| Chapter Seventy |

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„Warte, das ging mir zu schnell. Wie?", unterbrach mich Ches, als ich ihm bei einer Aufgabe helfen wollte.
Ich hatte ihn echt lieb, aber machmal konnte er sich echt doof anstellen...

Seufzend kreuzte ich die Aufgabe durch und begann noch mal ganz von vorne.
Ich spürte die Blicke der anderen auf mir, doch es war mir egal.
Sollten sie halt zuhören, was solls.

„Aber muss man das X nicht multiplizieren?", hörte ich Timba fragen und ich hob meinen Kopf, um in dessen dunklen Augen zu schauen.
Sie waren nicht mehr besonders.
Es waren einfach nur noch Augen.
Sehr langweilige, braune Augen.

„Ne, dann hast du das ja doppelt auf der Seite. Schau", widersprach ich ihm, schob das Blatt in die Mitte vom Tisch und begann die Aufgabe kommentiert zu lösen. Dabei blendete ich alles um mich herum aus, vertiefte mich so sehr in die Zahlen und biss ab und zu gedankenverloren auf dem Bleistift in meiner Hand herum.

„Wieso kannst du das? Du hast das doch erst nächstes Jahr?", hörte ich Killian etwas missmutig fragen und seine Eifersucht gab mir einen Ego-Boost. Ich liebte es, wenn ich in etwas besser war, als sie.
Dann fühlte ich mich mal nicht, wie ein kleines Kind.

„Eifersüchtig?", gab ich nur zurück, konnte ja schlecht erklären, dass ich mir das alles bei Marek angeeignet hatte...
Ich sah, wie Killian die Augen verdrehte und dann endlich wieder seine Klappe hielt.

So machte jeder Aufgaben, ab und zu musste ich etwas erklären, sodass fast eine angenehme Atmosphäre herrschte.
Naja, fast.
Wäre da nicht dieser gut aussehende Dunkelhaarige neben mir, der immer wieder wie zufällig über meine Hand oder mein Bein strich und so stark seine Wärme abstrahlte, dass ich sie durch meinem Pulli spüren konnte.

Sein Anblick machte mich völlig verrückt und ich wusste nicht, wie ich mit meinen Gedanken umgehen sollte. Immer wieder wurde das Bedürfnis groß ihn zu küssen und ich musste meinen Blick oftmals regelrecht von seinen Lippen losreißen.
Es war verdammt anstrengend und ich gab mir verdammt viel Mühe, damit niemand etwas bemerkte.
Wieso musste mir der Typ es auch so unglaublich schwer machen?!

So gut es ging verdrängte ich einfach alles, bis es endlich Abend wurde und niemand mehr Lust hatte.
„Zocken wir noch was?", fragte Silas in die Runde, während alle die Lernsachen zusammen packten. Die anderen nickten zustimmend und zusammen machten sie sich auf den Weg nach oben.

„Bleibst du hier?", fragte mich Ches leise, als er sah, dass ich am Tisch sitzen blieb und ich nickte nur leicht.
Während nun die anderen laut lachend die Treppen hinauf polterten ging ich zu dem Sofa im Wohnzimmer und ließ mich darauf sinken, nachdem ich das Buch, welches ich das letztes mal angefangen hatte, aus dem Bücherschrank gekramt hatte.

Kurz musste ich noch mal nachlesen, was alles schon passiert war, doch dann kam ich recht schnell wieder rein.
Versunken in der fiktiven Welt, in welcher ich viel lieber leben würde, bemerkte ich erst gar nicht, wie er sich mir näherte.
Erst, als sich eine Hand auf meine Schultern legte zuckte ich erschrocken zusammen und ließ das Buch entsetzt fallen.
Mit einem viel zu lauten Poltern fiel es auf den Boden und wütend schaute ich nach oben.

