36. Kapitel

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Ich meine, der Abend hätte chillig bleiben können, aber es klingelte nur wenig später wieder

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Ich meine, der Abend hätte chillig bleiben können, aber es klingelte nur wenig später wieder. Wer an der Tür stand, konnte ich nicht nachvollziehen. Santiago. Also... Hä?! 

Aber ja, ich kam nicht mal zur Tür und blieb zusammen mit Noè und Gio im Wohnzimmer. Die beiden schauten Anime und ich versuchte zu verstehen, worum es ging, weil sie inmitten der 4. Staffel waren. Es ging, glaube ich, um Superhelden, die alle eine eigene Gabe hatten. Und irgendwie gab es noch eine League of villians. Einer hieß, glaube ich, Dabi. Er sah so verbrannt aus... 

Giacomo ließ Santiago rein und sie redeten. Worüber konnte ich nur schlecht hören. Ich wusste, dass mein Name fiel. Innerlich hoffte ich, dass die beiden mich in Ruhe lassen würden. Noè hatte gemerkt, wie ich mich angespanntund damit aufgehört hatte, unter ihrem Shirt, auf ihrem Bauch kleine Kreise zu zeichnen. «Dario? Wäre es für dich okay, kurz mit Santiago mitzugehen?» 

Mir wurde schlecht. Auch Gio und Noè verloren ihr Interesse am Fernseher. Worum hatte Giacomo mich gerade gebeten? Ich drehte meinen Kopf zu den beiden, die im Türrahmen standen. Santiago stand unbeholfen dort. Zum ersten Mal sah ich ihn außerhalb von seiner Villa, ohne schick gekleidet zu sein. 

Giacomos Gesicht sprach Bände. Er wollte nicht unhöflich sein, doch mich das zu fragen, war ihm auch überhaupt nicht einfach gefallen. «No», meinte ich nur und schaute wieder weg. «Ich möchte mit dir über alles reden.» Giorgia mischte sich ein. «Kommt ein bisschen spät, du Arschloch.» Ihre Worte passten zu ihrem blauen Auge... Noè stimmte ihr nickend zu und langte nach ihrem Handy, das auf dem kleinen Kaffeetischchen vor dem Sofa stand, lag.

«Gibt nichts zu bereden. Für mich ist alles klar.» Giacomo seufzte und sah zu Santiago, der nicht genau wusste, was er nun sagen sollte. Wir alle wussten, dass er mich zu nichts zwingen konnte. Zumindest nicht mehr. «Ich bin nicht hier, weil ich mich entschuldigen will, Dario. Ich weiß, dass Entschuldigungen für das, was ich angerichtet habe, nicht mehr ausreichen. Ich will Klartext reden und dir zum Verstehen geben, dass ich meine Fehler einsehe und mit dir an ihnen arbeiten will.» Schön, dass er das wollte. Nur interessierte mich das gerade nicht wirklich. 

Er durfte ruhig mit den Fehlern, die er gemacht hatte, leben, ohne sein eigenes Gewissen zu trösten, indem er an einem Freitagabend angerannt kam und urplötzlich mit seinem Sohn reden wollte. Er konnte mich kreuzweise. «Rede mit einem Therapeuten darüber. Mach ich auch», konterte ich und Noè grinste sanft auf. 

Irgendwie musste ich diesen Typen ja wieder loswerden können... Ich meine, mir war klar, dass er ein Hirn hatte und nein verstehen konnte. Doch mit einem Blick auf unsere Gesellschaft, setzte ich nicht mehr alles darauf, dass unsere Menschheit das Wort nein annehmen konnte. Egal, ob Mann oder Frau. 

«Ich will an mir arbeiten und ein guter Vater sein.» Mir sprang eine der vielen Sicherungen, die ich im Kopf hatte, raus. «Vater?!» Jetzt hatte er meine Aufmerksamkeit. Ich musste sogar aufstehen und ihm direkt ins Gesicht schauen, um mit mir selbst klarzukommen. «Wie wäre es zuerst mal, daran zu arbeiten, ein guter Mensch zu sein?! Danach kannst du ans andere denken. Aber nicht mehr bei mir. Du bist nicht mehr mein Vater!» 

PainkillerWhere stories live. Discover now