Pläne

10 0 0
                                    


  Die restlichen Tage fiel es mir schwer,meine Erleichterung und mein Glück nicht einfach aus mir herauszuschreien. Ich hatte wirklich gedacht,dass das zwischen mir und Josh beendet war. Ich musste in den Interviews wirklich aufpassen ihn nicht die ganze Zeit verliebt anzustarren oder zu berühren. Wir waren immer nur noch die besten Freunde für die Presse. Also müssten wir uns auch so verhalten. Durch mein loses Mundwerk gingen aber öfter Sprüche,die mehr bedeuteten.
Dann bekam ich immer warnende Blicke von Josh oder wurde mitten im Satz von ihm unterbrochen,damit er die Situation retten konnte.
Ich hatte Angst,dass man es uns ansehen könnte,dass sie es alle rausfinden würden. Ja,die Presse wurde dafür bezahlt,dass sie nichts über uns schrieben,ganz egal wie auffällig etwas war,aber trotzdem bewegten wir uns auf dünnem Eis. Mark saß uns im Nacken,genauso wie die anderen Produzenten. Ich hatte einfach keine Kraft für weitere Missverständnisse zwischen mir und ihm,keine Energie mehr für eine Trennung. Ich brauchte ihn.
Ohne Josh würde ich hier zugrunde gehen mit den Fotografen,Reportern und den folgenden Alpträumen. Ich würde wieder auf die Tabletten angewiesen sein,die meine krankhaften Panikattacken unterdrückten.
Während wir unseren Film schauten,verschränkten sich Josh's und meine Hände immer ganz automatisch. Sanft rieb er Kreise über meine Hand,dann wenn man im Dunklen nichts sehen konnte. Immer wieder flüsterte er mir Lob ins Ohr,sodass sein Atem kitzelte. Lachende Laute verließen meinen Mund.
Ich sollte besser aufpassen,sicherlich würden hier Kameras sein,die auf jedes Geräusch reagierten.

Diese ständige Wachsamkeit,die Angst ,verfolgten uns bis wir ins Flugzeug setzten.
"Das war anstrengend. Ich hasse die Fotografen,ich hasse Mark und ich hasse-"
"Die Kleider,in die sie dich stecken?"führte Josh meinen Satz mit einem Grinsen zuende,als wir es uns in unseren Sitzen bequem machten. Ich nickte lachend. "Wir haben uns ja schon immer telepathisch verstanden."
Ich legte meine Lehne nach hinten. "Also"sagte Josh und nahm meine Hände in seine.
"Ich möchte mehr Zeit mit dir verbringen. Nicht nur einmal in 3 Monaten."
"Ich auch. Aber schon ein paar Wochen nach Silvester fängt die neue Award Season an. "
Er nickte. "Ich weiß. Aber Denk da jetzt noch nicht daran,ich möchte nicht,dass du wieder Panik bekommst."sagte er und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich schluckte. Ich wollte nicht,dass er viel von meiner Angst mitbekam. Ich wollte unbeschwert mit ihm leben.
"Jen"flüsterte er leise,sodass nur ich ihn hören konnte. "Lass uns wegfahren. Weihnachten zusammen feiern. Ins neue Jahr feiern."
"Wie stellst du dir das vor?"
"Wir besuchen unsere Familien und treffen uns dann an Weihnachten. Danach fahren wir Skifahren in einem Privat Resort und feiern auch Neujahr dort. Wenn du wieder zurück musst,fahren wir."
Ungläubig starrte ich ihn an.
"Wir verbringen die Ferien zusammen? Du bist bereit,einen Teil von Weihnachten bei meiner Familie zu verbringen?"
Josh bejahte. "Natürlich."
Ein großes Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht auf.
Stürmisch umarmte ich ihn. "Oh Gott Josh! "
"Du freust dich?"
"Ja! Auch wenn ich vermutlich zu tollpatschig zum Skifahren bin."
Er lachte.
Ich zog ihn zu mir heran und gab ihm einen innigen Kuss,nachdem ich sichergestellt hatte,dass niemand Sicht auf uns hatte.
"Ich freue mich."murmelte Josh gegen meine Lippen.

Wir schafften es tatsächlich. Keiner meiner Termine kam dazwischen. Ich verbrachte die Tage vor Weihnachten Zuhause in Kentucky. In der Nähe war ein Kinderkrankenhaus gelegen,welches ich früher schon einmal mit meiner Mom besucht hatte. Dieses Jahr beschloss ich,den Kindern einen Besuch abzustatten. Was mich dann aber dort erwartete,schockte. Viele Kinder waren an Schläuche für Sauerstoff oder künstliche Ernährung angeschlossen.
Selbst winzige Babys lagen hilflos in ihren Klappen. Ich spürte Stiche in meiner Brust. Sie Taten mir so leid. Ich hatte so viel Glück in meinen Leben gehabt,hatte einen zu gut bezahlten Job und einen Liebenden Freund,tolle Freundinnen ,die beste Heimat mit den besten Eltern. Aber diese Kinder würden im schlimmsten Fall nie die Chance haben,normal zur Schule zu gehen,es würde immer Hindernisse geben.
Was diese Kinder aber daraus machten,beeindruckten mich.
Sie hatten trotzdem so viel Freude in ihrem Gesicht,lachten. Viele wollten ein Foto mit mir schießen,oder mich einmal umarmen. Sie erzählten mir,wie sie Filme von mir gesehen hatten und wie sehr sie mich bewunderten. Ich bewunderte sie.
Was sie aus ihrem Leben machten,war beeindruckender als ich. Und das Lächeln,das sich auf ihre Lippen schlich,als ich ihnen das sagte,war unbezahlbar.
Sehr schnell war der Tag auch schon vorbei. Ich verließ das Krankenhaus aber nicht,ohne das Versprechen,nächstes Jahr wiederzukommen. Ich hoffte,ich würde es nicht brechen müssen.

Am Heiligabend waren es dann nur ich,meine Familie und der Kamin im Wohnzimmer,der unsere Gesichter erleuchten ließ.
Sie wollten wie immer,dass ich von mir erzähle,aber das Tat ich nie gern. Ich würde gerne Dinge über ihr Alltägliches Leben
hören,wollte Teilnahme nehmen.
Nach kurzem Zögern verriet Blaine
es dann: "Ich werde heiraten."
Ungläubig starrte ich ihn an. "Was? Wann hast du Carson den Heiratsantrag gemacht?"
Mein Bruder und sie waren jetzt vier Jahre ein Paar. Aber Ich hätte nie gedacht,dass Blaine jemals heiraten würde. Ben's Heirat und die Geburt seines Sohnes hatten mich auch überrascht,aber jetzt? Meine nervigen,ärgernden Brüder waren erwachsen geworden und bildeten ihre Familien.
Blaine grinste. "Vor ein paar Tagen.". Stolz zeigte er mir seinen Verlobungsring. Andächtig betrachtete ich ihn. "Der passt gar nicht zu dir."neckte ich ihn.
Es war ein schöner Ring. Ein großer Diamant war eingearbeitet.
Aber der Stil meines Bruders war es nicht. Er hatte ihn extra im Geschmack seiner Freundin ausgewählt.
Ich stand auf und zog ihn in eine kräftige Umarmung.
"Gut gemacht Blaine."ich grinste.
"Ich hoffe,du lädst mich ein."
Er grinste ebenfalls. "Ich werd's mir überlegen."
Wärme flutete durch meine Brust. Meine Familie wurde immer größer und ich,ein Teil davon,konnte dabei zusehen.
"Jetzt wo Blaine eine Verkündung gemacht hat,muss ich natürlich nachlegen."sagte Ben.
Alle lachten. "Ich werde wieder Vater.".
Eine noch größere Flut an Freude überkam mich. Ein Kind. Ein neues Kind in unserer Familie.
Ich dachte an Bear und wie er es geschafft hatte,mich auf Hawaii mit seinem Kinderlächeln aufzuheitern.
Erneut stand ich auf und umarmte Ben. "Ich freue mich. Kinder sind wunderbar."
Er lachte. "Oh Schwesterchen,ich hoffe,bei dir dauert es noch ein bisschen mit den Kindern."
Ich boxte ihn gegen den Oberarm.
"Du bist so ein typisch großer Bruder weißt du das?"sagte ich gespielt genervt.
Alle lachten. Unsere Neckereien kannte jeder. Es war nie anders gewesen.

Am eigentlichen Weihnachtstag wartete ich sehnsüchtig auf das Klingeln der Tür. Ich war gespannt,wie Josh mit meiner Familie,besonders meinen Brüdern klarkommen würde.
Als es dann endlich soweit war,sprintete ich los,aber beruhigte mich kurz vor der Tür.
Josh würde sich ein wenig bedeckt haben, sodass er nicht erkannt werden würde,also dürfte ich jetzt nicht alles zerstören.
Ruhig öffnete ich die Tür und ließ ihn herein,konnte mir ein Grinsen aber nicht verkneifen.
Sofort zog er mich zu sich heran und seine gesittete Miene fiel,er strahlte. Ich kam näher und küsste ihn leidenschaftlich."Schön,dass du da bist."flüsterte ich gegen seine Lippen.
Wir verloren uns in den Kuss.
In den letzten Wochen hatte er mir echt gefehlt.
Erst dann bemerkte ich,dass meine Brüder im Flur standen.
Zu Boden schauend löste ich mich von meinem Freund.
Mit hochgezogener Augenbraue sah mich Ben an. "Was ist?"
Er winkte ab. "Es ist nur...du bist auf einmal so erwachsen und hast einen Freund. Ich muss mich erst an den Gedanken gewöhnen."
Ich lachte. "Ich hatte ja voher noch nie einen Freund."bemerkte ich sarkastisch.
"Nein,du hattest vorher noch nicht so eine ernste Beziehung."
Ich zuckte bloß mit den Schultern.
Es war komisch mit den Geschwistern...
Josh verfolgte die Unterhaltung mit einem Grinsen. Er kannte So etwas sicherlich von seinem Bruder.
Meine Brüder gingen,etwas unsicher,auf ihn zu und klopfen ihm kumpelhaft auf den Rücken.
"Willkommen in der Familie."
Josh lächelte. "Verletz sie nicht."
Sagte Ben mit einem mahnenden Blick. Ich verdrehte die Augen und ging Arm in Arm mit Josh ins Wohnzimmer. "Ich bin normalerweise die,die ihn verletzt."sagte ich noch schnell zu Ben,bevor wir uns aufs Sofa setzten. Es stimmte. Josh hatte mich noch nie verletzt.

Lange saßen wir und unterhielten uns. Josh hatte erstaunlich schnell einen guten Draht zu meinen Brüdern und Eltern aufgebaut.
Ich führte ein sehr langes Gespräch mit Meredith,Bens Freundin. Sie erzählte mir von Bear und seinen Fortschritten mit dem Sprechen. Und mit leuchtenden Augen erzählte sie mir von dem neuen Kind,was sie nun in sich trug. "Ich freue mich wirklich."sagte ich und lächelte sie an. "Möchtest du auch gerne Kinder haben?"fragte mich Meredith plötzlich. "Ja auf jeden Fall."sagte ich. Mir war es schon immer klar gewesen,dass ich später eigene Kinder haben würde. Schon früher hatte ich mit Puppen immer Vater-Mutter-Kind gespielt.
Gespannt sah Meredith mich an.
"Aber das wird noch ewig dauern.
Mein Beruf..das lässt sich nicht machen."sagte ich und senkte den Blick. So etwas wäre wirklich in zehn Jahren möglich,dann wenn ich nicht mehr so in der Öffentlichkeit stand.
Aber schlimm fand ich das nicht.
Josh und ich waren eh noch zu Jung dafür.
Nur dieses Gefühl,keine Wahl zu haben,das Nagte an mir. Nicht nur auf diese Sache bezogen.  


Hinter den Kameras -Jennifer LawrenceOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz