| Chapter Eighteen |

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Ich wachte erst wieder auf, als mich eine warme Hand an den Schultern schüttelte. „Aufwachen, Dornröschen. Komm, es gibt schon Abendessen", weckte Chester mich und schlaftrunken streckte ich meinen steifen Glieder. Ich hatte wohl doch größeren Schlafmangel, als gedacht.
Abendessen schon? Es gab doch erst Frühstück!

Nachdem ich ausgiebig gegähnt hatte, stand ich vom Bett auf, um meinem besten Freund nach unten zu folgen. Laute Stimmen und Gelächter schallten mir entgegen und genervt musste ich feststellen, dass die Idioten immer noch da waren und es sich alle am großen Esstisch bequem gemacht hatten.

Als ich in das riesige Zimmer trat richten sich einige Augenpaare auf mich und nervös knetete ich meine Finger, um nicht wieder umzudrehen und zurück in Ches Zimmer zu laufen. Am Tisch war nur noch ein Stuhl frei und, aus mangelnder Alternative, ging ich darauf zu.

„Ah, Quinn. Komm kurz mit, Schatz", rief Ana, als sie mich erblickte und stand auf, während die anderen munter weiter quatschten. Verschlafen folgte ich der hübschen Frau in die Küche und sie öffnete den Kühlschrank, um ein kleines Fläschchen heraus zu holen. Verwirrt beobachtete sich sie dabei, als sie damit auf mich zukommt. „Ein kleines Hausmittelchen", erklärte sie mir lächelnd, und befahl mir mit einem Blick, meine Augen zu schließen. Ich kam ihrer Bitte nach und spürte, wie sie etwas kühles in meinem Gesicht verteilte. Erleichtert atmete ich aus und hörte Anas leises Kichern.

„Keine Ahnung, was das ist, aber ich liebe es! Danke, Ana", murmelte ich entspannt, als das Mittel unter meine Haut drang und die Schmerzen gedämmt wurden. „Sehr gut. Na los, jetzt isst du erst mal was", ordnete mir die Frau mit den langen, braunen Haaren an und ich öffnete wieder meine Augen, um zurück ins Esszimmer zu laufen. Mein Auge fühlte sich schon viel besser an und ich bildete mir ein, bereits jetzt schon wieder viel besser sehen zu können.

„Geht's dir besser, Quinn?", begrüßte mich Erik, als ich mich auf den Platz zwischen Chester und Ana nieder ließ. Beschämt nickte ich dem Mann zu und bemerkte, wie mir Röte die Wangen hochkroch, doch niemand gab einen blöden Kommentar ab. Die Anwesenheit des großen Mannes schien sie wohl genug abzuschrecken und erleichtert traute ich mich meinen Blick zu heben.

Sofort bereute ich das jedoch, da mich dunkelgrüne Augen von der anderen Seite des Tisches anfunkelten. Nun doch wieder nervös lenkte ich meinen Blick den rechteckigen Tisch entlang. Rechts von mir, neben dem noch feinen Platz von Ana, am Tischende, saß Erik. Neben dem großen Mann saß Timba, daneben, und mir gegenüber, dann Marek. Rechts von dem Arsch saß Yoldas und dann Killian. Am anderen Tischende thronte Karim, dann folgte Silas und, gleichzeitig links neben mir, saß Chester.

Der Tisch stand voller leckerem Essen und ich wusste nicht, nach was ich zu erst greifen sollte. Die Jungs quatschten und lachten laut und nach kürzester Zeit tat mir mein Kopf erneut weh. Ana kam mit weiteren Töpfen aus der Küche und gab den Startschuss zum Essen.

Niemand sprach mit mir und ich war auch froh darüber, denn ich war damit beschäftigt mir Nudeln mit Soße und Hähnchen in den Mund zu stopfen. Erst jetzt wurde mir bewusst, wie sehr ich Anas Essen vermisste.

