Der Job geht weiter

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  Völlig überwältigt und durcheinander stellte ich mich den neugierigen Reportern und Fotografen. Sie alle wollten Fotos von mir und kamen um zu gratulieren. Für diesen einen Abend vergaß ich das eigentliche Problem dieser Gesellschaft,ließ mich mit Freude anstecken.
Frühere Idole stellten sich mir vor und lobten meine Arbeit und den Film. Allein die Tatsache,dass sie ihn gesehen hatten,versetzte mich in einen nervösen Schockzustand.
Noch ganz genau konnte ich mich an früher erinnern,als ich sie auf den großen Leinwänden bewundert hatte. Und nun gehörte ich dazu,war ein Teil von ihnen.
Der ganze Abend würde für immer in mein Gedächtnis eingebrannt sein.

Meine Eltern und ich fuhren schon vor der Aftershowparty. Feiern war noch nie etwas für uns gewesen,wir nahmen es nicht wichtig. Die ganze Taxifahrt erzählte meine Mutter aufgeregt von der Zeremonie,von all den Leuten,die sie gesehen hatte und von den Fotografen,die ihr gefolgt wären. Meine Freude und Hochstimmung verschwand langsam wieder und wurde von Müdigkeit ersetzt. Der Abend war lang gewesen und dieses ständige unter Strom stehen raubte einem mehr und mehr die Kraft.
Erschöpft sah ich aus dem Fenster. Meine Eltern diskutierten wieder über die Paparazzi,die vorhin unserem Auto gefolgt waren. "Das wird jetzt schlimmer werden. Bitte lasst euch nicht von ihnen runterziehen oder fertig machen."wandte ich mich an meine Eltern. Beunruhigt nickten sie. Sie hatten keine Ahnung von dem,was Josh und ich durchmachten,was für ein Versteckspiel es war.
Wenn sie es wüssten,würden sie mich hier wegholen. Sie konnten es nicht ertragen,wenn ich litt.
Als wir ankamen, half mein Vater mir mit meinem Kleid aus dem Auto zu kommen. Er umarmte mich noch einmal und sagte mir,wie stolz er auf mich war.
Ich gab ihm ein müdes Lächeln und verschwand dann in Richtung Haus. Ich würde gleich sofort Josh anrufen. Ich musste seine Stimme hören. Ich öffnete meine Tür und trat schwerfällig ins Dunkle. Ich tastete nach dem Lichtschalter,als ich eine Hand an meiner Hüfte spürte. Erschrocken unterdrückte ich einen Schrei. Wer war das?
Panisch versuchte ich die Hand abzuschütteln,doch wurde noch enger zu der Person gezogen.
Angst durchlief meinen Körper.
Ich beschloss um Hilfe zu rufen,doch meine Lippen wurden mit einem Kuss verschlossen.
Erleichterung ersetzte die Panik und wurde zu purer Freude.
"Josh."murmelte ich gegen seine Lippen. Ich konnte sein Lächeln spüren.
"Hallo du Oscar Gewinnerin."
Er fasste mich und wirbelte mich in der Dunkelheit umher. Dann trug er mich. Als er ankam,stoppte für kurz mein Atem. Er hatte Tausende Kerzen in Form eines Oscars aufgebaut.
"Josh"keuchte ich. Er lächelte. "Gefällt es dir?" "Ja! Du hättest dir nicht so eine Mühe machen müssen. Wie bist du überhaupt hier reingekommen?"
Josh grinste. "Du hast immer deinen Schlüssel und den Ersatzschlüssel dabei. Ich habe mir den Ersatzschlüssel stibitzt um dich zu überraschen."
Ich lachte. "Ja die Überraschung ist dir gelungen."
Er holte eine Flasche Champagner und zwei Schachteln Pizza hervor.
Hungrig stürzte ich mich herauf."Du hast an Essen gedacht? Oh Gott danke! Ich bin am Verhungern."
Josh schüttelte lachend seinen Kopf. "Du wirst dich nie ändern,oder?"
Er lehnte sich vor. "Du bist verrückt,Jennifer Lawrence. Und ich liebe dich."
Wir tauschten einen langen Kuss.
Anschließend stießen wir an und aßen unsere Pizzen.
Er zog mir mein langes,schweres Kleid aus und wir verbrachten eine wunderschöne Nacht.