„Was willst du?", knurrte ich Marek an, während ich das Buch vom Boden fischte.
„Wieso bist du denn so schreckhaft?", lachte er mich aus, während er sich auf den Platz neben mich fallen ließ.
„Was du willst?", wiederholte ich meine Frage, mit einem noch wütenderem Unterton.
„Na was wohl", grinste der Dunkelhaarige und ihm nächsten Moment lagen seine Lippen auf meinen.

Erschrocken blieb ich stocksteif, während mein Herzschlag in die Höhe schnellte.
Gott, ja!, schrie mein Körper und ich hasste ihn dafür. Viel zu schnell gab ich nach und erwiderte seinen hungrigen Kuss.
Verzweifelt krallte ich mich in Mareks Shirt fest und vergaß alles um mich herum.

„Was, wenn jemand runter kommt?", flüsterte ich in eine Atempause hinein und stöhnte dann leise auf, als Marek meinen Hals entlang küsste.
Wir waren viel zu stürmisch, viel zu impulsiv und ich hasste es, dass ich es liebte.

„Da kommt schon keiner", murmelte er, während er an meiner Haut saugte und ich mich stöhnend an ihm fest klammerte.
Meine Nerven waren bis zum zerreißen gespannt und mein Körper total überfordert.
Wieso tat er das?!

Dann wanderte er wieder nach oben, nur um meinen Kopf fest zu umklammern und mich wieder mit der selben Intensität zu küssen, wie zuvor.
Ich vergaß die Welt um mich herum, vergaß ihn, vergaß mich.
Ich schwebte, flog, fiel und erst, als er von mir abließ, erwachte ich aus diesem Traum.

„Hier, den hast du vergessen", hörte ich ihn flüstern und spürte etwas kühles in meinen Händen.
Perplex starrte ich auf das Metall in meiner Hand, an welchem ein Schlüssel hing.

„Was...?", fragte ich sprachlos und sah ihn dann mit offenem Mund an. „Ich hab das ernst gemeint", lachte Marek und schloss meinen Mund mit seiner Hand. „Du kannst immer zu mir kommen".
Mit riesigen Augen starrte ich auf seinen Wohnungsschlüssel, dann auf den Anhänger, der geformt war, wie eine Note, dann wieder zu ihm.

Ich war total überfordert, wusste nicht, was ich sagen sollte.
War das gut oder war das eine verdammt doofe Idee?
Ich sollte das nicht annehmen...
Gott, nein, ich sollte ihm den Schlüssel sofort zurück geben.

„Danke", murmelte ich und schloss meine Hand um den Schlüssel mit Anhänger, um beides dann an mich zu drücken.
Marek lächelte und ich spürte, wie etwas in meinem Bauch Purzelbäume schlug.
Mit zittrigen Fingern zog ich seinen Kopf mit der freien Hand zurück zu mir und legte meine Lippen noch einmal auf seine.

Federleicht, so zart, als würden wir uns kaum berühren und doch war der Kuss so intensiv, wie noch nie.
In mir kribbelte, zirbte, knallte alles und ich brauchte einen Moment, um mein rasendes Herz zu beruhigen.

Hatte er das ernsthaft getan?
Hatte ich wirklich ein Schlüssel zu seiner Wohnung bekommen?!
Was waren seine Hintergedanken dabei...?

Marek löste sich von mir und stand dann auf.
Nachdem er mir kurz zugezwinkert hatte ging er wieder nach oben und ließ mich ziemlich überfordert zurück.
Was sollte ich denken?!
Was sollte ich tun?!

Ich wünschte, ich hätte jemanden, mit dem ich darüber reden konnte...
Ich wünschte, ich könnte ehrlich zu Ches sein. Ich benötigte seinen Rat...
Gerne würde ich es Joy, Isa und Griff sagen, doch hatte ich ein mulmiges Gefühl dabei.

Irgendwie war es unser kleines Geheimnis, Marek und meins.
Und irgendwie wollte ich, dass es unseres blieb.
Machte das alles überhaupt einen Sinn?!
Scheiß, Quinn.
Du wirst echt verrückt!

Fragile - Falling like the stars || boyxboyWhere stories live. Discover now