Kapitel 33

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Die Fae verschwindet und ich betrachtete meine blonden Strähnen ausgiebig. Es war immer ein Rätsel, wieso eine Tochter des Frühlingshofs nicht den sanften braunen Haarton besaß. Als hätte mein Schicksal geplant, dass es so kommen sollte. Als hätte es mir einen Hinweis gegeben, dem ich besser früher Beachtung geschenkt hätte.

„Ich bin Runa", stellte die Fae sich vor als sie dem Raum wieder betrat. Sie trägt ein schwarzes Gewand über ihrem rechten Arm. Ich ließ mir das Kleid aufknöpfen und seufzte erleichtert, als es über meine Schultern glitt. 

„Das mag euch etwas befremdlich erscheinen. Aber ich glaube es könnte euch gefallen. Es ist besser als..."Sie stockte kurz und wirft einen abschätzigen Blick auf das Kleid, das sie mit dem Fuß zur Seite geschoben hat. „Das da." Ich stimmte ihr zu. Schlimmer konnte es schließlich nicht sein.

Als ich mich erneut dem Spiegel zuwandte, versagten mir meine Lungen nicht die Luft zum Atmen. Es ist schlicht. So schlicht, dass es kaum für die Bediensteten bei einem Ball reichen würde, wäre da nicht dieser feine Stoff. Und es ist genau richtig. Ungläubig wandert mein Blick über meine Arme, mein Dekollete, meinen Rücken. Es ist alles bedeckt. In den schwarzen, glatten Stoff sind einige silberne Fäden eingearbeitet, die den Stoff an vereinzelten Stellen funkeln lassen.

„Kommt mit. Ihr werdet erwartet." Ich folgte ihr. Meine Füße passten sich den unbequemen Schuhen an, die ich lange nicht mehr getragen habe. Doch mein Tempo entsprach lange nicht dem von Runa. Ich haderte noch mit dem Unausweichlichen. Hoffte auf eine göttliche Fügung, die mir beistehen würde.

Meine Schritte wurden noch langsamer, als Runa stehen blieb. Die hölzerne gebogene Flügeltür überragte uns um Längen. Der anthrazitfarbene Stein der Wände verlieh den Gängen einen dunklen Schimmer. Als würde das Mondlicht jeden noch so schweren Stein durchbrechen.
Die Türen wurden von innen geöffnet und ich wich unwillkürlich zurück. Doch sobald mir das bewusst wurde, blieb ich ruckartig stehen. 

Runa warf mir einen auffordernden Blick zu. Ich folgte ihr und hielt auf Runas Höhe inne. „Danke", sagte ich leise, die Miene starr nach vorne gerichtet. „Ich bin Arabella." Einen Fuß vor den anderen setzend ging ich weiter. In das Dämmerlicht des Saals und in Richtung der nicht zu übersehenden Präsenzen, die mich erwarteten. Einfach immer geradeaus bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten.

Nach ein paar weiteren Schritten bog ich erneut um eine Ecke. Ich erblickte einen runden Tisch, an dem sich mehrere Fae versammelt hatten . Sie lachten, stießen die goldenen Pokale gegeneinander und achten nicht darauf, dass der Wein über den Rand schwappte. Ich musterte einen nach dem anderen. Bis ich auf das Antlitz des Faes traf, der meiner Meinung nach so gar nicht in diese ausgelassene Runde zu gehören schien. Doch als ich das Funkeln in seinen Augen und den Pokal an seinen Lippen sah, wurde mir klar, dass er hier deutlich besser hineinpasste, als sie vermutet hatte.

„Unser Gast." Mein Blick wanderte weiter zu Rouven, der lässig auf dem Stuhl neben seinem König saß. Die andere hatten ihn nicht gehört, aber Vaughns Blick schnellte zu mir hoch. Er wanderte über mein Kleid und ich bildete mir ein Überraschung in seinem Blick aufblitzen zu sehen. Ich spürte seine Musterung körperlich. Er besah sich meiner Frisur, dem schwarzen Strich auf meinem Lid, um das Runa silberne Sterne gemalt hatte, meinen Mund. Er sah einfach alles.

  „Setz dich", forderte er. Neben Rouven tauchte ein Stuhl auf. Die Qual musste mir ins Gesicht geschrieben stehen, denn Vaughns Lippen verzog sich zu einem zufriedenen Lächeln. Ich versteifte mich, während die altbekannte Wut begann durch meine Adern zu rasen. Der Zorn färbt meine Sicht rot. Ich zwang mich weiter zu atmen, Platz zu nehmen und nach dem Kelch zu greifen, der mir angeboten wurde. Ich trank ohne mich zu vergewissern, ob der Wein vergiftet war. Rouven grinste als ich ihm den leeren Kelch hin hielt, damit er nachfüllte und auch die anderen nahmen mich langsam zur Kenntnis.

Neugier und Misstrauen lagen in ihren Blicken und ich erwiderte sie nicht. 

„Möchtest du deinen Gast nicht vorstellen?", fragte eine blonde Fae dessen Finger unaufhörlich auf die Tischplatte trommelten. 

„Nein." Vaughn hielt den Blick auf mich gerichtet. Die Fae zuckte mit den Schultern und teilte mit flinken Fingern die Spielkarten aus. „Heela, gib mir mal den Wein rüber." Eine rothaarige Fae reichte die Karaffe an Rouven weiter, der ihr anzüglich zuzwinkerte, als sie sich zu ihm vorbeugte. Als diese mit ihrer Magie sein Kinn anhob, sodass er gezwungen ist den Blick zu heben, konnte ich das amüsierte Zucken um meine Mundwinkel kaum zurück halten, das mich mehr als überrumpelte. 

„Wie kannst du mir das nur antun?", beschwerte er sich klagend. Einer von den anderen Fae, düster und hochgewachsen, schüttelte über das spielerische Verhalten seiner Mitspieler den Kopf. Seine weißblonden Haare sind akkurat geschnitten und das generell makellose und perfekte Aussehend der Fae nahm bei seinem Anblick ganz neue Ausmaßen an. Sein Kiefer war auffallend männlich und markant und sein Blick stechend und scharf. Aufmerksam.

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Was macht ihr am Wochenende?❤️

The Lost PrincessWhere stories live. Discover now