Am nächsten Morgen ließ Josh mich so richtig ausschlafen.
Er wartete geduldig bis ich meine Augen aufschlug und verteilte dann leichte Küsse auf meinem Hals und Gesicht. "Guten Morgen Oscar Gewinnerin."
Ich boxte gegen seinen Arm."Nenn mich nicht so."
Er lachte. "Dein Sturz war übrigens nett mitanzusehen. Typisch du."
Ich verdeckte mein Gesicht mit den Händen. "Das war grauenvoll. Ich war so nervös."
"Das Gehört zum Gewinnen dazu. Und da wirst du dich wohl daran gewöhnen müssen. Ich gehe davon aus,dass du da noch oft stehen wirst."
"Aber hoffentlich mit dir zusammen. Ich will dir nicht nur in Gedanken danken müssen."
Sein Gesicht nahm einen traurigen Ausdruck an."Glaubst du,dass wir jemals öffentlich zusammen sein dürfen?". Ich drückte seine Hand.
"Irgendwann wenn die Verträge auslaufen."
Er seufzte auf. "Wie lange soll dieses Versteckspiel denn noch gehen? Noch gut 3 Jahre gefüllt mit strengen Zeitplänen, Vermissen und Verstecken."
Er hatte Recht. Die ganze Pressetour würden die Augen auf uns liegen,schon kleine,falsche Bewegungen könnten unser Glück zerstören.
Ich drückte mich an Josh's Brust.
"Wir schaffen das. Wir müssen einfach vorsichtig sein."
Er hauchte mir einen Kuss aufs Haar. "Ich würde alles für dich tun."
Seine Worte wärmten mein Herz.
Dass er alles für mich Tun würde,machte mich sprachlos,denn ich wusste,er meinte es so.
Während ich jeden Tag einen großen Schritt auf meiner Karriereleiter bestieg und die ganze Zeit unterwegs war,saß Josh Zuhause und hatte höchstens 1 Projekt im Monat.
Das war das Problem eines Kinderschauspielers,deine beste Zeit war die Jugend. Danach kamen weniger Projekte.
Auf eine seltsame Art und Weise fühlte ich mich schlecht.
Ich gewann einen Oscar,während er darauf wartete,eine Rolle zu bekommen. Trotzdem freute er sich so sehr für mich.
Womit hatte ich ihn verdient?

