39. Kapitel

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«Ich wurde mit 4 in die erste Pflegefamilie gesteckt, doch die haben mich aufgrund meines zerstörerischen Verhaltens schon nach den ersten Tagen wieder zurückgebracht. Das ging so weiter, bis ich 6 oder 7, vielleicht auch schon 8 war. Ich wechselte im Wochentakt die Häuser und kam immer wieder zurück ins Heim, bis man mich zu meinem leiblichen Vater gebracht hat.» 

«Wieso haben sie das nicht von Anfang an gemacht?» Das Mädchen neben mir sah mich neugierig an. «Weil er mich nicht wollte. Meine Eltern hatten ein One-Night-Stand, nicht mehr. Sie waren jünger als ihr alle.» Es war eine Art Schmerz darüber zu reden, den ich gar nicht beschreiben konnte, aber ich ließ mich dazu überreden, es einfach mal zu sagen. Bianca, die Leitung dieses Meetings, fragte mich diesen Mist schon seit 8 Terminen. 

«Bei meinem Vater durfte ich dann im Keller pennen und ich habe mich bei ihm, glaube ich, genauso verhalten, wie bei den anderen Familien. Nur konnte er mich halt nicht zurückbringen und das hat zu Konflikten und anderen Dingen geführt. Er hat mich manchmal geschlagen, fast schon doller, als es einige Pflegeväter getan hatten. Und er rastete ziemlich oft aus. Er hat mich sogar vergiftet und mittlerweile kann ich deswegen nicht mehr essen.» Ich zeigte schüchtern auf meine Nasensonde, die ich immer noch trug. 

Bianca legte ihren Kopf leicht schief und sah mich traurig an. «Aber das mit dem Essen hat wahrscheinlich auch noch andere Gründe. Ist so ein Kontroll-Ding, wurde mir gesagt. Ich hatte nie welche und ja, irgendwie finde ich im Hungern oder so halt das, was ich nie haben konnte: Eine eigene Meinung, den eigenen Willen.» 

Es war verdammt komisch, dass mich alle so schweigend und konzentriert anschauten. Ich fühlte mich richtig unwohl und mein Hals wurde mit der Sekunde trockener, mein Herz raste und ich wollte am liebsten aus diesem Raum verschwinden. 

«Na ja, mit 11 oder 12 begann ich halt abzuhauen und dann habe ich mit dem Rauchen und Trinken angefangen. Es hat etwas in mir erfüllt... Diese Leere. Das große Loch, das durch das konstante Abweisen und Weiterschicken entstanden ist. Ich aß kaum mehr und ernährte mich von Nikotin, Alkohol und manchmal von den Tabletten, die die Mitbewohner von meiner Mom bei sich versteckt hatten. Meine Mutter ist auch erst seit ein paar Monaten clean.» Ich musste Luft holen, weil ich das Gefühl hatte, zu ersticken. 

«Ich habe Probleme mit meinen Emotionen und so... Deswegen auch, also...» Ich sah runter zu meinen Armen und Bianca nickte verständnisvoll. «Deswegen die Verbände und die Narben auf deinen Armen?» Ich nickte nur und schloss kurz meine Augen. 

«Kurz vor meinem 14. Geburtstag, vielleicht ein oder zwei Tage davor, war ich wieder unterwegs und ich war ziemlich blau, was darin resultierte, dass mich ein älteres Mädchen missbraucht hat. Sie war 18 oder so. Ich konnte mich nicht daran erinnern, hatte aber schlimme Alpträume deswegen und ich fürchtete mich plötzlich so sehr vor Nähe und ja... Erinnern kann ich mich erst seit ein paar Monaten dran, aber ich wusste die ganze Zeit schon, dass etwas nicht stimmte. Nach diesem Vorfall fing ich erst richtig mit den Tabletten und dem Weed an. Ich haute täglich ab und machte immer blau...» Dass ich nur von mir erzählte, lag mir quer im Magen, aber es schien keinen zu stören und sie alle hatten dasselbe getan, als sie dran gewesen waren. Bianca überzog ihre Stunden gerne. 

«Dann kam Noè ins Spiel.» Bianca wusste bereits, wer sie war, denn sie war diejenige, die fast täglich vorbeikam und nachfragte, wie es mir ging und ob sie mich schon sehen durfte. «Deine Freundin?» Ich nickte nur... «Sie hat mich komplett auffliegen lassen. Sie hat einfach alles herausgefunden und mich dazu überredet, den ersten Aufenthalt zu machen. Sie war auch diejenige, die das mit dem Missbrauch kapiert hat. Und ja... Ich habe es für sie versucht. Mehr oder weniger, zumindest.» 

Der Typ rechts von mir seufzte, «Es für jemand anderen zu machen, ist ein guter Start, aber ich musste auch auf die harte Art und Weise lernen, dass es keine langatmige Lösung ist.» Die anderen nickten vereinzelt. Mir war zum Kotzen übel, aber ich biss mich durch. «Ich log sie oft an, wenn's um meine Besserung ging und ich schäme mich abartig dafür, sie immer noch die ganze Zeit zu enttäuschen, aber sie ist immer noch da. Sie geht einfach nicht, ganz egal, was ich anstelle.» 

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