Kapitel 128

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(Hailys Sicht)

Ich verarbeitete seine Worte ganz langsam. Hat er mir eine Art Liebeserklärung gemacht? Ja hat er. Er hat eindeutig gesagt, dass er mich noch liebt. Tyler hatte sogar Tränen in den Augen. Ich habe ihn wirklich noch nie in meinem gesamten Leben weinen sehen, nichteinmal ein Funke von Tränen war jemals bei ihm zu sehen. Dieser Moment war der erste, wo er zeigte, dass auch er Tränen besaß. Sprachlos stand ich vor ihm und musste mich kurz sammeln bis ich eine Antwort gab, die wahrscheinlich nicht seinen Erwartungen entsprach. „Wieso ich das mache?" mit erstickender Stimme setzte ich fort "Hast du schonmal nachgedacht, was du mir alles angetan hast? Du hast mir nicht nur die kalte Schulter gezeigt. Nein. Du hast mein Vertrauen missbraucht. Eine Sache, die mir unglaublich wichtig ist und ein schweres Thema seitdem meine Mutter einfach verschwunden ist. Es ist verdammt hart von Menschen enttäuscht zu werden. Vorallem von denen die dir etwas bedeuten oder bedeutet haben. Du hast genau das gemacht und das werde ich nie verzeihen oder vergessen können. Außerdem habe ich nur wegen dir das selbe mit Brian gemacht. Nur weil du einfach nicht akzeptieren konntest, dass es vorbei ist." Ich schluchzte auf und wischte mir die zahlreichen Tränen weg. Der Schmerz, ihm diese Worte zu sagen ist unerträglich. Kurzzeitig wurde mir die Sauerstoffzufuhr abgekappt und ich drohte an meinen Tränen zu ersticken.

„Für dich habe ich nicht mehr als Hass übrig. Ja, ich hasse dich genau für das was du mir angetan hast. Für alles was du mir angetan hast und ich wünsche mir ich hätte dich niemals kennengelernt, dann wäre das alles niemals passiert." Mit bebender Stimme schmiss ich ihm die Worte so laut, wie möglich an den Kopf. Tyler rollte eine einzige Träne über die Wange. Er schluchzte nicht, sondern stand einfach nur vor mir. Er weinte lautlos und starr.

Ich wendete mich von ihm ab und kniff die Augen zusammen. Es tut so weh, ihm das sagen zu müssen. Doch anderweitig wird mein Leben nicht besser. Mit ihm werde ich immer tiefer in ein Loch voller Qualen gezogen, die mich innerlich zerfleischen und mein Herz schon längst durch einen Apparrat ersetzt haben, der nur noch schlechte Gefühle empfinden kann. Nichts fühlt sich richtig an. Alles ist falsch.

Tyler ließ ich alleine stehen.

In schnellen Schritten ging ich doch noch Brian hinterher. Und tatsächlich fing ich ihn ab. Ich stellte mich vor ihn und hielt ihn somit auf, einfach stur weiter zu gehen. Er hob seinen Kopf an und ich sah seine roten Augen und die leichten Tränenspuren auf seinen Wangen. Genau das wollte ich nicht. Ihn verletzten. „Was willst du noch? Spring mit Tyler hinter die nächste Ecke und knutsch ihn ab" er wollte vorbei doch ich ließ ihn nicht. „Es tut mir Leid. Ich... ich wollte... nie, dass du verletzt wirst. Und ich wollte nie meinen besten Freund verlieren. Niemals. Du bist mir wichtig, zu wichtig"

Sagte ich mit zittriger Stimme und versuchte Augenkontakt zu halten und meine trockene brennende Kehle zu ignorieren. „Hast du mich eigentlich jemals geliebt?" diese Frage erschlägt mich. Direkt gegen den Hinterkopf und sofort wurde mir schwummrig.

Verächtlich schnaubte Brian, nachdem ich meinen Kopf zu Boden gesenkt hatte und erneut Tränen über meine Wange flossen.

Die salzigen Tränen brannten auf meiner erhitzten Haut, wie eine Träne voller Schmerzen und Leid. „Keine Antwort ist auch eine Antwort. Ich habe und liebe dich wirklich. Und aus dem Grund hätte ich auch nicht gedacht, dass du wie jedes andere Mädchen bist. Ich dachte wirklich du bist anders" gab er etwas hoffnungslos, belustigt preis „Dabei bist du auch bloß eine Schlampe, wie jedes andere Mädchen auch und knutschst mit dreißig Typen gleichzeitig. Du bist ehrenlos und hast nichtmal meinen Respekt oder irgendeine Achtung verdient. Melde dich nie wieder, sprich mich nie wieder an. Lass mich einfach auf alle Ewigkeit in Ruhe. Dich will ich nie wieder sehen." In seinen Augen blitzte etwas auf, was ich noch nie zuvor bei ihm gesehen habe. Hass, Zorn und Ekel.

Noch nie hat er mich mit diesen hasserfüllten Augen angesehen. Ich hätte niemals für möglich gehalten, dass er soetwas überhaupt kann.

Eiskalt stieß er mich etwas zur Seite und zog vorbei, bis ihn die dunkle Nacht verschluckte. Ich schluchzte in mich hinein während ich ihm hinterher sah. Ich habe auch ihn verloren.

Niemand ist eine Konstante für die Ewigkeit. Menschen kommen und gehen. Doch jeder der dir davon etwas bedeutet hat reißt dir ein Stück der Seele raus und schleift sie mit.

Grauenvollere Menschen als die ohne Seele gibt es nicht, denn genau die haben viele Fehler gemacht und Menschen oft verletzt. Das macht seelenlose Menschen besonders gefährlich. Zu diesen Menschen kann ich mich wahrscheinlich auch zählen. Ich bin seelenlos und eine Schlampe, damit hatte Brian schon recht. Mit zwei Typen gleichzeitig rumzumachen ist widerwertig. Wie konnte ich sowas nur machen?

Schmerzlich wurde mir bewusst, dass ich Brian wahrscheinlich nie wieder mit einem neckendem Grinsen begegnen werden, wenn ich ihn überhaupt jemals wiedersehen werde. Ich werde ihn so unendlich vermissen. Seine offene Art, das höfliche und breite Grinsen, seine blauen Augen und nicht zu letzt sein Verständnis. Er war immer für mich da und so habe ich ihm das gedankt. Ich bin ein grausamer Mensch.

Er ist weg für immer. Und das Schlimme daran ist. Ich bin daran Schuld.

Nach der schmerzenden und vernichtenden Erkenntnis, drehte ich mich langsam um und setzte mit einer getrockneten und verklebten Tränenspur den Rückweg an. Ich lief über die kalten und gespenstigen Straßen, während mein Gesicht regelrecht hitzig war. Mit geknicktem Kopf stolperte ich mehr oder weniger über die Pflastersteine, des Fußwegs bis zu der Straße an unserer Haustür. Ich hasse mich dafür, schniefend wischte ich über mein Gesicht. Doch vorher blitzte noch ein helles, grelles Licht auf.



Only One Person and your Life is changing! TEIL 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt