«Ja, aber nicht so intensiv. Er kränkelt im Moment ja und da habe ich ganz normal gefragt, ob's ihm wieder bessergeht und ob er was braucht, aber ich wurde nur angezickt und verschickt. Dann gehe ich, lasse ihn in Ruhe und eine Stunde später taucht er auf, macht einen auf unsterblich verliebt und tut so als wäre alles wieder gut. Das ist nicht Dario. Nicht mir gegenüber zumindest.» Und ich hatte verdammt nochmal recht. 

Klar, war er mir gegenüber manchmal bissig oder einfach nur schlichtweg gemein, doch er entschuldigte sich dann immer direkt und ja... Keine Ahnung, es fühlte sich impulsiver und unkontrollierter an. So als würde Dario selbst gar nicht hinterherkommen mit seinen Schwankungen. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass etwas schiefging und mein Bauch hatte bei meinem Jungen bis jetzt immer recht gehabt. 

«Hat er was in der Session gesagt, was auffällig war?» «Das darf ich nicht sagen, Noè.» Man... Ich verlor gefühlt mein tausendstes Seufzen, doch was konnte ich sonst noch von mir geben? «Muss ich mich bei ihm entschuldigen? Ist es das? Klebt er mit seiner Laune wieder im Keller fest, oder was?» «Das kannst und darfst du selbst entscheiden.» 

«Also ist er wieder gecrasht?» «Seine Laune, ja. Und er ist mit Ivy zusammengeraten, weil sie dich und dein Verhalten verteidigt hat.» Ach... Ich war mir bereits im Klaren, dass ich diejenige sein musste, welche antrabte und sich entschuldigte, doch wenn's bedeutete, dass es Dario half, würde ich es immer wieder tun. 

Ich machte mich nach meinem Kaffee mit Kelly auch direkt auf den Weg und wurde von Karin an der Tür begrüßt. «Hi, Noè. Dario ist nicht da.» «Was?» «Ja, er ist unterwegs. Mit zwei Freunden, glaube ich. Lex? Wo ist Dario?» «Er hat mir gesagt, dass er zu Vicky und einer Riley geht.» Vicky hatte Schicht beim Kino... 

«Okay. Ja, dann schreibe ich ihm einfach. Ist schon okay. Geht es Ivy gut? Ich habe von ihrem Streit mit Dario gehört.» «Ach, die ist ganz taff und du kennst die beiden ja.» Ich versuchte zu verstecken, wie sehr mir im Magen lag, dass Dario bei Riley war, doch Karin roch den faulen Fisch. «Irgendetwas sagt mir, dass Riley nicht ein Name ist, den du hören wolltest.» «Yup...» Da hatte die liebe Karin verdammt nochmal recht. 

Ich wunderte mich, ob Dario nun extra, um mir eine reinzuhauen, bei Riley war oder ob er wieder gar nicht merkte, was er da für eine Scheiße startete. Und der jetzige Dario verunsicherte mich so verdammt stark, dass ich ihm sogar zutrauen würde, mich zu betrügen. Ja, echt jetzt. Das traute ich ihm in diesem verdammten Moment wirklich zu. 

Ich rief ihn also an. Es brauchte zwei Anläufe, bis er ranging und nur ja sagte. «Können wir uns sehen? Ich will reden», meinte ich nur. «Wieso?» «Wieso? Ich will das von heute früh mit dir klären.» Er atmete langsam ein und ich hörte ihn wieder ausatmen. Es hörte sich wie Inhalieren an und-, er rauchte. Er verfickt nochmal rauchte! 

«Rauchst du?» «No.» Allein, weil es italienisch war, wusste ich, dass er log. «Ich schwöre, Dario, wo bist du? Ich habe gerade keine Nerven für diesen Kindergarten.» «Bin mit Riley beim Kino. Wir warten auf Vic.» «Ich komme.» «Nein. Ich will dich nicht sehen.» «Komm mir jetzt nicht so. Ich komme und fertig.» 

Ich war vieles, doch meine Sturheit übertraf alles und jeden. Wenn ich sagte, ich würde zum Kino gehen, dann würde dies auch so sein. «Und wenn du nach Kippen riechst, wenn ich dort bin, reiße ich dir den Kopf ab.» Er sagte nichts mehr und ich hörte Riley im Hintergrund etwas fragen. Aber das war mir egal, denn ich schlug ihm dann nur den Hörer auf und lief los. 

Der Junge war schlau und hatte ein nicht gerade kleines Hirn, doch manchmal musste man ihn echt wie ein kleines Kind behandeln und erziehen. Vicky winkte mir grinsend zu, als er mich erkannte. «Hi, Noè.» Riley versuchte auch zu lächeln, doch ihr Blick blieb an Dario hängen, dessen Kopf fiel. 

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