«Was ist denn das?!» Vicky sackte auf die Knie und packte Roxys Kopf. «Ein Hund...» «Deiner?!» «Yup... Die haben mir einen Hund gegeben, weil ich allein nicht mehr klargekommen bin.» «Wegen der Trennung?» Ich zuckte mit den Schultern und gönnte mir jetzt die Kippe, die Lex mir vor der Klinik nicht erlaubt hatte. «Allgemein...» «Aber es geht jetzt wieder besser, oder? Du siehst nicht schlecht aus.» Ich grinste schwach auf. «Tu ich nie.» 

Vicky begann zu lachen und stoppte in seinen Streicheleinheiten, als Wayet an ihm vorbeiging. Dieser hatte eine Scheißlaune, aber wenigstens gab er Ruhe. Der hatte gestern und die ganze Nacht durch fett genervt. Nicht, dass ich sonst irgendwie hätte schlafen können, aber ja... 

«Was war das für eine göttliche Spezies und warum finde ich Typen auf einmal wieder heiß?» Mein Kumpel entlockte mir ein leises Lachen. «Der ist bald 18 und dann weg.» «Also was den Altersunterschied angeht, brauchst du mir nichts zu sagen, Rio. Lass Riley nicht vergessen.» Ich verdrehte meine Augen, musste aber trotzdem schmunzeln. Ja, Riley... 

Ich rauchte zu Ende und schaute Vicky zu, der fast schon mit Roxy am Boden lag und kuschelte. Dieser Hund war so verdammt weit von einem seriösen Therapiehund entfernt, doch ich mochte sie echt. Sie war eine angenehme Decke in der Nacht und zusätzlich aber auch eine super Abkühlung, wenn ich innerlich zu glühen anfing. 

«Darfst du raus? Wollen wir zusammen zum Marble auf die Wiese? Die Sonne scheint, also wirst du dir deinen kleinen italienischen Arsch schon nicht abfrieren.» Ich nickte vorsichtig und wandte mich an Lex, der gerade wieder rauskam. 

«Darf ich raus?» «Wohin?» Vicky erhob sich wieder vom Boden, doch er tätschelte Roxys Kopf noch immer. «Die Wiese vorm Marble... Und höchstens bis zum Kiosk, falls ich was zum Snacken möchte.» Lex sah mich nachdenklich an. 

Raus hatten sie mich bis jetzt noch nicht gelassen. Zumindest nicht ohne Lex oder mit seinem Einverständnis. Er zögerte, doch ich zeigte auf Vicky. «Vicky kennt mich und weiß, was ich darf und nicht darf.» Der Ginger stimmte mir stolz zu. «Habe den Dude meist sogar besser unter Kontrolle als die Heinis vom Sozialamt», scherzte er. 

Lex schüttelte grinsend den Kopf, gab aber nach und ließ mich Uhrzeit und Ort auf unserer kleinen Liste eintragen. Unterschreiben musste ich auch, um zu versprechen, dass ich nichts nehmen und anstellen würde. «Bitte sei zum Abendessen wieder da.» Ich winkte ab und schnippte Roxy, dass sie vorgehen konnte. 

Vicky und ich nahmen den Bus ins Dorf. «Du machst jetzt so ein Programm, oder?» Ich stimmte leise zu und zeigte unter meinen Sitz, um Roxy dorthin zu dirigieren, damit sie keinem im Weg liegen konnte. «Für meine Emotionsausbrüche und allgemein Borderline, ja.» 

«Hilft es?» «Denke schon, habe mich im Moment sehr gut im Griff.» «Sicher?» Ich nickte nur und schaute aus dem Fenster. Ich hatte doch keine verdammte Ahnung, ob mir dieses Programm half. Bis jetzt hatte ich keine Unterschiede bemerkt... 

Ich musste einfach nachfragen, «Also hat Noè versucht mich zu kontaktieren?» Vicky wusste es nicht. «Sie hat die Nummer gelöscht, weil sie denkt, dass du sie nicht mehr hast.» Marco... «Hast du sie seit der Trennung denn gar nicht mehr gesehen?» Ich schüttelte meinen Kopf und seufzte, «Also ich habe sie einmal kurz gesehen, aber sie mich nicht.» 

«Vermisst du sie?» «Man! Vicky, stopp! Okay?!» Er hob seine Hände an und wich etwas zurück. «Sorry, ich wollte dich nicht wütend machen.» «Du machst mich nicht wütend. Du erinnerst mich nur wieder daran, was mich verlassen hat. Sie hat mich verlassen, sie hat mich nicht geliebt und sie will mich nicht mehr. Fertig.» 

Wir waren im Dorf angekommen und Roxy folgte mir auf Schritt und Tritt zur Wiese. Wenigstens war sie trocken, was für mich bedeutete, absitzen zu können. Meine Beine konnten mich kaum noch tragen. Roxy drängte sich auf meinen Schoß und zwang mich fast schon dazu, sie zu streicheln. Ich vergriff mich in ihrem schwarzen Fell und konnte spüren, wie ich leicht vor Wut zitterte. 

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