Vermissen

10 0 0
                                    


  Ausdruckslos starrte ich aus meinem Fenster.Hier war das alles angefangen.Hier hörte es nun schon wieder auf.Wie schnell die Zeit verging...
Meine Tränen waren mittlerweile getrocknet und alles was ich fühlte war Leere.
Nur dumpf nahm ich die Geräusche um mich herum war,konnte meinen Blick nicht auf irgendjemanden fokussieren.Deshalb schaute ich nur auf die Wolken,an denen ich vorbeizog.
Im Grunde wusste ich gar nicht was mit mir passiert war.
Besonders der Abschied von Josh war schmerzhaft gewesen.
Wie ich in mich an ihn geklammert hatte,in der Hoffnung das noch nicht alles enden zu lassen.
Ich hätte mich niemals so mit ihm verbinden sollen,ich hatte doch immer gewusst,dass die Zeit mal vorbei gehen würde.Hollywood war schnelllebig,hier konnte man sich nicht gewöhnen,hier war kein Platz für Schmerz und Trauer.
Ich musste einfach lernen zu vergessen.

Bevor ich meine Maschine verließ,stellte ich noch sicher,dass niemand eine Spur von Traurigkeit an mir sehen konnte und verließ dann das Flugzeug.Wie erwartet schossen die Paparazzi auf mich zu.Ich machte mir sogar noch die Mühe sie zu grüßen.Unauffällig bleiben.Das war nun das Ziel.
"Wie waren die Dreharbeiten?Hatten sie Spaß?"
Lächelnd ging ich weiter,antwortete ihnen.
"Was haben sie nun vor?"
Ja was hatte ich nun vor?In mein vorheriges Leben zurück zukehren.
"Wie haben sie sich mit ihrem Costar Josh Hutcherson verstanden?"
Josh.
Sein Name schlug ein,wie eine Bombe.
Ich wankte,fing mich wieder.
Krampfhaft zog ich meine Mundwinkel hoch um zu Lächeln.
"Gut ,danke!"presste ich hervor.
Immer schneller wurde ich,um ihren Fragen auszuweichen.
Ich ließ mich in ein Taxi fallen und fuhr zu meinen Haus.
Dort legte ich mich wieder auf mein Bett,holte meinen Schlaf nach.Aß.Schaute Fernsehen.
Wie immer.
Musste mich mit Nicholas verabreden.
Erzählte ihm von den Dreharbeiten.
Er war wirklich ein Freund für mich geworden.Aber ich konnte nicht mit ihm lachen.
Als dann Liz anrief und sagte,dass wir jetzt offiziell getrennt waren,nur um in ein paar Monaten pünktlich zu den Dreharbeiten von Xmen wieder zusammenzukommen,war ich einerseits traurig,dass ich einen guten Freund verloren hatte,ab jetzt durften wir uns öffentlich nicht mehr zusammen blicken lassen.
Aber andererseits freute ich mich.
Ich musste andere Leute nicht mehr von meiner Liebe überzeugen.Wieder fielen mir die Parallelen zu meiner Figur Katniss auf.Doch würde ich am Ende genauso verbittert sein wie sie?

Abends rief ich meine Mutter an.
Ich erzählte ihr Alles.Die ganzen Dreharbeiten.Dieses ganze Theater mit Nicholas.Ich erzählte ihr von meinen neuem Film 'Silver Linings' für den ich morgen anfangen würde,zu drehen.Von dem Abschied erzählte ich ihr nicht.
Wenn ich wieder darüber sprach,würde alles erneut hochkommen.Und dann auf eine noch schmerzhaftere Weise.
Wie jeden Abend überlegte ich mir,ob ich Josh eine Nachricht schicken sollte.Nie traute ich mich.
Wir waren beste Freunde.
Dachte ich zumindest.
Aber vielleicht war ich ihm,jetzt nach den Dreharbeiten einfach egal?
Unser Job war getan,was sollten wir noch mehr Zeit miteinander verbringen?
Nein.Er wollte nichts von mir hören.
Ich wollte ihn nicht Nerven.
Ich würde nicht anrufen oder eine Nachricht schicken.
Auch wenn ich dringend etwas von ihm hören wollte.Auch wenn ich hören wollte,dass ich ihm nicht egal war.
Das würde ich nicht verlangen.

Am nächsten Tag machte ich mich bereit für meinen ersten Drehtag als 'Tiffany Maxwell'.
Meine Stimmung passte zu ihrer gesamten Persönlichkeit.
Aber ich mochte sie.
Und ich war mir sicher,der Film würde gut ankommen.
Ich war schon aus dem Haus,als ich bemerkte,dass ich überhaupt keine passende Kleidung trug.Gewohnheit.Jetzt nach 'The Hungergames' musste ich mich wieder komplett umstellen.
Schnell lief ich noch mal zurück und schlüpfte in ein schlichtes Kleid.
Als ich ankam,empfing mich auch schon der Regisseur,David.
Nach der Reihe stellte sich jeder vor.
Alle Schienen nett zu sein.
Nett.
Aber man sah ihnen an,dass sie einfach nur ihren Job erledigen wollten.
Was hatte ich erwartet?
Freundschaft?
Leidenschaft?
Spaß?
Wenigstens Schienen alle bei der Sache zu sein.Mit ihnen würde ich keinen Ärger haben.
Dafür war ihnen das Alles hier zu egal.
Die Szenen wurden perfekt abgedreht,ohne Probleme oder Patzer.
Jeder hier kannte seinen Einsatz und war seit Jahren im Geschäft.
Sie wussten,wie es lief.
Was mich jedoch begeisterte war das Drehbuch.An dieser Stelle hatte der Autor eine so schöne Geschichte kreiert.Es war mir eine Ehre,bei so etwas Inspirierendem dabei zu sein.
Auch wenn ich im Grunde nicht zu den Leuten passte,sagten mir alle,was für eine tolle Chemie ich und mein Drehpartner Bradley haben.
Als sie das erwähnten,zuckte ich zusammen.
Das wurde mir schon einmal gesagt.
Als Josh und ich die Kussszene drehten.
Allein der Gedanke zurück an die Drehzeit gab mir genug Emotionalität um meinen Text authentisch rüberzubringen.
Ich begeisterte sie alle.
Am Ende war ich sogar fast zufrieden mit meiner Leistung und das passierte wirklich selten.
Der Abschied von der Crew hatte nichts Berührendes.
Nach der Premiere würde ich von den meisten nie wieder etwas hören.

Nach dem Dreh wollte ich nach Hause fahren.
Wirklich nach Hause.Zu meiner Familie.
Hier in Los Angeles wohnte ich zwar,aber niemals würde ich es als mein Zuhause bezeichnen.
Einen Ort,den ich so oft verachtete.
Aber meine Pläne wurden durchkreuzt.
Liz rief mich an.
"Hi Jen!"rief sie mit ihrer ekelhaft piepsigenStimme.
"Hallo"gab ich zurück.
"Es gab eine kleine Planänderung.
'Hungergames'wird schon früher in die Kinos gebracht,was heißt das die Promoting Tour schon nächste Woche stattfindet.Ich weiß ja,wie du bist und dachte mir,dass du dich warscheinlich ausruhen willst.
Deswegen habe ich den Produzenten Bescheid gegeben und sie waren alles Andere als begeistert.
Aber sie haben gesagt,dass sie die Promoting Tour entweder nächste Woche oder in einem weiteren halben Jahr machen wollen.Stell dir vor,du hast ein halbes Jahr freie Zeit!"
"Nein!"rief ich entsetzt"Ruf sie an und sag,dass wir nächste Woche promoten!"
Mein Herz klopfte.
Das Wiedersehen war so nah!
Liz murmelte nur noch ein verwirrtes 'okay' und kümmerte sich nun darum.
Sie konnte ja nicht wissen,wie sehr ich die Anderen vermisst hatte...

Aufgeregt packte ich einen Tag voher meine Sachen zusammen.
Die ganze Woche über war ich schon so hibbelig gewesen.
Ich würde meinen eigenen Film promoten.Einen Film,auf den ich so stolz war.Ich würde die Reaktionen der Fans sehen.Ich würde die anderen Wiedersehen.
Aber ich hatte auch Angst.
Von nun an würden mich alle Wiedererkennen.
Das Verfolgen würde schlimmer werden.
Aber so hatte ich gewählt und ändern konnte ich sowieso nichts mehr.
Ich versuchte mich einfach von der Freude lenken zu lassen.
Am Morgen fuhr ich schon früh los zum Flughafen.
Jede einzelne Minute wollte ich miterleben.
Sofort nach dem Verlassen des Taxis hielt ich Ausschau,versuchte jemanden zu erkennen.
Und dann sah ich Gary.
Natürlich war er schon da.
Lächelnd ging ich auf ihn zu und umarmte ihn.
"Wie geht's dir?"fragte er mich und schaute mich von oben bis unten an.
"Ganz gut!Und dir?"gab ich zurück.
"Na ja.."
"Wann fangen wir denn mit den Dreharbeiten zu Catching Fire an?"wollte ich wissen.
"Du Jen.."er sah fast schon traurig aus"Da gibt es etwas,was ich die sagen sollte.."
Plötzlich fing er wieder an zu Grinsen."Da hinten sehe ich Josh!"
Da war es.
Dieses Gefühl.
Mechanisch drehte ich mich um.
Ich sah ich .
Mit einer großen Tasche auf den Schultern und seinem typischen Grinsen auf dem Gesicht betrat er noch sehr weit von uns entfernt den Flughafen.
Ich konnte nicht mehr beschreiben,was in mir vor ging.
Es war mir egal,ob ich ihn nervte und ob ich ihm egal war.
Ich fing an zu rennen.
Durch die ganze Menschenmasse.
Ich rempelte Leute an und es war mir egal.
Mein Blick war stets auf mein Ziel fokussiert.
Und dann erreichte ich ihn.
Warf mich in seine Arme.
Es war so einfach.
Ich hatte ihn wieder.
Und als ich seinen Geruch einatmete,kam das ganze Gefühl vom Abschied wieder hoch.
Die ganzen Monate habe ich es verdrängt.
Wie sehr ich ihn vermisst habe.
"Na?"begrüßte er mich auf unsere übliche Art und Weise.
"Na?"gab ich zurück.
Mit glasigen Augen sah ich zu ihm hoch.
Auch er sah mich an.
Keiner von uns wagte es zu reden.
Bis wir Gary hörten.
"Die zwei Spaßvögel sind wohl wieder vereint,was?"
"Ja."erwiderte ich.Die Freudestränen,die mir mittlerweile über das Gesicht liefen,sagten alles.
"Ja das sind wir!"
Gary umarmte Josh.
Trotzdem ließ ich ihn die ganze Zeit nicht los.
Nicht als wir die anderen wieder begrüßten.Ich fühlte mich endlich wieder vollkommen.
Gary hielt seine Begrüßungsrede,erklärte den Ablauf.
Immer noch hielt ich Josh fest.
Er und ich flüsterten die ganze Zeit und hörten nicht zu.
Es war so wie zuvor.
Nur noch intensiver.



Hinter den Kameras -Jennifer LawrenceΌπου ζουν οι ιστορίες. Ανακάλυψε τώρα