sag Aufwiedersehn

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  ••••Josh POV••••

Ich sah ihr zu,wie sie mit hektischen,schnellen Griffen Kleidung in unsere Koffer packte.
Das Haar immer noch ungekämmt und in ihrer Jogginghose,sah sie sich im Raum um.
Sie wollte uns weiteren Ärger ersparen und rechtzeitig wegkommen. Aber wenn ich ihr nur einmal in die Augen schaute,sah ich wie glasig sie wirklich waren,wie sie krampfhaft versuchte, Tränen zurückzuhalten,indem sie sich auf die Lippen Biss.
Wie sehr sie sich auf den Urlaub gefreut hatte. Es war mein Geschenk an sie gewesen.
Für einmal wollte ich sie vergessen lassen,was unsere Namen bedeuteten,wer wir waren.
Ich wollte,dass sie glücklich war.
Dass ich sehen durfte,wie sie lachte,wie keine schwarze Wolke in ihren Augen zu sehen war.
Wie ihr Gesicht nicht von Müdigkeit gezeichnet war,sondern wie sie strahlte,lebte.
Aber es war ihr nicht gegönnt.
Morgen würde ich schon wieder in Spanien sein und sie würde ohne mich den Dreh von 'Mockingjay' beginnen.
"Ich würde sagen,wir müssen los."murmelte Jen und zog sich ihre Jacke mit ihrer Kapuze über.
Auch ich erhob mich und verhüllte mich ähnlich mit Mütze und Schal.
Es würden zwar nur wenig Leute unseren Weg kreuzen,aber wir wollten nichts riskieren.
Ich ging zu ihr und nahm ihr die Koffer aus der Hand.
Sie warf einen letzten Blick durch das Zimmer,den Kamin betrachtete sie etwas länger.
Ich sah,wie wehmütig ihr Gesichtsausdruck wurde.
Schnell setzte ich die Koffer ab und nahm ihr Gesicht in meine Hände.
"Wir kommen nächstes Jahr wieder.
Mit mehreren Leuten,sodass es auch wirklich nicht auffällt."
Sie nickte. "Okay."
Ich lehnte mich vor,bis unsere Lippen sich berührten. Für diese Frau würde ich das Unmögliche möglich machen.

"Danke." Ich nickte der Flugbegleitung zu,die mir eine Decke für Jen gebracht hatte.
Behutsam wickelte ich sie um ihren zierlichen,zugleich auch starken Körper. Ihren Kopf hatte sie wie immer auf meine Brust gelegt,ihre Augen waren geschlossen.
Ihr Gesicht war verzogen,als ob sie im Traum eine schmerzliche Erfahrung machte.
Alles was ich hoffen konnte war,dass ihre Angstanfälle sie nicht zu sehr verfolgen würden,sodass sie wieder zu diesen Tabletten greifen musste.
Vorsichtig Strich ich ihr eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich wollte sie bei diesen Angstanfällen halten,ich wollte nicht,dass diese Tabletten als Ersatz für mich herhalten mussten.
Schon oft hatte ich darüber nachgedacht,wie unser Leben wäre,wenn wir öffentlich als Paar Stehen würden. Wenn wir uns keine Sorgen um Verhüllungen oder ums Verstecken machen müssten.
Wenn wir uns einfach lieben dürften.
Aber was brachte es darüber nachzudenken? Es war eine Wunschvorstellung.

"Josh?"
"Josh wir sind da."
Ich schlug die Augen auf und sah wie Jen sich ihre Sonnenbrille aufsetzte und sich ihren Pullover abstreifte.
Wir waren zurück in Los Angeles.
"Wann fliegst du nach Spanien?"
Ich brachte es fast nicht übers Herz es ihr zu sagen. "In ein paar Stunden."
Sie senkte den Kopf "Aber wir sehen und vorher noch,oder?"
Ich nickte. "Getrennte Autos?"
"Was sonst?" . Ich sah ihren traurigen Blick. Sie wollte mit dem Versteckspiel aufhören.
Ich strich noch einmal über ihre Wange,dann ging ich mit gesenktem Kopf aus dem Privat Jet in das bereitgestellte Auto für mich.
Ich fragte mich,wann wir uns das nächste Mal sehen würden.
Für Wochen würde ich in Spanien sein und dann würde sie schon am Mockingjay Set sein. Weil ich dieses Mal nur einen kleinen Part spielen würde,konnte ich sie höchstens am Set besuchen,um sie zu sehen.
Regulär würde ich erst in mehreren Monaten drehen.
Ich sah aus dem Fenster.
Warum musste mein Leben so kompliziert werden? Hatte ich nicht das Recht sie zu lieben?

"Wir sind da."verkündete der Fahrer und sah durch den Spiegel zu mir.
Ich nickte ihm zu und gab ihm großzügiges Fahrgeld. Wenn ich eins gelernt hatte,dann dass die Menschen die soviel für uns,unser Wohlergehen taten,das wenigste verdienten.
Ich fand es nur gerecht,ihnen jedes Mal mehr zu geben,als sie verlangten.
"Soll ich ihre Koffer ins Haus bringen?"
Ich schüttelte den Kopf. "Nicht nötig. Ich nehme sie selbst mit."
Er zog verwundert eine Augenbraue hoch,anscheinend kam so etwas selten vor.
Auch dass war etwas,was meine Mutter mir gelehrt hatte." Bleib immer selbständig",hatte sie mir damals immer gesagt,als ich erste Erfolge in Hollywood feierte.
"Hebe niemals ab und stelle dich nicht über andere."
Ihr war es zu verdanken,dass ich der war,der ich heute war.
Sie hat mich früher auf jedem meiner Wege begleitet und einen großen Teil meiner Persönlichkeit geformt.
Heute war es Jen,die das Beste aus mir herausholte. Sie zeigte mir Seiten,von denen ich nie wusste,dass es sie gab und brachte genug Humor in mein Leben.

Nachdem ich meine Koffer aus dem Auto und in das Haus getragen hatte,stieg ich in die Dusche und wusch meine Haare bewusst mit meinem Vanille Shampoo,was Jen so mochte. Ich versuchte zu vergessen,dass sie es lange nicht in meine Haare einmassieren würde.
Dass ich ihre Hände lange nicht mehr in meinen Haaren,an meinem Körper spüren würde.
Ich stieg aus der Dusche,trocknete mich mit einem langen Handtuch ab und fuhr mir mit einer Hand durch mein dunkles Haar.
Meine Augen wanderten suchend im Raum umher,bis ich endlich etwas silbrig glänzendes sah.
Da war es . Mein Amulett.
Zielstrebig ging ich zur Kommode und legte es auf meine Hand.
Es war ein quadratisches,schwarzes Schmuckstück mit silbrigem Rand.
In der Mitte war ein silbriger Anker,um den die Worte "still have hope" standen.
Das Amulett stand für Optimismus und Standhaftigkeit,einen Zufluchtsort.
Alles Sachen an die ich glaubte.
Jen war damals sofort zur Kasse gelaufen,um ihn zu kaufen.
Ich wusste noch genau wie sie bewundert über den Anker strich,der große Ähnlichkeit mit meinem Tattoo unter dem Herzen hatte.
"Du bist mein Zufluchtsort."hatte sie damals geflüstert.

Ich lächelte bei dem Gedanken daran.
Während ich mir das Amulett umlegte dachte ich an den Moment an der Kasse zurück. Der Verkäufer ,der nicht unsere Sprache sprach,hatte uns mit Zeichen zu verstehen gegeben,dass er es uns nicht verkaufen könnte.
Immer wieder hatte er auf den Haufen von Armbändern,Ketten und anderen Urlaubsmitbringseln gezeigt,indem wir das Amulett gefunden hatten.
Ich war nochmal zurückgegangen und habe ein anderes,ähnlich gemachtes Amulett entdeckt.
Sofort musste ich an Jen denken.
Es war kreisförmig,mit dem gleichen silbernen Rand und einem geflügelten Herz in der Mitte,um den die Worte "Never Look back" standen. Es stand für eine empfindsame Seele und für jemanden der nach Freiheit suchte.
Durch die weiteren Erklärungen des Verkäufers hatte ich verstanden,das die Amuletts zusammen gehörten und nicht einzeln gekauft werden konnten.
Wir hatten sie gekauft und seitdem als Zeichen unserer Persönlichkeit und unserer Verbundenheit getragen.
Niemals würde ich ohne das Amulett nach Spanien fliegen.

Nachdem ich noch ein paar Kleidungsstücke eingepackt hatte,nahm ich die drei Fotos von meinem Nachttisch und legte sie in meinen Koffer.
Es war ein Foto von mir und Jen auf Hawaii,wo alles angefangen hat,eins von mir und Connor wo wir als kleine Jungs eine Sandburg gebaut haben,und eines von meinen Eltern.
Pünktlich war ich fertig mit Packen,als es unten klingelte.
Ich trabte die Treppe runter,öffnete die Tür und ließ Jen,die einen übergroßen Hut aufhatte,herein.
"Hey."sagte ich und gab ihr einen langen Kuss. Ich versuchte mir alles genau einzuprägen. Ihren Geruch,ihre weiche Haut,ihre Tiefe Stimme,das Gefühl ihrer Lippen auf meinen,wenn die ganze Welt für einen kurzen Moment stehenzubleiben schien.
"Hast du alles gepackt?"fragte sie mich als wir uns aufs Sofa niederließen. Ich nickte.
"Wir haben nicht lange,oder?"
"Ich muss bald am Flughafen sein."
Sie Biss sich auf die Lippen. Sie versuchte die Tränen zurückzuhalten. Sie versuchte für mich die Tränen zurückzuhalten.
Ich konnte diesen Blick in ihren Augen nicht ertragen.
Instinktiv legte ich meine Arme um sie und drückte sie an meine Brust.
"Nicht weinen Jen. Wir sehen uns bald wieder."
Eine sehr lange Zeit saßen wir so auf meinem Sofa,bis die Zeit gekommen war.
Wir standen vor der Tür und konnten keinen Abschied finden.
Als ich merkte wie sie ein wenig anfing zu zittern und ihr die Tränen über die Wange liefen,spürte auch ich wie verdächtig feucht meine Augen wurden. Und wie eine Welle der Wut über meinen Körper kam.
Ich musste sie zurücklassen für eine PR Beziehung,musste riskieren,dass es später nicht wieder das Gleiche sein würde,nur damit unser Film auch genug Geld einbrachte?
Mit aller Kraft versuchte ich ihretwegen den Zorn zurückzuhalten.
"Ich liebe dich so sehr Jen. Keiner wird uns trennen können."sagte ich bestimmt und schon trafen meine Lippen auf ihre. Wir fanden einen perfekten Rhythmus,in dem unsere Zungen einen Tanz der Liebe und zugleich der Verzweiflung tanzten.
Ich spürte dieses verlangende Gefühl,für das jetzt kein Platz war.
Mehr Zorn kam über mich.
"Ich liebe dich auch."flüsterte Jen gegen meine Lippen bevor sie sich mit geschlossenen Augen von mir löste und das Haus durch die Hintertür verließ.
Ein Schrei verließ meinen Hals,während ich eine Vase mit aller Wucht gegen die Wand schmetterte.  


Hinter den Kameras -Jennifer LawrenceWhere stories live. Discover now