Aaros' Entscheidung

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Sie nahmen seine Entscheidung leicht säuerlich hin, gaben uns aber noch ein Stück Schokolade aus dem Kasernenladen mit und wiesen uns an, schöne Grüße auszurichten.

„Wollen wir ihm auch noch was mitbringen?", fragte Rito.

„Wie wäre es mit seinem Buch? Ihm ist sicher langweilig im Lazarett", schlug ich vor. „Was meinst du, Qen?"

„Hm?", scheinbar hatte er nicht zugehört. „Was? Ja. Wie auch immer."

Und dann war da auch noch sein gequälter Gesichtsausdruck. Am liebsten hätte ich ihm ins Gesicht geschlagen und gebrüllt: „Jetzt hör endlich auf zu jammern!" Seltsamerweise war es die Abwesenheit seiner blöden Sprüche, die mich mit am meisten runter zog. Die Begegnung mit der Kriegsbestie musste ihm echt einen Schrecken eingejagt haben. Aber dass sie ihn so sehr verstört?, mich hatte der Vogel mit seinem enormen Gewicht beinahe zerquetscht und ich war nur mit dem Leben davongekommen, weil Aaros eingegriffen hatte. Weil Aaros eingegriffen hatte...? War da vorher nicht noch was anderes gewesen? Jemand anders? Und dann machte es bei mir Klick. Qen hatte auch versucht, mich zu retten! Doch er konnte sich nicht bewegen! Konnte seine Zurückhaltung daher stammen? Fühlte er sich irgendwie angegriffen in seiner Männlichkeit?

Das ist doch dämlich, fand ich. Wir hatten doch alle Angst und konnten nichts tun. Normalerweise braucht es einen ganzen Zug mit der richtigen Ausrüstung, um so ein Biest zu vernichten.

Vielleicht sollte ich später mal mit ihm reden.

Aber erst einmal ging es um Aaros. Da wir nirgends alleine hingehen durften, führte Erich unsere Besuchsgruppe zum Sanitätsversorgungszentrum. „In einer halben Stunde seid ihr hier fertig. Dann werde ich euch wieder abholen."

Am Empfang erwartete uns ein Hauptgefreiter namens Saragota, der hektisch in seinen Akten blätterte. Als er uns bemerkte, ließ er von seiner Arbeit ab. „Was kann ich für euch tun?"

„Wie wollen zu Aaros Batista", sagte ich.

Saragota warf einen Blick auf den Belegungsplan und wies uns dann in die richtige Richtung.

Unser Stubenkamerad teilte sich das Krankenzimmer mit drei weiteren Jungen, die ebenfalls auf der Schießbahn verletzt worden waren. Zwei von ihnen schliefen gerade, der dritte von ihnen unterhielt sich gerade mit Aaros, der mit dem Rücken zu uns saß.

„Ehem!", räusperte ich mich künstlich, um seine Aufmerksamkeit zu erregen.

Aaros drehte sich um. „Leute!", grinste er breit. Er sah wesentlich besser aus als am Montag, sein Gesicht hatte an Farbe gewonnen. Sein Krankenhemd war halb aufgeknöpft und ich konnte einen guten Blick auf seinen dicken Verband werfen. Auch Rito und Qen mussten darauf gestarrt haben, denn Aaros knüpfte sein Hemd zusammen. „Es ist gar nicht mehr so schlimm. Es war nur ein oberflächlicher Schnitt, also konnten sie ihn schnell zunähen und die Alchemistensalbe hat auch geholfen. Die Ärzte sagen, es wird wohl eine Narbe zurückbleiben, doch ich denke, dass ist ein geringer Preis für eine baldige Heilung."

„Aber... du hast geblutet wie ein Schwein!", warf Qen ein.

„Das stimmt!", Aaros lachte. „Meine Uniform kann ich so wohl nicht mehr anziehen."

„Aber...", Qen fand gar keine Worte. In seiner Vorstellung hätte Aaros wohl halb tot in der Ecke liegen müssen.

„Glaub mir, es ist alles gut", beteuerte er. „Nächste Woche bin ich wieder dabei und man hat mir versprochen, dass in zwei Wochen kaum noch ein Jucken übrig ist."

