Part 10

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POV Emma
Ich öffnete die Tür und stand direkt in der Eingangshalle. Überall hörte man aufgebrachte und fröhliche Stimmen.
Ich schluckte und bahnte meinen Weg durch das Getümmel in Richtung des Büros meiner Direktorin.
Ich räusperte mich und klopfte an der Tür.
,,Herein.", hörte ich und betrat das Büro.
,,Oh Emma, hallo!"
,,Morgen Mrs. Jackson.", sagte ich und schaute mich um. Rechts und links standen Regale mit unzähligen Akten und an den Wänden hingen Plakate und Bilder.
,,Du weißt, wo du hin musst?"
Ich nickte. Also bitte, dachte ich. Es war nicht das erste Mal, dass ich hier war.
,,Ich hatte ja schon alles mit deiner Mutter abgesprochen, aber wenn etwas ist, kannst du immer her kommen."
Ich versuchte freundlich zu nicken und verließ das Büro.
Als die Tür ins Schloss fiel, atmete ich tief ein und aus und rannte die Treppen hoch.
Meine Güte, warum musste unser Klassenraum auch im letzten Stockwerk sein.
Völlig aus der Puste kam ich an und ging langsam in den Raum.
In der Klasse saßen alle, die ich bereits kannte. Alle unterhielten sich und lachten.
Ich ging noch einen Schritt mehr und plötzlich füllte sich der ganze Raum mit Stille.
,,Na sie mal an, wer auch mal wieder da ist.", sagte Becca.
Becca war ,,das perfekte Mädchen". Alle mochten sie und alle hörten auf sie.
Ich spürte, wie Spider Wut in mir aufstieg.
Ich atmete tief ein:,,Schön auch dich wiederzusehen.", sagte ich mit falschem Lachen und bahnte meinen Weg in die letzte Reihe.
Wie immer, der letzte Tisch in der letzten Reihe. Wie ich es hasste.
Ich packte mein Zeugs aus und nahm mein Mäppchen.
Ich schaute mich nochmal um und dieses Mal bemerkte ich, dass jemand neues neben mir saß.
Neben mir saß ein blondes hübsches Mädchen, das die ganze Zeit auf ihr Heft starrte.
Nur von ihrem Anblick konnte ich sagen, dass sie diese Klasse genauso hasste wie ich.
,,Hey.", flüsterte ich und lächelte.
Sie lächelte zurück.
,,Hey"
,,Wie heißt du?", fragte ich.
,,Annika, du kannst mich aber Anni nennen.", antwortete sie.
,,Du?"
,,Emma." sagte ich.
,,Wie lange bist du schon hier?", fragte sie.
,,Schon immer. In der letzten Zeit, war es aber ein bisschen kompliziert, deswegen war ich lange Zeit nicht da. Du?"
,,Oh. Seit letzter Woche.", sagte sie.
,,Und lass mich raten, Du liebst es hier.", sagte ich ironisch.
,,Natürlich ich meine, wer nicht?!", sagte sie und lachte.
,,Wollen wir nachher zusammen essen?", fragte ich nun.
,,Klar", sagte sie und wir wurden durch unsere Englischlehrerin unterbrochen.

Nach 6 langweiligen Stunden, saßen wir endlich in der Cafeteria.
Anni und ich saßen an einem Tisch und aßen unseren Salat, währen wir der perfekten Becca
dabei zu schauten, als sie voller Stolz ihr neues Handy präsentierte.
,,Oh Gott, ich mag sie nicht.", unterbrach Anni das Schweigen.
,,Ich noch weniger. Sie kann einem das Leben zur Hölle machen. Glaub mir, ich spreche aus Erfahrung.", sagte ich.
Anni lachte und wir redeten weiter.
Anni war vor 3 Wochen mit ihrem Vater hierher gezogen, nachdem ihre Eltern sich geschieden haben und ihre Mutter mit einem anderen Typen 1 Kind bekommen hat und jetzt verschollen war.
Annis Vater arbeitete die ganze Zeit und sie war immer alleine.
Es klingelte.
,,Sport.", stöhnte sie und wir gingen zur Sporthalle.
Etwas abseits, warteten wir auf unseren Sportlehrer.
Ich hatte gestern noch mit Addie gesprochen und sie hat mir eine Entschuldigung für den Sportunterricht gegeben. Sie wusste, dass mein Bein noch öfter wehtat und ich mich gerade erst erholt hatte.
,,Entschuldigung Mr. Meys?"
,,Ja, was willst du?"
Ich schluckte.
,,Ich kann heute leider nicht mitmachen, meine Mutter hat eine Entschuldigung geschrieben."
Er sagte irgendwas, was ich nicht verstand.
,,Wie bitte?", fragte ich höflich.
,,Ich habe gesagt, dass ich nicht sehe, dass du verletzt bist. Dir geht es gut."
,,Entschuldigung?", fragte ich empört.
,,Nichts Entschuldigung und jetzt geh und zieh dich um."
Ich spürte die Tränen in meinen Augen. Nichtmal die Lehrer mochten mich, dachte ich und lachte leise.
Ich ging in die Umkleide und zog mich um. Ich musste Annis Ersatzklamotten nehmen.
Ich blickte an mir runter. Man sah alle meine Narben. Das war genau das, was ich nicht wollte. Alle sahen die Narben direkt am ersten Tag. Alle würden noch komischer über mich denken.
Langsam ging ich die Treppen runter und ging in die Turnhalle.
Die anderen bauten bereits Völkerballfelder auf.
Ich spürte die Blicke meiner Mitschüler, die auf meine Beine und Arme schauten. Keiner sagte was und, wenn ich ehrlich bin, war das auch besser so.
Ich spürte, wie ich immer schwerer Atmete.
Nein, dachte ich. Nein, Nein Nein. Ich durfte jetzt keine Panikattacke bekommen.
Ich atmete ein und aus, so wie Addie das immer mit mir machte. Ich brauchte sie. Ich brauchte sie genau jetzt, genau hier.
Ich schaute zu meinem Sportlehrer, der mich verwirrt ansah.
Er zog seine Augenbrauen hoch und musterte mich von unten nach oben.
,,Hey Emma, komm mit.", sagte Anni nett und zog mich zur Seite.
,,Könnt ihr vielleicht mal aufhören so dumm rumzuglotzen?", rief sie den anderen zu.
Ich spürte, wie sich meine Kehle zu schnürte und ich anfing zu zittern.
,,Nein Emma. Emma schau mich an. Hey.", sagte Anni sanft und nahm meine Hände in ihre.
Sie schaute zu unserem Lehrer und wir gingen einfach.
Anni zog mich in die Umkleidekabine. Ich setzte mich auf den Boden und fing an zu hyperventilieren. Mein Körper zitterte und meine Ohren rauschten.

Addison Montgomery's TochterWhere stories live. Discover now