Ich strich ihm auch die nassen Locken aus der Stirn und erlag beinahe einem Herzinfarkt, als sich Darios Finger sanft in meine Seiten bohrten. «Okay?», fragte ich schwächelnd nach, weil ich selbst nicht mehr definieren konnte, wo vorne, hinten oder rechts und links waren. 

Lio nickte ganz schwach und neigte sich mit einem warmen Glitzern im Grün seiner Augen zu mir herunter. Das heiße Wasser und die Wärme, die von ihm und seinem Körper ausging, hüllte mich in eine Schutzschicht ein, in der mich keiner mehr erreichen und verletzen konnte. 

Ich fühlte mich sicher, wohl, geborgen und verdammt nochmal geliebt. Keine Ahnung, wie Dario das schaffte. Sein Mund auf meinem fühlte sich wie warmer Honig an und schmecken tat er gefühlt gleich. Seine Hände zitterten ein wenig, doch ich konnte sie langsam über meinen von meinen Haaren bedeckten Rücken streicheln spüren und vergrub meine Finger in seinem Haaransatz. 

Leute, keine Sorge, ich atmete mehr oder weniger noch, doch die Sicherungen sprangen der Reihe nach aus den Kacheln meines Verstandes raus. Es war ein High, ein Gefühl, das ich nicht beschreiben konnte, wenn man jemanden so nahe an sich heranlassen konnte und wusste, dass es okay war. Keine Vorurteile, keine verletzenden Worte, sondern bloß ein ehrlicher Blick, der mehr von sich gab, als es irgendwas Anderes auf dieser Welt tun konnte. 

Ich ließ meine Hände langsam über Darios Schultern, runter zur Brust und über seinen Bauch gleiten, wo er es das erste Mal wagte, nach unten zu schauen. Ich blieb an seinem Ausdruck hängen, versuchte zu lesen, was in ihm vorging und als sich seine Lippen wenige Zentimeter voneinander spalteten und er nur ein leises Seufzen von sich geben konnte, wurde mir klar, was das hier für ihn bedeutete, welch großer Schritt das für ihn war und wie verletzlich er gerade war. 

Seine Hände fielen von meinem Körper und suchten Halt hinter mir an den Fliesen der Dusche. Ich wusste ganz genau, wo sich sein kleines Schwalben-Tattoo über seinem Hüftknochen befand und strich blind darüber, während ich die Augen meines Freundes anbetend suchte. Ich wollte, dass er mich ansah. 

Ein schweres Schlucken und schreiende Sehnsucht. «Noè-» Er hatte meinen Namen schon so oft gesagt, ihn geflüstert, geschrien, verspottet, geliebt, gehasst, aber so hatte ich ihn noch nie gehört. So verloren, gierig und so leise, dass nur ich verstehen konnte, was er wollte. 

Ich berührte ihn, konnte Dario spüren und wurde nur wenige Sekunden danach von einem seufzenden, völlig eingenommenen Dario ganz an die Fliesen gedrängt. Seine komplette Statur überragte meine und so gerne ich seinen Gesang im Ohr hatte, nahm ich das leise, aber so verlangende Stöhnen viel tiefer in mir auf als alles andere. 

Sein Gesicht versank in meiner Halsbeuge, das Vibrieren seiner Brust überwältige meines. In meinem ganzen Körper hatte sich ein endloses Feuer entfacht. Zu sehen, wie mein Freund meinetwegen um den Verstand rang und gnadenlos verlor und mit der Sekunde lauter, flehender und gieriger wurde, machte etwas mit mir, was ich in einem Moment wie diesem hier bei Gott nicht in Worte fassen konnte. 

Ich schlang den Arm meiner freien Hand um Darios Seite und krallte mich ungewiss, wie ich selbst mit dieser Spannung klarzukommen hatte, an seiner Schulter fest. Er glühte. Darios ganzer Körper brannte und drängte sich mir und meiner Hand entgegen, bis kaum mehr ein Blatt zwischen uns Platz haben konnte. 

