Ich bin nicht in Stimmung

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  Mein Handy klingelte im Dauerlauf.
"Was ist?"rief ich genervt,als ich mich dazu aufraffen konnte,dranzugehen.
Josh war seit einem Tag weg und seitdem hatte ich den ganzen Tag nur Tv geschaut und bestelltes Essen in mich hereingeschaufelt. Ich wusste,dass ich dafür noch eine Standpauke bekommen würde.
"Jen etwas elanvoller bitte!"ertönte Liz's Stimme. Ich seufzte auf.
"Ich Rufe wegen mehreren Dingen an. Erstens müssen wir den Ablauf fürs Jahr 2014 besprechen und du musst zum Fitting für die Kleider,die du während der Award Saison tragen wirst. Dann gibts noch ein paar Leute,die dich gerne kennenlernen wollen und auf eine eventuelle Zusammenarbeit mit dir hoffen."
"Gibt's noch mehr?"fragte ich . Immer wenn Josh nicht da war,setzte sich bei mir eine Gleichgültigkeit ein. Ich konnte nichts dagegen tun.
"Ich schlage vor,wir treffen uns in etwa einer Stunde in meinem Büro."
Dann legte sie auf.
Ich ließ mich zurück aufs Bett fallen.
Es gab in letzter Zeit zu viele Momente in denen ich mich fragte,wofür ich mir das überhaupt antat. Später würde ich mich in enge Kleider pressen müssen,in denen ich mich nicht gut fühlte,die mir die Luft zum Atmen nahmen.
Und dann würden sie mir deutlich machen,dass ich Gewicht verlieren sollte. So wie es jedes Jahr war.
Ich verstand den Sinn einfach nicht mehr. Was früher ein Traum war,war heute nur noch ein hin und herschleppen von einem Ort zum nächsten.

Ich drückte die Tür zu Liz's Büro auf und setzte meine Sonnenbrille und Beanie ab.
Meine Managerin,genauso wie meine Pressesprecherin,sowie ein paar Stylisten saßen schon um den schwarzen Marmortisch herum.
Ich verzog das Gesicht. Wieviel Leute sich für mein Leben interessierten.
"Setz dich doch bitte." sagte Liz und faltete wie gewohnt ihre Hände.
Ich folgte ihrer Aufforderung und sah abwartend in die Runde.
"Vielen Dank,dass ihr alle zu unserer alljährlichen Besprechung gekommen seid. Normalerweise müssen einige von euch ja nur bei Notfällen kommen,welche bekanntlich bei deinem Talent öfters vorkommen."sagte Liz und lachte.
Ich verdrehte bloß die Augen. Sie wusste,dass ich nichts extra machte und ich wusste,dass das nicht böse gemeint war. Sie machten alle nur ihren Job.
"Zu erst einmal möchte ich dich über ein paar Änderungen informieren."meinte Justine und schaute auf ihre Notizen.
"Da du schon seit einigen Monaten von Paparazzos verfolgt wirst,haben wir entschieden,dass du von nun an,immer mindestens einen Bodyguard dabei haben solltest."
Bisher waren es gelegentlich vorgekommen,dass Bodyguards mich begleitet haben,aber jetzt sollte ich sie überall mit hinnehmen? Ich wollte nicht,dass zu viel Leute in mein Privatleben eingebunden würden.
Gerade öffnete ich den Mund,als ich von Justine unterbrochen wurde."Nein. Es geht nicht anders. Die Paparazzos werden dich nächstens Jahr mehr verfolgen,dir auch körperlich zu Nahe kommen."
Ich schauerte schon bei dem Gedanken daran,dass sie mich zu Boden werfen würden und auf mir herumtrampeln,sowie ich es immer träumte. "Okay."stimmte ich schließlich zu.
"Gut. Ab nächster Woche wird dich Gilbert."sie zeigte auf einen großen,dunkelhaarigen Mann am Ende des Tisches, "begleiten".
Er nickte mir zu,doch schien mit seinen Gedanken woanders zu sein. Wer könnte es ihm verdenken?
"Nächster Punkt. Deine Projekte."führte Justine. Sie informierte mich über den Mockingjay Dreh,der nächste Woche beginnen würde,über die Xmen Promo Tour,über die Dior Fotoshootings im Frühling und die Promo Tour für Mockingjay im November.
"Den Sommer haben wir extra freigelassen,damit du dich etwas ausruhen kannst."
Dankbar lächelte ich sie an. Nach den Drehs war man immer sehr ausgelaugt und erschöpft,Pausen waren sehr selten.
"Dann würde ich sagen,probierst du jetzt einige Kleider an,die zur Auswahl für die Award Season stehen."

Über zwei Stunden probierte ich Kleider in allen Farben,die meisten aus PR Zwecken natürlich von Dior.
Ich sollte mich drehen und meine Arme heben und konnte mir dann die üblichen Sprüche anhören.
"Gut wir werden dann die finalen Kleider bereitstellen."hieß es dann endlich.
"Dann kann ich jetzt ja gehen oder?"
"Nicht ganz."rief Liz aus dem Nebenraum "Wir müssen noch über etwas Wichtiges reden." Ich seufzte und schlüpfte in meine gemütlichen Klamotten.
"Und zwar geht es um Josh und dich."hörte ich dann,als ich wieder saß. "Ich gehe davon aus,ihr seid noch zusammen?"
"Ja. Wir werden es auch bleiben..."
Irgendetwas an der Aussage machte mich wütend. Als ob wir junge,naive Leute wären,die alle zwei Wochen in ihren Freunden die große Liebe sahen.
"Wie dem auch sei. Nach einem Telefonat mit den Produzenten,kann ich dir sagen,dass sich an euer Situation sich auch im nächsten Jahr nichts ändern wird. Sie dulden es immer noch nicht."
Ich senkte den Blick auf den Boden.
Diese gleichgültige,genervte Fassade bröckelte. Ich wünschte mir so sehr,dass ich und Josh ein normales Leben hätten. Das er nicht in Spanien wäre und wir nicht in Lügen versinken würden.
"Ich habe von Melissa erfahren,dass Josh nächstes Jahr aber auch mit Claudia Traisac beschäftigt sein wird."
Ich nickte. Das war der Grund warum er nicht bei mir war.
"Und du wirst auch wieder beschäftigt sein."
Die Tür ging auf und jemand den ich am wenigstens erwartet hätte betrat den Raum. Nicholas.
"Xmen kommt dieses Jahr raus und braucht Besucherzahlen."sagte Liz.
Ich sah sie fassungslos an. "Das kannst du nicht machen!"schrie ich.
"Es ist das Beste für beide von euch. Nur ein paar Mal miteinander ausgehen. Im Frühling ist alles schon wieder vorbei. "
Ich konnte es nicht glauben. Nach dem Anruf von Liz im Ski Urlaub hatte ich gedacht,sie hätte zumindest ein wenig Verständnis für Josh's und meine Situation.
"Daran musst du dich gewöhnen. PR Beziehungen kommen im Leben eines jeden Schauspielers vor."
Das hatte doch nichts mehr mit meinem Job Zutun. Es ging nur darum,wie man noch mehr Geld verdienen konnte.
"Ich rufe dann an,wenn es soweit ist. Viel Spaß an Silvester."meinte Liz und widmete sich ihren Notizen.
Fassungslos riss ich meine Jacke vom Stuhl und stürmte raus.

Wie oft hatte ich schon daran gedacht,alles zu schmeißen? Nur der Spaß am Wesentlichen,an den tollen Skripts und an den Geschichten,die erzählt wurden um Menschen zu bewegen,trieb mich weiter an.
Heute war Silvester und anders als in den vorherigen Jahren,kam bei mir überhaupt keine Stimmung oder Lust zum Feiern auf.
Vom nächstem Jahr war vom jetzigen Stand nicht viel zu erwarten.
Mein Handy klingelte. Es war Mom.
"Hi Mom!"rief ich müde.
"Jenny Lou! Wie geht's dir?"
Wie ging's mir? Ich blies Trübsal.
"Ganz gut."sagte ich stattdessen "Und dir?"
"Mir geht's super. Heute kommen Ben und Blaine mit ihren Familien. Stell dir vor."sie lachte "Bear wollte unbedingt Riesen Wunderkerzen."
Bei dem Gedanken daran,dass meine Familie Zuhause war und zusammen feierte,wurde mein Herz schwerer.
Wie gern wäre ich auch dabei.
"Das freut mich. Grüß sie ganz lieb von mir."
Dann herrschte kurz Stille in der Leitung.
"Wo gehst du heute Abend hin?"
Ich fuhr mit meiner Hand das Muster meines Kissens nach. "Ich gehe nicht weg."
Mom schien überrascht zu sein." Was? Du bist immer die gewesen,die die Feste am meisten geliebt hat!"
"Ich weiß."gab ich zurück "Bin halt nicht so in der Stimmung dafür."
Sie gab sich mit der Antwort nicht zufrieden. "Was ist los?"
Ich seufzte leise . "Ach. Ich habe für nichts Motivation. Josh ist weg nach Spanien und ich kann jetzt wieder so tun,als wäre ich mit Nicholas zusammen. Unseren Urlaub mussten wir abbrechen."
"Das Tut mir Leid."meinte Mom leise.
Ich versuchte etwas abzulenken,damit sie nicht auflegen musste und sich Sorgen um mich machte.
Auf keinen Fall wollte ich anderen Leuten etwas verderben.

Nach dem Gespräch mit meiner Mutter nahm ich noch mehrere Anrufe an. Manche waren beruflich,andere,sowie Laura's Anruf,waren privat.
"Komm schon Jen! Feier ein bisschen und dir geht es gleich viel besser!"
"Ich weiß nicht."
"Du hast schon so lange nichts mehr mit mir gemacht. Das wäre die Möglichkeit."
Sie wusste genau,wie sie in solchen Situation mein schlechtes Gewissen ausnutzen konnte. Aber sie meinte es ja nur gut.
"Wir treffen uns dann heute Abend bei meiner Freundin Rebecca."flötete Laura bevor sie auflegte.
Diesen Gefällen würde ich ihr tun.


Hinter den Kameras -Jennifer LawrenceWhere stories live. Discover now