«Schön, dich zu sehen, Dario.» Mir eine Hand hinstreckend, kam er etwas näher und ich wollte sie zuerst nicht nehmen, doch ich sprang über meinen eigenen Schatten und Stolz und hart war ich ja auch nicht mehr, weshalb ich mich von ihm auf die Beine ziehen ließ. Er legte dann eine Hand auf meine Schulter und nahm mich sogar in den Arm. «Du siehst richtig gut aus. Ich bin verdammt stolz auf dich.» 

Ich wusste mir nur mit einem unsicheren Nicken zu helfen und schaute dann rüber zu Noè, die einfach nur grinste. «Wann musst du wieder zurück sein?» «16 Uhr.» «Ich nehme an, du willst sicher noch kurz zu Roxy. Ich bin mit dem Auto hier. Kommt doch mit und dann fahre ich dich kurz vor 16 Uhr zurück in die Klinik.» Es war ungewohnt, dass Marco so freundlich und hilfsbereit mir gegenüber war, doch ich wagte es nicht, mich darüber zu beschweren. 

Wir gingen zurück zum Auto und, keine Ahnung, ich fühlte mich wieder wie 12. Wie ein Kind, das vom Vater abgeholt wurde und danach zum Fußballtraining gefahren wurde. Nicht, dass das Santiago jemals für mich getan hatte, doch ja... Vickys Dad hatte dies ein- oder zweimal für mich getan, als ich ab und zu mal beim Vicky geschlafen hatte unter der Woche. 

«Wart ihr die ganze Zeit hier? Was macht ihr hier eigentlich immer?» «Aufs Meer schauen und reden.» Marco startete den Motor und schielte rüber zu mir in den Beifahrersitz. Noè saß hinter mir. «Klar, reden», meinte er dann nur. Also, an mir konnte diese Aussage nicht liegen. Oder doch? Erkannte man doch noch etwas? Ich zog den Teller etwas über meine Mitte.

Ich hatte noch immer meine Waffel auf dem Schoß und aß sie Stück für Stück, doch ich musste stoppen, als mir Marcos stolzer Blick zu viel wurde. «Könntest du-, also, ich krieg' nichts runter, wenn man mich dabei so beobachtet.» Er nickte nur verständnisvoll und entschuldige sich leise. 

Noès Hand wanderte von hinten um den Sitz herum und suchte meine rechte Hand. Sie hackte ihre Finger mit meinen ein und lehnte sich dann an der Rückenlehne an und redete mit ihrem Dad. Marco ging es mittlerweile auch besser. Er sah erholter und gelassener aus. 

Und ich realisierte, dass ich die Leute um mich herum mit meinem Streiken vor dem Entzug viel krasser kaputt gemacht hatte, als mir zu Beginn überhaupt klar war. Giacomo und Gio waren auch fröhlicher und entspannter unterwegs. 

Und irgendwie wuchs nun der Druck in mir an, das hier ja nicht mehr zu versauen, weil meine Gesundheit die der anderen beeinflusste und ich nicht wollte, dass sie sich wieder so große Sorgen um mich machen mussten, dass sie selbst anfingen abzukratzen. 

Bei den Damaris' zu Hause hörte ich bereits vor dem Auto verdammt lautes und wirres Bellen. Dass die Haustür noch stand, grenzte an einem Wunder und ich wurde fast ins Jahr 2010 zurückkatapultiert, als Roxy mir entgegensprang und sich winselnd und quietschen auf meine Schuhe legte und sich auf dem Rücken hin und her drehte, wie eine Raupe. 

Noè musste richtig lachen und Marco konnte auch nur den Kopf schütteln. «Ich bin so froh, wenn du den Hund wieder zu dir nehmen kannst. Der ist wie ein zweites Kind, einfach nur viel frecher und schwerer zu erziehen.» «Vergleichst du mich mit einem Hund, Dad?», konterte Noè leicht eingeschnappt und nahm mir die Waffel ab, damit ich mich vollkommen auf Roxy konzentrieren konnte. 

«Nein, du bist um einiges teurer im Unterhalt als der Hund.» Sie schlug ihm gegen den Oberarm, aber sie beide lachten dann auf. Mir entging die neue Atmosphäre nicht und ich brauchte einige Minuten, um mit ihr komplett klarzukommen. Es war neu, bei den Damaris' zu sein, ohne Mist gebaut oder Angst haben zu müssen. Neu, aber angenehm. 

«Komm rein, Dario. Möchtest du einen Kaffee, oder so?» Ich nickte nur und schnippte Roxy einmal, damit sie mir folgte und dann neben mir in der Küche an meinem Bein blieb und brav Sitz machte. Marco zeigte auf sie. «Der Scheißköterr ist also doch nicht taub. Ich glaube, die hört einfach nicht gerne auf mich.» 

«Sie hört halbwegs auf mich, aber am besten auf Dario», kaute Noè nur, denn sie half mir bei meiner Waffel, aber ich machte es mir mit dem Rest einfach und tunkte ihn ab und zu in den warmen Kaffee, damit er nicht mehr so trocken war. 

Marco schien sich an etwas zu erinnern und verließ kurz die Küche und Noè hockte neben mir auf dem Tresen und langte nach meinem Oberarm, um mich vor sie zu ziehen. Sie umgriff meine Wangen und küsste mich liebevoll. Ich war fast etwas überrumpelt von dieser Gastfreundlichkeit und vor allem von Marco, der so freundlich war. 

«Das vom Marble holen wir ein andermal nach, oder?», flüsterte sie und schaute mir in die Augen. Ich lächelte nur und nickte dann schüchtern. «Ey, Dario!» Marco kam den Flur runtergelaufen und er warf in der Küche einen Sack voller Kippenpackungen auf den Esstisch. «Kannst du mir erklären, warum Roxy jedes Mal, wenn sie abhaut, Zigaretten hier herbringt?»

 «Kannst du mir erklären, warum Roxy jedes Mal, wenn sie abhaut, Zigaretten hier herbringt?»

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Ey, ich wünsche euch allen schon mal einen guten Rutsch ins neue Jahr. Feiert schön, aber nicht zuuu schön xD

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