„Dann wirst du echt wieder ganz gesund?", erkundigte sich Rito, den die Ungewissheit über Aaros' Zustand wohl am meisten belastet hatte.

„Das sag ich doch."

„Eine Sache wundert mich aber doch noch", ich tippte mir ans Kinn. „Woher diese unverschämt gute Laune?"

„Hast du es also bemerkt, ja?", er lachte erneut.

„Das ist ja kaum zu übersehen. Du könntest Zahnpastawerbung machen mit diesem Grinsen", sagte Qen. Das ist der Qen, den ich kenne. Scheinbar war es nicht seine angegriffene Männlichkeit, die ihm die Sprache verschlagen hatte, sondern seine Sorge um Aaros.

„Das werde ich in Erwägung ziehen", versprach Aaros und wurde dann ernst. „Ich hab nachgedacht. Die Begegnung mit dieser Kriegsbestie hat irgendwas in mir ausgelöst."

„Du willst gehen?", in Ritos Augen sammelten sich Tränen. Er war wirklich zu nah am Wasser gebaut.

„Was? Nein! Keineswegs!", beteuerte er. „Eigentlich ist es genau das Gegenteil. Ich hab mich entschieden, was ich hier in Zukunft machen will."

„Beim Heer?"

Er nickte. „Die Begegnung mit dem Falken war wirklich schlimm. Er war so gehetzt und aufgestachelt. Und seine Augen waren so gequält. In diesem Moment, als ich auf ihn geschossen habe, hätte ich mir nur gewünscht, ihn retten zu können."

„Du wolltest dieses Monster retten?", ich fand die Lösung, die Feldwebel Stark gewählt hatte, da um Einiges besser.

„Naja... Vielleicht ist Retten ein zu starkes Wort, aber die Leiden, die dieses Tier durchstehen musste... Ich wollte immer einen Beruf lernen, in dem ich Menschen helfen kann. Doch jetzt bin ich hier und daran lässt sich nichts mehr rütteln. Wenn ich zumindest den Kriegsbestien helfen kann, weiß ich, dass ich noch auf dem richtigen Weg bin. Deshalb will ich einer der Kriegsbestienkompanien beitreten."

„Warte mal!", unterbrach ich ihn. „Ich wurde fast von diesem Ding umgebracht! Dich hat es noch schlimmer erwischt! Ich bin froh, wenn ich von diesen Viechern so weit weg komme, wie nur irgend möglich! Und du willst mit ihnen arbeiten?"

„Klingt verrückt, oder?"

„Leute im Irrenhaus sind verrückt. Die kann man nicht mehr helfen", sagte Qen.

„Also ich finde es toll!", meinte Rito. „Mir hat der Falke eine Heidenangst eingejagt und ich bin echt froh, wenn ich einem von denen nie wieder über den Weg laufen muss. Aber das, was du machen willst, finde ich wirklich mutig. Das können nicht alle."

„Danke, Rito. Aber so mutig bin ich gar nicht."

„Das stimmt nicht", in diesem Punkt war ich ganz auf Ritos Seite. „Du hast uns alle gerettet. Das war wirklich beeindruckend. Und dafür möchte ich dir danken."

Ich gab Qen einen Knuff in die Seite. Er konnte ruhig auch mal was Nettes sagen.

„Ich...", stammelte Qen. „Ja, also... Das war nicht übel... Vielleicht bist du echt ganz in Ordnung."

„Leute, ich werde ganz rot", murmelte Aaros, der offensichtlich gerührt war von unserem Dank.

„Das heißt trotzdem nicht, dass ich deine Idee jetzt weniger dämlich finde", bemerkte ich und freute mich einfach nur, dass es ihm wieder gut ging.

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Kapitelende!

Ich hätte da allerdings noch eine Frage. Ich hab hier ein paar Landkarten von Carcan rumfliegen. Wenn ihr Interesse hättet, würde ich die mal einscannen und hochladen, damit ihr einen groben Überblick bekommt, was wo liegt.


Carcan - Die WinterkriegeUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum