Aufwachen

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  Immer wieder hörte ich,wie eine verzerrte Stimme meinen Namen rief.
Aber ich konnte sie nicht zuordnen.
Alles fühlte sich dumpf und verschwommen an.
Die Welt drehte sich.
"Jennifer!"Hände rüttelten an meiner Schulter. Wo war ich?
Ich wollte diesen Ort auf keinen Fall verlassen. Hier war alles so schön ruhig. Mein Körper schwebte,ich war schwerelos.
Aber plötzlich kam ein helles Licht und blendete mich. Mein Körper fiel zu Boden,hart prallte ich auf.
Mit einem Rück öffneten sich meine Augen und ich wünschte,sie hätten es nie getan.
Mein Kopf dröhnte und Schwindel trat an die Stelle der Schwerelosigkeit.
"Sie ist wach."
Leute scharrten sich über mich und redeten auf mich ein. Ich konnte mich nicht auf die Stimmen konzentrieren,es waren zu viele.
Dann beugte sich ein Mann in einem weißen Kittel über mich.
"Miss Lawrence? Sie können mich hören,oder?"
Schwach nickte ich. Jede kleinste Bewegung brachte mehr Schwindel.
"Wissen sie was passiert ist?"
Ich überlegte. Ich erinnerte mich,wie ich am Set war und wir in einem Tunnel waren. Und wie ich unheimliche Angst hatte.
Und dann...kam ein Gas und hat mir die Brust abgeschnürt.
Zögerlich nickte ich.
"Wo bin ich?"
"Du bist immer noch am Set. Wir haben dich aus dem Tunnel geholt."sagte der Mann,der ein Arzt sein musste.
"Dir ist sicher schwindelig und übel. Atme ein paar Mal tief durch und Trink etwas,danach wird es dir besser gehen."
Mir wurde ein Glas mit Wasser hingehalten,das ich in langsamen Schlücken austrank.
Nach ein paar Minuten fühlte ich mich erheblich besser,der Schwindel war fast weg.
Doch mit dem Verschwinden des Vakuums um mich,kam auch das Bewusstsein über das,was genau passiert ist zurück.
"Warum hat mich niemand rausgeholt?"fragte ich wütend und schaute in die Runde.
"Wir sind so schnell es ging hineingekrochen und haben dich herausgeholt."
"Was ist überhaupt passiert? Wolltet ihr mich umbringen?"
Die Wut darüber,dass ich keine Wahl hatte in diesen Tunnel zu gehen,ließ mich denken,dass pure Absicht im Spiel war.
Vielleicht sollte das eine Konsequenz sein,wie Mark gesagt hatte.
"Eine Nebelmaschine ist kaputt gegangen,wir konnten nichts tun."
Vielleicht waren es nur Hirngespinste und mein Misstrauen gegenüber Mark und den anderen,aber ich wollte die Geschichte mit der Nebelmaschine nicht Glauben.
"Warum glaube ich euch das nicht?"zischte ich und sah Mark direkt in die Augen.
"Was?"fragte er unschuldig "willst du uns etwa des versuchten Mordes beschuldigen?". Ein spöttisches Grinsen zog sich über sein Gesicht.
Mir wurde schlecht.
"Es war wirklich die Nebelmaschine."meinte Liam.
"Ach ihr Wart etwa schon draußen,oder was?"
Sam,Natalie und Liam senkten schuldbewusst die Blicke.
"Ja,wir haben es einfach früh rausgeschafft."
Ich verschränkte die Arme.
Netter Zufall,dass ich die einzige im Tunnel gewesen war,als das Gas kam.
"Sie sollten sich heute noch ein wenig ausruhen,aber morgen können sie schon wieder arbeiten. Das Gas war verhältnismäßig harmlos und hat nur eine Ohnmacht ausgelöst."sagte der Arzt und bat mir seine Hand an,um mich hochzuziehen.
Dankend nahm ich sie an und machte mich dann auf den Weg zum Appartement. Meine Knie zitterten noch immer,als ich die Tür hinter mir schloss.
Wenige Momente betrat Gilbert das Haus,was mich erleichterte.
Noch immer fürchtete ich mich,wenn ich allein war.

