Kapitel 98

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(Hailys Sicht)

„Scheiße, was jetzt?" flüsterte ich vor mich hin. Dann wand ich mich immernoch flüsternd zu Tyler „Wenn er dich hier sieht ist alles vorbei" „Vorrangig mein Leben" raunte Tyler in meine Richtung.

„Ja, Brian wird dich ersteinmal schlagen" meinte ich grübelnd.

Dies entlockte Tyler nur ein verächtliches Lachen.

„Deswegen bin ich doch nicht tot." Wieder lachte er „Den Pisser besiege ich mit verbundenen Augen."

Ungläubig fragend schaute ich ihn an. „Da unterschätzt du Brian gewaltig" begann ich zu protestieren.

„Nein falsch du überschätzt ihn gewaltig. Glaube mir ich würde den im Schlaf zum heulen bringen"

Ich verdrehte die Augen. Das kann doch nicht wahr sein, selbst hier muss er sich so prollhaft aufführen und kann seine Selbstsicherheit nicht zurückhalten. „Wenn Brian allerdings sofort zu Logan rennt und ihm, wie eine heulende und betrogene Memme von uns erzählt bin ich wirklich tot" fügte er erläuternd an. Logan macht Tyler bestimmt einen Kopf kürzer, das hatte er ihm zumindest angedroht, wenn er sich nochmal in meine Nähe begibt. Was mit einem Kuss geschehen wäre.

Oh ja, Logan bringt uns um, wenn er auch nur ein bisschen von diesem Kuss erfährt oder von dem Geknutsche auf dem Sofa oder den Küssen in meinem Zimmer oder im Chemieraum oder... Man wir hatte in letzter Zeit echt viel zu oft geknutscht.

>Pah, dass ich nicht lache. Für dich wohl eher zu wenig<

Wie bitte was, sagt meine über alles nervende und verhasste, hochnäsige Gedankenstimme gerade?

>Komm schon mache bloß nicht auf unwissend. Ich kenne deine Gefühle und Bedürfnisse<

Ja, vermutlich sogar besser als ich. Und das macht mir imense Angst. So hat die Stimme immer ein Druckmittel.

>Und am liebsten würdest du Tyler jede verflixte Minute küssen. Wage es bloß nicht gegen diese Aussage zu demonstrieren<

 „Haily ist alles klar? Du bist so ruhig?" rief Brian in die Kabine. Das brachte mich wieder zu unserem eigentlichen Problem: Wohin soll Tyler? „Ja alles klar, warte noch einen Moment" rief ich zurück. Tyler stand dabei immernoch vor mir und umschloss meine Taille. Und ich liebe es, wenn seine warmen, weichen Hände meine Taille fast komplett umschließen. Eigentlich will ich gar nicht, dass das aufhört. Dazu fühlt es sich zu gut an. Allerdings steht Brian ungeduldig vor der Kabine, da sollten wir uns doch lösen. „Wir müssen dich hier irgendwie heraus bekommen" sagte ich und er stimmte mir mit einem Nicken zu.

Wir schauten uns in der Kabine um und ich entdeckte den womöglich, einzigen Fluchtweg. Welcher raus aus dieser Kabine und Situation führt. Am Boden der Kabine war ein Spalt. Ziemlich breit. Tyler könnte also von hier aus in die anliegende Kabine klettern. „Ich muss kriechen, richtig?" fragte er gequält. Er ahnte bereits, dass er da nicht drum herum kommen wird.

Eifrig nickte ich mit dem Kopf. Er atmete tief aus und schob schonmal seinen Anzug und sein Shirt unter der Kabinenwand durch.

„Wieso muss ich eigentlich immer im Staub kriechen?" fragte er mich und drehte sich nochmal zu mir um. Ich finde es irgendwie lustig, ihn immer durch das vielfältige Staubland zu schicken. Aber ist ja eigentlich nicht mein Problem. „Tja, hast du dir selbst eingebrockt. Immerhin bist du freiwillig und ohne zu fragen zu mir in die Kabine gekommen" ich grinste ihn wissend an. Sogesehen ist es seine eigen auferlegte Pflicht. „Haily, ich komme jetzt rein, ja? Ich mache mir Sorgen, es dauert ziemlich lange"

Jetzt brach erneut eine kurze Hektik zwischen uns aus. Ich wirbelte herum. Tyler schien dagegen die Ruhe weg zu haben. Er kam trotz der Hektik einen Schritt auf mich zu und zog meine Lippen auf seine. Für einen kurzen und dennoch, an Gefühlen kaum zu übertreffenden, Kuss. „Hat sich ja gelohnt, ungefragt etwas zu riskieren" er lächelte und zwinkerte mir kurz zu.

Dummerweiße brachte mich das ebenfalls zum Lächeln. Ein verlegenes Lächeln in mich hinein.

Nun bückte er sich herunter und legte sich auf den Boden, um sich wenig später durch den sehr schmalen Spalt, in die Kabine nebenan, zu zwängen.

Gerade rechtzeitig, denn eine Sekunde später ging der Vorhang auf und Brian luckte rein. „Warum hat das so lange gedauert?" fragte er mich mit einer etwas besorgten Stimme.

Mit Schwung drehte ich mich in seine Richtung „Habe den Reißverschluss nicht zu bekommen" suchte ich mir eine passende Ausreden, die ja nichtmal richtig gelogen war. „Ich hätte dir doch helfen können"

Tja, das hat schon jemand anderes übernommen. Und zwar Tyler. „Ähm... ja aber ich habe es ja jetzt selbst hinbekommen" zuckersüß lächelte ich ihm entgegen. „Es ist echt unfair, dass du so ein süßes Lächeln hast. Somit kannst du alle manipulieren. Wieso habe ich nicht so eine Waffe bekommen?" er runzelte die Stirn, dennoch sah ich sein minimales Grinsen. Die Art, wie er mir Komplimente macht ist so süß.

Ich musste etwas lachen. Dann ging ich auf ihn zu und gab ihm einen kurzen Kuss auf die Wange.

Ich konnte ihn jetzt einfach nicht richtig küssen. Nicht nachdem ich Tyler geküsst habe und er mich. Naja jedenfalls nachdem Tyler und ich uns geküsst haben. Dann fühle ich mich noch schlechter. „Ich ziehe mich noch schnell um und komme dann wieder raus" sagte ich ihm und schaute in seine blauen Augen. „Du nimmst das Kleid oder? Es passt einfach perfekt zu dir" er grinste. Wieder hat er mir ein mega süßes Kompliment gegeben. Ich lächelte ihm dankend entgegen und machte den Vorhang wieder zu.

Innen lehnte ich mich ersteinmal an die eine Kabinenwand und atmete erschöpft aus. Man das war vielleicht knapp. Fast hätte uns Brian erwischt. Völlig fertig fuhr ich mir durch die Haare.

Um ehrlich zu sein fühle ich mich gerade ein bisschen schlampig. Erst knutsche ich mit Tyler und dann täusche ich Brian die perfekte Freundin vor.

Heuschlerischer geht's nicht mehr. Ich bin ein absolutes Flittchen, auch wenn Tyler angefangen hat. Ich hatte nichtmal den Versuch unternommen, den Kuss zu stoppen, stattdessen habe ich mit eingestimmt.

Only One Person and your Life is changing! TEIL 3Where stories live. Discover now