Werden sie das Versprechen brechen ?

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  Ich versuchte mich von der Menschenmasse zu entfernen.
Das Knirschen des Schnees unter meinen Füßen und mein schneller,rasselnder Atem waren alles was ich wahrnahm.
Erst als ich mich an der Tür einer Toilette hinabsinken habe lassen,wurde ich mir der Situation bewusst.
Ich hatte gerade einer Menschenmasse Fotos von mir geschenkt,über die sie nun Kontrolle hatten. Es lag nicht mehr in meinen Händen,ob diese Bilder sofort veröffentlicht wurden oder nicht.
Wenn sie sich nicht an ihre Vereinbarungen hielten,waren wir aufgeflogen. Menschen waren unberechenbar.
Ungläubig schüttelte ich immer wieder meinen Kopf. Wie konnte ich nur so leichtsinnig sein?
Ich war doch sonst nicht so.
Normalerweise ging ich mit gesenktem Kopf,verspiegelter Sonnenbrille und Hüten durch Menschenmengen. Ich stoppte nicht für Autogramm- oder Fotowünsche.
Vermutlich war es die Urlaubsstimmung,diese Leichtigkeit,die mich dazu verleitet hat. Oder das Verständnis für diese Leute.
Aber dieses Verständnis könnte jetzt alles kaputt gemacht haben.
Fiebernd überlegte ich,was ich tun sollte.
Liz anrufen und ihr alles Beichten,sodass sie der Presse einen ordentlichen Preis zahlen konnte,um diese Bilder privat zu halten?
Die Fans nochmals auf unsere Vereinbarung hinweisen?
Nein. Es war das Beste,vorerst nicht wieder vor die Fans zu treten.
Es würden vielleicht noch mehr Leute als vorher bemerken,wer hier Urlaub machte.
Josh.
Ich musste ihm Bescheid geben.
Ich kramte nach meinem Handy und wählte.
"Josh?"fragte ich,als ich das übliche Klicken vernahm.
"Jen! Was ist los? Wo bist du?"
"Auf der Toilette. Wo bist du?"
"Ich bin wieder zurück aufs Zimmer gegangen,ich konnte dich nicht finden,deswegen dachte ich,du wärest zurückgegangen."
Ich atmete erleichtert auf. Er war nicht mehr auf der Piste.
"Ich komme auch hoch. Wir müssen etwas besprechen."sagte ich und machte mich mit gesenktem Kopf und schnellen Schrittes auf den Weg zu unserem Zimmer.
Glücklicherweise musste ich um diese Tageszeit nicht allzu vielen Leuten über den Weg laufen,und diese nahmen mich kaum war.
Dennoch war ich froh,als ich endlich die Tür hinter mir schloss und Josh's Gesicht sah.
Er schaute mich abwartend an,wollte vermutlich eine Erklärung.
Aber ich ging einfach auf ihn zu und schlang meine Arme um seinen Hals.
Mir entwich ein Seufzer als auch er seine Arme um meinen Körper legte.
Und in diesem Moment kam das Gefühl,das immer über mich kam wenn Josh mich fest hielt-Sicherheit.
Für einen Moment schien alles in Ordnung zu sein.

"Jennifer. Was ist los?"
Ich dachte zurück an die Fans und an die geschossenen Bilder.
"Fans haben mich erkannt und haben nun Bilder."
Josh hielt mich auf Armlänge,sodass er mir direkt in die Augen sehen konnte.
Langsam schloss ich meine Lider.
Ich wollte nicht in die enttäuschten Augen von Josh schauen müssen.
"Haben sie dich auch erkannt?"fragte ich gefasst.
Wenn es so war,wüsste ich nicht was wir noch tun könnten. Das würde den größten Ärger seit langem geben.
"Nein."
Ich stieß erleichtert Luft aus und öffnete wieder meine Augen.
Ich sah keine Enttäuschung in Josh's Augen.
"Es war doch klar,dass sie dich früher oder später entdecken. Alle sprechen im Moment über dich,über Catching Fire."
Ich nickte immer wieder.
"Solange sie dich nicht gesehen haben,ist alles gut."
Josh zog mich wieder enger zu sich.
Ich legte meinen Kopf an seine Schulter.
"Ich habe ihnen gesagt,sie sollen die Bilder nicht Posten."
Ich spürte Josh's warme Hand,die meinen Rücken auf und ab fuhr.
Er wusste,wie er mich beruhigen konnte.
"Sie verehren dich. Sie werden nichts posten."
Mein gesunder Menschenverstand sagte mir,dass unter diesen vielen Fans mindestens einer war,der sich nicht daran halten würde.
Nicht aus Bösem Willen,sondern weil er einfach seine Freude teilen wollte,vielleicht unter Freunden angeben wollte.
Aber ich wollte ihm Glauben.
Wenn die Bilder im Netz wären,würde das noch nicht schlimm sein,aber was wäre,wenn Josh in den nächsten Tagen erkannt werden würde?
"Mach dir keine Gedanken mehr darüber,es wird schon alles gut werden."sagte Josh leise.

"Also die Lust auf Ski Fahren ist mir eindeutig vergangen."sagte ich,als wir überlegten,was wir mit dem Tag noch anfangen wollten.
"Mir auch."pflichtete Josh mir bei.
"Weißt du was? Lass uns den restlichen Tag Filme Schauen. So wie früher am Set."
Mir gefiel die Idee. Wir beide würden uns etwas ablenken und alte Erinnerungen an unsere Zeit damals würden wieder hochkommen.
"Okay."sagte ich ,legte mich aufs Bett und zog mir die weiße Decke tief ins Gesicht. Josh war am Zimmertelefon und ließ sich ein paar Filme nach oben bringen.
Mein Blick schweifte nach draußen.
Noch immer beschäftigte mich die Sache mit den Fotos. Warum war ich so dumm gewesen?