Nach einigem Überlegen entschied ich mich dann,Josh anzurufen.
Mittlerweile sollte er wieder in Los Angeles sein.
Eigentlich wollte ich ihn nicht stören,aber gerade jetzt musste ich einfach seine Stimme hören.
"Jen?". Erleichtert atmete ich auf.
Wurde ich etwa schon paranoid,nur weil ich jedes Mal befürchtete,er würde gar nicht mehr ran gehen?
"Wie ist der Dreh?"
Ich lachte kurz auf. Der Horror.
"Ganz okay."
Danach schwieg ich.
"Es ist doch irgendetwas."meinte Josh "sonst erzählst du immer so viel."
"Nichts ist. Ich hatte heute nur wegen einer Nebelmaschine das Gefühl ich würde ersticken,aber ansonsten ist alles gut."
Es sollte locker rüberkommen,aber mit der Erinnerung daran schossen die Tränen mit einer solchen Wucht in meine Augen,dass ich die Schluchzer nicht mehr zurückhalten konnte.
Ich wurde regelrecht von ihnen durchgeschüttelt.
"Was? Was war los?"
Josh's Stimme ertönte panisch.
"Wir waren in einem Tunnel und ich hatte so schon Angst. Aber dann kam ein Gas und hat mir die Kehle abgeschnürt. Ich bin ohnmächtig geworden."
Ich sank auf den Boden und erzitterte bei jeder Träne,die mir über die Wange lief.
Immer wieder kamen mir diese Bilder durch den Kopf,von dieser Dunkelheit und Enge,immer wieder verschlossen sich meine Lungen,sodass ich dachte,ich wäre zurück im Tunnel.
Josh redete beruhigend auf mich ein.
"Josh. Es ist einfach so,dass wir uns ewig nicht gesehen haben. Und."
Neue Tränen bildeten sich "Ich brauche dich."sagte ich mit erstickter Stimme.
"Jen,alles wird gut. In drei Wochen bin ich bei dir."
Ich wollte ihn darum bitten,jetzt schon zu kommen. Ich wollte endlich von seinen starken Armen gehalten werden. Ich wollte mich endlich beschützt fühlen. Aber ich bekam es nicht über mich. Ich wollte nicht darum betteln. Drei Wochen würde ich noch schaffen.
"Okay."flüsterte ich.

Am nächsten Tag erschien ich mit neuer Kraft am Set. Es waren nur noch drei Wochen.
Niemand schien sich an den Vorfall von gestern zu erinnern oder schien sich noch großartig darum zu kümmern.
Es war für alle nur eine kaputte Nebelmaschine war.
Dennoch war ich froh,dass für heute nur reine Dialoge angesetzt waren.
Die eigentlichen Szenen flogen an mir vorbei,nur in den Pausen konnte man bei mir Interesse wecken.
Natürlich liebte ich diese Filme und füllte voller Stolz meine Rolle als Katniss auf,aber seit ein paar Monaten lagen meine Prioritäten nicht mehr im Filmgeschäft.
Liebe veränderte Prioritäten.

"Ich sehe,an deinen Essensgewohnheiten hat sich noch immer nichts geändert."stellte Mark trocken fest,als ich mir in der Mittagspause meinen Teller voll lud.
Ich war froh gewesen,dass ich endlich wieder essen konnte.
Die vorherigen Tage hatte ich nur mit Zwang etwas herunter gewürgt.
"Gut erkannt."gab ich bissig zurück.
Mark sollte sich einfach von mir fernhalten. Ich spürte in seiner Gegenwart nicht nur Verachtung,sondern auch Angst.
Wie er mir gesagt hatte,dass es Konsequenzen geben würde-nicht nur gestern,sondern auch letztes Jahr-jagte mir immer wieder eine Gänsehaut über den Rücken.
"Möchtest du mit mir essen?"fragte Natalie mich,als ich mich schon unschlüssig alleine hinsetzen wollte.
"Klar."
"Gehst's dir wieder besser?"
"Ja.Alles wieder im Lot."gab ich zurück.
"Wie gefällt dir der Dreh?"fragte ich sie.
"Ganz gut. Aber ich habe ja noch nicht alle kennengelernt. Diese Jena und dieser Josh waren ja noch nicht da."
"Die sind super nett."versicherte ich ihr.
Sie nickte. "Davon gehe ich aus. Alle hier sind Super nett und haben uns Neue alle gut aufgenommen."
"Ja,wir haben eigentlich alle ein sehr schönes Verhältnis. Es gab noch nie großen Streit oder sowas."
"Das freut mich. Dann werden wir vollzählig bestimmt noch mehr Spaß haben."
Sicher. Bis jetzt war ja auch unheimlich viel Spaß dabei gewesen.

Am Ende des Tages kam ich komplett müde vom Set. Wir sind heute gut durchgekommen.
Gähnend öffnete ich die Tür und begrüßte Gilbert,bevor ich nach oben ging und mich bettfertig machte.
Ich wollte einfach nur ins Bett und hoffte auf einen guten Schlaf.
Ein Blick in den Spiegel zeigte mir die Spuren der letzten Nächte. Ich hatte kaum ein Auge zubekommen.
Im Dunklen tappte ich durch den Flur und in mein Schlafzimmer.
Mit meinen Fingern suchte ich nach der Nachtischlampe,um etwas Licht in den Raum zu bekommen.
Als dieses aber den Raum erleuchtete,bereute ich es.
An die weißen Wand über meinem Bett,waren groß und deutlich Buchstaben gemalt worden.
"DAS WAR ERST DER ANFANG!"  


Hinter den Kameras -Jennifer LawrenceWhere stories live. Discover now