«Bist du okay?», fragte er mich, weil ich kaum mehr zu denken wusste. Ich ließ mich von meinen Gefühlen und Lüsten führen. «Das fragst du mich?», atmete ich außer Atem und legte meinen Hinterkopf gegen die Wand hinter mich. 

Dario wollte reagieren, mich ansehen, doch er konnte nicht. Was auch immer ich tat, es kontrollierte ihn. Seine Lippen hafteten an der Haut meines Halses und seine Küsse stahlen mir Geräusche, Seufzer, die seinen nahekamen. 

«Das ist nicht okay», brachte ich nur zustande und Dario löste sich etwas von mir. Aufhören tat ich aber keineswegs. «Du bist nicht okay», seufzte ich und ich blieb an seinen angeschwollenen Lippen hängen. 

«Es ist alles andere okay, dass du mich so anmachst», blinzelte ich das Wasser von meinen Wimpern, «Das sollte nicht erlaubt sein. Dass du so eine Wirkung auf mich hast.» Mir wanderte ein verspieltes, völlig benebeltes Grinsen auf die Lippen und ich wusste, dass Lio den Schimmer in meinen weiten Pupillen erspähen konnte. 

Er schüttelte nur schmunzelnd den Kopf und verlor sich wieder an meinem Hals, als ich es ihm noch schwerer machte zu denken. Ich hörte ihn meinen Namen wimmern, ich spürte ihn keuchen und ich konnte zusehen, wie ihn die letzte Selbstkontrolle verließ, während sein Stöhnen ruckartiger, brüchiger und heißer wurde. 

Ich spürte seine Spitze an meinem Bauch, als ich meine Arme um seinen Nacken legte und sein Seufzen mit meinem Mund auffing. Eine letzte Sicherung sprang raus. Lio packte mich an meinen Oberschenkel, hob mich ruckartig hoch und drückte mich mit dem Rücken gegen die mittlerweile etwas kühleren Fliesen. 

Mir jagte ein tüchtiger Schauer den Rücken runter und ein weiterer durch den ganzen Körper, als ich Dario ganz woanders wahrnehmen konnte, als eben noch an meinem Bauch. Ich langte nach seinen Wangen und sah ihm direkt in die Augen. Die Gier lauerte über uns, was mir in diesem Moment erst wieder klar wurde. 

Wir sollten nichts tun, was wir vielleicht bereuen würden. Manchmal war es vielleicht eine gute Idee, doch nicht hier und jetzt. Nicht in dieser Situation. Wir beide mussten einige Male blinzeln, bis wir wieder klarer sehen konnten. 

Es mussten keine Worte fallen. Wir beide realisierten, dass wir weit übers heutige Ziel hinausschossen und es nicht tun sollten. Auch wenn die Gier von unseren Körpern triefte und uns komplett kontrollierte. 

Jede Berührung an meiner Mitte setzte mich Wallungen aus, die es mir schwermachten, mich nicht dagegen zu drängen. Dario erging es gleich, doch er rettete uns vor diesem Fehler, indem er mich langsam wieder zu Boden gleiten ließ und seine Finger meinen Körper runter tanzten ließ, um meinen Berührungen zu kontern. 

Keine Ahnung, wo mein Halt an der Realität hin verschwand, doch er musste sich inmitten unserer Seufzer und unserem Stöhnen verlaufen haben, als es für uns beide auf den Höhepunkt zuging und Worte oder Sätze keine Option mehr waren.

Keine Ahnung, wo mein Halt an der Realität hin verschwand, doch er musste sich inmitten unserer Seufzer und unserem Stöhnen verlaufen haben, als es für uns beide auf den Höhepunkt zuging und Worte oder Sätze keine Option mehr waren

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Ich, die das mit einem Pokerface auf der Arbeit geschrieben hat...

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