| Chapter Ninety-One |

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„Iss, Schatz. Iss!", forderte mich Ana auf und ihre braunen Augen funkelten mich glücklich an.

Chesters Eltern hatten sich so sehr freut mich zu sehen, dass mir die Tränen in die Augen getreten waren. Ihre Umarmungen hatten mir gut getan und Ana hatte sofort ein köstliches Essen auf die Beine gestellt.

Nun saßen wir am Tisch, aßen und unterhielten uns und ich spürte die Leichtigkeit in mir, sodass ich fast davon fliegen könnte. 
Gleichzeitig aber hielt mich die drückende Last meiner Schuldgefühle am Boden.

Lügen. Lügen. Lügen.
Immer mehr lügen und ich log schon so oft, dass ich es selbst schon alles glaubte.

Mir geht es gut.
Es gibt nichts neues.
Alles ist super.

Wann würde ich endlich damit aufhören?

„Dann könnt ihr ja wieder zusammen lernen! Ches ist so faul geworden, er braucht dich echt!", eröffnete mir Chesters Mom und grinsend sah ich zu meinem besten Freund.

Erst jetzt beäugte ich ihn genauer.
Seine braunen Haare waren lang geworden. Einzelne Strähnen fielen ihm ungebändigt in die grauen Augen, sodass er sie sich ab und zu aus dem Gesicht streichen musste.
Auch hatte er tiefe und dunkle Augenringe.

Das schlecht Gewissen riss mich beinahe vom Stuhl und ich krallte mich hilflos an der Tischkante fest.

Chester war der beste Mensch, den ich kannte und wie danke ich es ihm?!

Ich war ein Arsch.
Am liebsten würde ich mal wieder weglaufen, doch ich wusste, dass ich dadurch nur alles noch schlimmer machen würde.

Ich konnte das alles nicht mehr...

„Das stimmt doch gar nicht, Mom!", beschwerte sich Chester und verdrehte genervt die Augen. Alle anderen am Tisch lachten und ich setzte ein Grinsen auf, welches mir im Gesicht weh tat.

„Quinn, was hällst du davon, wenn wir mal zusammen wieder was spielen? Du am Klavier, ich an der Gitarre? Ganz wie in alten Zeiten", bot Erik nun an und etwas in mir schien kurz wieder zum Leben zu erwachen. Begeistert nickte ich ihm zu und steckte mir eine Gabel voller leckerem Gemüse in den Mund.

Satt und etwas besser gelaunt machte ich mich am Abend fertig und betraht dann Chesters Zimmer.
Dieser lag bereits im Bett und sah mir entgegen, als ich die Türe hinter mir schloss.

Oh Gott...

Adrenalin schoss in meinen Körper und nervös zuckten meine Finger.

Scheiße!

„Wir müssen reden...", begann mein bester Freund und ich mied seinen Blick, als ich nickte und mich zu ihm aufs Bett setzte.

Mist...

„Was ist passiert? Willst du es mir erklären?".
Ches Stimme war sanft und mitfühlend und das machte das Ganze noch schlimmer.

Meine Finger zitterten und nervös verschränkte ich sie ineinander, unterdrückte somit das Bedürfnis, mir durch die Haare zu fahren.
„Marek und ich haben uns gestritten", sagte ich das erste, was mir einfiel, mied aber Chesters Blick.

Mein Mund war so trocken, wie eine Wüste und schmerzhaft schluckte ich.
„Aha?", hörte ich meinen besten Freund murmeln und verwundert über diese lässige Reaktion schaute ich auf.

Chester sah mich an, als würde er auf etwas warten.
Irgendeine Erklärung.
Irgendwas.

Doch die bekam er nicht.
Ich war zu feige.

„Ich-...", stotterte ich leise und langsam und mein Gehirn hörte einfach auf zu arbeiten.

Ich bin schwul.
Ich bin in Marek verliebt.
Ich habe mit ihm geschlafen und wurde jetzt von ihm sitzen gelassen.
Ich bin verletzt.

Fragile - Falling like the stars || boyxboyWhere stories live. Discover now