Giacomos Blick blieb an meiner leicht zitternden linken Faust hängen. «Wenn du wieder etwas gutmachen willst, dann gib dir wenigstens bei deinen zukünftigen Kindern die Mühe, die dir bei mir zu schade war! Aber von mir kannst du schön fernbleiben!» Er wollte antworten, als es wieder klingelte. Man! Giacomo seufzte und verdrehte die Augen. «Wusste nicht, dass wir heute Tag der offenen Tür haben...» 

«Dov'è Giorgia?!» Was? Mo-Mom stürmte den Flur runter und jagte zu Gio, die selbst nicht ganz hinterherkam. «Verdammte Scheiße, was machst du für Unsinn?! Ich habe nur gehört, dass du dich geprügelt hast!» «Mir geht's gut, Mamma. Du müsstest die andere sehen», lächelte meine Schwester sanft und löste die Hände unserer Mutter von ihren Wangen. 

I-Ich- Ehm... Hilfe? Ich suchte direkt Noès Blick und schluckte verängstigt. Zum Glück verstand sie mich und kam zu mir, um nach meiner Hand zu greifen. «Und du! Was lässt du zu, dass meine Tochter in solche Schwierigkeiten gelangt!» 

Mom wollte Giacomo anfahren, als ihr auffiel, dass beide Väter ihrer Kinder hier waren. Sie stockte in ihrer Bewegung und schaute zwischen den beiden hin und her, bis ihre Augen meine trafen. Doch ich konnte nicht erwidern. Mein Blick sank runter auf meine Füße, bis Noè dazwischen kam und ihn auffing, damit ich in ihren Augen Sicherheit finden konnte. 

«Was machst du hier?» Santiago deutete vorsichtig auf mich und schluckte den Kloß, der sich in seinem Hals bildete, runter. «Ich wollte mit Dario reden.» «Perché?» Sie verschränkte ihre Arme auf ihrer Brust und lief mit scharfem Blick auf ihn zu. «Weil-» «Ist mir scheißegal! Was bildest du dir ein, hier aufzutauchen, nach allem, was du angerichtet hast?!» 

Mein Herz begann zu rasen. E-Es... Das war mein erstes Mal, wo ich die Leute, die mich gezeugt hatten, miteinander reden sah. Und sie schrien einander an. Ich hatte die beiden noch nie beieinander gesehen. 

«Sehr mutig, was da aus deinem Mund kommt!», schimpfte Santiago. «Der Junge ist ja nur bei mir gelandet, weil du die Drogen über ihn und seine Schwester gesetzt hast! Sag mir nicht, was, ich alles bei Dario falsch gemacht habe. Wenigstens war ich vermehrt da, während er aufgewachsen ist. Nicht so wie du, die sich mit Heroin zugedröhnt hat und beide ihre Kinder vernachlässigt hat!» 

Zu sehen, wie meine Mutter Santiago nach seinem Konter an die Gurgel ging- Ich denke, ich hatte aufgehört zu atmen. Ich war mir nicht sicher, ob Giacomo sich einmischte und versuchte, alle wieder zu beruhigen, doch ich konnte mich nicht mehr rühren. 

Im Augenwinkel erkannte ich Noè, die auf mich einredete und sie zog sogar an meiner Hand und führte mich die Treppen hoch in mein Zimmer. «Dario? Hey?» Ich gab ein schwaches Nicken von mir, um ihr zu zeigen, dass ich sie wahrnahm und hörte. «Alles okay?» Wieder nur ein Nicken. «Sicher?» Ich wollte zum dritten Mal nicken, doch mir fehlte die Kapazität zu lügen. Mein Kopf schüttelte sich von allein. 

Die Stimmen unten wurden nicht leiser. «Du hast ihn vergiftet! Ist dir das bewusst!» «Sei still! Und schau lieber, dass du clean bleibst!» Sie wurden immer lauter, was dazu führte, dass es diese Stimmen in meinem Kopf auch taten. 

Meine Augen klebten an der Zimmertür, die zu war und ich hockte mich beim Fuß des Bettes auf den Boden. Noè tat mir gleich. Sie redete und redete, doch verstehen konnte ich nichts mehr. Es mochte dumm klingen, doch der kleine Junge in mir hatte gerade realisiert, dass es für ihn niemals eine glückliche Familie gegeben hatte. 

Ich hatte nie in meinem Leben zwei normale Eltern gehabt. Und, ich meine, ich wollte schon lange keine Familie mehr, doch die winzig kleine Hoffnung, die ich in mir gehütet hatte, seit ich ganz klein war, doch noch irgendwie ein Leben mit beiden, Mom und Santiago, erbauen zu können, war erloschen. 

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