Schon eine abartig peinliche Situation... Man ey, ich dachte, meine Medikamente legten mich für den Moment lahm. Mir entkam wieder ein verlorenes Seufzen und ich schüttelte ergeben den Kopf. «Okay.» «Huh?» Ich schob meine Hände in meine Hosentaschen und schaute runter in ihre Augen. «Du hast mich schon verstanden. Reiß ihn mir einfach nicht ab.» 

Sie schubste mich an meiner Schulter grob weg und versuchte, ihr Lachen zu kontrollieren. «Du bist blöd», meckerte sie grinsend und ich winkte nur ab, während ich mich zu ihr runterlehnte und sie langsam ins Schweigen küsste. Sie taumelte mit dem Rücken an den Leuchtturm und streckte sich zu mir hoch, um ihre Arme um meinen Nacken zu legen. «Dauert das nicht auch etwas zu lange?» Ich schaute in ihre Augen. 

Mit der Hand nur wenige Zentimeter über dem Boden zeigte ich ihr meinen Level an Erfahrung und ergänzte diesen mit der ehrlichsten Antwort, die sie jemals von mir bekommen konnte. «Basierend auf meiner Erfahrung und dem letzten Mal, wo ich jemals irgendwas dort unten gespürt habe, werden das die schnellsten 15 Sekunden von deinem Leben.» 

Noè knockte mich fast aus, weil sie so darüber lachen musste, doch sie wurde dann plötzlich etwas ernster und langte nach meinem Pullover, um mich wieder näher an sich heranziehen zu können. Sie zögerte. «Sag Stopp, wenn's zu viel ist.» 

Ich nickte nur und schaute mich kurz um, ob jemand in der Nähe war oder uns sehen konnte, doch das wurde mir sehr schnell egal, als ich spürte, wie Noè die Schnalle meines Gürtels aufmachte und ausfädelte. Mir ging der Hals zu und mein Herz begann noch doller zu rasen, doch ich war... okay. Ich war okay. Bis zu einem bestimmten Grad, zumindest. 

Sie machte den Knopf auf und zog den Reißverschluss runter. «Die Schwalbe ist eigentlich voll das nice Tattoo.» Sie tippte auf mein Tattoo, das mir aus dem Rand der Boxer hervorschaute und schaute dann zu mir auf. Sie grinste schüchtern. 

Ich musste selbst etwas lächeln, weil sie sich jetzt doch davor scheute, mich anzufassen. Und das, obwohl sie diejenige war, die die Idee gehabt hatte. «Wenn die Schwalbe das ist, was dir beim Anblick von meinem Schritt am meisten auffällt, muss ich ja ziemlich enttäuschend bestückt sein.» 

Sie biss sich auf die Unterlippe und zuckte mit den Schultern. «Da muss ich widersprechen, Corrado.» Ich lehnte mich langsam wieder zu ihr runter und küsste sie sanft unter ihrem Kiefer entlang. Noè seufzte leise auf und zog am Bund meiner Boxer. Ich verlor ein scheues Stöhnen und stützte mich hinter ihr an der Wand ab und sah ihr zu, wie sie nach mir langte. 

«Noè? Dario? Seid ihr hier?» Die Schritte im Kies versetzten mich fast in ein Komma und Noè eilte direkt vor mich, damit ich mich wieder... bedecken konnte. «Dad! Hi, ja. Wir essen hier Waffeln. Wir wollten eh noch nach Hause kommen, bevor Dario zurück in die Klinik muss.» 

Ich schnallte mir meinen Gürtel zu und hockte mich dann zu meiner mittlerweile kalten Waffel hin und nahm sie nichts ahnend zur Hand. Marco kam vorsichtig, da er sich auf den Steinen nicht so wohlfühlte, zu uns rüber und Noè setzte sich selbst etwas unter Schock stehend neben mich hin. 

Klar, hätte das hier scheiße peinlich enden können, doch etwas Gutes war passiert: «Hat funktioniert», murmelte ich nur. Danke, Marco... 

«Das ist also euer Versteck. Hier trefft ihr euch immer, wenn ihr um 10 Uhr abends von zu Hause abhaut.» Marco schaute sich um und blieb dann vor mir stehen. Ich sah etwas zurückhaltend zu ihm auf. Ich hatte ihn auch schon knappe 3 Wochen nicht mehr gesehen. 

«Wieso bist du uns suchen kommen?», fragte Noè nach und rieb sich nervös über die Oberschenkel. «Weil ich euch in der Klinik besuchen wollte und mir dann auf einmal gesagt wurde, dass Dario draußen mit dir unterwegs ist.» Ich brach einen Krümel von der Waffel ab und aß ihn etwas unbeholfen. Irgendwie aß ich nicht gerne vor Marco, doch er begann nur zu lächeln, als er mich kauen sah. 

PainkillerWhere stories live. Discover now