| Chapter Eighty-Two |

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„Kommt uns bald wieder besuchen!", rief uns Minella hinterher und lächelnd winkte ich der Frau zu.
Marek legte den Rückwärtsgang ein und fuhr aus der Einfahrt des Hauses der Pawlows.

Nachdem wir uns ein bisschen um unseren Deal, also knutschen und Reden, gekümmert und noch einen weiteren Tag dort verbracht hatten, wurde es langsam wieder Zeit zu gehen.
In meinem Kopf sammelten sich wütende und verweifelte Gedanken und ich wusste nicht, was ich tun sollte.

Sollte ich tatsächlich wieder in Mareks Wohnung gehen?
Ich hatte Angst davor.
Ich hatte Angst mit ihm zu weit zu gehen.
Ich hatte Angst, dass ich ihn wegen seinem Vater nicht länger anlügen konnte.
Vor lauter Verzweiflung hatte ich ihm erzählt, dass Dain über mich sprechen wollte, was natürlich totaler Quatsch war.
Und Marek war nicht dumm.
Er hatte noch einige Male nachgefragt, aber ich war standhaft geblieben.
Wenn unser Plan aufgehen sollte, durfte ich jetzt nicht versagen.

Sollte ich zurück nach Hause?
War es mein Zuhause?
Hatte ich überhaupt ein Zuhause...?
Konnte ich das denn riskieren?
Was, wenn Ben wieder dort war?

Blieb noch... Chester.
Auf keinen Fall.
Ich würde mich nicht mit ihm vertragen.
Ich wollte nicht.
Sollte er ruhig noch eine Weile spüren, dass ich sauer auf ihn war!
Wer auch immer das in letzter Zeit war, mein bester Freund war es nicht.
Vielleicht wurde er ja von Aliens entführt und ersetzt.
Zumindest würde das so einiges erklären...

Tja, und nun?

„Bist du nervös? Wegen dem Abitur, meine ich", versuchte ich die unangenehme Stille zu durchbrechen und sah Marek kurz von der Seite an.
Seine Augen waren konzentriert auf die Straße gerichtet, sein Kiefer war zum schneiden scharf und seine Wangenknochen traten stark hervor, während seine Hände das Lenkrad mal wieder viel zu fest gepackt hatten.

„Hm...", überlegte Marek und sah ganz kurz zu mir. In diesem kleinen Moment, in dem sich unsere Blicke trafen, entzündete sich ein ganzes Feuerwerk in meinem Bauch und verzweifelt versuchte ich es unter Kontrolle zu halten.
„Ein klein Wenig", gab er dann zu und ich wunderte mich darüber.
Marek hatte mal Angst?
Unglaublich.
Dass ich das mal erleben durfte!

Nach ein wenig Smalltalk gelangten wir zu seiner Wohnung und noch immer wusste ich nicht, was ich tun sollte.
Unschlüssig stand ich hinter Marek, der nun mitlerweile die Türe aufschloss und krampfhaft suchte mein Kopf nach einer Lösung.
Ich konnte doch nicht schon wieder hier bleiben...
Oder?

„Marek... Ich-", wollte ich mir eine Ausrede einfallen lassen, doch noch bevor ich meinen Satz zu Ende bringen konnte, unterbrach mich der große Dunkelhaarige. „Nein, halt die Klappe. Du kommst mit rein".
Mit offenem Mund wurde ich von Marek mitgezogen und noch während ich versuchte zu verstehen, was hier passierte, hatte Marek schon wieder abgeschlossen, hatte meine Hand genommen und zog mich nun mit sich in die Küche. Meine Finger kribbelten und mein Kopf konnte einfach nicht verstehen, was hier passierte.

„Ich hab schon gemerkt, dass du dir eine Ausrede einfallen lassen wolltest, Quinn", erklärte er mir, wobei er meinen Namen extra betonte und kurz grinste. Sofort musste ich wieder daran denken, dass er mich Schatz genannt hatte...
Arg!

„Und fang gar nicht erst damit an. Du kannst nicht nach Hause, das wissen wir beide. Du könntest zu einen deiner Freunde, aber willst du ihnen alles erklären? Und so, wie ich dich kenne, bist du viel zu stur, um zu Ches zu gehen. Also, wenn du nicht noch jemanden hast, von dem ich nichts weiß, dann... Herzlich Willkommen in meinem Reich", grinste er über sein ganzes Gesicht und breitete seine Arme aus, als würde er eine Rede halten.

