Mr Valokovski war ein wichtiger und teurer Kunde. Ich musste ihm meine Pläne andrehen und verkaufen können! Ich war nächtelang an ihnen gehockt. Hoffentlich war der Kaffee gut genug. Die Maschine war nicht mehr die Jüngste. 

Oben, vor meinem Büro strich ich mir ein letztes Mal das Hemd und Jackett glatt, bevor ich eintrat. «Ich sehe, Sie haben meine Pläne bereits entdeckt.» Der Herr nahm den Kaffee dankbar entgegen und nickte. «Sie haben einen einzigartigen Stil. Solche Häuser werden nicht oft gezeichnet. Haben Sie bereits ein 3D-Modell hiervon?» 

Ich bejahte seine Frage und holte es aus dem Nebenraum. Mit Dario im Hause, musste ich diese immer verstecken. In seinem Jähzorn gefangen, konnte er vieles zerstören. «Eindrücklich. Wirklich.» «Herzlichen Dank. Es hat noch einiges, was man bei einem definitiven Bau modifizieren müsste, doch im Großen und Ganz-» 

Ein Klopfen. Es konnte nur jemand sein. Ich entschuldigte mich, «Einen Moment, bitte. Mein Sohn.» Mr Valokovski zeigte Verständnis. «Bin selbst Vater. Die Kinder gehen immer vor.» Meistens, ja. Ich trat in den Flur raus und sah, wie Dario zu Boden sackte und ganz verloren weinte und kaum mehr Luft kriegte. 

«Penso che morirai, papà! Non riesco a respirare! Ho paura! Aiutatemi! Papà!» «Du stirbst nicht, Dario. Du hast eine Panikattacke. Komm, hoch mit dir.» Doch er schob meine Hände erschrocken weg und hielt sich sein Gesicht. «Lass mich helfen. Du hast gesagt, ich soll helfen.» Er schüttelte den Kopf und holte tief Luft. 

Ich begab mich auf seine Höhe und langte nach seinen Händen. «Alles okay?» Hinter uns tauchte mein Kunde auf und ich bekam innerlich Panik. Nein, er durfte nicht sehen, wie kaputt ich war. Er würde es sich anders überlegen und gehen. «Mein Sohn hat manchmal Panikattacken und eine scheint ihn gerade eingenommen zu haben. Entschuldigen Sie. Es tut mir sehr leid.» «Och, das ist überhaupt kein Problem. Kann ich helfen?» 

Ich hob Dario vom Boden auf und lief mit ihm runter ins Wohnzimmer. Mr Valokovski folgte uns besorgt, doch ich spürte, dass Dario seine Anwesenheit nicht schätzte. Fremde Männer waren noch immer ein großes Thema. «Ich hole dir etwas zum Trinken. Versuch' ruhig durchzuatmen.» 

Dario kuschelte sich in unser Sofa ein und langte hektisch nach einem Kissen. Wasser, Zeit und Kontakt halfen Dario am meisten. Er brauchte Zeit und ja, ich wollte nicht, doch ich musste meinen teuren Kunden warten lassen. Aber zum Glück konnte er die Situation verstehen. 

«Non toccatemi!» Ich schrak zusammen und hetzte zurück ins Wohnzimmer. «Andate via! Lasciatemi!» Dario schwang gegen Mr Valokovski und traf ihn sogar am Kinn. Der Mann sprang auf. Er hatte sich bei Dario ans Sofa gekniet und hatte ihm wohl helfen wollen. 

Darios Schalter war umgefallen. Er weinte, schrie und schlug um sich. Mein Kunde sah mich schockiert an und schluckte schwer. «Er soll gehen! Er hat mic-» Die Fernbedienung flog dem Herrn entgegen und ich packte Dario, um ihn zurückzuhalten. «Voleva farmi del male! Mi ha toccato!» 

Ich sah auf und sah Mr Valokovski prüfend an. «Haben Sie meinen Sohn angefasst?» «Was? Nein! Ich wollte helfen. Er ist plötzlich ausgerastet.» Ich hob Dario hoch und brachte ihn mühevoll in sein Zimmer, das nun erstmals unter seinem Ausbruch leiden musste, bis ich mich darum kümmern konnte. «Hören Sie-» 

«Mir vorzuwerfen, dass ich ihn angefasst habe, geht zu weit, Mister de Moreno. Ich denke, dieser Vertrag fällt ins Wasser! Ihr Kind ist ein Wirbelwind und ich kann sehen, dass Sie genauso sind. Ich bin nicht dazu bereit, mit so einer halben Nummer zusammenzuarbeiten.» Aber-, ich hatte ihm doch gar nichts vorgeworfen. Wieso nahm er dies nun so persönlich? Dario hatte es behauptet, also hatte ich verständlicherweise nachgefragt. «Aber-,» 

«Nein, ich hoffe, Sie finden einen guten Partner, aber ich bin's nicht.» Er lief zur Haustür und drehte sich nochmals kurz zu mir um. Er zeigte den Flur runter. Dario war kaum zu überhören. «Diesem Kind fehlt eine Mutter. Dass Sie ein Kind ohne Mutter aufziehen und es sich so verhält, sagt mir schon mehr als genug über Sie.» Er zog die Tür hinter sich zu und ließ mich allein im Flur zurück. 

PainkillerWhere stories live. Discover now