächeln machte mein Herz ein bisschen leichter. Aber durch die langen Nächte in denen wir skypten,wurde ich zunehmend immer müder. Ich wusste,ich müsste etwas ändern. Deswegen fielen unsere Gespräche immer etwas kürzer und irgendwann mal ganz aus. Ich Verletzte Josh damit und machte ihn traurig,aber ich hatte mich verpflichtet,immer fit und ausgeschlafen ans Set zu kommen und am Ende hatten die Make Up Artisten schwer mit meinen Augenringen zu kämpfen gehabt.
Natürlich blieben wir in Kontakt,aber eben nicht mehr so regelmäßig.
Und abends,wenn ich dann ohne ein Gespräch einschlief, hatte ich immer das Bild von mir und ihm an meine Brust gepresst.
Oft liefen mir Tränen über die Wange,die keiner trocknen konnte.

In Tschechien wurde es immer kälter und diese negativen Emotionen,die ich darstellte, zogen mich runter. In der letzten Woche vom Dreh hatte ich kaum noch Kraft über. Ich Vermisste ihn. Ich wollte wirklich zurück nach Hause.
Ich schleppte mich förmlich noch durch die letzten paar Tage.
Trotzdem waren am Ende alle sehr zufrieden mit mir und lobten mich.
Ich verabschiedete mich von ihnen alle bis zur Promo Tour,von der wir alle noch nicht wussten,wann sie sein würde.
Dann nahm ich meinen Flug nach Los Angeles und brach erschöpft auf meinem Sofa zusammen.
Eigentlich wollte ich ja zu Josh..
Aber so fertig wie ich war,schlief ich erstmal aus und raffte mich erst dann auf. Jetzt musste ich mich auch noch verkleiden.
Mit müden Augen betrachtete ich mich und machte mich dann fertig.
Als ich bei ihm ankam,liefen natürlich schon wieder Paparazzi in der Gegend rum.
Ich klingelte. "Guten Tag,ich komme wegen eines neuen Kühlschranks."
"Kommen sie rein."sagte er.
Josh hatte sich verändert. Sein Bart war gewachsen,was ihn männlicher machte.
Sobald die Tür geschlossen war,küsste ich ihn hart. "Oh Gott,was hab ich dich vermisst."sagte ich außer Atem.
"Ich auch."erwiderte er.
"Du hast deinen Bart wachsen lassen."stellte ich fest und Strich über die harten Stoppeln."Gefällt mir." Er küsste mich wieder und zog mich zu sich heran.
"Und du bist noch schöner geworden."sagte er und Strich über meinen Hüften.
Ich seufzte wohlig auf. Ich weiß nicht,was es war. Weil wir uns so lange nicht berühren konnten,oder weil wir es einfach nie ausprobiert hatten,aber dieses Mal waren wir verlangender.
Unsere Küsse wurden härter,als er mit mir in sein Schlafzimmer ging.  


Hinter den Kameras -Jennifer LawrenceWhere stories live. Discover now