| Chapter Ninety-Three |

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Da Killian wohl zu überfordert mit meiner Erwiderung war, kam ihm Karim zu Hilfe.
„Boar Quinn, du Schwuchtel", murmelte dieser und sah mich abfällig an.

„Nur für dich, Süßer". Ich zwinkerte dem Dunkelhaarigem zu und wurde von Joy am Arm gepackt. Zusammen mit meinen Freunden ging ich weiter und atmete tief durch.
War doch gar nicht so schlimm, oder?

„Du bist unmöglich", grummelte Joy genervt in meine Richtung, während wir das Zimmer betraten und uns auf unsere Plätze setzten.
Entschuldigend lächelte ich meiner besten Freundin hinterher und konnte das komische Gefühl in meinem Magen nicht verstehen.
Es war unangenehm, als hätte ich etwas schlechtes gegessen.
Irgendwie bitter, auch zu warm, wie Säure.

Etwas stimmte nicht und unterbewusst spürte ich es.

Die restliche Zeit verging wie im Flug, während meine Gedanken wo ganz anders waren.
Immer wieder sah ich ihn vor mir.
Ich machte meine Augen zu und sah ihn vor mir.
Er hielt mein Herz in der Hand, grinste mich böse an und ließ es fallen.

Immer und immer wieder sah ich es vor mir.
Mein Herz zersprang in Tausend Stücke.
Egal, wie sehr ich versuchte, all diese Bilder zu unterdrücken, sie kamen immer wieder zurück.

Nach der Schule verkroch ich mich in Chesters Zimmer, schaffte es kaum meine Hausaufgaben zu machen.
Sie waren mir auch egal.

Die Zeit verging.
Minuten.
Stunden.
Tage.

Ich atmete einfach weiter, lachte einfach weiter, überlebte einfach weiter.
Leben tat ich aber nicht mehr.

In mir war ein riesiges schwarzes Loch und mit jedem Tag, der verging, wuchs es.
Es verschlang mich langsam von innen und ich wusste, wenn ich nicht bald etwas ändern würde, würde es mich gänzlich verschlingen...

Nur an dem Grab meines Vaters erlaubte ich mir, die Gefühle zu spüren.
Es tat unglaublich weh, doch es half mir in der anderen Zeit durchzuhalten.

Ich wusste nicht, was ich tun sollte.

Marek ignorierte mich weiterhin und ich tat es ihm gleich.
Jedes mal, wenn ich ihn sah, war es, als würde etwas in mir sterben.
Als würde ein Teil meines Herzens abbrechen und verkümmern.
Ich konnte nicht atmen, mir wurde schlecht und mein ganzer Körper verkrampfte sich.

Es wurde immer schwieriger das alles zu verstecken.

Neben Marek bemerkte ich auch, dass mein Verhältnis zu meinem Freunden immer eisiger wurde.
Was natürlich an mir lag.
Wir verbrachen immer weniger Zeit zusammen, redeten immer weniger.
Ich mied sie immer öfter, ließ mich auf keine Konversation ein.
Ich hatte Angst.
Ich hatte Angst, dass, wenn ich mich ihnen öffnete, das alles wahr wird.

Das mein Herz in echt aus mir herausgerissen wird.
Dass es zerkleinert wird und ich nur hilflos dabei zusehen konnte.

Ich musste die Kontrolle bewahren, durfte nicht locker lassen.
Denn sonst, und das wusste ich, würde ich auseinander brechen.

Ich traute mich kaum meine Augen zu schließen.
Dort sah ich nichts gutes.
Dort sah ich nur einen kleinen, verunsicherten Quinn, der einfach nur versuchte seine Eltern stolz zu machen.
Der versuchte ein guter Bruder zu sein.
Der versuchte ein guter Freund zu sein.
Der versuchte sein Leben in den Griff zu bekommen.
Der versuchte zu überleben.

Verzweifelt versuchte ich die Erinnerungen aus meinem Kopf zu reißen, aus mir zu reißen, aus meinem Herzen zu reißen, aber es ging nicht.
Sie gehörten zu mir und machten mich zu dem, der ich war.

Seit vier Wochen lebte ich nun in diesem Chaos.
Überlebte den Tag.
Wir kamen langsam in die Klausurenphase, weshalb meine Freund gestresst waren.
Mir war es egal geworden.
Auch rückte Chesters Abi immer näher, weshalb auch er wenig Zeit für mich hatte und ich war froh darum.

