Reunion

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  "Mom..er liegt jetzt auf dem OP Tisch. Was soll ich denn machen,wenn er stirbt?"
Ich hatte nach reiflicher Überlegung meine Mutter angerufen und ihr von dem Unfall erzählt.
"Schätzchen,er wird nicht sterben. Die Ärzte kümmern sich um ihn."
Ich nickte immer wieder. Für mich selbst,damit ich nicht krank vor Sorge wurde.
"In solchen Situationen wird mir erst klar,wie unwichtig mir mein Job und meine Karriere sind."
Meine Mom seufzte am anderen Ende der Leitung.
"Du willst jetzt aber nicht alles hinschmeißen,oder? Nachdem du die all die Jahre einen Platz erkämpfen musstest?"
"Ich denke oft darüber nach es alles wegzuwerfen,aber jetzt bin ich noch nicht bereit dazu.
Mir liegt was an der Schauspielerei und an diesen wunderbaren Geschichten. Aber diese Leute...ich gehöre da im Kern nicht hin."
"Naja. Hauptsache ist jetzt erstmal,dass Josh gesund wird. Wir drücken alle die Daumen."
"Danke Mom."sagte ich leise. "Sehen wir uns bald wieder?"
"Du bist doch jetzt erstmal mit dem Dreh beschäftigt,oder? Warte,wir sehen uns doch auf Blaine's Hochzeit."
"Wann ist die denn?"
"Hast du die Einladung nicht bekommen?"
Wovon sprach sie?
"Nein."
"Sie ist in zwei Wochen,am Wochenende."
Ich atmete aus. "Ich weiß nicht,ob ich kommen kann."
"Was,wieso nicht?"
"Wenn es ihm bis dahin nicht besser geht,werde ich nicht kommen. Ich muss dann bei ihm bleiben."
"Aber es ist dein Bruder!"
"Ich weiß. Ich versuche ja auch zu kommen,aber wenn es hier nicht bergauf geht,wird das nichts. Außerdem weiß ich,dass Mark uns sofort ans Set zwingt,wenn er entlassen wird."
Meine Mutter schien enttäuscht und traurig zu sein. Wir sahen uns ja kaum noch. Aber in dieser Zeit musste ich Prioritäten setzten. Und nach den Drohungen musste ich ihn an meiner Seite wissen,um normal weiterzuleben.
Erst jetzt wurde ich mir bewusst,dass ich Josh gerade meinem Bruder vorgezogen habe.

Auf meinem Handy waren nach viele verschiedene Anrufe von Mark,den anderen Produzenten,David und Laura.
Ich würde sie alle später anrufen. Jetzt konnte ich nur an Josh denken.
Die Ärzte gaben sich zuversichtlich,dass Josh wieder komplett gesund werden würde und keine Folgen davontragen würde,da sie rechtzeitig Handeln konnten.
Aber erst als Josh aus dem OP Saal geschoben wurde und die Ärzte endgültig grünes Licht gaben,konnte ich Aufatmen.
Er war außer Lebensgefahr.
Er würde bei mir bleiben.
Aus Respekt vor Michelle ließ ich sie zuerst zu ihm. Sie hatte es verdient ihren Sohn zu sehen.
Lange blieb sie bei ihm,während ich draußen aufgeregt wartete.
Mit Tränen in den Augen kam sie wieder heraus. Aber es sie strahlte über das ganze Gesicht. Ihr Sohn war wieder da.
"Jen. Du bist nicht Schuld daran."sagte sie ihm Vorbeigehen.
"Er hätte die Blutungen auch so bekommen können."
Ich erwiderte nichts. Auch wenn die Leute mir sagten,dass ich keine Schuld trüge,nahm mir das auch nicht die Last des schlechten Gewissens von den Schultern.
"Und das mit den Drohungen ist schrecklich. Aber auch dafür kannst du nichts. Dinge passieren im Leben.
Aber gib dir nicht die Schuld für alles."
Ich nickte. "Danke Michelle."
Sie strich mir über die Schulter."Es ist die Wahrheit."

Dann öffnete ich langsam die Tür und steckte meinen Kopf durch den Spalt. Josh lag zwar immer noch an den Kabeln,aber seine Haut war nicht mehr so blass und die Wunden sahen auch besser aus.
Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht auf.
"Komm rein Jen."grinste Josh schwach.
Ich ging durch die Tür und setzte mich ans Bett.
Ich beugte mich über ihn und gab ihm einen langen Kuss. Für kurze Zeit hatte ich gedacht,ich würde nie wieder die Chance haben diese Lippen auf meinen zu spüren.
"Wie fühlst du dich?"fragte ich.
"Ganz okay,sie haben mir ausreichend Schmerzmittel verabreicht."
"Ich hätte nie gedacht,dass so unser Wiedersehen wird." Leicht grinste er.
"Eigentlich wollte ich dich überraschen und dich von hinten herumwirbeln."
Auch ich musste Lächeln. Das würde zu ihm passen.
"Aber dann." Seine Miene verdüsterte sich. "Kam ja was dazwischen."
Für einen kurzen Moment schwiegen wir beide. Er ging vermutlich das ganze Ereignis in seinen Gedanken durch,während ich an die Drohungen dachte.
"Jen,du hättest mir das vorher sagen müssen. Ich weiß,dass du mich schützen wolltest,aber hast du mal daran gedacht,wie ich mich fühlen würde,wenn dir etwas passiert wäre?"
"Ich weiß. Ich hatte einfach Angst. Ich habe immer noch Angst."
Auf Josh's Stirn bildeten sich Zornesfalten. "Diese Arschlöcher. Machen dich fertig,während ich nicht da bin."
Ich streichelte beruhigend über seinen Arm. "Reg dich nicht auf. Glaub mir,ich habe genug Schocks gehabt,die letzten Wochen."
Er nickte. "Komm her."
Er öffnete seine Arme,die ich dankend annahm.
"Jetzt bin ich bei dir. Und keiner wird dir oder mir etwas tun."
Sanft verteilte er Küsse auf mein Haar. "Jetzt ist alles gut."
Für den Moment glaubte ich ihm. Aber dieses Gefühl,dass diese Leute noch lange nicht fertig waren,wurde ich nicht los.

"Deine Haare sind länger geworden."flüsterte Josh in mein Ohr,während er jede Stelle meines Halses küsste. "Und du benutzt ein anderes Shampoo."
Ich lachte. "Was dir alles auffällt,wo du doch gerade mal vor ein paar Stunden aus dem Koma erwacht bist."
Er wollte etwas sagen,doch ich stoppte ihn mit einem Kuss.
Vorsichtig legte ich eine Hand unter sein Kinn,als unsere Münder auf einander trafen. Zärtlich bewegten sich seine Lippen auf meinen.
Alles was ich spürte war Liebe und Dankbarkeit. Dankbarkeit dafür,dass ich diesen Moment bekam. Dafür dass er es geschafft hatte.
"Ich liebe dich Jennifer Shrader Lawrence."sagte Josh. "Und ich bin froh,dass ich dich habe,dass ich dich lieben darf."
Seine Augen strahlten Glück und Wärme aus. Ich hätte nie gedacht,dass ich diese Dinge nach den letzten Wochen noch erleben dürfte.
"Ich-"
Meine Wörter gingen unter der Wucht,mit der die Tür geöffnet wurde,unter.
Es waren Connor und Chris.
Josh's kleiner Bruder lief auf Josh zu und fiel ihm in die Arme.
"Josh! Ich dachte du würdest sterben!"
Chris kam ebenfalls zielstrebig auf das Bett zu,allerdings wollte er nicht zu Josh.
Er packte mich am Kragen und drückte mich gegen die weiße Wand.
"Du verdammtes Miststück! Hättest du meinem Sohn eher was gesagt,wäre das alles nicht passiert! Er würde hier nicht liegen,wenn du nicht wärest! Du bist an allem Schuld du Schlampe! Halt dich gefälligst von meinem Sohn fern!"
Seine Worte verletzten mich,da ich eh schon an Schuldgefühlen litt. Aber auch Wut vermischte sich mit der Verletztheit.
"Seit wann interessieren sie sich für ihren Sohn? Es hat sie vorher nicht gekümmert,warum tut es das jetzt? Ihre Söhne sind ihnen egal! Wofür sind sie gekommen? Um mich zu beschuldigen?"
Einen Moment sah Chris mich ungläubig an. Anscheinend war er es nicht gewöhnt,so etwas zurückzubekommen.
Dann fing er sich wieder und ich spürte den Schlag seiner Hand an meiner Wange.  

Hinter den Kameras -Jennifer LawrenceWhere stories live. Discover now