Meine Augen waren groß, mein Mund staubtrocken und mein Kopf leer.
Wie?
Was?
WAS?!
Warum kannte der Typ mich so gut?!
Nochmal Arg!

„So einfach ist das nicht. Ich muss zur Arbeit, ich muss-", versuchte ich es weiter mit Ausreden, doch Marek unterbrach mich einfach, indem er eine wegwerfende Handbewegung machte und dann zu dem großen Herd ging.
„Gibst du mir mal die Butter. Die steht da hinten", überging er meinen Kommentar einfach und seufzend beugte ich mich meinem Schicksal.

Zusammen kochten wir in seiner rießigen Küche, während wir dabei laut Musik hörten und für einen winzig kleinen Augenblick fühlte sich das alles echt an.

So wollte ich irgendwann mal leben.
Mit jemandem, der mich verstand und unterstützte.
Mit jemandem, der lustig, aber auch ernst sein konnte, so wie es die Situation benötigte.
Mit jemandem, dem ich vertrauen konnte...

Meine Gedanken verhedderten sich ineinander und ich wusste nicht mehr wo oben und wo unten war.
Verdammt nochmal, ich hatte schon einen Plan von meinem Leben und den werde ich ganz sicher nicht verwerfen!
Für nichts und niemanden!

Nachdem wir es, tatsächlich ohne Verletzungen, geschafft hatten, Reis, Hähnchen und Gemüse zu machen, hatte Marek uns ins Wohnzimmer buxiert, in welchem wir nun auf der Couch saßen und beim Essen irgendeinen komischen Film auf Netflix schauten.

War das normal?
Machte man das so bei einer Wette?
Ich hatte keine Ahnung und das machte mich wirklich verrückt.

Als es gegen Abend wurde gingen wir ins Bett und nachdem wir nur etwas geknutscht hatten, hatte ich mich an Marek gekuschelt und war eingeschlafen.

Ich wünschte, ich könnte mit jemanden über all das reden. Ich könnte wirklich eine zweite Meinung gebrauchen, aber... Wem sollte ich es erzählen?!

„Willst du auch Speck zum Rührei?", wollte Marek von mir wissen und überfordert wendete ich mein Gesicht vom Fenster ab.
Es war der zweite Tag hier, der dritte Tag des Jahres, und wir hatten die Zeit entweder mit hemmungslosem Rummachen, Reden, Kochen oder Netflix schauen verbracht.
Unnötig zu sagen, was wir davon am meisten getan hatten...

„Ja, gerne", beantwortete ich Mareks Frage und bereitete dann weiter die Brötchen vor.
Zusammen setzten wir uns dann mit dem fertigen Frühstück an den Tisch und heimlich beobachtete ich Marek beim Essen.

Seine Augen waren auf seinen Handybildschirm gerichtet, als würde sein Leben davon abhängen.
Seine Kiefer mahlten beim Kauen und ich betrachtete seine Muskeln am Arm, wenn er sich neues Essen in den Mund schob.
Wie hypnotisiert blieb mein Blick an seinen Lippen kleben.
Sie waren so voll und wunderschön und auch verdammt geschwollen.
Ich spürte, wie es in mir kribbelte, wenn ich an unsere Küsse und Berührungen dachte und ich fragte mich, wie lange ich ihm wohl noch wiederstehen konnte.

„Quinn, wenn du nicht sofort damit aufhörst, kann ich für nichts garantieren", hörte ich ihn sagen, ohne dass er von seinem Handy aufsah.
Erschrocken senkte ich meinen Kopf und sah auf meinen Teller, während ich spürte, wie mein Gesicht knallrot anlief.
Gott, du bist so peinlich, Quinn!

„Komm her", befahl er mir dann und sofort kam mein kindlicher Trotz wieder an die Oberfläche. „Wieso?", fragte ich misstrauisch und sah ihm nun wieder ins Gesicht.
Marek hatte sich entspannt nach hinten gelehnt und funkelte mich herausfordernd an, während seine Lippen zu einem leichten Lächeln verzogen waren. „Komm her und finds heraus", war seine Antwort.

Ich zog eine Augenbraue nach oben und konnte es selbst nicht glauben, als ich tatsächlich aufstand und zu ihm ging.

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Naaaaaaa.
Sorry für das langweilige Übergangskapitel, aber das nächste wird spannender.
Versprochen. ;D

Immer her mit euren Gedanken und Ideen zur Verbesserung! <3

Eure Ella

Fragile - Falling like the stars || boyxboyWhere stories live. Discover now