9. Kapitel

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Ich verließ den Schulhof allein

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Ich verließ den Schulhof allein. Taby hatte sich heute aufgrund einer groben Erkältung krankgemeldet. Gut für sie. Also nicht, dass sie krank war. Mehr, dass sie Physik nicht durchmachen musste.

Mein Kopf dampfte und gab mit dem Rauch wahrscheinlich irgendeinem Piloten, der gerade über uns drüberflog, falsche Signale, aber das störte mich nicht. Viel mehr hasste ich die Tatsache, Dario verjagt zu haben. Er musste doch irgendwo sein.

Und ich weiß, bis eben meinte ich noch, dass er nicht mein Salat war, aber jetzt- Ich war diejenige gewesen, die den Scheiß gestartet hatte. Ich hatte behauptet, er habe eine Essstörung und es seiner Familie und meinen Eltern erzählt. Ich war diejenige, die ihn mit meinem Handeln so verängstigt und aufgeregt hat, dass er Gio gedroht und Giacomo geschlagen hatte.

Man konnte nun denken, was man wollte, aber jetzt war es auch mein Salat, denn ich musste mich rechtfertigen. Ich verspürte den Wunsch, Dario klarzumachen, dass ich es nicht bös meinte.

Mom und Dad hatten gestern noch mit seinem Vater gesprochen und dies endete in einer Diskussion, die ich und Gio im Flur vor dem Büro meines Vaters nur schwer überhören konnten. Kurz und simpel: Santiago weigerte sich, mehr über Darios Zustand zu sagen, denn anscheinend wusste er etwas, was sonst niemand tat. Auch weigerte er sich, zu helfen seinen Sohn zu finden. Dieser Mann wollte also wirklich nichts mit seinem eigenen Kind zu tun haben. Ganz tief in meinem Inneren hatte ich immer das Gefühl gehabt, Santiago würde Dario doch bestimmt auf irgendeine Art und Weise lieben. Schließlich war er durch ihn entstanden und bei ihm aufgewachsen.

Aber was- Was, wenn das genau der Grund für Darios Problem war? Hatte seine Beziehung zu seinem Vater etwas mit seinem Essverhalten zu tun? Oder tat ich wieder genau das, was ich schon vorher nicht hätte tun sollen? Ich kreierte einen neuen Wind, den ich, Mom und Dad und sicher auch Gio und Giacomo nicht auch noch durchmachen konnten. Am wichtigsten war im Moment, Dario zu finden und ihm zu helfen, aber ich wusste, dass wir ihn nicht finden würden.

Wir werden ihn erst zu Gesicht bekommen, wenn er es möchte und wann das sein wird, wusste keiner von uns.

Ich hatte mich dazu entschieden ans Ufer zum Leuchtturm zu gehen. Die Sonne schien und es war heute mal nicht so kalt wie sonst auch. Ich brauchte Zeit zum Nachdenken. Manchmal verfluchte ich meine Eltern, mir schon seit ich ganz klein war, diesen Einblick in ihre Berufswelt gegeben zu haben, denn es machte es mir schwer, mich auf mich selbst und nicht auf die Probleme anderer zu konzentrieren.

Das alles mit Dario füllte meine komplette Freizeit. Ich konnte kaum an etwas anderes denken. Warum war ich so? Warum juckte es mich so sehr? Wieso konnte ich nicht dagegen ankämpfen, anderen helfen zu wollen?

Eine leichte Brise blies mir mein offenes Haar, welches mir ins Gesicht gefallen war, da ich bloß zu Boden schauen konnte, aus meinem Gesicht und dies ließ mich links und rechts mehr wahrnehmen. Links von mir waren weiße Bäume. Sie tropfen, da der Schnee unter den Sonnenstrahlen schmolz und der Boden sah eklig schlammig aus. Ach, diese Art von Winter liebten wir doch alle, nicht wahr?

PainkillerWhere stories live. Discover now