«Hoffen wir einfach, sie erzählt nichts über dich weiter», verschränkte ich meine Arme auf der Brust und lehnte mich im Türrahmen an. «Schließlich würde dich das hier sicherlich einiges kosten. Dein Stipendium, deine Karriere als Footballer oder deine allgemeine Zukunft.»

Sein Blick wurde schärfer, er kam langsam auf mich zu. «Das sagt derjenige, dessen Strafakte schon mehr Seiten hat als Eltern vorhanden sind. Junkie, Borderliner, Dieb, eine männliche Hure... Was noch? Habe ich etwas vergessen? Wenn hier einer ein Nichtsnutz ist oder keine Zukunft hat, dann du. Weißt du ja selbst, sonst hättest du dir nicht die Pulsadern durchtrennt.»

Ich versteckte es, doch mein Hals ging zu. Das Atmen fiel mir schwer, doch ich durfte mich nicht auf diese Worte einlassen. Klar, hatte er recht, aber das würde ich doch niemals zugeben. Nicht vor ihm.

Ich wagte einen weiteren Schritt auf ihn zu und sah ihm kerzengerade in die Augen. «Stell dir vor... Als diese Strafvergehen, all diese Macken und Schwächen, doch keins so annähernd schrecklich, wie das Missbrauchen und Schlagen der eigenen Freundin.»

«Echt? So wie ich das von Tabea gehört habe, hast du deine ach so heiliges Mädchen ziemlich kaputt gemacht.» Mein Schmunzeln zerfiel, ich musste tief durchatmen, um mich nicht darauf einzulassen und ihm nicht geradewegs eine in die Fresse zu schwingen.

Ich hörte Noè oben rum räumen und betete, dass sie sich beeilen würde. Doch ich war nicht der Einzige, der realisierte, dass sie oben Tabeas Sachen zusammenpackte, denn Calvin erstarrte, hörte dem Gerumpel zu und schüttelte nur genervt den Kopf.

Seine Augen trafen auf meine, als er sich umdrehte und die Treppen hochjagte, wie ein verdammtes Monster. «Scheiße», fluchte ich leise und ich wusste, dass ich hier dann die Zwei auf dem Rücken haben würde, aber ich eilte ihm hinterher, weil ich ihm zutraute, Noè zu verletzen.

«Komm nicht näher!» Noè stand im Türrahmen von Calvins Zimmer und versuchte ihn, mit ihrem angehobenen Arm fernzuhalten. Er stand mit verschränkten Armen vor ihr und sah sie einfach nur an. «Du bist in mein Haus eingebrochen. Zugegeben, ich dürfte dir den verfickten Schädel einschlagen, weil es Selbstverteidigung wäre.»

Bitte was? Ich wagte es, die Treppen ganz nach oben zu treten. «Selbstverteidigung? Bitte... Sie ist knappe 1,65 m groß und wiegt vielleicht 60 Kilos oder so», verspottete ich ihn. «Was willst du dich da selbst verteidigen müssen? Lass sie verdammt nochmal Tabeas Sachen mitnehmen und dann sind wir auch schon weg.»

«Ich glaube du verstehst nicht, dass ich dir gleich die Fresse polieren werde, wenn du dich da nicht raushältst.» Ich deutete Noè flüchtig, mit den Sachen zu mir zu kommen. Ich hatte keine Lust, verprügelt zu werden, doch mir war es noch lieber, als dass Noè irgendwas passieren würde.

Dieser Calvin war auf etwas... Der nahm irgendwas und ich hatte leider keine Ahnung, was es sein könnte. Obwohl... Er spielte Football und stand eventuell unter Leistungsdruck. Ich wollte mich da nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, doch Doping würde mich bei ihm nicht überraschen. Schließlich konnte das doch echt zu aggressiven Ausbrüchen führen, oder?

«Noè, komm.» Sie nickte unschlüssig, schulterte Tabeas Tasche und tapste leise an Calvin vorbei, der direkt nach der Tasche greifen wollte. «Tabea schläft und bleibt hier! Sie ist meine Freundin und du hast da verdammt nochmal nichts zu sagen.»

Ich wollte dazwischen und Noè von ihm wegholen, doch sie deutete mir, zu warten. Sie sah zu ihm auf und schluckte unsicher. «Du hast jetzt zwei Möglichkeiten, Cal. Entweder lässt du mich los und lässt uns von hier verschwinden oder wir rufen die Polizei und sagen denen, was du mit Tabea angestellt hast und wie aggressiv du dich uns gegenüber verhältst.»

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