Meine Gedanken kreisten durch meinen Kopf, als mich Joy an der Schulter berührte.
„Quinn? Hast du gehört?".
Erschrocken schob ich alles in die hinterste Ecke meines Gehirns und grinste meine Freundin an. „Hm? Sorry, musste grade an was denken", meinte ich entschuldigend und hob meinen Blick.
„Die Aufgabe 4. Wegen dem Vorzeichen", wiederholte sie ihre Aussage und ich richtete meine Augen wieder auf das Papier vor mir.

Wir saßen wieder in unserem Glaskasten und erledigten gerade unsere Matheaufgaben.
Krampfhaft starrte ich die Zahlen an, doch ich verstand sie einfach nicht mehr, so wie ich es früher getan hatte.
Da haben sie mit mir kommuniziert, mir geholfen. Jetzt lachten sie mich aus.

„Bin noch nicht so weit, sorry", meinte ich ausweichend und ließ meinen Blick zum Fenster wandern.
Gedankenverloren starrte ich hinaus und versuchte den Sturm in mir zu beruhigen.

Es machte mich wütend, dass er hier irgendwo war und es ihn nicht juckte.
Es juckte ihn nicht, wie es mir ging.
Es interessierte ihn nicht, wie sehr er mir weh getan hatte.
Er...
Er lebte einfach sein altes Leben weiter, als wäre nie etwas passiert.

Und ich?
Ich Vollidiot hatte sogar geglaubt, ihn ändern zu können.
Ihn von seinen Wutattacken retten zu können.
Ihm seine Vergangenheit vergessen lassen zu können.
Ich war ein Idiot.

Wut, Hass, Abscheu.
Ekelhafte Gefühle stiegen in meinem Hals hinauf, vermischten sich mit der Trauer und der Hilflosigkeit.
All das gab eine seltsame Mischung in meinem Magen und ein bitterer Geschmack breitete sich auf meiner Zunge aus.
Mir wurde schlecht.

„Muss mal aufs Klo", murmelte ich Joy zu und stand auf.
Meine Finger zitterten, als ich die Türe öffnete und hinaus stürzte.
Ich hörte, wie Joy etwas hinterher rief, doch ich verstand es nicht.

Meine Beine waren wie Wackelpudding, als ich zum Klo rannte.
Überfordert erreichte ich die Kabine, ließ mich auf die Knie fallen und würgte.
Es kam nicht viel, da ich mal wieder kaum etwas gegessen hatte.

Tränen rannten mir über die Wange und krampfhaft schnappte ich nach Luft.
Bilder blitzten vor meinen Augen auf.

Mein Dad, wie er Klavier spielte.
Mom und Sienna, tanzend.
Ches und seine Eltern am Tisch, wie sie lachten.
Marek.
Marek, wie er grinste, wenn ich versucht hatte, einen Witz zu machen.
Marek, wie ihm seine dunklen Haare in die Augen gefallen waren, wenn er über eine Aufgabe gebrütet hatte.
Marek...

Ich bekam keine Luft.
Ich atmete viel zu schnell und überfordert ließ ich mich auf den Boden fallen. Eine Hand presste ich an meine Brust, eine an die Wand.
Meine Lunge brannte schmerzhaft und verzweifelt versuchte ich zu schreien, doch kein Laut verließ meine Lippen.

Alles drehte sich.
Alles bewegte sich.
Alles verwischte und verschwand dann.

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Hey ihr.

Ich hoffe, es geht euch gut!

Tja, langsam wird es ernst.
Das Kapitel hat ewig gedauert, da ich keine Ahnung hatte, wie ich an die Situation heran gehen sollte.
Irgendwie wusste Quinn nicht, was er will und wie er reagieren soll.
Und diese Verwirrung prägt jetzt dieses Kapitel und ich hasse es, aber ich veröffentliche es jetzt trotzdem so, also ich hoffe ihr seid genauso verwirrt und überfordert davon.

Bei mir ist leider mal wieder sehr viel los, aber es wird trotzdem mehr kommen. Zumindest werde ich es versuchen. ;D

Hab euch alle lieb und Danke für Alles!!!!

Eure Ella <3

Fragile - Falling like the stars || boyxboyTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang