5. Kapitel

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Ich nahm meine Kopfhörer nur schweren Herzens vom Kopf, weil Dario wieder von seinem Nickerchen erwacht war

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Ich nahm meine Kopfhörer nur schweren Herzens vom Kopf, weil Dario wieder von seinem Nickerchen erwacht war. Ich hatte die vergangen 30 Minuten damit verbracht, mir seinen Gesang ins Gedächtnis zu bohren, bis ich jede Nacht davon träumen würde. 

Er klang so wunderschön und ich musste mich echt beherrschen, damit ich ihn nicht zum Singen zwingen würde. Ich wollte ihn live hören. Er musste mich morgens mit seiner Stimme wecken und abends zurück in den Schlaf singen. «Was machst du?» «Hör mir deine Stimme an.» 

«Man, Noè...» «Dario, es ist so gut. Ich verspreche auch wirklich, dass ich es niemandem zeigen und vor allem senden werde. Aber ich muss das jeden Tag hören.» Seine Augen waren noch halb zu und seine Wangen glichen einem Hamster. Aber das schien ihn nicht davor zu stoppen, mir mein Handy wegzunehmen, um die Aufnahme darauf zu löschen. 

Ich hatte mir das Video selbst von seinem Handy zugeschickt. «Bitte, Lio. Entweder das oder du musst live singen.» Da. Er öffnete ein Auge und sah mich skeptisch an. Das Pflaster um seinen Daumen drückend, hockte er sich verschlafen auf und strich sich die Haare aus der Stirn. «Also einmal singen oder-» «Immer.» 

Er dachte darüber nach, was ich persönlich genial fand, doch nach wenigen Sekunden gab er mir mein Handy zurück und beließ es dabei, mich für immer diese Aufnahme anhören zu lassen. Es kehrte gewisse Stille ein für ein paar Minuten, bis Dario das Thema wechselte. 

«Denkst du denn, ich würde es in New York auf die Reihe kriegen?» Es schien ihn echt zu beschäftigen, was? Diese Frage war eine Falle. Er wusste ganz genau, was meine Meinung war. Klar, wollte ich ihn mit nach New York nehmen, doch es ging einfach nicht. Noch nicht, zumindest. Vielleicht würde er nachkommen können. Und er hatte hier auch noch Roxy. 

Plus, Dad und Kelly hatten es letzte Woche verdammt gut gewortet. Lio hatte endlich ein fixes Zuhause. Würde er mir jetzt nach New York folgen, wäre dies schon wieder ein unnötiger Tapetenwechsel, der einiges erschweren könnte. «Das ist eine schwere und unfaire Frage, Dario.» 

Ich seufzte und band mir meine Haare hoch. «Du bist sicherlich stark genug, doch es passieren immer wieder solche Zwischenfälle wie gestern Abend und ich möchte diese Verantwortung nicht allein tragen. Die Zeit in Italien war schön, aber auch so verdammt traumatisierend gewesen für mich. Ich möchte die Dinge, die dort passiert sind, nicht erneut erleben.» 

Ich traute mich kaum rüber zu Dario, der mein Kopfkissen umarmte, zu schauen. Meine Worte konnten wehtun und ich wusste dies auch, doch mir war, genau bei einer Sache wie dieser hier, Ehrlichkeit sehr wichtig. «Ich war damals nicht auf Medikamenten und hatte noch Probleme mit den Drogen...» 

Ich wusste, was er meinte, doch es war nicht so simpel. «Ja, aber du hast immer noch Probleme mit den Drogen. Ich will diese Verantwortung echt nicht tragen, Lio. Ich will nicht Schuld für einen Rückfa-» «Denkst du nicht, dass das alles meine Schuld wäre? Ich meine: Meine Probleme, meine Fehler und eigentlich auch meine verdammte Verantwortung. Wieso hast du die ganze Zeit das Gefühl, dass du auf mich aufpassen musst?» 

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