„Wer hat dich denn jetzt so vermöbelt?", wurde ich nach einiger Zeit von Yoldas angesprochen und wütend presste ich meine Hände unter dem Tisch zu Fäusten zusammen. Was interessierte ihn das denn jetzt?
Neben mir versteifte sich Ches, denn ihm war wohl bewusst, dass ich nicht darüber reden wollte. „Ein Klassenkamerad, sagt er", kam mir Erik zu Hilfe, als er sah, dass ich meinen Mund noch mit dem leckeren Hühnchen voll hatte und ich nickte lahm, während ich hoffte, dass damit das Thema erledigt war.

„Wer denn?", fragte nun Silas interessiert nach und ich schaffte es gerade so, meine Augen nicht zu verdrehen. „Dieser Valentin", kam mir Chester zu Hilfe und entgeistert starrte ich ihn an. Spätestens jetzt hatte wohl jeder bemerkte, dass das alles gelogen war. Naja, jeder außer Yoldas: „Ich wusste gar nicht, dass der kleine Kerl so fest zuhauen kann", gab er erstaunt von sich und auch Chester schien jetzt zu bemerken, dass er etwas dummes gesagt hatte.

Valentin war keine 1,60 Meter groß, sehr dünn gebaut und hatte panische Angst vor seinen Mitschülern. Wohl kein passender Kandidat für diese Aufgabe. „Valentin? Von dem lässt du dich vermöbeln?", fragte Killian misstrauisch und nervös zuckte mein Fuß hin und her. „Ihr unterschätzt den halt, so wie ihr Quinn immer unterschätzt", grinste Ches mir zu und die anderen murrten.

„Das können wir ja gerne mal ausprobieren", mischte sie Karim ein und, als er mich so böse angrinste, erinnerte er mich an einen gefräßigen Hai. „Jungs, Jungs!", unterbrach Ana unsere bösen Blicke. „Ist doch nur Spaß, Mama", versuchte Chester seine Mutter zu beruhigen und die anderen lachten, um diese Aussage zu unterstreichen, nur ich tat das nicht.

„Genau, Frau Kayser. Wir machen doch nur Spaß mit unserem Quincy", stimmte Karim noch zu und ich verdrehte meine Augen. Manchmal würde ich anderen auch gerne in den Arsch kriechen, doch der war schon voll...
Ich spürte Mareks nachdenklichen Blick auf mir und ignorierte ihn.

Wieder verfielen alle in unterschiedliche Gespräche, wobei mir auffiel, wie gut sich Marek mit Chesters Vater verstand. Sie redeten über Fußball und Bowlen und ich war überrascht, wie normal Marek sich verhielt. Als wäre er kein komplettes Arschloch und würde sich rührend um seine Familie kümmern.
Tatsächlich wusste ich gar nichts über ihn. Hatte er Geschwister? Ach, das war mir doch egal! Er war und blieb ein Arsch!

Nach dem Essen gingen die Jungs wieder hoch in Ches Zimmer und ich bot Ana meine Hilfe beim Aufräumen an, da ich nicht mit ihnen mit wollte.
„Alles in Ordnung?", fragte sie mich und beobachtete mich besorgt dabei, wie ich einen dreckigen Topf unter den Wasserstrahl hielt, um diesen sauber zu machen. Überrascht drehte ich mich etwas zu ihr um und sah in ihre liebevollen, braunen Augen. „Natürlich", lächelte ich ihr zu und ihr roter, voller Mund verzog sich, sodass ich sofort wusste, dass sie mir nicht glaubte.

„Es sind Chesters Freunde, nicht wahr? Soll ich mal mit ihm reden?", erkundigte sie sich nun und zog fragend ihre dunklen Augenbrauen nach oben. Natürlich war es ihr aufgefallen, die Frau kannte mich einfach zu gut. „Nein, nein", gab ich schnell zurück und gab mir mehr Mühe mit meinem Lächeln. „Es ist alles okay, versprochen". Innerlich ohrfeigte ich mich dafür, aber ich wollte keinen Streit provozieren. Nicht wegen mir.

„Na gut, aber du weißt, du kannst immer mit mir reden, Schatz", gab sie nun nach und dankbar nickte ich ihr zu. Schnell wand ich mich wieder dem Topf zu und versank in meinen Gedanken.

Fragile - Falling like the stars || boyxboyWhere stories live. Discover now