Wir entschieden uns dafür einen Film auf meinem Laptop anzuschauen, jedoch quatschten wir die Hälfte des Filmes durch. Irgendwann abends, als der Film schon so gut wie vorbei war, rief Sally durch das Haus:

,,Wer möchte ein Tassenkuchen?"

,,Was zum Teufel ist ein Tassenkuchen?", fragte ich laut zurück.

,,Du weißt nicht, was ein Tassenkuchen ist?", fragte Lily.

,,Das ist ein Kuchen in einer Tasse, du Genie", klärte Damian mich auf, der immer noch in seinem Zimmer war.

,,Wir wollen", antwortete Lily Sally.

,,Ich auch", rief Damian laut aus seinem Zimmer. Dann war es still im Haus.

,,Ich werde deine Familie wirklich vermissen", meinte Lily nun leiser. Sie stoppte den Film und sah mich an.

,,Du weißt ja noch gar nicht sicher, ob ihr wirklich umziehen müsst", versuchte ich ihr gut zu zureden. Ihr und mir.

,,Aber falls. Und dann musst du mir versprechen, dass du es mit Damian endlich mal hinbekommst." Obwohl sie sehr leise sprach, hatte ich Angst, dass er es mitbekam. Nicht, dass er vor meiner Tür stand und lauschte, aber die Wände waren nicht sehr dick.

,,Ich weiß nicht, was ich da hinbekommen soll. Machmal ist es so, und dann wieder so. Ein ständiges Hin - und Her."

,,So ist das nunmal. Aber am Ende zahlt es sich meistens aus, auch wenn es nicht einfach ist. Aber wann ist es das schon?"

,,Stimmt. Hat Mira dich eigentlich angerufen?"

,,Nein", sagte sie schlicht.

,,Ich hab das Gefühl, dass sie sich wirkliche Gedanken um dich macht."

,,Ich weiß", seufzte Lily, ,,aber ich kann nicht einfach so tun, als wäre nichts passiert. Bei Mike war es einfach, ich konnte ihm sagen, dass er ein Arsch ist - auch wenn ich es erst spät eingesehen habe - und mich von ihm abwenden, aber bei Mira ist das nicht so einfach. Sie ist meine Cousine. Meine Familie."

,,Ist das kein Grund, ihr eine 2. Chance zu geben?"

,,Ich weiß nicht."

,,Es ist deine Entscheidung. Ich weiß nur, dass sie sich wirklich bemüht. Hab ich jedenfalls den Eindruck." Ich zuckte mit den Schultern. Lily fuhr sich durch ihre roten Locken, die ich manchmal echt beneidete und schaute auf ihre Uhr.

,,Ich denke darüber nach.. sehen wir uns diese Woche irgendwann?"

,,Klar", sagte ich lächelnd und schaute dabei zu, wie Lily sich aus meinem Bett rappelte. ,,Was ist mit deinem Kuchen?"

,,Ich muss jetzt los, iss du ihn für mich", sagte sie, ,,wir schreiben morgen schon den ersten Vokabeltest in Franze."

,,Viel Glück", murmelte ich, als sie ihre Schuhe anzog. Sie warf mir einen Luftkuss zu und winkte. ,,Wir sehen uns." Dann verließ sie mein Zimmer und ließ mich mit meinen Gedanken alleine.

***

Die Nacht war schlimm. Ich hatte wieder einen Albtraum, und als ich deshalb um ein Uhr morgens aufwachte, kam alles hoch. Mike, seine Sticheleien und fiesen Sprüche. Damian, der angeblich hinter meinen Rücken über mich lästert, aber mich dann küsst. ,,Sein Problem ist, dass er einfach viel zu nett zu dir ist", hatte Mike gesagt. Was, wenn er wirklich nur Mitleid mit mir hatte? Aber dann dachte ich an all unseren schönen Momente und ich fragte mich, ob das wirklich sein konnte.

Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr wurde mir klar, dass ich es gar nicht wissen wollte.

Und dann, nachdem ich meine Gedanken verdrängte und einfach nur ans Schlafen dachte, kam der Hunger wieder. Ich hasste dieses Gefühl, es schmerzte beinahe mit anzuhören, wie sehr mein Magen knurrte. Ich hatte etwas gegessen, unzwar genug. Wieso also, hatte ich wieder Hunger?

Our Little SecretWhere stories live. Discover now