Lex' Augen lauerten auf mir und er legte den Kopf dann etwas schief, als er seufzte, «Und was ist mit dir? Könnte dir nicht dasselbe passieren? Du könntest zurück zu den Pillen und dann? Dann verliert sie ihren Sohn auch wieder.» Ich hatte genug und rüttelte wieder an der Tür. Ich wollte aus diesem scheiß Auto raus. «Mach die Tür auf.» 

Ich schluckte schwer und rieb mir nervös den Nacken. «Lass mich raus, Lex!» Er schaute mich aber bloß traurig an, denn er wusste, dass er recht hatte. Er hatte verdammt nochmal recht. Ich war schlussendlich genau wie meine Mutter. Ich hatte die Drogen vorgezogen. Ich hatte sie über meine Familie, meine Freunde und mich selbst gestellt. Genau wie sie selbst. 

Aber das wollte ich nicht einsehen und zugeben. Das war meine größte Angst: So zu enden wie Mom. Ich war nicht wie meine Mutter! «Machst du die Scheiße extra?! Lass mich raus!» Meine Stimme brach und ich sank tiefer in meinen Sitz und versuchte das Beben in meiner Brust zu drosseln, weil mir so schlecht wurde. 

Lex blieb aber einfach still und wartete. «Ich bin nicht wie meine Mutter, okay?! Ich bin kein versiffter Junkie, der jetzt auf heile Welt macht und so tut, als wäre nie etwas gewesen! Ich bin nicht so!» «Das habe ich nicht gesagt, Dario...» «Aber du hast es gemeint!» «Habe ich nicht. Du bist derjenige, der es meint. Das ist, was du wirklich von dir selbst hältst.» 

«Bitte lass mich einfach aus diesem verfickten Auto raus!» Ich zeigte auf ihn und dann auf das Haus. «Okay.» Er öffnete das Auto und ich schwang die Tür auf, um in einer Eile ins Haus und direkt nach oben in mein Zimmer zu gehen. 

Karin kam mir im Flur verunsichert entgegen, denn sie hatte wohl nicht damit gerechnet, dass ich nicht in die Notaufnahme gehen würde. «Lex kommt. Er ist noch im Auto.» Sie wollte nachfragen, was los war, doch die schwarze Furie jagte an ihr vorbei und mir hinterher. Roxy hatte Karin beinahe aus dem Gleichgewicht gebracht. 

Oben im Zimmer drehte ich das Schloss um und sah mich wieder in meinem Zimmer um. Es stimmte. Wieso konnte ich Mom nicht verzeihen, obwohl ich dasselbe getan hatte? Ich wusste, wie ihre Seite aussah. Ich wusste, wie schwer es war, über die Drogen hinwegzukommen. Ich wusste verdammt nochmal, wie es sich anfühlte, das Monster zu sein. 

War ich denn echt auch eins? Und wenn nicht, hätte ich auch eins werden können? Noch ein größeres als Mom? Was, wenn ich auch beim Heroin geblieben wäre? Was wenn? Was wenn ich tatsächlich genau wie Mom war? Selbst dieser Calvin hatte mich Junkie genannt... Ich war aber kein Junkie, oder? 

Ich-, Ich-, Ich fischte nach meinem Handy und wählte Gios Nummer. Während ich darauf wartete, dass sie ranging, lief ich mir den Daumennagel kauend, mein Zimmer auf und ab und Roxy folgte mir auf Schritt und Tritt. Sie blickte stets zu mir auf, in mein Gesicht. 

«Rio? Hi. Wieso rufst du mich noch so spät an?» «Bin ich wie Mom?» «Huh? Was? Dario?» «Giorgia, bin ich wie Mom?» Mein Hals ging wieder zu und ich fürchtete mich vor der Antwort. «Wieso? Was ist los?» «Bitte antworte mir einfach. Bin ich wie Mom?» «Was meinst du mit, wie Mom?» 

Ich setzte mich auf mein Bett, doch konnte es nicht ertragen, ruhig dazusitzen, weshalb ich gleich wieder aufstand und mit Tränen auf den Wangen aus dem Fenster schaute. «Reden wir von ihrer Persönlichkeit oder von den Drogen? Ich meine, Dario, wenn du wie Mom wärst, wärst du liebevoll, gutherzig, aufgestellt und sensibel. Mom ist ein guter Mensch und hat ein sehr großes Herz. Mom ist, nebst den ganzen Drogen, loyal, sogar lustig und so ein offener Mensch. Wenn wir darüber reden, dann ja, Rio, du bist in vielen Hinsichten wie Mom. Dein Herz ist riesig, du bist loyal und liebevoll. Du bist einer der gutherzigsten Menschen, die ich kenne und-» 

Ich verlor ein Schluchzen und hielt mir die Stirn, als ich mich zu Boden setzte und an meinem Bett anlehnte. «Wieso weinst du? Dario? Ist etwas mit Mom passiert? Habt ihr euch gestritten?» «No...» «Was ist dann los?» Ich hatte das alles gar nicht gewusst. Ich wusste nicht, was für ein Mensch Mom war. Ich kannte sie nicht so, wie Gio es tat. 

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