Josh's Familie

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  Schockiert starrte ich den Mann vor mir an. Langsam begann sich der brennende Schmerz auf meiner Wange auszubreiten. Doch er dämpfte meine Wut nicht,er befeuerte sie nur noch mehr.
"Was wagen sie es?"schrie ich unter zusammen gebissenen Zähnen.
"Du hast es verdient!"brüllte er. "Du benutzt ihn doch nur! Wenn dir auch nur etwas an ihm liegen würde,hättest du ihm was gesagt,sodass er sich hätte schützen können. Du hast ihn unwissend ins Messer laufen lassen! Nennst du sowas Liebe?"
Das traf mich mitten ins Herz. Seit Tagen quälte ich mich mit dem Schuldgefühlen geschwiegen zu haben. Aber nie würde ich ihn absichtlich verletzen wollen.
Nie könnte ich dabei zusehen,wie er direkt ins offene Messer rennt.
In der Situation waren meine Gedanken einfach von Angst getrieben,ich hatte geglaubt,dass er sicher wäre,solange er nichts wusste.
Aber sein Vater,der ihn nicht mal besucht hatte,als er im Krankenhaus war,wollte mir nun meine Fehler aufweisen? Dazu hatte er kein Recht.
"Ich lasse mir von ihnen garantiert nichts sagen! Zu allen Zeiten hatte ich Angst um ihren Sohn,war erleichtert,wenn er an sein Handy ging,sodass ich mir sicher sein konnte,dass es ihm gut geht.
Sobald ich zu ihm konnte,bin ich hierher gerast. Was haben sie gemacht? Was können sie von sich behaupten? Sie kamen nicht ein einziges Mal,auch wenn Josh es sich gewünscht hätte. Jetzt sind sie da und interessieren sich nicht mal für ihren Sohn,sondern versuchen andere Leute zu beschuldigen!"
Chris ließ ein rauchiges Lachen aus. Aber es war nicht zur Belustigung. Er legte all seinen Spott und seine Verachtung in dieses Lachen.
"Ich hoffe wirklich sehr,dass Josh dich irgendwann fallen lässt. Du hast ihn nicht verdient,aber das hat er leider noch nicht gemerkt."
Mit diesen Worten verließ er den Raum. Ein Pfleger kam hineingestürmt,vermutlich war er gerufen worden,als Chris mir die Ohrfeige verpasst hat. Doch dieser schüttelte ihn einfach ab. Wie eine lästige Fliege.

Stille breitete sich im Raum aus. Connor saß noch immer in Josh's Arm,Michelle schaute auf den Boden,als würde sie sich für ihren Mann schämen. Und ich,ich verließ wortlos den Raum.
Ich kämpfte mir meinem Weg bis an die frische Luft.
Auf dem Weg begegneten mir Leute,die um ein Foto oder Autogramm fragten,aber ich lief einfach an ihnen vorbei.
Wie konnten sie in einem Krankenhaus,in dem es den Leuten schlecht ging und in dem es für einige Menschen die letzte Hoffnung gab,an so etwas denken?

Ich zog ein paar Tiefe Atemzüge.
Ich hatte gewusst,dass Chris mich nicht mochte,aber dass er sich so wenig unter Kontrolle hatte?
Beim Verlassen des Raumes hatte ich einzelne Wortfetzen von Michelle aufgeschnappt. "Er hat wieder getrunken."hatte sie gemurmelt.
Und erst da fiel mir der Geruch auf,der mir ins Gesicht geblasen worden war. Er stand unter Alkoholeinfluss.
Es erklärte seine unkontrollierte Art,aber es entschuldigte sie nicht.
Allein beim Gedanken an ihn wurde mir schlecht. Es war nicht,dass er mir eine Ohrfeige gegeben hatte,oder wie er mit mir geredet hatte.
Nein,es waren die Leute die ständig in seiner Nähe waren-Connor und Michelle.
Die ganzen Probleme in dieser Familie ergaben erst jetzt einen Sinn.
Wie Connor sich unwohl an Josh's Brust gedrückt hat,als wir zum Ski Resort aufbrechen wollten. Er war ängstlich,er hatte Angst vor seinem eigenen Vater.
Wenn Chris sich bei mir nicht unter Kontrolle hatte,hatte er das auch nicht bei Connor oder Michelle? Wer wusste ,ob sie geschlagen wurden? Die Spannungen in dieser Familie konnte man jedenfalls sichtlich spüren.
Erschrocken drehte ich mich um,als eine kleine Hand meinen Rücken berührte.
Ich blickte in die gleichen braunen Augen,die auch Josh hatte.
"Ach Connor,du bist es." Ich verzog meine Lippen zu einem kleinen Lächeln.
"Josh kann ja nicht aufstehen,wegen der ganzen Kabel,und deswegen hat er mich losgeschickt,um dich zu suchen. "
Ich zog eine Augenbraue hoch und grinste verschmitzt. "So hat er das?"
Connor nickte eifrig. "Gut,dann lass uns besser schnell zu ihm gehen."meinte ich und lachte.
Auf dem Weg bemerkte ich immer wieder,wie Connor die glücklichen Familien betrachtete,die das Krankenhaus verließen.
Das eine Kind wurde von der Mutter im Arm gehalten und das andere Kind saß lachend auf dem Rücken des Vaters.
Seine Grinsen fiel zu einem traurigem Gesichtsausdruck.
"Hast du so eine Familie?"fragte mich Connor.
"Ja."gestand ich. "Ich war auch immer so glücklich,wenn ich mit meiner Familie zusammen war. Und ich bin es bis heute."
Connor schaute auf den Boden. "Ich sehe immer nur so aus,wenn Josh auf mich aufpasst. Mom und Dad streiten sich so oft. Meine Mutter bemüht sich noch ,aber Dad...er ist immer so gemein zu mir.."
Ich blieb stehen und hielt Connor an den Schultern fest.
"Connor ich muss dich jetzt etwas fragen."sagte ich als ich ihm fest ihn die Augen blickte"Schlägt dein Vater dich auch? Tut er dir weh?"
Connor schaute nervös hin und her.
"Manchmal. Besonders wenn er was getrunken hat."
Meine Lippen formten einen Geraden Strich. Ich hatte also Recht gehabt,
"Aber sag es keinem!"rief Connor mit Panik in seinen Augen. "Das darf ich nicht erzählen!"
Ich nickte. "Ja natürlich. Mit deinem Vater will ich sowieso nichts Zutun haben."meinte ich bitter.
Eine weitere Familie lief mit einem breiten Lächeln an uns vorbei.
Ich wollte nicht,dass Connor traurig wurde. "Hey,willst du auf meinen Rücken? Komm ich trage dich bis zu Josh's Raum."
Aufgeregt nickte Connor. "Das durfte ich früher immer bei Josh!"
Ich hockte mich hin und nahm ihn auf den Rücken.
Auch wenn es mich unheimlich viel Anstrengung kostete,da er schon ziemlich groß war,trug ich ihn bis zum Schluss. Ich wollte ihm zumindest eine Enttäuschung ersparen.

