Kapitel 38

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Der Weg hinaus dauerte länger. Allein durch meine Markierungen war es mir überhaupt möglich zurückzufinden. Der Weg erschien mir ebener, was total abwegig war. Dennoch hielt ich mehrmals an um eine Abzweigungen genauer zu betrachten. Der Wind, der meine Haut traf, als ich mich endlich dem Ausgang näherte, ließ mich erschauern. Ich war noch immer nicht vollständig daran gewöhnt, ihn ohne Schleier spüren zu können.

Der Anblick der mich draußen erwartet, ließ mich abrupt innehalten. Ich sah nicht nur Vaughn, Heela und Oraziel, die in ein Gespräch vertieft am Rande des Steinbruchs standen. Im Steinbruch waren um die dreihundert Krieger in ihrer ledernen Kampfausrüstung versammelt. Bis auf die Zähne bewaffnet und bereit in einen Krieg zu ziehen. Die Fae schienen für den Kampf geboren zu sein. Sie waren hochgewachsen und nicht nur ungewöhnlich schön, sondern auch ausnahmslos gut gebaut. Ihre Bewegungen enthielten sowohl Leichtigkeit, als auch Präzision. Jeder Hieb saß. Jede Bewegung fand ihr Ziel. Sie waren eine Einheit.

Als ich Heela entdeckte, die mit missmutiger Miene das Geschehene beobachtete, schritt ich mit großen Schritten auf sie zu. „Das hat Spaß gemacht. Können wir gerne bald mal wiederholen", verkündete ich zufrieden und drückte ihr den Kiesel in die Hand. Das einzige, was ich auf dem Weg nach draußen gefunden hatte.

„Wie...?" Ihr verblüffter Ausdruck ließ meine Mundwinkel nach oben wandern. Es war so nah dran an einem Lächeln, dass ich einen Moment fast die Fassung verlor.

„Arabella." Wie anders diese Stimme klang im Gegensatz zu der in der Höhle. Sie war eindeutig männlich. Und man konnte die Emotionen lesen, wie ein Buch. Jeder der Anwesenden musste den Zorn in seiner Stimme hören.

Seine Männer machten ihm Platz und er musste sich nicht, wie ich zuvor, durch sie hindurch schlängeln. Einen Moment, einen winzigen Moment, fragte ich mich, ob es etwas veränderte, dass jetzt jeder der Anwesenden meinen Namen kannte. Aber dann verwarf ich den Gedanken. Arabella war nicht der Name, den sie mit der Tochter des dunklen König in Verbindung brachten.

„Wo warst du?", donnerte seine Stimme über die Köpfe hinweg.

„Was glaubst du denn?" Irritiert drehte ich mich zu ihm um. Er kam vor mir zum Stehen. So nah vor mir, dass mir fast die Luft wegblieb, als ich den Blick hob.

„Ich habe dich davor gewarnt Spielchen zu spielen", knurrte er. Instinktiv wich ich aus, als er nach meinem Arm griff. Mein Blick wanderte über die Krieger zum Stand der Sonne. Es war früher Morgen und das hieß das während meiner Zeit in der Höhle ein ganzer Tag vergangen war.

„Ich habe nur getan, wozu ich aufgefordert gewesen war", verteidigte ich mich und wich zurück, als er noch näher vortrat.

„Das bezweifle ich." Er mustere mich und ich wandte mich unter seinem Blick. Ich hielt den Blick geradeaus auf seine Brust gerichtet. Auch er war in der ledernen Kleidung der Krieger gekleidet. Nur machte er noch eine deutlich bessere Figur als sie. „Komm mit", befahl er.

Doch ich dachte nicht daran. „Ich kann alleine zurück gehen", entschied ich und wandte mich ab. Ich kam ungefähr drei Schritte weit, bis sich seine Magie wie eine eiserne Fessel um mich legte. Meine Füße verloren den Kontakt zum Boden. Die Genugtuung, dass ich mich wehren würde, konnte er vergessen. Er grinste mich zufrieden an und ließ mich hinter sich her schweben. Ich bebte vor Zorn. Riss mich aber zusammen bis wir den Wald erreicht hatten. Selbst dann als ich spürte, dass er ein zweites Paar fesseln um meine Fußgelenke flocht.

„Ich kann alleine gehen", zischte ich woraufhin er auflachte.

„Das würde längst nicht so viel Spaß machen." Er drehte sich zu mir und ich atmete scharf ein. Es lag weniger als ein halber Schritt zwischen uns. Seine Augen verdunkelten sich. In ihnen war nichts von den hellen Strahlen der Sonne zu sehen, die durch das Blätterdach brachen. „Weißt du, was ich gerne wissen würde." Er zog an einer meiner Strähnen und beobachtete amüsiert, wie ich versuchte mich in den Fesseln zu winden. „Wieso wehrst du dich nicht? Wieso versuchst du es nicht einmal?"

Abrupt hielt ich inne. Mein Blick huschte unsicher zwischen den mächtigen Baumstämmen hin und her. Ich hatte noch nicht verarbeitet, was mich der Spiegel sehen ließ und war auch nicht auf eine Konfrontation dieser Art vorbereitet. Seine Hand wanderte von meinen Haare zu meinem Hals. „Wieso tust du nichts, wenn ich dich auf diese Art anschaue oder schlägst meine Hand weg, wenn ich dich berühre?"

Ich schlucke und sein Blick fiel auf meinen Hals mit seiner Hand darum. „Ist es, weil du es genießt? Weil du es willst?" Mit einem Klicken löst sich eine der Schnallen an meiner Schulter. Ich fluchte innerlich. Das darf einfach nicht wahr sein. Ich zwang mich meine Gesichtszüge neutral zu halten. Praktischerweise war das alles, was ich bewegen konnte. Die nächste Schnalle sprang auf und ich war froh, dass mein Körper nicht zitterte. Denn wären die Fesseln nicht, würde er es tun.

Ein Glanz trat in Vaughns Augen, als er seinen Blick erneut über mich schweifen ließ. Triumph lag in seinem Blick. Siegesgewissheit in seiner Haltung.

Ich war mit ihm auf Augenhöhe, sah seine spitze Ohren, seinen schönen, breiten Kiefer und eine Narbe, die dort begann wo die Schulter in den Hals überging. Ich zuckte zurück. Die Fesseln schnitten in meine Haut und ich begrüßte es. Ließ sie tiefer schneiden. Er nahm die Veränderung wahr, die in mir vorging, sah sie in meinem Gesicht, spürte sie in meinem Geruch.

Er ging auf Abstand.

Dann drehte er sich um, löste die Fesseln um meinen Körper und ließ mich zu Boden fallen. Ich blieb dort liegen. Auf dem weichen hellgrünen Moos.

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Na, was sagt ihr?😏

Ich habe gestern die zweite Zusage für ein Studium erhalten und weiß jetzt endlich mit Sicherheit, dass es dieses Jahr wieder für mich losgeht! Außerdem war ich im Urlaub, ein Wochenende bei einer Freudin Berlin und ein anderes bei einer Freundin in Göttingen. Aber jetzt werde ich wieder richtig regelmäßig updaten! Ich bin mega motiviert und happy mit der Geschichte. Macht euch auf einiges gefasst!✨

Was ist bei euch passiert die letzten Wochen?❤️

The Lost PrincessWhere stories live. Discover now