Landen in Atlanta

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  "Nein Josh,Hör auf!"kicherte ich.
Wir saßen gerade mal eine Stunde im Flugzeug,doch ich krümmte mich jetzt schon vor Lachen.
Josh kitzelte mich weiter und ich versuchte mich in meinem engen Sitz hin und herzubewegen,aber es gelang mir einfach nicht.
"Bitte"japste ich außer Atem und bekam gleich den nächsten Lachkrampf.
Vor uns hörte man schon genervtes Stöhnen.
"Ich sehe schon,die beiden haben sichtlich Spaß"meinte Liam zu Gary und verdrehte spielerisch die Augen.
Gary grunzte nur.
Wir kannten uns alle erst wenige Wochen,doch Josh und ich schafften es jedesmal die Anderen mit unseren Späßen zu nerven.
Josh lachte nur vergnügt-er liebte es mich zu ärgern.
"Na?Habe ich ihre Nerven zu sehr strapaziert?"fragte er mich als ich mich erschöpft,aber immer noch lachend zurück in meinen Sitz lehnen ließ.
"Das war wirklich zu viel für mich.Dieser Stress...das ist doch nicht gut für meine Haut"trällerte ich.
Der nächste Lachanfall.

Nach einer weiteren halben Stunde voller Lachkrämpfe,kam eine Stewardess vorbei und fragte ,ob wir was essen wollten.
"Natürlich"antwortete ich für uns beide.Lachend fügte ich hinzu"Bringt uns alles,was ihr habt."
Die Stewardess schaute uns verwirrt an."Ich wusste gar nicht das Stars so viel essen dürfen...ich meine,ihr dreht doch bald einen Film oder nicht."
"Ja und?"fragte ich.
"Na ja..sollte man dann nicht ein bisschen auf seine Figur achten?"
Ich wurde sauer.
"Ach so?Und nur weil wir Filme drehen,heißt das,dass wir nichts mehr essen dürfen?Dass ich mich jetzt so runter hungern muss,so wie die anderen?"
Josh drückte beruhigend meine Hand.
Automatisch wurde ich ruhiger.
"Tut mir Leid."murmelte die Stewardess,sichtlich eingeschüchtert von meinem kleinen Ausbruch.
Aber so war ich nun mal.
Mich sollte das alles hier nicht ändern.
Ich wollte nicht so oberflächlich enden.
Ich wollte mit selbst treu bleiben.

Die Stewardess hatte uns mittlerweile das Essen gebracht -und hatte absichtlich extra viel aufgeladen.Nachdem ich gegessen hatte,bis ich Satt war,stellte ich meine Rückenlehne nach hinten und fuhr ein bisschen runter.
Ich war echt müde.Die letzten Wochen waren wirklich anstrengend gewesen.
Auch Josh lehnte sich zurück,sodass wir wieder auf einer Augenhöhe waren.ich lächelte ihn müde an.
"Essen interessiert dich wirklich,was?"fragte er grinsend.
"Ich möchte einfach mein Leben so weiterleben wie voher. Ich möchte mich einfach nicht für die Leute ändern."
Ich schaute in Josh's blaue Augen,die so viel Ruhe ausstrahlten,dass mir nach ein paar Minuten die eigenen zufielen.Ich hörte nur noch,wie Josh leise flüsterte
"Du wirst dich hoffentlich nie ändern Jennifer."

Ich spürte etwas an meinem Bauch.Erschrocken fuhr ich hoch.
Es war nur Josh,der mich wieder gekitzelt hatte.
"Du gibst auch nie Ruhe,oder?"
"Nein"sagte er frech."Stell dir vor:Du hast mich nun 4 Jahre an der Backe!"
Theatralisch legte ich eine Hand auf mein Herz:"Wie soll ich das nur aushalten?"
"Ich weiß es nicht"sagte er im selben Tonfall.
Wir lachten wieder.
Sein Lachen steckte mich einfach jedes Mal an.Und ich wollte es so gut wie möglich genießen,denn ich wusste,auch diese Zeit würde irgendwann vorbei gehen.

