Horror

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  "Gilbert!"schrie ich .
Mein Herz hämmerte laut und heftig in meiner Brust. Jemand war in meinem Schlafzimmer gewesen.
Wie sollte ich jemals wieder ruhig schlafen können in diesem Appartement,das offensichtlicherweise vor nichts und niemanden geschützt war?
"Miss,was ist los?"
Gilbert steckte seinen Kopf zur Tür hinein. Wortlos deutete ich auf die Wand. Fassungslos riss mein Bodyguard seine Augen auf.
"Oh Gott. Das ist ja schrecklich."
"Sie haben nicht zufällig etwas gesehen?"erkundigte ich mich.
"Nein. Ich war ja vormittags mit ihnen am Set und bin danach noch kurz in der Stadt gewesen."
Das Appartement hatte also den ganzen Tag frei gestanden. Und diese Leute hatten es gewusst.
Allein der Gedanke daran,dass ich auch nach der Drohung immer beobachtet gewesen war,ließ mich Schauern. Ich war es gewöhnt,dass Leute mich verfolgten und mir auflauerten,aber nie wurde mir gedroht.
"Sollen wir vielleicht den Produzenten Bescheid geben?"schlug Gilbert vor.
"Nein. Bleiben sie einfach in meiner Nähe. Das würde mir schon sehr helfen."
Auf keinen Fall wollte ich den Produzenten Bescheid sagen. Wenn Mark wirklich involviert war,würde ihm das nur Genugtuung verschaffen.
Und selbst wenn nicht-ich bezweifelte,dass er mir helfen würde.
"Okay. Dann wünsche ich ihnen jetzt eine gute Nacht."verabschiedete Gilbert sich und ging wieder nach unten.
Als würde ich schlafen können. Von der Müdigkeit war nichts mehr zu spüren. Blankes Entsetzen trat an seine Stelle. Die Aktion im Tunnel war also Teil der Drohung gewesen. Ich wäre fast erstickt und das war erst der Anfang?
Was wollten sie denn noch tun,um mich zu brechen? Was hatte ich ihnen getan?
Langsam ließ ich mich auf mein Bett sinken.
Heiße Tränen liefen über meine Wangen. Ich hatte versucht stärker zu sein. Mir Mühe zu geben. Anscheinend hatte es alles nichts gebracht.
Stärker als sonst wünschte ich mir,dass Josh bei mir wäre.
Das war selbstsüchtig und egoistisch,das wusste ich.
Wenn er kommen würde,wäre er den gleichen Gefahren ausgesetzt wie ich und wer wusste,welche diese sein würden?
Aber manchmal waren Menschen einfach egoistisch,wenn sie schwach waren und diesen einen an ihrer Seite brauchten.

In dieser Nacht wälzte ich mich von einer Seite auf die andere.
Bilder von immer enger werdenden Tunneln und Nachrichten an Wänden verfolgten mich.
Es war diese Ungewissheit,nicht zu wissen,wann und was noch kommen würde.
Sie könnten mitten in der Nacht in meiner Zimmer stürmen und ich könnte nicht einmal etwas dagegen machen.
Sie könnten mir am Set etwas antun und ich wäre genauso machtlos.
Ich konnte ihnen nichts geben,kein Geld,nichts Materielles.
Wieder einmal wurde mir bewusst,wie wertlos solche Dinge waren.
Nichts könnte sie von den Dingen,die sie planten,abhalten.

Am nächsten Morgen stand ich völlig erschöpft auf. Die Nacht sollte Ruhe und Erholung bieten,bei mir jedoch löste sie nur blanke Panik aus.
Ich sah grauenvoll aus. Tiefe Augenringen zeichnen sich auf meinem Gesicht ab ,das von Blässe überzogen war.
Ich stellte mich unter die Dusche und ließ mir eiskaltes Wasser über den Körper laufen.
Mit sanften Bewegungen massierte ich mir Shampoo ins Haar,um meine Kopfschmerzen zu lindern.
Aber es Half nicht.
Die Wirren Vorstellungen von möglichen weiteren 'Unfällen' verschwanden nicht.
Als ich meinte,ein Geräusch gehört zu haben,riss ich wie vom Blitz getroffen die Augen auf,sodass mir das ganze Shampoo in die Augen lief,musste aber feststellen,dass alles normal war.
Dass keine bedrohliche Person im Raum stand.

Am Set war ich besonders vorsichtig,zog Gilbert überall mit hin.
Aber es passierte nichts.
Über Tage.
Es passierte nichts.
Die Leute sagen mich komisch an,als wäre ich paranoid. So musste es auch aussehen.
Für sie war ich vielleicht verrückt. Aber niemand von ihnen,hat diese Stimme flüstern hören,niemand wäre im Tunnel fast erstickt und niemand hat eine Schwarze Nachricht über dem Bett gehabt.
"Vielleicht,war es ja auch nur eine leere Drohung."hatte Gilbert eines Tages gemeint.
Ich hatte bloß mit den Schultern gezuckt.
Ich bezweifelte,dass diese Leute blufften. Warum sonst würden sich dich den Aufwand machen? Wofür machten sie sich allgemein den Aufwand? Verfolgten sie ein Ziel?
Mich am Boden zu sehen?

Josh erzählte ich nichts von den Geschehnissen. Allgemein wusste er wenig. Ich hatte ihm weder von der Drohung,noch von der Nachricht erzählt,die mich seit Tagen quälten.
Er wusste lediglich von dem Tunnel,aber ich hatte ihm nur die Version mit der Nebelmaschine erzählt.
Vermutlich wäre er enttäuscht wenn er wüsste,was ich alles verheimlichte,aber ich fühlte mich sicherer,wenn er nichts wusste.
Ich ging davon aus,dass wenn er nichts wusste,sie ihm auch nichts tun würden.
Für jeden Tag,der verstrich,ohne dass etwas passierte und an dem Josh ans Telefon ging,wurde ich erleichterter. Es waren noch weniger als zwei Wochen,dann wäre er endlich bei mir.
Dann konnte ich mich sicherer fühlen. Auch wenn er kein Bodyguard war-in seinen Armen fühlte ich mich Beschützer,als Gilbert mich je schützen könnte.
Er gab sich die größte Mühe,aber mit Josh war es einfach etwas anderes.
Auch seelisch konnte er mich halten.

"Bitte etwas Konzentration Jen."rief Francis und fuhr sich mit einer Hand über die Stirn.
"Ich gebe mir Mühe."
Wir drehten gerade ein paar Szenen mit Julianne und mir .
Ich strengte mich wirklich an,aber zum einen war ich nervös,weil ich mit zum ersten Mal eine Szene mit Julianne abdrehte,die hier einen phenomenalen Job ablieferte,und zum anderen waren meine Gedanken im Moment einfach woanders.
"Und Action!"
Wir nahmen einen neuen Anlauf.
Julianne hatte mich gerade eben noch etwas beruhigt und mir gesagt,dass sie nicht sauer sein würde,weil wir die Szene so oft wiederholen mussten.
Sie könne verstehen,dass ich einfach abgelenkt war,weil mein Freund nicht da sei.
Ich hatte kurz überlegt,ob ich ihr von den Drohungen und Geschehnissen erzählen sollte,hatte mich dann aber dagegen entschieden.
Ich wollte anderen Leuten nicht unbedingt noch mehr Last aufbürden.
Bei ihr lief sicherlich auch nicht alles glatt.

Nach endlosen Versuchen war Francis zumindest halbwegs zufrieden. "Ihr habt jetzt kurz Pause."verkündete er.
Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter. Unwillkürlich zuckte ich zusammen und schnellte herum.
"Hey..Hey alles gut."sagte Julianne und lächelte besorgt.
"Entschuldigung..ich war in Gedanken und habe mich erschrocken."sagte ich und versuchte meine Atmung zu normalisieren.
"Ist alles in Ordnung mit dir?"
Ich nickte. "Ja,natürlich." Ich lachte nervös."Was sollte denn nicht in Ordnung sein?"
Julianne schaute mir in die Augen. "Ich weiß nicht. Du hast dich sehr verändert in letzter Zeit."
Anscheinend war es auch nach Außen hin sichtbar geworden.
"Ich hatte einfach nur ein paar Probleme in letzter Zeit."
"Du siehst blass aus Liebes.",meinte Julianne und streichelte über meine Arme.
"Ja,vielleicht sollte ich mich etwas hinlegen."
Ich würde nicht schlafen können,aber ich brauchte eine Entschuldigung um den Fragen zu entkommen. Ich war kurz davor,ihr alles zu erzählen.
Ich verabschiedete mich für eine halbe Stunde,mit der Erklärung,dass ich mich etwas Ausruhen wolle.

Zurück im Appartement saß ich gedankenverloren auf meiner Couch und spielte mit dem Amulett,das Josh und ich gemeinsam auf Hawaii gekauft hatten.
Seitdem trug ich es fast jeden Tag,nur für den Dreh musste ich es immer abnehmen.
Es war zwar nur ein Amulett,für mich hatte es aber eine höhere Bedeutung.
Es war das Zeichen unserer Verbundenheit und spiegelte unseren Charakter wieder. Immer wenn ich es ansah,wurde ich innerlich etwas ruhiger,da es mich direkt an Josh erinnerte. Es war etwas,an dem ich mich festhalten konnte.
Dann wenn mein eigentlicher Anker,nicht bei mir war.