Eng zusammen gekuschelt genossen wir die Ruhe. Schon in ein Einhalb Monaten würde ich nach Montreal fliegen,für den Dreh von ' Xmen- Days of Future Past'.
Die Zeit davor,würde ich komplett bei Josh verbringen. Ich wollte ihm dieses Mal so viel Zeit wie möglich schenken.
"Weißt du eigentlich,dass ich dich die nächsten ein Einhalb Monate Nerven werde?"fragte ich und grinste. Seine Augen flackerten auf. "Wirklich?" Ich nickte voller Freude. "Ich werde viele Filme für uns ausleihen und wir werden viel Pizza bestellen. Un-"
Mein Handy klingelte. Entschuldigend sah ich Josh an.
Meine Managerin hatte mir befohlen,immer abzunehmen.
"Lawrence?"
"Hallo. Hier ist David O' Russel."
Ich hielt mir eine Hand vor den Mund. Was wollte er? Ich liebte seine Arbeit als Regisseur.
"Deine Performance in 'Silver Linings'war toll. Der Film wurde mit so vielen Preisen überschüttet und das alles dank dir."
Ich nickte,auch wenn er mich nicht sehen konnte.
"Jennifer,das können wir doch nochmal! Du, Bradley und ich,wir können das alles nochmal wiederholen."
"Was hast du im Auge?"
Wollte er mich gerade wirklich für eine weitere Rolle anheuern?
"Es geht um eine Millionärsgattin,Rosalyn. Du wärest perfekt dafür. Ich habe dich schon als Vision für diese Rolle gehabt."
Er wollte mich. Ich konnte es nicht Glauben. "Ja klar. Ich bin sprachlos." Zufrieden lachte er am anderen Ende. "Gut,den Rest werde ich mit deiner Managerin klären."
Ich verabschiedete mich und legte auf. Völlig aufgelöst starrte ich mein Handy an.
"Was ist?"fragte Josh,der mit einem Tablett Kuchen wiederkam.
Ich nahm ein Stück. "Das war David O' Russel. Der David. Der Regisseur,den ich bewundere.
Er hat mich für eine neue Rolle engagiert."
Josh lächelte und zog mich in eine Umarmung." Nach deinem Sieg gestern wollen dich alle. Du wirst mit den Besten arbeiten."
Ich konnte es nicht fassen.
Wir aßen unseren Kuchen und alberten herum,bis später am Abend mein Handy erneut klingelte. "Hey,ich Bin's Justine.
Wollte dir nur kurz die Daten durchgeben. Der Film heißt ' American Hustle',Bradley Cooper und Amy Adams sind ein Teil deiner Spielpartner, Gage ist höher als letztes Mal, Verträge werden morgen unterschrieben,Dreharbeiten starten nächste Woche und gehen 5 Wochen,da ist David echt schnell. Das Drehbuch schicke ich dir per Email."
Ich ließ die Informationen durchsickern. Die Dreharbeiten würden nächste Woche starten. Ich würde nur noch eine Woche nach dem Dreh haben. Aber Absagen konnte ich auch nicht.
Ich legte auf und rief nach Josh.
Bedrückt schaute ich ihn an. "Du, Justine hat gesagt,die Dreharbeiten starten Nächste Woche. Ich hätte nur eine Woche vor dem Xmen Dreh."
Traurig schaute er zu mir. "Nimmst du an?" Ich zuckte die Schultern.
"Das kommt auf dich an."
"Ich werde dir nicht sagen,dass du die Rolle nicht annehmen sollst. Ich werde seine Chancen nicht verspielen. Besonders nicht,weil ich weiß,wie du dich gefreut hast."
Ich ging auf ihn zu." Ist das okay für dich? Fünf Wochen Dreh,dann sehen wir uns wieder,dann wieder drei Monate Dreh. Dann Sommerpause."
Josh nickte. "Ich möchte,dass du das machst. Du sollst nichts für mich zurückstecken. Besonders nicht deine Karriere,für etwas,wofür du so hart gekämpft hast."
Unsicher sah ich ihn an. "Das schaffen wir aber,oder?"
Er rang sich ein Lächeln ab."Natürlich. Wir werden für immer aufeinander hocken."
"Das will ich hoffen."
Ich gab ihm einen kurzen Kuss auf die Wange.
Wie oft würde er noch für mich zurückstecken müssen?

Die paar Tage vergingen im Flug.
Ich musste meinen Text lernen und war generell in Hektik.
Am letzten Tag kam Josh zu mir und verlangte,dass ich mir eine Perücke und viel Schminke und andere Kleidung anziehen sollte. "Was wird das?"fragte ich ihn lachend,als ich fertig war.
"Komm einfach mit."
Er öffnete die Hintertür und rannte mit mir zum Auto.
Wir fuhren zu einem Restaurant,vor dem eine Gruppe von Leuten stand,die anscheinend Freunde von ihm waren.
Die Paparazzos schossen Abertausende Bilder und ich musste mich bemühen,nicht erschrocken und ertappt zu reagieren. Geschlossen betraten wir das Restaurant. Die Kellnerin brachte uns in einen Privatraum,wo keine Bilder gemacht werden konnten.
"Setz dich."flüsterte Josh in mein Ohr und zog den Stuhl für mich hervor. Seine Freunde setzten sich an einen anderen Tisch,ansonsten war der Raum leer.
"Eigentlich war das ja eine Überraschung für die nächsten Monate,aber da du ja morgen fliegst..."
"Es ist wunderschön."wisperte ich.
Fast ein halbes Jahr hatten wir nie das Haus verlassen. Die Freude war riesig.  


Hinter den Kameras -Jennifer LawrenceWhere stories live. Discover now