Josh kam mit einem Stapel von Filmen wieder. Wahllos nahm er einen herunter und legte ihn ein,dann kam er zu mir. Wie selbstverständlich öffneten sich seine Arme,wie selbstverständlich legte ich meinen Kopf auf Josh's Brust.
Nach einiger Zeit würden meine Lider immer schwerer,bis ich mich dem Schlaf komplett hingab.

Ein schrilles Piepen ließ mich hochfahren. Das war mein Handyklingelton,den Justine mal für mich eingestellt hat,damit ich wichtige Anrufe nie verpasse.
Ich stöhnte auf. Ein Blick auf den Wecker neben mir zeigte,dass es erst 6 Uhr morgens war.
Wer wollte um diese Uhrzeit etwas von mir?
In das Piepsen stimmte nun auch ein Sync Song ein. Zusammen ergab das eine grässliche Kombination.
Ich schlug meine Beine aus dem Bett und nahm mein Handy von der Kommode während Josh noch nach seinem Handy suchte.
Unsere Blicke trafen sich kurz,bevor ich die Badezimmertür hinter mir schloss,um in Ruhe den Anruf anzunehmen.
"Ja?"murmelte ich und räusperte mich.
"Hier ist Liz."
Liz. Es bedeutete nie etwas Gutes,wenn sie mich so früh anrief.
Innerlich wappnete ich mich schon mal auf die Rede die sie vermutlich gleich auf mich abhalten würde und straffte meine Schultern.
Erstaunlich gefasst fing sie an.
"Es gibt zahlreiche Leute im Netz,die dich in deinem Ski Resort gesichtet haben." Sie seufzte "darunter auch Leute,die Josh gesehen haben.".
Ich hatte ein dumpfes Gefühl im Magen. Ich verspürte Missachtung gegenüber der Leute,die diese Bilder gepostet haben. Natürlich hatte ich von Anfang an gewusst,dass sich nicht jeder an die Bitte von mir halten würde,aber es zeigte mir wieder einmal,warum ich privat Fans kaum Autogramme oder Fotos gab.
Es nahm mir die Privatsphäre.
Die Tatsache,dass Paparazzos sich gerade in diesem Moment auf den Weg hierhin machten,erzeugte einen bitteren Nachgeschmack.
"Ich habe die Presse natürlich schon abbezahlt,sie werden nicht darüber berichten. Aber ihr müsst euer Resort jetzt verlassen und zurückkommen,die Paparazzos wittern ihre Chance."
"Ich verstehe."sagte ich.
Ich wollte auflegen,als Liz noch einmal ihre Stimme erhob.
"Jen ,mir tut das Leid. Dass du und Josh kein normales Leben führen könnt. Ich hatte echt gehofft,ihr könntet euren Urlaub genießen."
Das war etwas,das ich nicht erwartet hätte. Liz war oft sauer auf mich,weil ich Sachen Tat und Sachen sagte,die nicht hätten sein müssen.
Aber im Grunde handelte sie immer,um mir zu helfen. Um mir ein, so weit es ging, normales Leben hinter den Kameras zu ermöglichen.
Sodass Josh und ich eine Chance hatten.
"Danke."flüsterte ich und ich meinte es so.

Ich ging zurück ins Zimmer und sah Josh auf dem Bett sitzen.
Ich sah es in seinen Augen. Enttäuschung,Traurigkeit,Bedauern.
"Das war's dann wohl."murmelte ich und sah im Raum umher. Ich wäre gern noch hier geblieben.
Josh nickte kaum merklich.
Ich ging zu unserem Kleiderschrank und zerrte einen Koffer heraus um mit dem Packen zu beginnen.
Josh machte keine Anstalten sich zu bewegen.
"Kommst du einmal? Ich muss dir etwas sagen."
Allein sein Tonfall irritierte mich.
Ich ließ mich neben ihm auf der Bettkante nieder.
Er wendete den Blick vom Boden zu meinen Augen und nahm langsam meine Kalte Hand in seine.
"Ich muss wieder nach Spanien."
Entgeistert schaute ich ihn an.
Jetzt sollte er diese PR Beziehung mit dieser Claudia wieder beginnen?
"Die Leute stellen schon Vermutungen an und wäre die Presse nicht manipuliert worden,wären schon längst mehr als genug Gerüchte über uns in der Welt."
Ich wollte widersprechen. Ich wollte nicht,dass er schon wieder ging.
Er hatte mir versprochen zu bleiben.
Aber tief im Inneren wusste ich,dass er Recht hatte. Manchmal musste man hohe Preise zahlen,um das zu erhalten,was einem wichtig war.
"Wie lange wirst du bleiben?"
"Wissen sie noch nicht. Ein,zwei Wochen. Dafür muss ich jetzt regelmäßig dorthin."
Ich atmete hörbar aus und versuchte die Wut auf die Fans,die diese Bilder veröffentlicht haben,zu unterdrücken.
"Es wäre sowieso passiert. Paradise Lost kommt nächstes Jahr in die Kinos und braucht Besucherzahlen."
Ich seufzte auf und ließ mich in Josh's Arme fallen.
Ich wollte seine Wärme so lange wie möglich spüren,wo er doch bald weg sein würde.
"Alles wird gut."flüsterte er in mein Ohr.
Bis jetzt war es fast nie gut gegangen.


Hinter den Kameras -Jennifer LawrenceWhere stories live. Discover now