"Josh!"rief Connor als wir in den Raum traten. "Jen hat mich den ganzen Weg bis hierhin getragen! "
Josh lachte."Das hat sie wirklich gemacht?"
Stolz nickte sein Bruder,als ich ihn absetzte.
"Danke."sagte er und allein sein Lächeln,das jetzt auf seinen Gesicht verankert war,zahlte alles aus.
Er warf noch einen schnellen Blick zwischen mir und Josh hin und her. "Ich denke,ihr wollt alleine sein."sagte er kichernd,bevor er den Raum verließ um Michelle zu suchen.

Ich sah Josh mit einem schiefen Lächeln an. "Ich wollte ihm einfach eine Freude bereiten."
Er lächelte zurück.
Ich ging zu seinem Bett.
Sanft nahm er meine Hand und streichelte sie. "Das mit meinem Vater tut mir so unheimlich doll weh. Ich konnte kaum mit ansehen,wie er ausgeholt hat und-"er presste die Augen zusammen.
"Ich kann einfach nicht Glauben,dass er dich geschlagen hat. Ich wäre am liebsten aufgestanden und hätte mich schützend vor dich gestellt,aber diese verdammten Kabel haben mich gefesselt. Oh Gott. Als ich gesehen habe wie er dich verletzt...ich fühlte mich so hilflos,so weit weg."
Eine kleine Träne rollte über seine Wange,die ich sanft wegwischte.
"Mach dir keine Vorwürfe. Ich kann es nämlich nicht ertragen,dich auf dem OP Tisch zu sehen."
" Danach habe ich ihn angerufen und hab ihm gesagt,dass ich ihn nächster Zeit auf keinen Fall mehr sehen möchte. Er darf auf keinen Fall nochmal in deine Nähe kommen."
"Du kannst doch nicht einfach deinen Vater wegen mir abweisen. Er ist immer noch dein Erzeuger!"
"Aber ich habe ihn nie wirklich als Vater angesehen. Er hat immer nur getrunken."
Ich schaute bedrückt auf den Boden. "Connor hat gesagt,er würde ihn auch manchmal schlagen."
Josh seufzte. "Ja das stimmt leider. Das war einer der Gründe warum es mir so unglaublich schwer fiel, meinen Bruder zu Hause zurückzulassen."
Wir hielten für einen Moment lang inne.
"Es wäre für uns alle das Beste wenn sich meine Eltern endlich scheiden lassen. Zwar bricht dann die Familie auseinander,aber ich weiß nicht,wie lange ich Connor noch bei meinem Vater lassen kann ohne vor schlechtem Gewissen verrückt zu werden. Und Dad muss endlich eine Therapie machen."
Ich nickte. "Ja das denke ich auch. Ich denke auch deine Mutter wird das nicht mehr lange aushalten."
Josh stimmte mir zu.
Er zog mich zu sich heran. "Ich bin so dankbar,dass du an meiner Seite bist und ich nicht allein da durch muss."
Ich strich über seine Wange. "Du bist doch auch immer für mich da. Außerdem liegt mir ebenfalls was an deiner Mom und an Connor."
"Trotzdem. Du schaffst es nach den letzten Wochen immer noch mir Kraft zu geben,obwohl du vermutlich selbst am Ende bist."
Ich lächelte in mich hinein. Wenn es um positive Dinge meinerseits ging,musste er immer das letzte Wort haben.
Gefühlvoll legte er seine Lippen auf meine. Unsere Münder bewegten sich in einem gleichmäßigem Takt und unsere Hände ließen einander nicht los,sie waren miteinander verbunden,genauso wie unsere Herzen es waren.  

Hinter den Kameras -Jennifer LawrenceNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