Zurück am Set sagten mir die Leute gleich,dass ich viel besser aussah.
Sie schoben es auf den Schlaf,aber ich hatte mir extra Schminke aufs Gesicht aufgetragen,damit keinen etwas auffiel. Wohl keiner würde mich noch ernst nehmen,wenn sie die Augenringe sehen würden.
Ich schleppte mich durch den weiteren Tag,bis ich endlich gehen konnte. Meine Szenen waren für heute abgedreht,die anderen mussten noch ein paar Stunden bleiben.
Doch zurück im Appartement kam mir direkt etwas merkwürdig vor.
Ich konnte nicht genau definieren,was es war,bis ich auf die leere Küchenablage sah. Ich war mir sicher gewesen,dass ich mein Amulett hier abgelegt hatte.

Ich durchsuchte mein Schlafzimmer,das Bad und die restlichen Räume,schaute unter der Couch und hinter den Kissen nach,aber ich konnte nichts finden.
Es war weg.
Automatisch merkte ich,wie in mir ein Kleines Stück brach.
Wir hatten uns geschworen,unser Verbindungszeichen nie zu verlieren.
Dass wir immer darauf aufpassen würden.
Und nun war es weg.
Ich versuchte keine große Sache daraus zu machen,aber nach einiger Zeit kam mir ein anderer Verdacht.
Ich hatte immer auf das Amulett aufgepasst.
Ich hatte es auf der Küchenablage abgelegt.
Was wäre,wenn diese Leute wieder in meinem Haus gewesen wären?
Was wäre,wenn das hier ein Zeichen sein sollte?
Ein Zeichen dafür,dass sie mir Josh genauso wie dieses Amulett wegnehmen würden?
Mit aller Kraft versuchte ich die Ruhe zu bewahren. Josh würde nichts passieren. Ihm durfte einfach nichts passieren.

"Miss? Was ist los?"
Gilbert fand mich vor,wie ich auf dem Boden hockte und versuchte die Bilder aus meinem Kopf zu bekommen.
"Mein Amulett ist weg. Wissen sie,wo es ist?"
Er schüttelte den Kopf. "Tür mir Leid."
Ich senkte den Kopf und Biss mir auf die Lippen. Was war,wenn ich Recht hätte?
"Schauen sie doch noch einmal am Set nach. Vielleicht haben sie es da verloren. Es findet sich sicher wieder ein."
Ich schoss hoch und machte mich sofort auf den Weg.
Tief in meinem Inneren wusste ich,dass ich es nicht mit am Set hatte,dass ich es im Appartement gelassen hatte. Aber ich brauchte eine Hoffnung,an die ich mich Klammern konnte.

Ich rannte zurück zum Set und suchte in den Make Up Trailern und in den Ankleide Trailern,aber in keinen von beiden war mein Amulett.
Obwohl ich es vermeiden wollte,lief ich dahin zurück,wo gerade die letzten Szenen gedreht werden müssten. Zuviel ging an diesem Amulett.

"Hey! Ich bin's nochmal!"rief ich von weitem. "Hat jemand von euch mein Amulett gesehen?"
Keiner antworte mir. Erst Beim näher ran gehen,fiel mir auf,dass gar nicht mehr gedreht wurde.
Die meisten standen da und machten betretende Gesichter. Francis war hektisch am telefonieren, Sam und Liam standen in einer Umarmung.
"Leute,was ist los?"fragte ich und lief weiter zu ihnen.
Was machte sie so geschockt und betreten?
Julianne kam auf mich zu gerannt.
Ihr liefen Tränen über die Wangen und sie hielt sich die Hand vor den Mund,als wolle sie nicht anfangen zu Schluchzen.
Sie nahm mich in den Arm und drückte mich fest gegen sich.
"Julianne...was ist denn los?"
Eine Weile sagte sie nichts,dann kamen kaum hörbare Wörter.
"Es tut mir so Leid Jen. Es tut mir so unendlich doll Leid."
Ich verstand nicht Recht worum es ging.
Mark räusperte sich."Julianne,sie scheint noch gar nicht Bescheid zu wissen."
Diese hielt sich geschockt die Hand vor den Mund."Oh Gott,sie weiß noch nichts."
"Was? Wovon redet ihr?"
"Jen...."
Alle schauten zu Boden.
"Josh hatte einen Unfall. Die Ärzte wissen nicht,ob er es schafft."  

Hinter den Kameras -Jennifer LawrenceWhere stories live. Discover now