"Wir landen in 5 Minuten"verkündete der Pilot durch die Lautsprecher.
Ich schaute noch ein letztes Mal hinaus auf die Wolken,genoss noch die letzten Minuten "Schwerelosigkeit".Und dann landeten wir in Atlanta.
Hier würde ein neuer wichtiger Lebensabschnitt von mir beginnen.
Ich stieg aus dem Flugzeug und sog die frische Luft ein.
Das hier,erinnerte mich ein bisschen an mein Zuhause.Es war auch so schön still hier.
Entspannt Lächelnd drehte ich mich zu Gary um.
"Also,wie geht's jetzt weiter?"
"Ich schlage vor,ihr bezieht zuerst eure Appartements,dann könnt ihr euch einen kurzen Überblick übers Set verschaffen und morgen fangen wir dann an zu drehen."
Gemurmel brach aus,was sofort von einem Räuspern von Gary unterbrochen wurde.
"Ich Sage euch jetzt,wie die Appartements aufgeteilt sind.
Leven und Marvel.Amanda und Jacky.Elizabeth und Woody.Jennifer und Josh..."
Ich tauschte einen kurzen Blick mit Josh aus,dann holten wir unsere Koffer und gingen zu unserem Appartement.
"Ich kann echt nicht glauben,dass sie uns zusammen wohnen lassen.Das wird doch niemals gut gehen."prustete er los.
"Ich weiß" meinte ich lächelnd "aber wir werden Spaß haben,keine Sorge"
"Darum würde ich mich in deiner Gegenwart nie sorgen."erklärte er lachend.

"Wo sollen wir jetzt hin?"rief ich Josh zu.Wir hatten uns in dem großen und modernen Appartement schon ausgebreitet und wollten jetzt gemeinsam das Set erkunden.
"Ich glaube,wir sollten Gary suchen."
"Ja,gute Idee.Ich habe nämlich nicht zugehört,als er gesagt hat,wo wir uns alle treffen wollen."
"Ich auch nicht."sagte Josh.
Wir hatten einen kurzen Blickkontakt und prusteten dann los.
"Kein Wunder,dass wir alle nerven"meinte ich."Wir können nicht ernst bleiben."
"Ich kann ernst bleiben."sagte er und guckte mich an.
"Ich auch."erwiderte ich todernst.
Wir schafften es ,uns eine Minute anzuschauen,dann fingen seine Mundwinkel an zu zucken und auch ich konnte meine Fassade nicht mehr halten.Wir lachten wieder.
"Ich kann's echt nicht glauben,dass es neben diesen Hollywood Tussis auch noch Leute wie dich gibt."
Ich grinste ihn nur an.
"Ich freue mich auch sie zu kennen,Mister."sagte ich dann doch.
Gemeinsam gingen wir los um Gary zu suchen.Doch wir fanden ihn nirgends und irrten orientierungslos auf dem Gelände herum.Zwei Stunden verbrachten wir damit,bis wir schließlich auf den Rest des Casts trafen."Wo Wart ihr?"fragte einer.
"Wir haben euch gesucht!"antwortete ich.
"Ihr habt also nicht zugehört.."ertönte eine Stimme hinter uns.
Abrupt drehten wir uns um.
Gary.
"Das kann ja gut werden mit euch beiden"sagte er und schüttelte gespielt verzweifelt den Kopf.
"Ich habe zwei Hauptrollen vergeben,an zwei Leute,die nur Quatsch im Kopf haben und die ganze Zeit am Rumalbern sind."
Ich musste mir das Kichern wirklich verkneifen.
"Sorry"murmelten wir.
Unserer Regisseur schmunzelte nur.

Am selben Abend musste ich noch meinen Text für den nächsten Tag lernen.Ich tigerte im Appartement umher und versuchte mir alles einzuprägen,mich wirklich in meine Rolle einzufühlen.Was dachte sie?Was fühlte sie?Was hatte sie für eine Vergangenheit?Warum Tat sie das,was sie Tat?
Es klappte ganz gut,denn ich konnte sie wirklich verstehen.
Auch ich war genauso bitter wie sie,nur die letzten Tage mit Josh haben mich zum Lachen,zum Aufblühen,zum Vergessen gebracht.
Aber jetzt,wo ich gerade niemanden um mich herum hatte,traf es mich wieder.Wo würde meine Privatsphäre bleiben?Sie würden mir alles nehmen.
Meine Beine fingen an zu zittern und ich ging zu meinem Bett und kauerte mich zusammen.Schluchzer gingen durch meinen Körper,wieder in der Angst,die falsche Entscheidung getroffen zu haben.Ich schaffte es nicht mehr,mein Zucken zu kontrollieren und mir wurde kalt.
Aber keine Decke würde bei meiner,von innen kommenden Kälte helfen.
Tränen bildeten sich in meinen Augen.Was würde geschehen?Niemand konnte mir das noch abnehmen.
Es wurde immer heftiger und das Ganze erinnerte mich an meine schrecklichen Angstanfälle aus meiner Kindheit.
Wohin würde das Alles führen?
Ich merkte ,wie Schreie meinen Körper verließen und wie alles um mich herum nur noch gedämpft wahrnahm.Die Decke,die ich krampfhaft an meinen Körper presste,die weichen Kissen unter mir,die sich plötzlich so hart wie Stein anfühlten,die Arme die jemand um mich schlang,die Worte,mit denen auf mich eingeredet wurde.
Und erst da merkte ich es.
Josh war gekommen.
"Shhh...Jennifer.Alles ist gut.Alles ist gut."wisperte er mir beruhigend ins Ohr.Ich klammerte mich in seine Arme.
"Alles ist gut.Ich bin da,Jennifer.Ich bin da."flüsterte er in mein Ohr.
Mein Atem normalisierte sich langsam.
Immer wieder sagte er mir,das alles gut sei.
Bis ich einfach nur noch erschöpft und verschwitzt in seinen Armen lag.
Lange schwiegen wir.
"So kenne ich dich ja gar nicht.Was ist passiert?"fragte er vorsichtig.
Ich schniefte.
"Josh..Ich habe Angst.Wie sehr das Alles mein Leben verändern wird.Ich hatte immer schon Angst,aber durch den...ganzen Spaß die letzten Tage und die Freude,die ich hatte,habe ich das alles verdrängen können..und dann..".
Ich musste die Tränen mit aller Kraft zurückhalten.
"..dann kam alles zurück."führte Josh meinen Satz zuende.
"Ich kann dich verstehen.Diese Angst habe ich auch.Aber dann Denk ich daran,das es auch hier Spaß geben kann.Und daraus musst du deine Kraft ziehen.Ansonsten schaffst du das nicht.Wir müssen damit leben.Und so tun,als ob alles gut wäre.Das ist es nicht,das wissen wir beide.Aber wenn du lange genug so tust als ob,dann glaubst du es irgendwann selber.Zeit wird alles heilen."
"Danke Josh."brachte ich heraus.
"Du bist der Erste,der wirklich mal gesagt hat,wie es ist und nicht nur gelogen hat.Danke,dass du mich getröstet hast.Das bedeutet mir viel."
Ich setze mich auf und lächelte ihn ,mit einem immer noch nassen Gesicht an.
"Na wenigstens kannst du wieder Lächeln."meinte er augenzwinkernd.

Wir unterhielten uns noch lange.
Er erzählte mir von seinen Erfahrungen mit den Leuten und vertraute mir ebenfalls seine wirklichen Ängste an,Dinge,die ihn wirklich beschäftigten.
Als er dann in das Nebenzimmer ging,war es mitten in der Nacht.
Mir hatte das Gespräch wirklich was gebracht,noch nie hatte jemand so offen über alles geredet.
Mit den Tatsachen fürs Erste abgefunden glitt ich dann in einen traumlosen Schlaf.



Hinter den Kameras -Jennifer LawrenceWhere stories live. Discover now