In mir begann es zu kochen und ich sah so rot, dass ich sogar nach der Kehle meiner eigenen Schwester greifen wollte, doch Ronan stoppte mich und klemmte mir meine Arme auf den Rücken. Hätte ich nichts Intus, würde ich das an meiner verletzten Schulter klar und deutlich zu spüren bekommen. «Jetzt lass zur Kreuzung gehen, er holt dich ab.» 

Ich wehrte mich gegen Ronans Griff und legte meinen Kopf schwer atmend in den Nacken. Das war gerade viel zu viel für mich. Mir wurde sogar schwindlig und ich- «Wieso behandelst du mich jetzt auch noch wie einen Verrückten und ein verdammtes Kleinkind?!» 

«Weil du dich wie eins benimmst!», maulte sie zurück und langte nach meinem Oberarm, doch ich stieß sie weg und zeigte auf sie. Ich hatte es mittlerweile aus Ronans Griff geschafft. «Nenn mich nicht Kleinkind! Ich bin keins!» 

«Rio, wir müssen jetzt nicht streiten. Du steigerst dich nur wieder in alles rein...» «Du redest mit mir, als wäre ich vollkommen bekloppt!» «Nein, ich versuche dir zu helfen, obwohl du dich wie ein Vollidiot benimmst!» Mir wurde vereinzelt schwarz vor Augen und ich musste mir mein Gesicht halten, weil sich alles zu drehen begann. 

Ich hatte keine Ahnung mehr, wo wir waren und was wir tun wollten. Ich wusste nur noch, dass ich wegmusste und allein sein wollte. «Dario? Hey, schau mich an...» Ich schlug ihre Hände weg und taumelte von ihnen weg, wo ich verzweifelt versuchte, wieder klar denken zu können. «Niemand versteht mich! Niemand versteht, wie ich mich fühle! Ich tue es ja selbst nicht mal! Geht! Lasst mich!» 

Mein Herz raste und ich glaubte, ohnmächtig zu werden, als ich aber eine männliche Stimme näherkommen hörte. «Da seid ihr ja. Ich habe laute Stimmen gehört.» «Gott sei Dank, Santiago. Wir-, Dario... Ihm geht's zum Kotzen scheiße. Er hat nicht gerade schwaches Zeug getrunken und Tabletten genommen. Ich-, Ich weiß nicht, was ich machen soll.» 

Ich ignorierte die anderen und versuchte dasselbe mit den Stimmen in meinem Kopf zu machen. Gio schob mich gerade genauso ab, wie es alle anderen in meinem Leben getan hatten. Und sie tat es sogar noch an dieselbe Person. Ich fühlte mich wieder genauso, wie vor so vielen Jahren, wo man mich einfach an Santiago weitergegeben hatte, weil sie mich nicht mehr wollten und mich nicht mehr mochten. 

Dieses Mal wollte ich das aber nicht zulassen. Ich ging und suchte das Weite. Die Stimmen und auch Gio und Santiago folgten mir. Was Ronan mittlerweile machte, war mir scheißegal. «Dario, warte. Komm her.» Meine Schwester langte nach mir und tat wieder eine auf, liebevoll und gutherzig. Ich wusste, dass sie das alles nur versuchte, weil sie mich loswerden wollte. Wahrscheinlich hatte ich ihren ganzen Abend mit Ronan versaut. 

«Bitte lass mich einfach! Du machst mich fertig mit der Scheiße!» Ich schnappte nach Luft und kannte die Arme, die mich von hinten zu umarmen begannen, leider viel zu gut. Mich dagegen wehrend und sogar schon quengelnd, weil ich von ihm nicht angefasst werden wollte, versuchte ich mich von ihm zu lösen, doch er hielt meine Unterarme fest und drückte sie mir auf die eigene Brust. So wie immer. 

«Lass mich los! Ich will nicht! Hör auf! Stopp...» Ich hasste es. Ich hasste es abgrundtief, dass er das immer tat. «Atme, Dario. Ich lasse dich los, wenn du dich etwas beruhigt hast.» Ich schüttelte den Kopf und wehrte mich doller gegen diesen Mist. 

Wenn ich könnte, würde ich am liebsten ausholen und ihn zu Boden schlagen. «Ich will nicht immer von Haus zu Haus und von Person zu Person geschoben werden! Ich kann das nicht ab! Jeder schiebt mich ab und verlässt mich!» 

«Hey, hey... Das stimmt nicht. Alle sind noch da. Niemand ist gegangen. Ich weiß, dass du das jetzt gerade nicht sehen kannst, aber diese Leute schieben dich nicht ab, sie versuchen, mit anderen zusammen Hilfe für dich zu finden.» Ich wollte aber keine Hilfe. 

PainkillerWhere stories live. Discover now